Mit seinen Bestzeiten von 46,0 Sekunden und 1:46,6 Minuten würde Rudolf Harbig noch heute um die Medaillen bei Deutschen Meisterschaften über 400 und 800 Meter mitlaufen. Seine Leistungen, die damals Weltrekorde waren, erzielte der Dresdner vor rund 75 Jahren auf tiefen Aschenbahnen. Gustav Schwenk erinnert an den deutschen Wunderläufer, der am 8. November ( 2013 ) vor 100 Jahren geboren wurde und als einziger Leichtathlet die Weltrekorde über 400, 800 und 1.000 Meter innehatte.
14 Tage nach seinem 800-Meter-Weltrekord gewann Rudolf Harbig das beim ISTAF in Berlin als Höhepunkt angekündigte Rennen über die zwei Stadionrunden in 1:48,7 Minuten erneut gegen seinen italienischen Dauerrivalen Mario Lanzi (1:49,2 min).
Da hingen an den Litfaßsäulen in Frankfurt (Main) schon Plakate, auf denen nur elf Buchstaben standen: „Harbig kommt“. Der Dresdner kam zum Abendsportfest aus Anlass des 40-jährigen Bestehens der Eintracht am 12. August 1939 zur 400-Meter-Revanche gegen seinen großen italienischen Rivalen.
Der legte auf der 500-Meter- Bahn im Waldstadion mit 11,2 Sekunden für 100 Meter, 21,7 Sekunden für 200 Meter und 33,5 Sekunden für 300 Meter erneut ein für ihn zu schnelles, aber für Harbig (11,3 - 22,0 – 33,6) dagegen ideales Tempo vor. Und wieder war es der Dresdner, der vor 15.000 Zuschauern um 1,2 Sekunden davonzog und mit 46,0 Sekunden den Weltrekord von Archie Williams (Olympiasieger 1936) um eine Zehntelsekunde verbesserte. Da half dem auch im Ausland als „Wunderläufer“ gefeierten Harbig, dass er mit 10,6 Sekunden über 100 Meter und 21,5 Sekunden über 200 Meter auch für einen heutigen 800-Meter- Spezialisten sehr gute Sprintzeiten vorweisen konnte.
Doch es kam alles anders. Der Zweite Weltkrieg, der nur drei Wochen nach dem Frankfurter 400-Meter-Weltrekord begann, forderte auch unter den Spitzensportlern viele Opfer. 15 von 60 Männern aus der deutschen Leichtathletik-Olympiamannschaft von 1936 kehrten aus dem schrecklichsten aller Kriege nicht zurück.
Rudolf Harbigs Grab bis heute unentdeckt
Harbig-Preis seit 1950
Mit dem 1950 auf Anregung des früheren Verbandspräsidenten Dr. Karl Ritter von Halt gestifteten „Rudolf-Harbig-Preis“, ehrt die deutsche Leichtathletik jedes Jahr einen ebenso erfolgreichen wie vorbildlichen Sportler. Erster Preisträger war der Stuttgarter Hindernisläufer Alfred Dompert, der 1936 ebenfalls überraschend Olympia-Bronze errang. In die 2007 geschaffene „Hall of Fame“ des deutschen Sports wurde der Unvergessene als einer der ersten von 14 Leichtathleten aufgenommen.
Ausgerechnet in seiner Heimatstadt ging man dagegen mit dem Namen des größten Dresdner Sportlers wechselhaft um. Die im Krieg schwer zerstörte Ilgen-Kampfbahn, die 1941 der Schauplatz des Weltrekords über 1.000 Meter (2:21,5 min) war, erhielt am 23. September 1951 den Namen Rudolf- Harbig-Stadion. 20 Jahre später wurde es in Dynamo-Stadion umbenannt. Ein Soldat, der gegen die Sowjetunion gekämpft hatte, passte der SED nicht. Harbigs damals noch lebende Mutter war fassungslos. Seltsamerweise war ein Anschluss mit dem Name Rudolf-Harbig-Stadion noch in der letzten Telefonbuch-Ausgabe vor dem Ende der DDR zu finden. So hieß die Sportstätte auch nach der Wende wieder.
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Ein großer Sportler, der vor fast 80 Jahren schon solche unglaublichen Zeiten lief und meiner Meinung nach unbedingt zu den Sportlegenden gehört.