Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Alles was in den Zeitraum nach der Wende gehört. Das Zusammenwachsen von zwei grundverschiedenen Systemen, Probleme, Erwartungen, Empfindungen usw.

Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Volker Zottmann » 31. März 2018, 12:21

andr.k hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Daran ändern auch alle Verklärungsversuche nichts.




Welche?


Hier bewirbt sich gerade einer für die Blindenbrille des Monats! [laugh]
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon andr.k » 31. März 2018, 12:27

Volker Zottmann hat geschrieben:Wann wurde denn in Schwerin am Theater der letzte amtierende OibE überflüssig? (War er sicher immer, aber ich meine überflüssig aus Sicht des MfS)

Gruß Volker


Schau mal ...

http://neues-forum.info/forum/viewtopic.php?p=251179#p251179

http://neues-forum.info/forum/viewtopic.php?p=251256#p251256

Wie man lesen kann, hatten wir das Thema schon. Leider stehen dort sehr ungenaue Angaben und die Behauptungen einiger User machen das Thema nicht glaubwürdiger.

Im Buch "Ensembles der DDR" stehen die genauen Zahlen. In Schwerin hatte die Staatskapelle allein schon 86 festangestellte Musiker. Dazu kommen noch weiteres künstlerisches Personal wie, Dirigenten, Korrepetitoren, musikl. Assistenten, Bühnenarbeiter, Solisten, also Sänger, der Chor - auch mal locker 35 Männer und Frauen. Damals gab’s auch noch ein Ballett, Ausstattung, Tischlerei, Schlosserei, Techniker, Büro ... Vom reinen Überschlag schnell mal 350 Festangestellte. Außerdem gab es damals noch die Schweriner Philharmonie ( wurde im Westen aufgelöst ) nochmals bestimmt 50 Leute.
Keine weiteren Fragen mehr ….
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Merkur » 31. März 2018, 12:36

augenzeuge hat geschrieben:Wie kannst du es dann erklären, dass die finanziellen Mittel insgesamt bis 1989 gestiegen waren, die Zahl der Hauptverantwortlichen MfSler auch danach in anderen Bereichen zunahm?
AZ


Im Jahr 1984 schlugen sich die Probleme der DDR-Wirtschaft auch im MfS nieder, die Zahl der Mitarbeiter stagnierte und wuchs danach nur noch unwesentlich an.
Was die OibE betrifft, empfehle ich Dir die MfS-Personalstatistik von Gieseke in: Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit, S. 557. Dort ist die OibE-Reduzierung von 1983 zu 1984 unmissverständlich dokumentiert.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon zoll » 31. März 2018, 13:13

Merkur hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Beide als "Sicherheitsorgane" zu bezeichnen ist bereits Schönfärberei.
Gruß Volker


Beide waren gemäß Paragraph 88 (2) StPO sogar Untersuchungsorgane. Das ist keine Schönfärberei sondern ein gesicherter Fakt aus der Strafprozessordnung. Das kann einem gefallen oder nicht, es ändert nichts an der Tatsache.

Merkur, so wie du deinen ehem. Dienstherrn verteidigst muss ich glauben du hast bei dem noch "Aktien".
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Merkur » 31. März 2018, 13:20

zoll hat geschrieben:Merkur, so wie du deinen ehem. Dienstherrn verteidigst muss ich glauben du hast bei dem noch "Aktien".
zoll


Zum einen hatte ich in der DDR keinen Dienstherrn und zum anderen ist es die Realität. Man muss sie nicht mögen, was aber den Fakt nicht ändert.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon augenzeuge » 31. März 2018, 14:09

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Weil es ganz sicher nie an finanziellen Mitteln gescheitert wäre. [grins]
AZ


Zumindest wurde auch deswegen der OibE-Bestand drastisch reduziert. 1983 gab es 3471 OibE, danach sank die Zahl erheblich. 1988 verfügte das Ministerium dann noch über 1856 OibE.

1600 OibE weniger. Demgegenüber stieg im gleichen Zeitraum die Zahl der hauptamtlichen MfS Mitarbeiter um mehr als 6000. Musste man da nicht sparen?
AZ
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon andr.k » 31. März 2018, 19:37

Interessierter hat geschrieben:Wenn ein ehemaliger VP behauptet ich hätte hier keine Fakten bezüglich der Aufgaben, Struktur und dem Verhältnis zum MfS eingestellt, so kann das nur an seiner Lese- oder Erkenntnisschwäche liegen.
Die Erkenntnisse des BStU, die ich hier eingestellt habe, machen mehr als deutlich klar, dass im Arbeitsgebiet K I bei der VP die OibE des MfS das Sagen hatten.

Daran ändern auch alle Verklärungsversuche nichts.

