Nach fast 45 Jahren klärt eine Zufallsentdeckung im Stasi-Archiv, warum der letzte Fluchttunnel unter der Bernauer Straße scheiterte.
Erst die Akte zu IM „Poskus“, Registriernummer MfS XV 601/71, ermöglicht jetzt, den tatsächlichen Verräter zu identifizieren. Ihr zufolge handelte der Spitzel „aus finanziellen Gründen“. Die Stasi zahlte gern: 500 Westmark pro Monat und zusätzliche Prämien bei besonders wertvollen Hinweisen.
In den folgenden Jahren verriet er noch viele weitere Fluchtaktionen; mindestens weitere 21 Menschen gerieten seinetwegen in die Fänge der Staatssicherheit. Dafür bekam er insgesamt eine mittlere fünfstellige Summe.
Strafrechtlich hat Manfred Wölfle, am 1. Juli dieses Jahres 80 Jahre alt geworden, nichts mehr zu befürchten. Dabei beweist ein Zufallsfund in der Stasi-Unterlagen-Behörde jetzt: Unter dem Decknamen IM „Poskus“ (manchmal auch „Boskus“ geschrieben) war Wölfle der Spitzel, der im Februar 1971 die letzte Fluchthilfeaktion mit einem eigens gegrabenen Tunnel unter der Bernauer Straße scheitern ließ.
Mindestens zwölf fluchtwillige DDR-Bürger und Kuriere wurden seinetwegen verhaftet; vermutlich saßen die meisten von ihnen für ein bis zwei Jahre in Haft.
Der erfolgreichste Fluchthelfer aller Zeiten, Hasso Herschel, hatte die Massenflucht geplant. IM „Poskus“ hatte ein Verhältnis mit einer Frau angefangen, deren Ehemann zum Umfeld von Herschel gehörte. So erfuhr er Einzelheiten des geplanten Tunnels.
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AZ