Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Interessierter » 18. Mai 2018, 11:20

Es war ein besonderer Abend. Karl-Heinz Richter erzählte auf Einladung der CDU Alverskirchen von seinem gescheiterten Fluchtversuch aus der ehemaligen DDR, von den unmenschlichen Haftbedingungen im Stasi-Gefängnis und davon, wie auch seine Familie tyrannisiert wurde. Eine bedrückender Bericht eines Zeitzeugen. Die Schilderung von Haftbedingungen und Misshandlungen macht die mehr als 60 Zuhörer sprachlos.

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Karl-Heinz Richter schilderte in beeindruckender Weise, zu welchen Gräueltaten das Stasi-Regime in der ehemaligen DDR fähig war. Foto: Wehmeyer

Vorn steht ein etwas untersetzter Mann. Er ist 65 Jahre alt. Er berichtet von Willkür und Terror in der SED-Diktatur in der ehemaligen DDR . Seine Stimme ist ruhig, der Tonfall im Berliner Dialekt manchmal sogar etwas salopp. „Wenn Sie aber wüssten, wie es in mir aussieht, würden Sie vermutlich zu heulen beginnen“, räumt er im Laufe des Abends ein. Karl-Heinz Richter erzählt auf Einladung der CDU Alverskirchen von seinem gescheiterten Fluchtversuch, von den unmenschlichen Haftbedingungen im Stasi-Gefängnis und davon, wie auch seine Familie tyrannisiert wurde. Bedrückt hören die mehr als 60 Anwesenden zu und können kaum glauben, was der Referent aus seinem Leben berichtet.

„Als die Mauer 1961 gebaut wurde, stand für mich und meine Freunde fest: Hier haben wir keine Perspektive, wir wollen das Land verlassen“, beginnt Richter seinen Vortrag. „Weil wir nicht in der FDJ waren, durften wir kein Abitur machen. Zudem hatte ich viele Freunde in Westberlin.“ 1964 habe er 17 Mitschülern durch Aufspringen auf den anfahrenden Moskau-Paris-Express zur Flucht verholfen. Sein eigener Versuch scheiterte. Er musste aus sieben Metern eine Mauer herunterspringen, um nicht entdeckt zu werden, und brach sich dabei Arme, Beine und Rippen. „Über dreieinhalb Kilometer habe ich mich nach Hause geschleppt. Eine Woche später wurde ich verhaftet, da ich von einer heute in Österreich lebenden Familie verraten wurde.“

Richters Schilderungen der Haftbedingen sind dann schon beim Zuhören nur schwer zu ertragen. „Ich hatte in der Zelle einen „Küben“ als Klo, ich konnte mich zehn Wochen nicht waschen und auch nicht die Wäsche wechseln.“ Die Organisation einer Massenflucht sei in der DDR eines der schlimmsten Verbrechen gewesen. „Ich wurde geprügelt ohne Ende und gefoltert ohne Ende“, berichtet er mit Bitterkeit in der Stimme. „Ich hatte eine wahnsinnige Angst, dass ich bei einem Geständnis zum Tode verurteilt würde.“

Viele seiner Mitgefangenen seien wahnsinnig geworden, viele noch heute in psychotherapeutischer Behandlung. Mielke selbst habe angeordnet, dass er medizinisch nicht versorgt werden dürfe. „Meine Haut unter dem Gips war stark entzündet und der Juckreiz unerträglich. Später war ich 18 Monate in der Charité und musste 15 Operationen über mich ergehen lassen, damit die nicht richtig zusammengewachsenen Knochen gerichtet werden konnten.“


Aber nicht nur gegen ihn ging man vor. „Meine Mutter hat ihre Arbeit verloren und später, als ich 1975 ausreisen durfte, ist meine Frau verhaftet worden, und man hat uns unsere Tochter weggenommen.“ Etwas Schlimmeres könne man kaum erleben. Seine Frau habe man bei der Verhaftung mehrmals vergewaltigt. Von dieser Schande habe sie sich nie wieder erholt. Drei Selbstmordversuche seien die Folge gewesen, noch immer müsse sie psychologisch betreut werden. Der Kontakt zu seiner Tochter sei seit 13 Jahren abgebrochen. „Warum hast Du uns das angetan“, sei ihr ständiger Vorwurf gewesen. Nach seiner Abschiebung hat Richter noch 21 Menschen, unter anderem auch Ärzten der Charité, durch falsche Pässe die Flucht ermöglicht.