Selbst im NVA – Forum kann man dieses Lesen:
Im Jahre 1989 waren im Arbeitsgebiet I der Kriminalpolizei auf allen Ebenen 459 Personen inoffiziell für das MfS tätig. Das sind rund 20% der Mitarbeiter des Arbeitsgebietes I der Kriminalpolizei.
Um einen Überblick zu geben, welche Positionen bei der Kriminalpolizei innerhalb der BdVP mit OibE des MfS besetzt wurden zwei Beispiele:
BdVP Gera:
Leiter der Abteilung Kriminalpolizei der BdVP = OibE "Kurt",
Leiter des Dezernates I der Abteilung Kriminalpolizei der BdVP = OibE "Klaus",
Leiter der Operativgruppe I / U der BdVP Gera,
Stv. Leiter der Operativgruppe I / U der BdVP Gera,
Leiter des Dezernates II der Abteilung Kriminalpoizei der BdVP Gera = OibE "Horst."

BdVP Dresden:
Leiter des Dezernates I der Abteilung Kriminalpoizei der BdVP Dresden,
Stv. Leiter des Dezernates I der Abteilung Kriminalpolizei der BdVP Dresden,
Leiter der Operativgruppe I / U der BdVP Dresden und zwei weitere Angehörige von I / U der BdVP Dresden
Leiter des Dezernates II der Abteilung Kriminalpolizei der BdVP Dresden,
Leiter der Arbeitsrichtung I der Kriminalpolizei im VPKA Dresden
Leiter Kommissariat I der Kriminalpolizei im Transportpolizeiamt Dresden.


Davon ausgehend, dass es ca. 14 Bezirksdirektionen der VP in der DDR gab, kann jeder ungefähr die Gesamtzahl der OibE hochrechnen und erkennen was für ein Stuss es ist, uns weismachen zu wollen, dass es insgesamt nur 25 gewesen wären... [flash]

Weitere Ausführungen wird es von mir zu derartigen schönrednerischen Behauptungen nicht geben. [mundzu]


Dein Beispiel zeigt jetzt nur 3 OibE ("Kurt", "Klaus" und "Horst") aus 2 Bezirken der DDR. Nicht wirklich viel, oder?
Außerdem gab es nur 14 Bezirksbehörden und nicht ca. 14 Bezirksdirektionen.

Interessierter hat geschrieben:Durchführungsbestimmungen zur Dienstanweisung 2/79 über das politisch - operative Zusammenwirken mit der AG I der K gibt. ( GVS 0008 MfS 42/78 )


Bevor du jetzt gar nichts mehr zu Thema sagen möchtest, wäre es noch hilfreich mir zu erklären, was es mit der "GVS 0008 MfS 42/78" auf sich hat.

Weiter möchte ich dich bitten mir zu zeigen, wo ich hier Verklärungsversuche und schönrednerische Behauptungen unternommen habe. Danke. Die Lese- oder Erkenntnisschwäche liegt mit Sicherheit nicht bei mir.

Frohe Ostern
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon zoll » 1. April 2018, 13:32

Ob nun die ehem. MfS-MA versuchen dieses Thema in die richtigen Bahnen zu lenken ist bei gutmütigster Betrachtung verständlich.
Wenn sie versuchen die Zahlen ins rechte Licht zu rücken ist auch verständlich.
Was mir aber schon lange klar ist, jeder OibE, jeder MfS-MA und jeder Spitzel war einer zuviel.
Jeder von diesen "Herren" gehörte in die Produktion. Nur dort wurde für das Volk und nicht gegen das Volk gearbeitet.
Wenn man sein Volk anständig behandelt bedarf es nur wenig innere Aufklärung und keine Unterdrückung.
Der ganze Apparat der Schikane, der Unterdrückung, der Bevormundung und was sonst noch im Namen des Sozialismus betrieben wurde wäre nicht nötig gewesen.
Das gilt übrigens für alle Regierungsformen mehr oder weniger.
Frohe Ostern
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Volker Zottmann » 1. April 2018, 14:18

zoll hat geschrieben:Ob nun die ehem. MfS-MA versuchen dieses Thema in die richtigen Bahnen zu lenken ist bei gutmütigster Betrachtung verständlich.
Wenn sie versuchen die Zahlen ins rechte Licht zu rücken ist auch verständlich.
Was mir aber schon lange klar ist, jeder OibE, jeder MfS-MA und jeder Spitzel war einer zuviel.
Jeder von diesen "Herren" gehörte in die Produktion. Nur dort wurde für das Volk und nicht gegen das Volk gearbeitet.
Wenn man sein Volk anständig behandelt bedarf es nur wenig innere Aufklärung und keine Unterdrückung.
Der ganze Apparat der Schikane, der Unterdrückung, der Bevormundung und was sonst noch im Namen des Sozialismus betrieben wurde wäre nicht nötig gewesen.
Das gilt übrigens für alle Regierungsformen mehr oder weniger.
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Und dass die Unrecht hatten, war ihnen stets bewusst!
Genau darum haben sie auch die Spuren ihrer Schandtaten beseitigen wollen. Sie wussten, dass sie Verbrechen am eigenen Volk verübten und darum sollten alle Spuren beseitigt werden.
Dass heute noch Bewahrer dieser "gerechten Sache" auf dem Plan sind, ist schändlich.

