https://www.geocaching.com/geocache/GC2 ... 77fd7dc1e8Unsere Familien-Geschichte:
Mein Großvater hatte mit seiner Frau 5 Kinder aufgezogen. Einige von ihnen arbeiteten oder studierten bereits, die Jüngeren lebten noch bei ihnen.
Am Tag des Mauerbaus lebten 3 Geschwister im Westen Deutschlands und 2 von ihnen im Osten. Die Großeltern selbst zogen bereits 1958 zurück in ihre Heimat bei Heidelberg. Seitdem war die Familie getrennt. Besuche wurden von Seiten der DDR nach bürokratischer Antragstellung den Großeltern und Geschwistern nur selten gestattet. Eine Reise vom Osten in den Westen war für die beiden anderen Geschwister hingegen undenkbar. Gipfeln tat dies damit, dass meine Mutter nicht zur Beerdigung Ihrer Eltern gelassen wurde. Als 1965-Geborener kam ich selbst langsam in das Alter, diese Dinge zu begreifen.
Mit 18 Jahren wollten auch die ostdeutschen Jugendlichen reisen. Dies ging natürlich nur in die Länder des RGW. In der Nähe von Bratislava wollte ich mit einem Freund die Burg „Devín“ besuchen. Diese lag am „Grenz“-Fluß Donau. Aus Versehen geriet ich bei den Tschechen ins Grenzgebiet und wurde mit meinem Freund verhaftet und 24 Stunden verhört. Mir wurde Fluchtversuch und Nazisein unterstellt. Nur durch Einfluß von Freunden in Bratislava kamen wir lediglich mit einer Geldbuße davon. Aber sicher hatten auch wir unseren Eintrag in den Stasiakten. Seit diesem Tag dachte ich endgültig anders über die DDR. Im Sommer 1988 schließlich kam meine gleichaltrige Cousine aus Australien zu Besuch. Nach der Schule unternahm sie eine Reise, um die „Welt kennenzulernen“. Wir zeigten Ihr die unsere. Fürchterliches Fernweh überkam mich, als ich sie in Prag an den Zug nach Österreich brachte und nicht mitkonnte. Damals sagte ich noch voller Überzeugung zu ihr: “Deutschland wird niemals wieder eins“.
Das es am 9.11.1989 dann doch wahr wurde, war für uns alle nicht fassbar.
Auch ich saß an diesem Tag abends vor dem Fernseher und verfolgte die Nachrichten. Wir waren erfasst und gespannt durch die Ereignisse der letzten Monate. Grenzöffnung in Ungarn, dann in Prag. Wir hatten über das Fernsehen die Demonstrationen in den Städten der DDR mitbekommen und waren in Leipzig selber dabei. Doch hatten wir auch nicht die Ereignisse auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" vergessen.
So begriffen wir an dem Abend des 9.11.89 nicht, was die Worte Schabowskis bedeuteten. Am nächsten morgen verschwand ich zum Lernen in der Deutschen Bücherei in Leipzig. Als ich am frühen Nachmittag nach Hause kam, empfing mich meine Frau mit den Worten: „Wir müssen zur Polizei“. Ich begriff immer noch nicht. Man musste sich am 10.11.89 noch ein Ausreisestempel in den Personalausweis abholen.
Als wir am späten Nachmittag endlich mit dem Auto aufbrechen konnten, waren die Straßen erfüllt von einer angespannten Ruhe. Jeder wusste von jedem der unterwegs war. Alle Trabis hatten nur ein Ziel: den Westen. Unser Weg führte über Magdeburg nach Vechelde bei Braunschweig, wo meine Tante und mein Onkel, die uns über all die Jahre die Stange gehalten und uns regelmäßig besucht haben, wohnten. Ich setze meine Familie in der elterlichen Wohnung in Magdeburg ab und versuchte zu tanken. Vor allen Tankstellen meter-, ja kilometerlange Schlangen. Erst am Rasthof Börde Richtung Berlin wurde ich fündig. Warten musste ich trotzdem 2 Stunden.
Mit einem Kleinkind nachts weiterfahren wollten wir nicht, aber als sich die ersten Sonnenstrahlen am Samstag blicken ließen, waren wir auf der A2. Der Stau muß schon vor Magdeburg begonnen haben. Wir jedenfalls standen 40 km in der Schlange. Welch Euphorie, welch Stimmung! Und dann war es soweit: auch für uns war die Grenze noch offen, welch Wunder! Der Grenzübergang Helmstedt-Marienborn nun für alle Deutschen offen. Am Rasthof Lappwald stiegen wir aus dem Auto aus und küsten den Boden. (Ob ich das heute noch machen würde?)
Aber unsere Reise endete nicht hier sondern führte uns weitere 50 km über Braunschweig bis nach Vechelde. Unvergesslich bleibt uns, dass wir exakt am 11.11.1989 um 11:11 Uhr in das Dorf hineinfuhren. Ein großartiger Tag.
Das war der Tag der Wiedervereinigung für unsere Familie und doch nur ein Schicksaal unter vielen Deutschen. Möge uns und unseren Kindern dieser Tag immer in Erinnerung bleiben.
Die schrieb auch jemand der auf der A2 unterwegs war.
In dieser Nacht vom 10.11.89 bis 11.11 89 habe ich zum ersten mal gespürt , wie Arschkalt es nicht nur draußen , sondern , es auch im Trabant war. Den Motor laufenlassen ging nicht , wer dachte denn schon an einen Reservekanister , Wenn es mal sehr lange nicht vorwärts ging , dann bildete sich Raureif am Trabant . Viele Autofahrer die aus Berlin kamen schliefen in ihren Autos so tief , sei merkten gar nicht als es weiter ging . An diesen Fahrzeugen sind wir vorbei gefahren . Glaubt mir , so etwas kann man einfach nicht vergessen . Mfg ratata