Während des Vortrages ist zwischendurch immer wieder seine Erleichterung darüber zu spüren, dass dies alles nun vorbei ist. „Ich bin glücklich, dass ich die Wiedervereinigung erleben durfte“, ist nicht nur einmal von ihm zu hören. Und dann kommt ein Satz, der die Person Richters kennzeichnet: „Ich würde immer wieder das Gleiche tun“, stellt er fest, und unterstreicht damit seinen Freiheitswillen, den er in seinem Leben über fast alles andere gestellt hat. „Wenn heute einige Menschen meinen, in der DDR habe es auch viel Gutes gegeben, ist das eine Verhöhnung der Opfer.“

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-War ... en-Bericht
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon augenzeuge » 18. Mai 2018, 18:18

Seine Frau habe man bei der Verhaftung mehrmals vergewaltigt. Von dieser Schande habe sie sich nie wieder erholt.

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon andr.k » 18. Mai 2018, 20:25

Interessierter hat geschrieben:„Wenn heute einige Menschen meinen, in der DDR habe es auch viel Gutes gegeben, ist das eine Verhöhnung der Opfer.“

Der Mann hat wirklich ernsthafte Probleme, die bis heute anhalten.

augenzeuge hat geschrieben:
Seine Frau habe man bei der Verhaftung mehrmals vergewaltigt. Von dieser Schande habe sie sich nie wieder erholt.

[angst]
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..."bei der Verhaftung mehrmals vergewaltigt". [denken]
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Dr. 213 » 19. Mai 2018, 01:05

andr.k hat geschrieben:
..."bei der Verhaftung mehrmals vergewaltigt". [denken]


Tja, was einem so alles passieren konnte, wenn man in die Fänge der staatlichen Organe geraten war.

Es wird in Berichten von in der DDR Verhafteten (die Zugeführten oder vorläufig Festgenommene zähle ich da großzügig mit)
immer wieder berichtet, wie gerne und intensiv man sich mit allen Körperöffnungen beschäftigt hat.
Und das kann durchaus von den Opfern als Vergewaltigung empfunden worden sein.
Erst recht, wenn das vorgeworfene Delikt lächerlich gering war und im freien Teil der Welt nur eine einfache Ordnungswidrikeit darstellte.
Wie etwa unübliches Reisen in Kofferraum oder das Verlaufen beim Pilze sammeln.

Mal so als krasses Gegenbeispiel wie es auch gehen konnte:
Als die DDR- Organe mich am Tag meiner Flucht damals kurzfristig einkassiert hatten, da wurde ich nicht derartig behandelt.
Ich mußte meine Jesuslatschen ausziehen und wurde von oben bis unten recht gründlich abgetastet.
Die vielen DM und Ostmark Geldscheine in meinen Socken ham'se aber nicht gefunden.
Es wurden sogar Würstchen serviert weil es zufällig Mittag war.
Die DDR- Organe als nette Kaffee und Kuchen servierende Dienstleister des Volkes, ja die liebten wirklich alle. [wink]

Und darum sind für mich die Berichte von Opfern perse zunächst nicht unglaubwürdig.
Schon erst gleich dreimal nicht, wenn solche Vorwürfe von ehmaligen Zahnrädchen dieser Diktatur kommen.

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Beethoven » 21. Mai 2018, 14:40

Tja, wie schon öfter geschrieben. Den Inhaftierten ging es bestimmt nicht rosig. Das wird hüben wie drüben nicht bestritten.

Aber Vergewaltigung der Ehefrau? Selbst wenn man diese so untersucht hat, wie von Dr. 213 beschrieben, so ist das keine mehrfache Vergewaltigung.
Und somit ist der Herr für mich ein Märchenerzähler.

Warum sollte man so einen Mann foltern? Was sollte damit erreicht werden? Welches Ziel sollte eine Folterung erreichen?
Unglaubhaft für mich.
Da gab es doch mal einen Satz in diesem Forum. Dieser Zeitzeuge taugt nicht als Zeitzeuge oder so ähnlich.

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Danny_1000 » 21. Mai 2018, 15:23

Beethoven hat geschrieben:Unglaubhaft für mich.
Da gab es doch mal einen Satz in diesem Forum. Dieser Zeitzeuge taugt nicht als Zeitzeuge oder so ähnlich.

Freundlichst

Nun halte ich mich mit solchen Äußerungen über Menschen, die die DDR aus politischen Gründen drangsaliert und eingesperrt hat, sehr zurück.

Ich kenne persönlich einige Fälle, die ich zu DDR- Zeiten als Propaganda des Westens eingeordnet hätte. Diese mir persönlich bekannten Personen und deren Stasi-Akten halte ich heute für absolut glaubhaft. Allerdings: Das sind die stillen Opfer. Sie suchen nicht die grosse Bühne. Und sie machen mit ihrer Lebensgeschichte keine Kohle.