Gruß Volker
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Grenzwolf62 » 1. April 2018, 15:07

Ein naher Verwandter war zu DDR-Zeiten bei der VP Leiter einer MUK, der wurde nachwendlich auch übernommen.
Sein Job vorwendlich bedingte natürlich Zusammenarbeit mit dem anderen Ministerium, da kam er wohl nicht daran vorbei.
Mörder dingfest machen ist in meinen Augen eine ehrenvolle Tätigkeit, egal in welchem politischen Umfeld auch immer.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Beethoven » 8. April 2018, 08:05

Ab einer bestimmten Ebene, gerade in den bewaffneten Organen der DDR, war es unerlässlich mit dem MfS zusammen zu arbeiten. Das bedeutete jedoch nicht, dass man sofort eine Verpflichtungserklärung unterschreiben musste bzw. ein IM wurde.

Die Strukturen waren halt so, dass z.B. bei schweren Vorkommnissen das MfS stets vor Ort war und teilweise sogar ohne Hinzuziehung der Polizei Ermittlungen durch führte. Das war im militärischen Bereich sicher sogar noch stärker als im zivilen Bereich.
So saß ich auch mit dem für meine Truppe verantwortlichen Mitarbeiter der Verwaltung 2000 beisammen und wir tauschten unsere Erkenntnisse aus und berieten darüber, wie dieser oder jener Mängel abzustellen war oder wie es zum Vorkommnis kommen konnte.

Ich habe diese Mitarbeiter der Verwaltung 2000, mit denen ich es zu tun hatte, stets als um die Sache bemühte, ehrliche und kluge Männer kennen gelernt.

Nun weiß ich, dass jetzt gleich wieder Gegenkommentare kommen werden. Aber das ist mir Bockwurst. Die Männer der Verwaltung 2000 haben Ihre Aufgabe gehabt und allem Anschein nach, ordentlich erfüllt.
Ihr wisst doch, wenn die Mitarbeiter des MfS alles Dummlinge gewesen wären, würde man heute über diese Männer und Frauen lachen. Aber es baut sich noch heute ein Hass gegen diese Mitarbeiter auf, und ich habe den Eindruck dass es in diesem Forum schon Blüten treibt. Das MfS war also ein würdiger Gegner gegen den BND, die CIA oder wie andere, damals noch gegnerische Dienste so hießen.
Die Bespitzelung von Bürgern schließe ich bewusst aus diesem Beitrag aus. Das machen andere Geheimdienste auch, wenn vielleicht auch nicht in dem Umfang. Und heute weiß selbst Beate Uhse (möge ihr die Erde leicht sein) oder Amazon mehr über den Bürgern Deutschlands, als das MfS je wußte.

So, das Stöckchen habe ich hingeworfen. [wink]

freundlichst
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Nov65 » 8. April 2018, 10:53

Über dieses Stöckchen mag springen wer will. Ich jedenfalls nicht. Und die kritischen User in unserem Forum sicher auch nicht.
Natürlich mussten bestimmte Berufsgruppen nach Aufforderung mit MA des MfS zusammenarbeiten, d.h. aber nicht Meldungen ohne Anforderung zu entrichten. Das MfS war eine DDR-Behörde mit "Firmenschild" an der Haustür. Wer über bestimmte Vorgänge befragt wurde, musste Auskunft geben. Aus diesem Grunde ist nicht jeder verdächtig, als Denunziant oder Spitzel gearbeitet zu haben.
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Interessierter » 27. Juni 2018, 10:29

Polizei - Spuren in der Mülltüte

SED-treue Kripoleute sabotieren die Arbeit des Gemeinsamen Landeskriminalamtes in den Ost-Ländern.


Die Ermittlungsakten waren von Amts wegen getürkt. Um die Leser irrezuführen, wurden die Seiten teils doppelt, teils gar nicht numeriert, mal von Hand, mal mit einem mechanischen Stempel paginiert. Bei Vorgängen, die wegen ihrer Brisanz mit Schellack versiegelt worden waren, fehlten die Plomben oder waren falsche Codenummern in die Siegel gestanzt.

Zusammenhanglos hatten Ermittler Berichte in Ordnern aneinandergereiht und wahllos verstreute Kopien, unter fortlaufenden Seitenzahlen, zwischen die Originale geheftet. Was auf den Aktenrücken stand, hatte mit dem Inhalt oft nichts zu tun.
Den manipulierten Aktenschrott erhielten die Staatsschützer der West-Berliner Polizei von ihren Ost-Kollegen: Material über das bis heute ungeklärte Attentat auf die West-Berliner Diskothek "La Belle" im April 1986. Seit Monaten schon stößt die West-Kripo bei dem Versuch, Amtshilfe aus dem Osten zu bekommen, auf blanke Obstruktion.


Mit "geradezu unglaublicher Überheblichkeit", erfuhr ein "La-Belle"-Ermittler, reagierten Kripo-Leute beim Gemeinsamen Landeskriminalamt (GLKA) der fünf neuen Länder in Berlin-Hohenschönhausen, wenn einer aus dem Westen wegen des Attentats nachfragte. Und Fragen gibt es viele: Umfangreiche Akten über den Fall, in den auch die Stasi verwickelt war, lagern in Ost-Berlin.

"Gezielt hintertrieben", mutmaßt Berlins Innensenator Erich Pätzold, 60, würden im GLKA "jetzt aufgenommene Ermittlungen" über "ehemalige Entscheidungsträger" im Osten. "Wir haben Zweifel", resümierte Pätzold in einem Beschwerdebrief an Bonns Innenstaatssekretär Hans Neusel, "daß das GLKA in der bestehenden Form jemals willens und in der Lage sein wird, seinen rechtsstaatlichen Auftrag zu erfüllen."

