Ist das so?
Da kenne ich mich nicht aus aber, wenn ein Herr Streletz als "Totschläger" vom Gericht bezeichnet wird, dann habe ich Kontakt zu einem Totschläger und bin sogar stolz darauf. Das schmeißt meine Aussage aber nicht über den Haufen, dass ich mit Mördern und Vergewaltigern nicht zu tun haben will.
Für mich hat er seine Pflicht erfüllt auch wenn es dabei, bedauerlicher Weise, zu Toten und Verletzten kam.
Er war, so wie jeder Soldat in der NVA oder den GT der DDR, ein vereidigter Soldat und hatte den militärischen Auftrag zu erfüllen.
Ich fabuliere jetzt einmal.
Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich auch so gehandelt wie er. Das war nun mal so und die Bundesrepublik war für mich Feindesland. Und wer über die Grenze ging, lief zum Feind über oder überquerte die Grenze aus anderen, der DDR feindlichen Gründen.
Aus heutiger Sicht bin ich der Meinung, man hätte, des Lebens willen, diese Menschen, die von Ost nach West wollten, ziehen lassen sollen. Aber damals sah ich das anders. Dafür könnt Ihr mich verurteilen oder auch nicht. Es war eben so.
Fritz Streletz ist einer der bescheidensten und klügsten Menschen die ich kenne. Nun ist der Generaloberst a.D. nicht mein Freund. Dazu kennen wir uns zu wenig und sehen uns nur sporadisch. Aber er besitzt meine volle Hochachtung als Mensch und als Militär sowieso. Da könnt Ihr im Dreieck springen und Euch aufregen wie Ihr wollt.
Er war einer der führenden Männer in der NVA, der an der Nahtstelle zwischen feindlichen Bündnissen, den Hauptstab (in der Bundesrepublik nennt man das "Generalstab") mit Umsicht und klug führte, dass es zwischen den Bündnissen (jedenfalls von DDR- Seite aus) zu keinem Krieg kam.
Das er eine gewisse Verantwortung für das Grenzregime hatte, lässt sich wohl nicht leugnen. Jedoch als die Grenze zwischen der DDR und Westberlin als auch dem übrigen Gebiet zur Bundesrepublik militärisch gesichert wurde, war der Generaloberst a.D. Chef des Stabes des Militärbezirkes in Leipzig. 1964 wurde er Stellvertreter des Ministers und Chef des Hauptstabes. Da waren die Messen bereits gesungen.
Der Generaloberst bedauert heute, so im Gespräch, jeden einzelnen Mauertoten. Aber er ist auch einer der wenigen Männer, die sich nach der Wende vor Gericht ihrem Handeln stellten, offensiv und ehrlich. Aus Erzählungen weiß ich, dass ihn die Richter und auch die Justiz der Bundesrepublik mehr als schlecht behandelt haben. So wie mit ihm, ging die Justiz der Bundesrepublik nicht mal mit überführten Mördern um.
Nun werden einige hier gleich brüllen "recht geschieht ihm". Da kann ich dann nur erwidern - nein - denn die Bundesrepublik hat sich die Demokratie auf die Fahnen geschrieben. Aber das ist wohl ein anderes Thema.
Er sagte einmal, er habe seine Memoiren soweit fertig gestellt. Veröffentlicht sollen diese aber erst werden, wenn er verstorben ist, weil er sich mit der Veröffentlichung wohl einige Feinde machen wird.
Nun warte ich nicht auf den Tot dieses, von mir verehrten, Mannes aber seine Memoiren werde ich mit großem Interesse lesen.
In diesem Sinne - Die Memoiren sind die Zeitbomben der Pensionisten. (Kissinger)
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe
Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.