Anders der Herr Richter. Er hat, wie man leicht recherchieren kann, die Offenlegung seiner DDR -:Biografie zum Geschäftsmodell gemacht. Und da habe ich dann hinsichtlich der Authentizität seines Falles gewisse Bauchschmerzen.

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Spartacus » 22. Mai 2018, 18:12

Wundert mich, dass der Karnak noch nicht auf der Matte steht, aber bei aller Liebe, ich glaube das auch nicht.

Warum?

Nun ich habe in Bautzen etliche Ex Polizisten - also VPler - erlebt, die wegen verschiedenster Delikte dort hockten.

Verhaftungen wurden in der Regel durch die VP durchgeführt. Wenn die also die Frau gemeinschaftlich - anders wäre
es ja nicht gegangen - auf der Wache vergewaltigt hätten und die Frau hätte Anzeige erstattet, dann wäre der Apparat
angelaufen.

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon augenzeuge » 22. Mai 2018, 18:34

Spartacus hat geschrieben: Wenn die also die Frau gemeinschaftlich - anders wäre
es ja nicht gegangen - auf der Wache vergewaltigt hätten und die Frau hätte Anzeige erstattet, dann wäre der Apparat
angelaufen.

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So wie im Oktober 1989, als es massive Körperverletzungen von Verhafteten durch die VP gab?

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Dr. 213 » 22. Mai 2018, 21:06

Soviel Vertrauensvorschuss haben die "Organe" aber nicht verdient.
Erscheinungen wie "Roter Terror" und "Arafat" aus Cottbus und der "Kung-Fu" in Karl- Marx- Stadt sind der Beweis,
daß Übergriffe möglich waren, geduldet wurden, oder auch sehenden Auges an die Kapos deligiert wurden.

Das war sicher nicht die Regel aber auch nicht so selten, für eine eigene Dienststelle in Salzgitter hat es locker gereicht.

Man darf annehmen, daß ein großer Teil der Übergriffe von eigenen Vopo- Kollegen, die sich einen Rest an Menschlichkeit
bewahrt hatten, auf dem kleinen Dienstweg beendet worden sind.
Der Fall Matthias Domaschk läßt Raum für Spekulationen ob das immer gelungen war.

Anzeige oder Untersuchung, was sollten die denn bringen?
In so einem Fall wäre die stasiverseuchte K1 im grauen Barkas angerückt und hätte professionell im Sinne der SED
gefälscht und gelogen wie nur möglich. Das war Parteiauftrag. Sozialistische Rechtspflege ging eben so.

Erinnert sei hier an Maueropfer, die gegenüber den ahnungslosen Angehörigen als Unfälle kommuniziert wurden.
Oder die stundenweise komplette Übernahme von Krematorien, auf das man die von Kriegswaffen oder
volkseigenen Mordmaschinen übel zugerichteten Leichen ohne unliebsame Zeugen heimlich beseitigen konnte.

Von Verurteilungen übergriffiger Vopos/ Stasis habe ich jedenfalls zu DDR- Zeiten in der dortigen Presse nichts gehört.
Nicht im Fernsehen bei Peter Przybylski in "Der Staatsanwalt hat das Wort" und auch nicht auf der letzten Seite der
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon andr.k » 22. Mai 2018, 21:40

Dr. 213 hat geschrieben:Soviel Vertrauensvorschuss haben die "Organe" aber nicht verdient.
Erscheinungen wie "Roter Terror" und "Arafat" aus Cottbus und der "Kung-Fu" in Karl- Marx- Stadt sind der Beweis,
daß Übergriffe möglich waren, geduldet wurden, oder auch sehenden Auges an die Kapos deligiert wurden.

Das war sicher nicht die Regel aber auch nicht so selten, für eine eigene Dienststelle in Salzgitter hat es locker gereicht.

Man darf annehmen, daß ein großer Teil der Übergriffe von eigenen Vopo- Kollegen, die sich einen Rest an Menschlichkeit
bewahrt hatten, auf dem kleinen Dienstweg beendet worden sind.
Der Fall Matthias Domaschk läßt Raum für Spekulationen ob das immer gelungen war.

Anzeige oder Untersuchung, was sollten die denn bringen?
In so einem Fall wäre die stasiverseuchte K1 im grauen Barkas angerückt und hätte professionell im Sinne der SED
gefälscht und gelogen wie nur möglich. Das war Parteiauftrag. Sozialistische Rechtspflege ging eben so.