Zweifel sind berechtigt. Die oberste Polizeibehörde der ostdeutschen Bundesländer erweist sich als Mißgeburt. Denn das GLKA ist, organisatorisch und personell, nichts anderes als das ehemalige Zentrale Kriminalamt (ZKA) der DDR. Und das ZKA ist bruchlos aus der einstigen Hauptabteilung Kriminalpolizei des DDR-Innenministeriums hervorgegangen.

Zwar haben gut 200 Mitarbeiter aus der einstigen Zentrale der Volkskripo mittlerweile abgemustert. Als Handlanger des SED-Regimes hätten sie keine Chance im neuen Staat gehabt. Aber das Amt hat seine Sollstärke, 700 Mann, schon fast wieder erreicht. Und die Neuen sind auch nicht besser.

Aufgefrischt wurde die Kripo-Belegschaft ausgerechnet durch rund 120 ehemalige Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Der letzte DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel (CDU) hatte Stasi-Leute nicht nur als Berater in sein Ressort geholt, sondern auch mit Posten in der Polizeizentrale versorgt. So hat der Stasi-Geist im GLKA die Wende überlebt. Wie zum Beweis hat die neue Kripo-Behörde ihre Büros in einem berüchtigten Stasi-Quartier eingerichtet.

Das GLKA residiert, hinter meterhohen Mauern mit Stacheldrahtkronen, mit Wachtürmen und Flutlicht bewehrt, innerhalb des weitläufigen Gebäudekomplexes der früheren MfS-Hauptabteilung IX. Die MfS-"Untersuchungsabteilung" führte vor allem Ermittlungen gegen Abweichler von der SED-Linie und in bedeutenden Kriminalfällen. Ausgesuchte Richter und Staatsanwälte betrieben die Strafverfahren im unmittelbaren Auftrag der Staatssicherheit.

Das Know-how der Stasi-Ermittler ist hier erhalten. Die Kriminaltechnische Abteilung des GLKA ist personell fast identisch mit der "Operativ-technischen Spurenauswertung" der alten Hauptabteilung IX.
Um so provokanter ist der Umgang der Präzisions-Kriminalisten des alten Systems mit Beweisstücken für die West-Ermittler: In Müllbeuteln, die mit Fettstift grob gekennzeichnet waren, präsentierten sie den Kollegen fürs Mikroskop bestimmtes Spurenmaterial über den nach dem "La-Belle"-Attentat erschossenen mutmaßlichen Doppelagenten Mohammed Ashur.
Für Pätzold ist das ein Beweis für Sabotage: Die ganze Unordnung im Osten widerspreche "der bekannt akribischen Arbeitsweise der vorher für die Vorgänge Verantwortlichen".

Weiter geht es hier:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13501514.html
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon augenzeuge » 27. Juni 2018, 11:40

Ich habe es schon immer geahnt. [blush]
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon pentium » 27. Juni 2018, 12:30

augenzeuge hat geschrieben:Ich habe es schon immer geahnt. [blush]
AZ


Ja 1990, gibt es da inzwischen neue Erkenntnisse?

...
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Danny_1000 » 27. Juni 2018, 12:58

[laugh] [laugh] [laugh]
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben
dafür einsetzen, dass du es sagen darfst !
(Evelyn Beatrice Hall 1868; † nach 1939)
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon andr.k » 3. November 2018, 22:10

Interessierter hat geschrieben:Seit Monaten schon stößt die West-Kripo bei dem Versuch, Amtshilfe aus dem Osten zu bekommen, auf blanke Obstruktion.


Sehr seltsam… Dabei wurden die Ermittlungsakten und KT-Gutachten gegen A. Musbahomer, aus Dezember 1987, im August 1990 vom Generalstaatsanwalt der DDR angefordert. Über die sieben Haftbefehle und Festnahme des A.F. Mansour ist auch keine Rede.

[denken]
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon zonenhasser » 4. November 2018, 10:45

Den manipulierten Aktenschrott erhielten die Staatsschützer der West-Berliner Polizei von ihren Ost-Kollegen: Material über das bis heute ungeklärte Attentat auf die West-Berliner Diskothek "La Belle" im April 1986. Seit Monaten schon stößt die West-Kripo bei dem Versuch, Amtshilfe aus dem Osten zu bekommen, auf blanke Obstruktion.

Mit "geradezu unglaublicher Überheblichkeit", erfuhr ein "La-Belle"-Ermittler, reagierten Kripo-Leute beim Gemeinsamen Landeskriminalamt (GLKA) der fünf neuen Länder in Berlin-Hohenschönhausen, wenn einer aus dem Westen wegen des Attentats nachfragte. Und Fragen gibt es viele: Umfangreiche Akten über den Fall, in den auch die Stasi verwickelt war, lagern in Ost-Berlin.


pentium hat geschrieben:Ja 1990, gibt es da inzwischen neue Erkenntnisse?


