Auf braunen PfadenAlexander Gauland fällt mit seiner Forderung, wieder stolz auf die Leistungen der Wehrmacht sein zu dürfen, hinter den gesicherten Erkenntnisstand der Militärforschung zurück. Er sabotiert damit den bislang einvernehmlichen Konsens in unserer Gesellschaft, die Verbrechen des Nationalsozialismus in all ihren Facetten aufzuklären und zu ächten. Er beschädigt damit die Erinnerungskultur und beleidigt die Opfer. Wenn jemand die Verstrickungen der Wehrmacht in die Verbrechen der NSDAP leugnet oder verharmlost, kann er nur im Schilde führen, diese Verbrechen in einem weniger schlimmen Lichte erscheinen zu lassen. Gaulands Einlassungen zur Wehrmacht sind Teil des Geschichtsrevisionismus, den die AfD mit Eifer betreibt. Von ihrem Vorbild Wladimir Putin haben sie gelernt, dass es bei der Geschichtsbetrachtung nicht darauf ankommt, der Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen, sondern die Geschichte so zu deuten, dass sie heutigen politischen Zielsetzungen oder Interessen dient. Wie der Kreml heute die Verbrechen Stalins als patriotische Taten rechtfertigt, verharmlost Gauland die Verbrechen Hitlers als „falsche Vergangenheit“.In der Diskussion über die richtige Strategie gegenüber der AfD wird häufig die Meinung vertreten, Politiker dieser Partei benutzten solche Sprüche nur, um die anderen Parteien und die liberale Öffentlichkeit zu provozieren. Durch immer neue Skandalisierungen könne die AfD am besten die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen, die ja von starken Reizen leben. Eine solche Auffassung unterstellt, dass die Provokationen letztlich austauschbar seien, dass ihnen keine wirkliche Gesinnung zugrunde liege. Ich halte dies für eine grobe Verharmlosung.
Die wahre Gesinnung, die in der AfD eine Heimstatt gefunden hat, hat Björn Höcke am 19. 01. 2017 in Dresden zum Ausdruck gebracht. In seiner Rede kritisiert er die Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vom 8. Mai 1985 vor dem Deutschen Bundestag. Diese Rede hatte in aller Welt Bewunderung hervorgerufen, weil sie sich zu den Verbrechen Deutschlands im „Dritten Reich“ bekannte und betonte, dass nur das ehrliche Erinnern des Geschehens den Weg in eine friedliche Zukunft weisen könne. Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit seien Voraussetzung für Versöhnung. Höcke verunglimpfte die von Weizsäcker angemahnte Erinnerungskultur als „Rede gegen das eigene Volk“. Gleichzeitig sagte er: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“. Nicht das Verbrechen des Holocaust ist die Schande, sondern das Erinnern daran. Krasser kann Geschichtsrevisionismus nicht ausfallen.Auf derselben Veranstaltung in Dresden kritisierte der Dresdener Richter Jens Maier den „Schuldkult“ der Deutschen. Er sprach von der „Herstellung von Mischvölkern“, wogegen man sich wehren müsse. Maier äußerte auch Verständnis für den 77-fachen Massenmord des norwegischen Rechtsterroristen und Islamhassers Anders Breivik, weil er für die Reinhaltung seines Volkes gekämpft habe. Höcke hatte schon im Jahr 2015 einen Ausflug auf rassistisches Terrain unternommen. In einer Rede in Schnellroda (Sachsen-Anhalt) ordnete er die Schwarzafrikaner rassisch dem „Ausbreitungstypus“ zu, der es sich zum Ziel gesetzt habe, weniger reproduktionsstarke Ethnien wie die Europäer durch seine schiere Überzahl zu überwältigen. Dabei lernt jeder Schüler schon in der Mittelstufe, dass sich die Bevölkerungsentwicklung in allen Staaten der Welt analog zur Wohlstandsentfaltung vollzieht: Je reicher die Bevölkerung, desto geringer die Kinderzahl. Von „rassischer“ Prädestination also keine Spur. Für einen Studienrat der Geschichte eine bemerkenswerte Wissenslücke – oder eben eine rassistische Gesinnung, die gegen Fakten immun ist.
Rassismus ist qua Definitionem die Haltung, Menschen anhand vermeintlich biologisch unveränderlicher Merkmale einer bestimmten Rasse zuzuordnen und innerhalb der Rassen eine Rangordnung der Wertigkeit vorzunehmen. Es fällt nicht schwer, in den Auslassungen führender AfD-Mitglieder rassistische Muster zu erkennen. Dabei lasse ich die primitiven Hass-Tiraden des AfD-Fußvolks in den sozialen Medien beiseite, die Nichtdeutsche als Abschaum bezeichnen, den man vertilgen müsse.
Dass dabei das Wort „vergasen“ häufig vorkommt, ist bezeichnend.Die Gaulands, Höckes, Maiers kann man als Salon-Rassisten bezeichnen, die sich an der Grenze der Strafbarkeit in gewählten Worten zur Höherwertigkeit des deutschen Volkes gegenüber anderen Völkern, also völkisch, äußern. Es ist nicht auszuschließen, dass schlichtere Gemüter im Fahrwasser der AfD diese völkischen Töne als Auftrag verstehen, als Aufforderung zur Tat, verübt zur „Reinhaltung des deutschen Volkes“.
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