Erinnert sei hier an Maueropfer, die gegenüber den ahnungslosen Angehörigen als Unfälle kommuniziert wurden.
Oder die stundenweise komplette Übernahme von Krematorien, auf das man die von Kriegswaffen oder
volkseigenen Mordmaschinen übel zugerichteten Leichen ohne unliebsame Zeugen heimlich beseitigen konnte.

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Volker Zottmann » 22. Mai 2018, 21:48

Fresse halten, wäre manchmal angebrachter!

Besser auf den Punkt zu bringen, als es hier Dr.213 gelungen ist, hat dies noch keiner vermocht.
Der übergriffige Jugendwerkhof-Torgau wurde noch vergessen.

Gruß Volker
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon augenzeuge » 23. Mai 2018, 07:29

Volker Zottmann hat geschrieben: Besser auf den Punkt zu bringen, als es hier Dr.213 gelungen ist, hat dies noch keiner vermocht.
Der übergriffige Jugendwerkhof-Torgau wurde noch vergessen.

Gruß Volker


Exakt so ist es! w.z.b.w.

Was glaubst du Andr.K. was die Prügelknaben der VP im Herbst 1989 gesagt haben, wenn sich jemand über deren "Behandlung" beschwerte oder gar mit Anzeige gedroht hätte?
Mach dich mal schlau, aber erschrecke nicht.
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon SkinnyTrucky » 23. Mai 2018, 09:05

Es gab körperliche Übergriffe der Organe....hab's selber nicht erlebt aber ein Freund war nicht so schnell wie ich und wurde schonmal gepackt und ab und an vertrimmt....ob VP oder Trapo....egal....se liessen sich alle nicht gern auf der Nase rummtanzen wenn Pubers wie wir se provoziert haben....


groetjes

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Merkur » 23. Mai 2018, 09:17

SkinnyTrucky hat geschrieben:egal....se liessen sich alle nicht gern auf der Nase rummtanzen wenn Pubers wie wir se provoziert haben....
Mara


Was durchaus nachvollziehbar ist.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Spartacus » 23. Mai 2018, 16:20

Dr. 213 hat geschrieben:
Von Verurteilungen übergriffiger Vopos/ Stasis habe ich jedenfalls zu DDR- Zeiten in der dortigen Presse nichts gehört.
Nicht im Fernsehen bei Peter Przybylski in "Der Staatsanwalt hat das Wort" und auch nicht auf der letzten Seite der
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Ich zitiere mich mal selber Doc.

In Bautzen gab es, wie in allen Gefängnissen, eine Art Selbstverwaltung, wobei hier in der Regel „linientreue“ Gefangene an den Schlüsselstellen saßen. Ich wollte es kaum glauben, denn der Kapo in der Küche, war ein ehemaliger Volkspolizist, der irgend einen Mist gebaut hatte. Was, war beim besten Willen nicht raus zu bekommen!


Geschrieben 2013 und auch wenn es nicht in der Zeitung stand, dass gab es nun mal und er war auch nicht der einzige VPler in Bautzen. Und in Bautzen saßen nur politische Häftlinge
und die ganz schweren Jungs, die die richtig was auf dem Kerbholz hatten. Was musste ein VPler wohl angestellt haben, damit er in Bautzen landete?

Und klar mit dem Knüppel waren sie ganz schnell dabei, aber Vergewaltigung ist dann doch eine ganz andere Hausnummer. [shocked]

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon SkinnyTrucky » 23. Mai 2018, 18:34

Merkur hat geschrieben:Was durchaus nachvollziehbar ist.


Später, wo ich schon *erwachsen* sein sollte, sonst hätten se mich ja wohl kaum zum Ehrendienst geholt, brachen se mir die Nase bei der Festnahme und se blieb schief stehen, da eine adequate medizinische Behandlung nicht stattfand....

....ich finde, auch wenn man, oder gerade dann, wenn man volltrunken ist, kann ein für solche Vorfälle schon beruflich ausgebildetes Organ, es ohne Knochenbrüche hinbekommen, um jemand zur Raison zu bekommen....


groetjes

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon andr.k » 23. Mai 2018, 22:10

augenzeuge hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben: Besser auf den Punkt zu bringen, als es hier Dr.213 gelungen ist, hat dies noch keiner vermocht.
Der übergriffige Jugendwerkhof-Torgau wurde noch vergessen.

Gruß Volker


Exakt so ist es! w.z.b.w.