Ja, das Attentat auf "la Belle" ist weitgehend aufgeklärt, auch die Rolle der Stasi dabei, die Täter verurteilt.

Westdeutschen und US-amerikanischen Ermittlungsergebnissen zufolge wurde das Attentat vom libyschen Volksbüro (Eigenbezeichnung der libyschen Botschaft) in Ost-Berlin organisiert. Nach der deutschen Wiedervereinigung stützten Akten des Ministeriums für Staatssicherheit diese These. Das „Bürgerbüro“ (u. a. Konrad Weiß, Wolf Biermann, Bärbel Bohley, Rudolf Scharping) enthüllte, 1986 habe die Staatssicherheit der DDR sichergestellten Sprengstoff einem arabischen Terroristen wieder ausgehändigt im Wissen, dass dieser die Diskothek La Belle zerstören sollte.
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon andr.k » 4. November 2018, 16:15

zonenhasser hat geschrieben:
Den manipulierten Aktenschrott erhielten die Staatsschützer der West-Berliner Polizei von ihren Ost-Kollegen: Material über das bis heute ungeklärte Attentat auf die West-Berliner Diskothek "La Belle" im April 1986. Seit Monaten schon stößt die West-Kripo bei dem Versuch, Amtshilfe aus dem Osten zu bekommen, auf blanke Obstruktion.

Mit "geradezu unglaublicher Überheblichkeit", erfuhr ein "La-Belle"-Ermittler, reagierten Kripo-Leute beim Gemeinsamen Landeskriminalamt (GLKA) der fünf neuen Länder in Berlin-Hohenschönhausen, wenn einer aus dem Westen wegen des Attentats nachfragte. Und Fragen gibt es viele: Umfangreiche Akten über den Fall, in den auch die Stasi verwickelt war, lagern in Ost-Berlin.


pentium hat geschrieben:Ja 1990, gibt es da inzwischen neue Erkenntnisse?


Ja, das Attentat auf "la Belle" ist weitgehend aufgeklärt, auch die Rolle der Stasi dabei, die Täter verurteilt.

Westdeutschen und US-amerikanischen Ermittlungsergebnissen zufolge wurde das Attentat vom libyschen Volksbüro (Eigenbezeichnung der libyschen Botschaft) in Ost-Berlin organisiert. Nach der deutschen Wiedervereinigung stützten Akten des Ministeriums für Staatssicherheit diese These. Das „Bürgerbüro“ (u. a. Konrad Weiß, Wolf Biermann, Bärbel Bohley, Rudolf Scharping) enthüllte, 1986 habe die Staatssicherheit der DDR sichergestellten Sprengstoff einem arabischen Terroristen wieder ausgehändigt im Wissen, dass dieser die Diskothek La Belle zerstören sollte.
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Schau mal ---> viewtopic.php?p=270519#p270519
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Interessierter » 14. Januar 2019, 14:33

Volkspolizei und Staatssicherheit

Beide Apparate arbeiteten gemäß den politischen Vorgaben der SED-Führung, doch kam es mitunter zu Spannungen zwischen Geheimpolizei und Volkspolizei, etwa aufgrund unterschiedlicher Prioritäten, Ressortegoismen oder persönlicher Animositäten der Leiter.

Die Staatssicherheit veranlasste die Volkspolizei zu zahlreichen Kontrollmaßnahmen gegenüber den Bürgern und tarnte eigene Maßnahmen gegen Ausreisewillige oder Haftentlassene als Vorgehen der Volkspolizei. Bei Nachforschungen im Wohngebiet waren die Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei für das MfS unentbehrliche Quellen. Das fein abgestimmte, arbeitsteilige Ineinandergreifen von geheimpolizeilichen und volkspolizeilichen Maßnahmen erweckte bei den betroffenen Bürgern den Eindruck, einer Phalanx staatlicher Sicherheitsorgane hilflos gegenüberzustehen.

Dem Ministerium des Innern unterstanden die verschiedenen Zweige der Polizei, der Strafvollzug, Bewaffnung und Ausbildung der Kampfgruppen der Arbeiterklasse, Archivwesen, das Rote Kreuz und die Aufnahmeheime für West- Ost Migranten. Überwiegend (aber nicht ausschließlich) lagen diese seitens der Staatssicherheit in der Zuständigkeit der Linie VII (Hauptabteilung VII).

Je nach Funktion und politischer Bedeutsamkeit wurden sie durch die Staatssicherheit im Rahmen des POZW beeinflusst und instrumentalisiert. Dahinter verbarg sich die Abstimmung über Sachfragen, die besonders Leitungskader der beiden Apparate regelmäßig suchten. Die eigenen dienstlichen Bestimmungen verpflichteten die Volkspolizei zu einer solchen Kooperation.

Das MfS überwachte zudem alle Mitarbeiter der dem Ministerium des Innern nachgeordneten Bereiche, was euphemistisch als "Abwehr" bezeichnet wurde. Zu diesem Zweck (wie auch zur verdeckten Anleitung der Volkspolizei) führte die Staatssicherheit heimlich IM, GMS und OibE in deren Reihen. Zuletzt war etwa jeder elfte Volkspolizist (bzw. mehr als 5.000 von insgesamt knapp 60.000 Mitarbeitern) als Zuträger verpflichtet. Volkspolizisten fanden sich hierzu oft bereit, insbesondere wenn sie dem SED-Regime weltanschaulich nahestanden und dies der eigenen Karriere förderlich zu sein schien.

