von Edelknabe » 10. April 2011, 07:42
Guten Morgen auch hier im Fred. Jetzt habe ich die Geschichte einmal angefangen...muss sie also auch weiterführen und hoffe, es langweilt nicht?
Es folgt der 2.Teil der „ Operation Heldrastein“.
Seinen Auftrag „ Die Unterwanderung der geheimen Gruppe um Susanne vom Heldrastein“, den konnte er, Reinhardt erst einmal vergessen, denn jetzt war Wandern angesagt.
Ronja, die junge Agententochter legte Dank ihrer Ziehmutter und Ausbilderin ein straffes Tempo vor.
Ihm fielen die Schuhe am schönen Peter auf, denn der hatte sie wohl gegen bequemes Wanderschuhwerk getauscht, war er doch aus der wilden Agentenzeit für seine spitzen Krokodilledersalamander berühmt und berüchtigt, die so manchen schmerzhaften Abdruck im Hintern irgendwelcher bösen Buben hinterlassen hatten.
Schon bald erreichte man einen toten Briefkasten mit ausreichend Sitzgelegenheit und Reinhardt alias Josy vom Loketender spitzte die Lauscher, was in der Gruppe für geheime Informationen ausgetauscht wurden.
Susanne reichte diese berühmte harte Wurst, diese Ahler Wurscht, die wohl zu früheren Zeiten dem Räuber Henning als Gummiknüppel gedient haben musste, um ahnungslose Wanderer breit zu klopfen und so bei Speise und Trank zog man köstlich über verschiedene Exagenten her, die logischerweise nicht anwesend waren, ließ keinen oder einen guten Faden an ihnen hängen und Einer der Ex, dessen Namen hatte sich Reinhardt gemerkt, der musste besonderen Schluckauf bekommen haben, er hieß „ Ungelo…mit Decknamen Babyschnuller“.
„ Wie kommt man auf so einen herrlichen Decknamen“, fragte Reinhardt den Araber lachend und dieser erzählte ihm, das dieser Ungelo wohl schon immer mit dem Gedanken gespielt hatte, eine Vollzeitmüttergenesungsanstalt für weibliche Exagenten einzurichten.
Er war wohl schon sehr rührig in seiner neuen Aufgabe, so berichtete der Araber weiter.
Weiter ging es im harten Aufstieg und bald kam man an die alte Demarkationslinie, den Zaun I, so hieß er wohl vor noch gut zwanzig Jahren. So setzte man die Wanderung auf dem noch vorhandenen Kolonnenweg fort und Mario der Araber entpuppte sich als sehr geschichtsbewanderter Geselle, wenn es um die Entstehung dieser ganzen Grenzziehungen zu Zeiten vor mehreren hundert Jahren ging. Jetzt legte Reinhart die Ohren an und Irina schaute durchs Fernglas, was er ihr liebevoll reichte, wusste er doch um ihre geheimen Signale der Körpersprache.
Verdammt, sie hatte ihn erkannt, zumal er noch so blöd war, sie auf den Punkt in der Landschaft hinzuweisen, wo diese alte Burg Normastein stand, auf deren Burghof sie Beide damals mit dem Fallschirm gelandet waren.
„Eine wilde Grenzziehung war das dann nach 1945“, so der Araber aber es hatte auch seine Gründe und die wollte man später beleuchten und man wanderte weiter. Stellenweise erinnerte Reinhardt diese schöne Gegend an die Festung Königstein in der sächsischen Schweiz und es sollte hier schon Ritter gegeben haben, so der alte Hermann von Normastein, die volltrunken mit Pferd über die Klippe springen wollten und nur Dank ihres schlauen Gaul mit dem Leben davon gekommen sind.
Nur der Gaul, der überlebte die ganze Angelegenheit nicht, denn so schlau, seinen Herren vorher abzuwerfen, so wie es einmal eine alte DDR nach 1949 gemacht …die Herren zum Teufel gejagt, also abgeworfen hatte, so schlau war er damals doch nicht.