Was glaubst du Andr.K. was die Prügelknaben der VP im Herbst 1989 gesagt haben, wenn sich jemand über deren "Behandlung" beschwerte oder gar mit Anzeige gedroht hätte?
Mach dich mal schlau, aber erschrecke nicht.
AZ


Deine Argumente sind schon lustig. Glauben ist nicht mein Ding! Warum sollte ich mich "erschrecken"? Das Thema "Herbst 1989" wurde hier schon unendlich durchgekaut, dass bedarf keiner Antwort. Warum stellst du die Frage, was passiert wäre, wenn einer mit Anzeige gedroht hätte? Es gab doch Anzeigen/Beschwerden.
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Volker Zottmann » 24. Mai 2018, 09:24

Gestern schrieb ich schon: (22. Mai 2018, 22:48)

Mir war der erste Satz der Wichtigste! Manche disqualifizieren sich nämlich schon selbst durch ihre gehässige dreiste Art. Warum schreibst Du nur auf des @Dr.213 guten Beitrag so unqualifizierten Stuss?

Volker
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon augenzeuge » 24. Mai 2018, 09:48

andr.k hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben: Besser auf den Punkt zu bringen, als es hier Dr.213 gelungen ist, hat dies noch keiner vermocht.
Der übergriffige Jugendwerkhof-Torgau wurde noch vergessen.

Gruß Volker


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Was glaubst du Andr.K. was die Prügelknaben der VP im Herbst 1989 gesagt haben, wenn sich jemand über deren "Behandlung" beschwerte oder gar mit Anzeige gedroht hätte?
Mach dich mal schlau, aber erschrecke nicht.
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Deine Argumente sind schon lustig. Glauben ist nicht mein Ding! Warum sollte ich mich "erschrecken"? Das Thema "Herbst 1989" wurde hier schon unendlich durchgekaut, dass bedarf keiner Antwort. Warum stellst du die Frage, was passiert wäre, wenn einer mit Anzeige gedroht hätte? Es gab doch Anzeigen/Beschwerden.

Lustig ist das nicht. Es sind einfach traurige Fakten, dass man sich gegen Schergen wie KunFu oder Roter Terror, diese stehen doch für weitere Täter.... nicht mittels Anzeige wehren konnte.
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Spartacus » 24. Mai 2018, 17:48

Natürlich sind das Fakten AZ, aber es geht ja eben nicht um KungFu, oder den roten Terror, sondern um eine Vergewaltigung durch VP Angehörige.

Sparta


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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon augenzeuge » 24. Mai 2018, 18:31

Spartacus hat geschrieben:Natürlich sind das Fakten AZ, aber es geht ja eben nicht um KungFu, oder den roten Terror, sondern um eine Vergewaltigung durch VP Angehörige.

Sparta


Schon klar. Und deshalb schließe ich das nicht aus. Auch wenn es ganz sicher einen Einzelfall darstellen würde.
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon andr.k » 24. Mai 2018, 22:16

augenzeuge hat geschrieben:
Spartacus hat geschrieben:Natürlich sind das Fakten AZ, aber es geht ja eben nicht um KungFu, oder den roten Terror, sondern um eine Vergewaltigung durch VP Angehörige.

Sparta


Schon klar. Und deshalb schließe ich das nicht aus. Auch wenn es ganz sicher einen Einzelfall darstellen würde.
AZ


Das steht leider nicht im Zeitungsartikel, oder? Es ist schon erstaunlich, wie man sich hier die richtigen "Fakten" zaubert.
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon augenzeuge » 25. Mai 2018, 07:31

andr.k hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Spartacus hat geschrieben:Natürlich sind das Fakten AZ, aber es geht ja eben nicht um KungFu, oder den roten Terror, sondern um eine Vergewaltigung durch VP Angehörige.

Sparta


Schon klar. Und deshalb schließe ich das nicht aus. Auch wenn es ganz sicher einen Einzelfall darstellen würde.
AZ


Das steht leider nicht im Zeitungsartikel, oder? Es ist schon erstaunlich, wie man sich hier die richtigen "Fakten" zaubert.


Zaubert? Man muss nur eins und eins zusammen zählen können. Du willst mir doch nicht erzählen, dass es das nicht gegeben hat?

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Interessierter » 25. Mai 2018, 08:40

Zitat andr.k:
Schon klar. Und deshalb schließe ich das nicht aus. Auch wenn es ganz sicher einen Einzelfall darstellen würde.
AZ

Das steht leider nicht im Zeitungsartikel, oder? Es ist schon erstaunlich, wie man sich hier die richtigen "Fakten" zaubert.


Wo steht denn im Zeitungsartikel, dass derartige Vergewaltigungen die Regel waren? Hilfloser kann man nun wirklich nicht argumentieren.
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon Olaf Sch. » 25. Mai 2018, 11:36

ich habe in dieser Hinsicht keinerlei Erfahrungen mit der Staatsmacht, also äußere ich mich nicht dazu. Ich streite solche Vorfälle nicht ab, aber sage auch nicht, dass sie passiert sind.