Wie in anderen Sicherungsbereichen auch, waren die Zuträger in leitenden sowie geheimhaltungsbedürftigen Bereichen besonders zahlreich. Unter den Chefs von Hauptabteilungen, ihren Stellvertretern sowie den Referatsleitern im Ministerium des Innern war bereits Mitte der 50er Jahre jeder zwölfte zugleich inoffiziell für die Staatssicherheit tätig. Mitte der 70er Jahre befanden sich unter den fünf Stellvertretern von Innenminister Friedrich Dickel zwei aktive und zwei ehemalige IM.

Da die obersten Funktionsträger ohnehin kooperierten, setzte die Staatssicherheit ab Mitte der 80er Jahre verstärkt auf die offizielle Zusammenarbeit und führte unter den Leitern der zehn wichtigsten Hauptabteilungen und ihren Stellvertretern zuletzt nur noch einen IM. Stattdessen warb sie ihre Zuträger nun stärker aus der zweiten Reihe bzw. in Schlüsselfunktionen.

Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen trugen dazu bei, dass die Geheimpolizei über die Verfehlungen von Volkspolizisten gut im Bilde war. Einstellungen, Beförderungen in Leitungsfunktionen und selbst ein Fachschulstudium bedurften ihrer Zustimmung, politische, charakterliche, familiäre oder andere Unsicherheitsfaktoren führten zur Ablehnung. In der Praxis wurden vor allem verschwiegene Westkontakte und ideologische Unklarheiten bemängelt, aber auch Alkoholismus, Diebstahl, Bestechlichkeit und andere Delikte der allgemeinen Kriminalität.

Aufgrund so bekannt gewordener Verdachtsmomente wurden in den 80er Jahren jährlich mehr als 500 Mitarbeiter der dem Ministerium des Innern nachgeordneten Bereiche in OV oder OPK bearbeitet bzw. etwa jeder 100. Volkspolizist. Dies mündete dann in etwa 150 Entlassungen pro Jahr. Durch seine Überprüfungs- und Überwachungspraxis trug das MfS mit dazu bei, dass bei der Volkspolizei politische Zuverlässigkeit und Loyalität oftmals stärker zählten als fachliche Qualifikation und Charakterstärke. Zugleich wurden aus den Reihen der Volkspolizei vielversprechende Nachwuchskader für den eigenen Apparat rekrutiert sowie ältere oder leistungsschwache Mitarbeiter dorthin abgeschoben.

Der vollständige Beitrag hier:
https://www.bstu.de/mfs-lexikon/detail/ ... icherheit/
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Nov65 » 14. Januar 2019, 16:47

Wenn ich das so lese, wird mir heute noch schlecht. Diese Verstimmung wird auch nicht geringer, wenn User das Unheil des MfS mindern wollen. Ein verbrecherischer Feind der Bevölkerung. Kein Schutzschild der Arbeiterklasse, ein willfähriger Diener des Regimes, mehr nicht.
Wer damals dabei war, müsste sich heute noch jeden Tag schämen.
Das gilt auch für Angehörige der Volkspolizei, die Schnüffeldienste leisteten.
Andreas
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Sperrbrecher » 14. Januar 2019, 17:08

Interessierter hat geschrieben:Volkspolizei und Staatssicherheit

Oftmals traten die Mitarbeiter des MfS auch als Volkspolizisten in Erscheinung
und wiesen sich mit einem dementsprechenden Ausweis aus.

So war es jedenfalls bei mir.
Erst im Verhörraum offenbarten sie sich als Mitarbeiter des MfS.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon SkinnyTrucky » 14. Januar 2019, 17:18

Sperrbrecher hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Volkspolizei und Staatssicherheit

Oftmals traten die Mitarbeiter des MfS auch als Volkspolizisten in Erscheinung
und wiesen sich mit einem dementsprechenden Ausweis aus.

So war es jedenfalls bei mir.
Erst im Verhörraum offenbarten sie sich als Mitarbeiter des MfS.


War wahrscheinlich bei mir auch so....man stellte sich vor als jemand von der Kriminalpolizei....


groetjes

Mara
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon augenzeuge » 14. Januar 2019, 17:34

SkinnyTrucky hat geschrieben:...man stellte sich vor als jemand von der Kriminalpolizei....
Mara


Bis heute weiß ich nicht, ob es die politische K oder das MfS war. Wie sollte man das rausbekommen? Ihr Verhalten war eng verknüpft.
Nimmt man die Akte, war das MfS zumindest immer involviert und führend.

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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon andr.k » 14. Januar 2019, 22:31

Interessierter hat geschrieben:Der vollständige Beitrag hier:
https://www.bstu.de/mfs-lexikon/detail/ ... icherheit/


Hmm, ein Link von Tobias Wunschik. Fehlt doch glatt die Arbeit der Abwehr der VP und genaue Zahlen über Entlassungen und Disziplinarstrafen u.a. bei Bekanntwerden von Westkontakten. Allein in den 80er gab es über 260 Abwehroffiziere. Interessant dazu wäre auch die DA 2/79.

