Anfang 1989 erhielt die Familie eines Freundes des Zittauer Schülers Heiko Benedict die Ausreiseerlaubnis aus der DDR. Bevor die damals 14jährigen Jungen sich – aus damaliger Sicht: für immer – trennen sollten, ergriffen sie einen Fotoapparat und zogen gemeinsam durch die Altstadt. Sie wollten dort die "schlimmsten Dreckecken" fotografieren, damit die Menschen im Westen sehen konnten, wie es in der DDR aussah. Mehr als 40 Mal drückten sie den Auslöser.
Mit dem trostlosen Zustand der historischen Innenstädte griffen die beiden Schüler instinktiv einen Aspekt der DDR-Wirklichkeit auf, an dem sich das politische und wirtschaftliche Scheitern der SED-Diktatur offenkundig manifestierte. "Am Verfall der Städte hat sich in der DDR der Protest entzündet", schrieb der Stadtplaner und langjährige Mitarbeiter der Bauakademie der DDR Jürgen Rostock 1991 im Rückblick.
Selbst Erich Honecker bedauerte später "die Vernachlässigung bestimmter Stadtkerne" und gestand ein, dass er selbst etwa in Leipzig bei den Fahrten vom und zum Flugplatz den Eindruck gehabt habe, "als wenn gerade erst das Artilleriefeuer des Zweiten Weltkrieges vorbeigegangen ist". Die Verantwortung dafür mochte der einst mächtigste Mann der DDR aber nicht übernehmen, sondern er beschuldigte seinen Bauminister, nicht die notwendigen Entscheidungen getroffen zu haben, um die Dinge voranzutreiben.
Weitere interessante Einblicke am Beispiel Zittaus, findet man hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -64/06402/