Das es aber zu Todesfällen in der Haft kam, die nicht erklärbar sind, das kann ich bestätigen.
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon andr.k » 25. Mai 2018, 15:14

Interessierter hat geschrieben:Zitat andr.k:



Das steht leider nicht im Zeitungsartikel, oder? Es ist schon erstaunlich, wie man sich hier die richtigen "Fakten" zaubert.


Wo steht denn im Zeitungsartikel, dass derartige Vergewaltigungen die Regel waren? Hilfloser kann man nun wirklich nicht argumentieren.


Lesen hilft lösen ... [grins]



Spartacus hat geschrieben:
Natürlich sind das Fakten AZ, aber es geht ja eben nicht um KungFu, oder den roten Terror, sondern um eine Vergewaltigung durch VP Angehörige.

Sparta

augenzeuge hat geschrieben:

Schon klar. Und deshalb schließe ich das nicht aus. Auch wenn es ganz sicher einen Einzelfall darstellen würde.
AZ

andr.k hat geschrieben:

Das steht leider nicht im Zeitungsartikel, oder? Es ist schon erstaunlich, wie man sich hier die richtigen "Fakten" zaubert.


[grin]
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon augenzeuge » 25. Mai 2018, 16:00

Weißt du was Zauberkunststücke beinhalten? Die Unkenntnis, wie man's gemacht hat! Also nun versuchs gar nicht erst. [grin]

Ich glaub dem Häftling! Weil ich den Hass der Schergen selbst in ihren Augen gesehen habe.
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon andr.k » 25. Mai 2018, 19:12

augenzeuge hat geschrieben:Weißt du was Zauberkunststücke beinhalten? Die Unkenntnis, wie man's gemacht hat! Also nun versuchs gar nicht erst. [grin]

Ich glaub dem Häftling! Weil ich den Hass der Schergen selbst in ihren Augen gesehen habe.
AZ


[flash] Hurra, jetzt wird die DDR Geschichte mittels Zauberstab aufgearbeitet. Glaub Ihm ruhig, zum Glauben würde ich lieber in die Kirche gehen.
[hallo]
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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon augenzeuge » 2. Mai 2021, 10:59

Vom roten Terror bis zum Putlitzer Preis

Oma war nach Westberlin gefahren, um meinen Großonkel zu besuchen, und hatte einen schweren Herzinfarkt erlitten. Es sah nicht gut aus. Die Ärzte im Charlottenburger Krankenhaus alarmierten meinen Vater. Sie schrieben ein Gutachten für die DDR-Behörden und baten darum, einen letzten Besuch zu genehmigen. Die Behörden lehnten ab. Ohne Begründung. Wenige Stunden später starb meine Großmutter. Wir hatten uns nicht von ihr verabschieden können. Ich fragte mich: Wie kann ein Staat seinen Bürgern so etwas antun?

Ich hatte ein enges Verhältnis zu meinen Großeltern. Großvater Siegfried, ein Sozialist, war während des Dritten Reichs im Widerstand aktiv gewesen; er leitete in der DDR ein Heim für Kriegswaisen. Opa war Ende der 1960er-Jahre tief enttäuscht aus der SED ausgetreten. Durch Opa kam ich zur Fotografie. Er brachte mir das Handwerk in einer Dunkelkammer bei. Er schenkte mir meine erste Kamera, eine Contax E. Er war ein Jahr vor Oma gestorben.

Zu dieser Zeit verbrachten mein Bruder Dirk und ich, 16 Jahre alt, die Freizeit mit einer MopedClique in unserem Viertel, Ho-Chi-Minh-Straße, Lichtenberg, eine Plattenbausiedlung. Wir frisierten unsere Zweitakter, schraubten andere Lenker dran, drehten die Kassettenrekorder auf: Ramones, The Clash und Ideal. Musik war uns wichtig, Alkohol und Zigaretten auch. Natürlich gab das Ärger mit der Volkspolizei. Die Beamten nahmen uns die Führerscheine weg und schikanierten uns. Wir rasten davon, wenn die erste „Bullenwanne“ in Sicht kam. In der Nähe unseres Treffpunkts befand sich eine Laubenkolonie, und es galt als Mutprobe, durch die schmalen Fußwege zu entkommen. Einer von uns, Thorsten Albrecht, knallte dabei gegen einen Laternenmast. Er starb im Krankenhaus. Zu seinem Gedenken hielten wir Mahnwachen, doch auch diese wurden von der Staatsmacht verboten.