@Interessierter, gehe doch mal genauer in diese Thematik ein! Mit einem Link ist das nicht getan. [grin]
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Nov65 » 14. Januar 2019, 22:53

Vertiefen und präzisieren kann aber jeder. Andreas
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Interessierter » 17. Juli 2019, 10:12

Polizei in der DDR: Plötzlich demokratisch

Zehntausende DDR-Polizisten quittierten nach 1990 den Dienst. Aber die Mehrheit durfte bleiben – weil man schlicht nicht auf sie verzichten konnte.

Ein Schicksal teilten die 85.000 Polizisten der DDR im Jahr 1989 mit dem Rest der ostdeutschen Bevölkerung: vor der Frage zu stehen, was mit ihnen passieren würde. Würde es im wiedervereinigten Deutschland überhaupt einen Platz für sie geben?

Im Hintergrund lief eine riesige Überprüfungsmaschinerie an. Schon Lothar de Maizière, der letzte Ministerpräsident der DDR, verfolgte das Ziel, die Volkspolizei in eine "zivile Ordnungskraft" zu überführen. Doch wusste er, dass dafür radikale Veränderungen nötig waren: Denn was sollte man mit jenen Beamten machen, die noch Monate zuvor, teils gewaltsam, gegen die eigene Bevölkerung vorgegangen waren, um das SED-Regime zu verteidigen? Die Demokratisierung der ostdeutschen Polizei war ein Großprojekt. 96 Prozent der DDR-Polizisten waren Mitglied der SED gewesen, viele hatten mit der Stasi in Kontakt gestanden – gezwungenermaßen oder freiwillig.

Für die Überprüfung musste jeder Einzelne einen Fragebogen ausfüllen. Ob man je mit der Stasi gearbeitet habe, wo man den Militärdienst absolviert habe, welche politischen Ämter man bekleidete. Vor einer Kommission, in der immer auch ein Beamter aus Westdeutschland saß, hatte sich jeder Polizist zu rechtfertigen. "Dort wurde entschieden, ob eine Stasi-Geschichte Pillepalle war oder nicht", sagt Wolfgang Schütze. "Pillepalle" wären demnach die verpflichtenden Meldungen an die Stasi. Weniger Pillepalle war alles, was nach IM oder Amtsmissbrauch roch.

Alle, erinnert sich Schütze, hätten unter Zeitdruck gestanden. Tausende Polizisten zu überprüfen und gleichzeitig den laufenden Betrieb eines Rechtsstaates aufrechtzuerhalten – das sei irrsinnig schwer gewesen. Es habe ja kein Vorbild gegeben, an dem man sich hätte orientieren können. "Es sind auch nicht immer nur gute Entscheidungen getroffen worden", sagt Schütze. Mitunter wurden die Falschen entlassen – und die Falschen blieben im Job.

Wie viele DDR-Polizisten tatsächlich nicht übernommen wurden, weil sie die Stasi-Überprüfung nicht überstanden, ist schwer nachzuvollziehen. Tausende gingen freiwillig. Manche, erinnert sich Schütze, hätten sich nicht mehr mit der neuen Polizei identifizieren können und den alten Klassenfeind nicht als neuen Arbeitgeber akzeptieren wollen. Andere hätten gewusst, dass sie einer Überprüfung ohnehin nicht standhalten würden.

Und wer über 55 Jahre alt war, dem wurde grundsätzlich nahegelegt, in den Vorruhestand einzutreten. Polizisten, die höhere Posten bekleideten, wurden überdurchschnittlich häufig freigestellt, ebenso Funktionäre der SED. Viele der neuen Führungspositionen wurden mit Westdeutschen besetzt. Die Grenztruppen der NVA und die Grenzpolizei wurden aufgelöst. Sie galten als paramilitärische Einheiten; ihre Mitarbeiter damit nicht als "öffentliche Bedienstete". Sie wurden nur teilweise in den Bundesgrenzschutz aufgenommen. Letztlich wurde fast die Hälfte der DDR-Polizisten entlassen.

Dabei, sagt Polizeihistoriker Schütze, seien nicht alle Fragebögen mit den Stasi-Akten abgeglichen worden, schon aus zeitlichen Gründen. Noch Jahre später mussten Beamte gehen, weil sie in der Überprüfung gelogen hatten. 2006 sprach die damalige Stasi-Unterlagen-Beauftragte Marianne Birthler noch von 1800 aktiven Polizisten mit Stasi-Vergangenheit in Deutschland.

Die Polizisten, die übernommen wurden, hatten es nicht leicht. Wie viel man verdiente und in welchen Dienstgrad man eingruppiert wurde, hing nicht nur von der Qualifikation ab – sondern konnte schnell eine Frage von wenigen Kilometern werden: Gut möglich, dass ein Revier in der Brandenburger Lausitz andere Gehälter zahlte als eines in der sächsischen.