Na gut, dachte Reinhardt wehmütig, diese DDR hatte es im Endeffekt auch nicht überlebt, denn da gab es Einen, der meinte so locker und sinngemäß:“ Gestern standen wir vor dem Abgrund, aber Heute sind wir schon einen Schritt weiter“.
„ Gesoffen wurde wohl zu jeder Zeit“, auch in der DDR, dies fiel Reinhardt dazu nur ein. Dann war der Zielpunkt erreicht, der höchste Punkt auf dem Heldrastein, so fünfhundert Meter über dem Meeresspiegel und einhundertfünfzig Meter über der restlichen Landschaft, der aussah wie Huberts Würstchenbude und da stand Hubert, der kleine Mann der ersten Stunde an der Gulaschkanone und kochte, was das Zeug hält.
Er hatte eine Armee erwartet und war enttäuscht, dass es nur ein spärlicher Haufen Exagenten waren, die seine köstliche Erbsensuppe mit Bockwurst probieren wollten.
Aber Peter der Seemann blies ins Horn, lockte Wanderer an mit Rufen wie….Heiße Würstchen…köstliche Erbsensuppe….und innerhalb kurzer Zeit war eine bunte Schar versammelt. Dem nicht genug erzählte er aus seinen wilden Zeiten und da fiel es Reinhardt wie Schuppen von den Augen, warum seine blonde Irina, diese ukrainische Blume unter den Blumen Russlands damals mit ihm durchgebrannt war?
Der Kerl konnte nicht nur lieben wie ein junger Gott, dieser Frauenflüsterer, nein, er konnte kochen und backen noch dazu und Irina liebte doch Pelmeni für ihr Leben. Dem konnte Reinhardt, der gerade einmal Pudding zubereiten imstande war, nun wahrlich nichts entgegensetzen und er beschloss, seinen Kummer im Bier der Wartburg zu ersäufen, was dann auch wirklich vorzüglich schmeckte.
Aber da war noch ein Turm, so um die dreißig Meter hoch neben der Würstchenbude und Hubert erzählte von Exagenten, die hießen zum Beispiel Feliks, Gilbert und Alfred mit den Decknamen Horch, Sieh und Lausch, genannt Ministerium für Staatssicherheit, die sich dort vor mehr als zwanzig Jahren die Zeit vertrieben haben sollen, bis Hubert, der Mann aus dem westlichen Heldra an ihr vergittertes Tor klopfte und herrisch um Einlass bat, denn ihre Zeit wäre wohl 1989 abgelaufen gewesen und er hätte es langsam satt., immer beim Telefonieren dieses Knacken in der Muschel zu hören.
Nur widerwillig gaben diese Buben dann den Schlüssel heraus, doch als Spitzbuben wollten sie sich anschließend nicht titulieren lassen und beharrten darauf, das Alles Rechtens war in vergangener Zeit. „Aber ihr Wort in Gottes Ohr, der würde schon Recht sprechen“, so dachte Reinhardt, denn er war ja auch kein Engel zu früheren Zeiten gewesen.
Hubert sah das natürlich ganz anders und eine gewisse Frau Breuel von der Treuhand nun wieder völlig anders wie Hubert, denn der wollte doch diesen Turm kaufen, um für die Nachwelt etwas zu erhalten.
Das war Frau Breuel wohl dann mehrere zehntausend DM wert, „das Erhalten,“ musste doch am Monatsende ihres und anderer Köhlerjungen ….Hubert nannte sie sehr zornig „Spitzbuben“, also ihr hohes Gehalt herausspringen..
So saß man und redete über Gott und die Welt und Sandmänner, Musikanten, Babyschnuller bis hin zu Kriechtieren aus der Spezies der Lurche, Spirituosenbrenner, Wandler und Gewandelte, Pferdehufe, Pfannkuchenmädchen und Reinhardt spitzte die Löffel, um ja Alles aufzusaugen an Informationen.
Irina lächelte und er soff zum Bier noch Schnaps, der wohl sonst nur am Grabesrand gereicht wurde und trotzdem war er glücklich, sie zu sehen, seinen Traum aus tausend und einer russischen Nacht.
R-M-R