Meinen Wunsch, eine Ausbildung zum Fotografen, lehnten die Behörden wegen meiner schlechten Schulnoten ab. „Keine Chance“, sagte ein Lehrer. Ich sollte Maurer werden. In den Monaten, die ich auf dem Bau zubrachte, schleppte ich Steine, mischte Beton an. Meine Eltern, beide Tierärzte, konnten mich wenig unterstützen. Meine Mutter war eine typische DDR-Frau, die neben ihrem Beruf auch noch die Kinder und den Haushalt versorgte. Eine bemerkenswerte Leistung, vor allem weil sie von meinem Vater keinerlei Hilfe erwarten konnte. Mein Vater war ein stiller, in sich gekehrter Mann. Er schleppte sich trotz seiner Alkohol- und Tablettenabhängigkeit zur Arbeit, die für einen Menschen, der Tiere liebt, eine tägliche Pein gewesen sein muss: Man hatte ihn in den Schlachthof von Friedrichshain versetzt.

Mein bester Freund, Thomas Popiesch, spielte Eishockey in der Junioren-Nationalmannschaft, stand vor einer großen Karriere. Doch einige seiner Verwandten lebten im Westen, und diese „Westkontakte“ genügten, um seine Laufbahn auszubremsen. Als wir an einem Samstagabend im „Lichtenberger Krug“ Bier tranken, sagte ich zu ihm: „Das macht doch alles keinen Sinn mehr.“

Er sah mich an. „Okay, wir hauen ab.“

Doch wie und wo? Die Geschichten der Maueropfer in Berlin kannten wir. Wie stark der Todesstreifen nach Westdeutschland gesichert war, wussten wir. „Über die CSSR nach Österreich“, meinte Thomas. Ich fälschte die Unterschrift meiner Eltern und hob in der Bank 400 Ost-Mark ab, von denen wir Fahrkarten nach Bad Schandau kauften, dem letzten Bahnhof vor der Grenze zur CSSR. Wir warteten auf die Dämmerung und marschierten los. Hinter dem Ort wanderten wir über Hügel und liefen die Elbe entlang. In der Dunkelheit stolperten wir Stadtkinder durch den Wald. Jedes Knacken, jeder Ruf eines Tieres ließ uns vor Schreck zusammenfahren und ausharren. Als der neue Morgen anbrach, erreichten wir einen großen Felsen. Direkt dahinter stand ein Hotel, das sich schon auf dem Gebiet der CSSR befand. Wir kletterten auf den Felsen, sprangen hinüber aufs Dach, wo es uns gelang, eine Luke zu öffnen. Das Hotel schlief noch, als wir in den Flur traten und die Treppen hinunterliefen. Der Portier sah uns schlaftrunken an. Wir stolperten hinaus auf die Straße. Die erste Grenze hatten wir geschafft: Wir waren in der Tschechoslowakei.

Unser Fluchtplan basierte auf einem Erdkunde-Atlas für die achte Schulklasse. Eine Ansicht von Mitteleuropa; darauf konnte man erkennen, dass Bratislava nahe an der Grenze zu Österreich liegt. Mit dem Zug dort angekommen, bezogen wir ein schäbiges Hotel und bezahlten das Zimmer im Voraus. In einem Geschäft für Eisenwaren kauften wir eine Drahtschere, Taschenlampen und Schlafsäcke. Mit dem Bus fuhren wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit Richtung Grenze. Es war Sonntag, der 31. Oktober 1982.

Die Grenzzäune, die wir aus dem Dickicht des dichten Waldes beobachteten, waren noch stärker gesichert, als wir befürchtet hatten. Ein Zaun, ungefähr zweieinhalb Meter hoch, oben mit Stacheldraht bewehrt, dazwischen ein breiter Streifen sandiges Niemandsland, fein geharkt. Dahinter ein zweiter Zaun, alles grell ausgeleuchtet. Gespenstisch.

„Brechen wir ab?“, fragte ich.

„Auf keinen Fall“, antwortete Thomas.

Wir beobachteten die Grenze, warteten, ob Soldaten auftauchten. Nichts geschah. Es roch intensiv nach Holz. Gegen 4.30 Uhr schlichen wir an den Zaun und versuchten, mit unseren Scheren die Drahtschlaufen zu durchtrennen. Doch das Material war viel zu stabil. Thomas fluchte. „Los, klettern!“ Er stieg hinauf, warf den Schlafsack darüber, zum Schutz vor dem Stacheldraht, rollte über die Kante und sprang ab. Er stand zwischen den Zäunen. Ich versuchte, ihm schnell zu folgen. Doch als ich oben angekommen war, hörte ich plötzlich Hundegebell und sprang vom Zaun. Schockstarre, ich dachte, mein Herz bleibt stehen. Angst, Panik. Keine 30 Sekunden später heulten Motoren auf. Zwei Jeeps rasten heran, Soldaten sprangen heraus, brüllten durcheinander, richteten ihre Gewehre auf uns. Sie rissen uns zu Boden.