Die meisten DDR-Polizisten hätten 1990 praktisch einen neuen Beruf gelernt, sagt Wolfgang Schütze. Welche Kurse sie belegen mussten, variierte je nach Bundesland: In Sachsen waren zwei Seminare Pflicht, mit abschließenden Prüfungen. Binnen Wochen musste das neue Rechtssystem verinnerlicht werden. Eine eigentlich dreijährige Polizeiausbildung in so kurzer Zeit nachzuholen? Für manche war das zu viel. Ein Beamter erzählt: Plötzlich habe man sich mit Rotlichtmilieu und Drogen befassen müssen. Bereiche, die man – offiziell – doch gar nicht gekannt habe in der DDR.

https://www.zeit.de/2019/07/polizei-ddr ... and-beamte
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Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Volker Zottmann » 17. Juli 2019, 18:45

Ein Zeltfreund von mir hatte damals als ehemaliger Polizist die Aufgabe, in Waren/Müritz bei den Entscheidungen, wer bleiben darf, wer weg muss, mitgewirkt.
Er ist damals an den erlebten Ungerechtigkeiten fast zerbrochen. Am Ende quittierte er den Dienst, obwohl er selbst übernommen wurde.
Peter ist dann weggezogen und inzwischen verstorben.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Volkspolizisten und ihre Übernahme trotz Stasizuarbeitung

Beitragvon Interessierter » 23. Januar 2021, 09:45

Folgenschwere Versäumnisse bei der Übernahme von Volkspolizisten und Stasi-Mitarbeitern in den Polizeidienst

Gemeinsame Presseerklärung der Fraktionen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP im Brandenburger Landtag

(Nr. 13) Zu der heutigen Anhörung in der Enquetekommission Aufarbeitung zur Übernahmepraxis belasteter Polizisten erklären die Enquetemitglieder AXEL VOGEL (FRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und LINDA TEUTEBERG (FDP-FRAKTION):

Die Anhörung hat gezeigt, dass es im Land Brandenburg jahrelang einen sehr rücksichtsvollen und milden Umgang mit stasi-belasteten Volkspolizisten gegeben hat. Dies gilt auch für ehemalige Mitarbeiter der Politischen Polizei K1.

Die Landespolitik hatte versäumt, allgemeingültige Überprüfungskriterien zu formulieren. Auf automatische Ausschlussgründe für die Übernahme stasi-belasteter Polizisten in den Landesdienst wurde vollends verzichtet. Kritiker der Übernahmepraxis wie der ehemalige Potsdamer Polizeipräsident Detlef Graf von Schwerin wurden von Seiten des SPD-geführten Innenministeriums wiederholt abgebügelt, entsprechende Hinweise wurden ignoriert. Mehrfach hatte Graf von Schwerin auf schwerwiegende Probleme bei der Übernahme von K1-Mitarbeitern hingewiesen. Der Versuch Schwerins, früheren K1-Mitarbeiter in seinem Präsidium wenigstens einen Aufstieg zu verwehren, scheiterte am Widerstand des Ministeriums.

Unter dem Vorwand der Einzelfallprüfung wurden reihenweise Mitarbeiter übernommen, die bei ihrer Übernahme in den Polizeidienst über ihre Stasi-Tätigkeit gelogen hatten. Doch der Dienstherr zog selbst bei stark Belasteten, die mehrfach ihren Dienstherrn arglistig täuschten, keine Konsequenzen. Rechtlich wäre dies durchaus möglich gewesen. Im Bereich des Polizeipräsidiums Potsdam bekannten sich bei ihrer Übernahme lediglich 184 von 540 ehemaligen Stasi-Mitarbeitern zu ihrer Vergangenheit. Der Rest hatte gelogen, viele von ihnen hätten nach Einschätzung von Graf von Schwerin aus dem Polizeidienst entfernt werden müssen. Das Ministerium ignorierte diese Fakten vollends – im Gegenteil: 74 Prozent der Betroffenen erhielten vom Ministerium und gegen den Willen des Polizeipräsidenten einen Persilschein für ihre Karriere im Polizeidienst.

LINDA TEUTEBERG: „Der Versuch, die äußerst großzügige Übernahmepraxis des Landes mit dem Verweis auf die notwendige Rechtsstaatlichkeit zu rechtfertigen, kann nicht überzeugen. Selbstverständlich hätte die Landespolitik die Möglichkeit gehabt, allgemeinverbindliche Kriterien für die Übernahme Belasteter in den Landesdienst zu definieren. Sie hat diese Möglichkeiten nicht genutzt. Unser freiheitlicher Rechtsstaat ist zu wertvoll, um ihn als Vorwand für eigene politische Entscheidungen zu missbrauchen."

AXEL VOGEL: „'Zeit heilt Lügen', das war das Credo der Aufbaujahre im Polizeidienst: Wer bei der Übernahme in den Polizeidienst ehrlich war und sich zu seiner Vergangenheit bekannte, wurde mitunter gar nicht erst eingestellt. Wer selbst mehrfach seinen Arbeitgeber belog, hatte in Brandenburg dagegen sehr gute Chancen, im Polizeidienst zu verbleiben oder sogar Karriere zu machen. Der Ehrliche war der Dumme."

https://gruene-fraktion-brandenburg.de/ ... izeidienst

Teilweise geistern noch heute derartig widerliche, verlogene Typen großmäulig durchs Internet..... [denken]
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