Man brachte uns ins Prager Staatsgefängnis. Das Knallen schwerer Türen hallte durch die langen Flure. Auch die Schreie von Insassen. Meine Zelle war schmutzig, in die Schüsseln aus Metall klatschte man das Essen. Meine Zellennachbarn waren zwei stark tätowierte Roma, die erfreulicherweise keine Notiz von mir nahmen.

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Re: Ehemaliger Stasi-Häftling liefert bedrückenden Bericht

Beitragvon augenzeuge » 2. Mai 2021, 11:00

Fortsetzung

Welche Gedanken ein Jugendlicher in diesen Stunden hat? Eine Mischung aus Furcht, Trotz, dem naiven Plan, eine Ausrede aufzutischen, nach der wir uns nur verlaufen hatten. Die Angst überwog. Und die Ungewissheit, was nun mit mir geschehen sollte.

Erst nach zwei Tagen schwang die Tür auf, und zwei Männer in dunklen Anzügen traten ein. Staatssicherheit. Man fesselte mich mit Handschellen, die man an einen Gürtel band. Am Flughafen wartete eine Iljuschin. Ein Flugzeug für knapp 100 Passagiere, doch dieser Flug nach Ostberlin war nur für Thomas und mich reserviert. „Im Falle eines Fluchtversuchs werden wir ohne Vorwarnung schießen“, sagte einer der Anzugträger. Wir landeten am frühen Abend; in der engen Zelle einer „Minna“, einem Sammeltransporter, fuhr man mich zu einem Gebäude: das geheime Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Ein Raum mit gelben Tapeten an den Wänden, roter Sisal-Teppich. Man händigte mir einen blauen Trainingsanzug aus, dazu ein blauweißes Hemd, wie für einen Ostseefischer. Und braune Pantoffeln, tatsächlich: karierte Puschen. Es erschien alles so absurd.

Zelle 108. Ein kleiner Raum ohne Fenster, nur mit einigen Glasbausteinen, durch die tagsüber diffuses Licht drang, darin eine Holzpritsche, eine dünne Matratze, ein Hocker, ein Waschbecken, ein Klo. Neonröhren. Sie ließen mich warten bis zum ersten Verhör. Stunde um Stunde verging. Erst am Nachmittag des zweiten Tages holten mich zwei Wärter aus der Zelle. „Stehenbleiben!“ „Weitergehen!“ Bis zum Verhörzimmer hörte ich diese Befehle Dutzende Male. Ein rothaariger Mann mit einem rosigen Schweinsgesicht erwartete mich hinter einem Schreibtisch. Er trug einen grauen Anzug und ein hellgelbes Hemd. Hinter ihm standen zwei Uniformierte, die mich mit verschränkten Armen grimmig ansahen. Der Vernehmer trug vor, dass mir zweifacher illegaler Grenzübertritt vorgeworfen wurde und Republikflucht. Zunächst blieb ich bei meiner Version, dass wir uns beim Wandern verlaufen hatten. Der Stasi-Mann erhöhte den Druck. Meine Eltern, meine Freunde, die ganze Clique hatte man bereits auf der Suche nach Mitwissern befragt. Tatsächlich wusste einer unserer Kumpel, Bodo, von unserem Plan. „Jetzt hör aber auf! Wir ziehen uns die Hosen hier nicht mit der Kneifzange an“, schrie einer der Uniformierten und näherte sich bedrohlich. Knapp zwei Stunden hielt ich durch, dann brach meine Ausrede zusammen wie ein Kartenhaus im Wind.

Ich kam in Einzelhaft. Meine Zelle: 2,2 Meter breit, 3,5 Meter lang. Keine Abwechslung, kein Kontakt mit anderen Häftlingen, nur Verhöre, immer wieder die gleichen Fragen. Morgens um zehn Uhr brachte man mich in den „Tigerkäfig“, einen kleinen Platz vor einer meterhohen Mauer, mit Maschendraht eingespannt, den man im Gefängnisjargon so nannte, weil man für eine halbe Stunde hin und her tigern konnte. Diese halbe Stunde war der Höhepunkt meines Tages. Zweimal die Woche durfte ich unter Aufsicht duschen. Nachts galt die Vorschrift, Hände und Gesicht über der Decke zu halten. Alle 20 Minuten wurde das Neonlicht zur Kontrolle eingeschaltet. Wenn ich davon nicht wach wurde, schlugen manche Wärter mit dem Knüppel gegen die Stahltür.
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