Egon Bahr

Egon Bahr

Beitragvon Bahndamm 68 » 20. August 2015, 11:01

Egon Bahr ist ein deutscher SPD-Politiker und Journalist. Nach der Bundestagswahl von 1969, aus der die sozial-liberale Regierungskoalition mit Kanzler Brandt hervorgeht, ist Bahr Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Bevollmächtigter der Bundesregierung in Berlin. Der wohl wichtigste Berater und Vertraute Brandts ist in diesen Positionen maßgeblich an der Entspannungspolitik mit dem Osten beteiligt und prägt den Begriff „Wandel durch Annäherung“.

1922
18. März: Egon Karl-Heinz Bahr wird in Treffurt/Thüringen als einziges Kind des Lehrers Karl Bahr und seiner Frau Hedwig geboren.

1928
Die Familie zieht nach Torgau/Sachsen

1938
Weil er sich nicht von seiner Frau, die jüdischer Herkunft ist, trennen will, wird Bahrs Vater aus dem Schuldienst entlassen. Die Familie zieht nach Berlin.

1940
Abitur am Helmholtz-Gymnasium in Berlin-Friedenau.

Bahr wird wegen seiner jüdischen Vorfahren als Musikstudent abgelehnt.

Er absolviert eine Lehre als Industriekaufmann.

1942-1944
Soldat im Zweiten Weltkrieg. Entlassung aus der Wehrmacht, nachdem seine "nichtarische Abstammung" bekannt wird.

1944/1945
Bahr wird bei Rheinmetall-Borsig dienstverpflichtet.

1945
Bahr arbeitet als Journalist in Berlin. Zunächst ist er Reporter bei der "Berliner Zeitung", anschließend bei der "Allgemeinen Zeitung", aus der später die "Neue Zeitung" wird.

Heirat mit der Sekretärin Dorothea Grob.

1948-1950
Korrespondent des "Tagesspiegel" in Hamburg und Bonn.

1950-1960
Chefkommentator des RIAS und 1953/54 Leiter des Bonner Büros des RIAS.

1956
Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).

1960-1966
Der Regierende Bürgermeister von West-Berlin, Willy Brandt, beruft Bahr an die Spitze des Presse- und Informationsamtes des Landes Berlin.

1961-1963
Gemeinsam mit Willy Brandt entwickelt Bahr außenpolitische Leitgedanken, die die Basis für die spätere Neue Ostpolitik der Bundesrepublik Deutschland bilden. Bahr wird zum Architekten der Ostverträge sowie Vordenker und Stratege der Beendigung des Kalten Krieges.

In diesem Zusammenhang formuliert Bahr im Juli 1963 in einer Rede in der Evangelischen Akademie Tutzing die neue Konzeption der deutschen Ostpolitik unter der Devise "Wandel durch Annäherung".

1966-1969

Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt sowie Sonderbotschafter und Leiter des Planungsstabs des Auswärtigen Amts.

1969-1972
Staatssekretär im Bundeskanzleramt bei Brandt.

1970
Januar: Bahr führt in Moskau mit Außenminister Andrei A. Gromyko die ersten Gespräche über einen Gewaltverzichtsvertrag zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik. Die Gespräche dienen als Grundlage für den am 12. August 1970 abgeschlossenen Moskauer Vertrag.

November: Bahr beginnt Gespräche mit dem Beauftragten der DDR, Michael Kohl, über die Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten.

1971
17. Dezember: Bahr und Michael Kohl unterzeichnen in Bonn das Transitabkommen, das den Personen- und Güterverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin regelt. Es ist die erste deutsch-deutsche Vereinbarung auf Regierungsebene.

1972-1990
Mitglied des Deutschen Bundestages.

1972-1974
Bundesbevollmächtigter für Berlin und Bundesminister für besondere Aufgaben. In dieser Funktion wird Bahr zum ständigen Berater des Bundeskanzlers Brandt in allen Fragen der Ost- und Deutschlandpolitik.

1972
26. Mai: Bahr und Michael Kohl unterzeichnen in Ost-Berlin einen Verkehrsvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR.

21. Dezember: Bahr und Michael Kohl unterzeichnen den Grundlagenvertrag: Darin wird die Anerkennung der Vier-Mächte-Verantwortung, die Unverletzlichkeit der Grenzen, die Beschränkung der Hoheitsgewalt auf das jeweilige Staatsgebiet, der Austausch "ständiger Vertreter", die Beibehaltung des innerdeutschen Handels und der Antrag beider Staaten auf Aufnahme in die UNO festgeschrieben.

1973
Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes.

1974-1976
Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit im Kabinett von Helmut Schmidt. 1975 präsentiert Bahr in dieser Funktion seine Ansichten über den Stellenwert der Entwicklungspolitik als Faktor weltweiter Friedenspolitik und stellt die Hilfe für die ärmsten Länder in den Vordergrund der Bemühungen.

1975
Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband.

1976
Bahr wird Mitglied des Parteipräsidiums der SPD.

Auszeichnung mit dem Theodor-Heuss-Preis.

1976-1981
Bundesgeschäftsführer der SPD.

Bahr vertritt in dieser Funktion eine Abgrenzungspolitik gegenüber der äußersten Parteilinken.

In außenpolitischen Fragen formuliert er Vorbehalte gegen den NATO-Doppelbeschluss und setzt sich damit von der Politik des Bundeskanzlers Schmidt ab.

1980-1990
Vorsitzender des Unterausschusses für Abrüstungs- und Rüstungskontrolle des Bundestages.

1981
Juni: Bahr äußert bei einem Besuch in Moskau Zweifel am Willen der USA zu Verhandlungen über eine Begrenzung der eurostrategischen Waffen.

1982
Bahr fordert eine stärkere Mitbestimmung der Bundesrepublik Deutschland bei den Entscheidungen über die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen.

Er tritt für die Beschränkung aller Atomwaffen auf das Territorium ihrer Besitzerstaaten bei gleichzeitiger Herstellung eines Gleichgewichts konventioneller Waffen in Europa ein.

Mitglied der internationalen Abrüstungskommission unter dem schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme (1927-1986), die in ihrem Abschlussbericht die Schaffung einer von taktischen atomaren Gefechtsfeldwaffen freie Zone in Europa befürwortet.

Veröffentlichung der Schrift "Was wird aus den Deutschen? Fragen und Antworten".

Verleihung des Gustav-Heinemann-Bürgerpreises.

1983
August: Bei einem Treffen mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker vertritt Bahr die Ansicht, die UdSSR müsse bei einer Verwirklichung der westlichen Stationierungspläne für US-Mittelstreckenwaffen entsprechende Gegenmaßnahmen auf dem Gebiet der DDR unternehmen.

1984
September: Bahr äußert sich positiv über drei der vier sogenannten Geraer-Forderungen des Staats- und Parteichefs Honecker. So spricht er sich dafür aus, die Elbgrenze an der Strommitte "festzustellen", die Erfassungsstelle für Gewaltverbrechen der DDR in Salzgitter aufzulösen und die Respektierung der DDR-Staatsbürgerschaft in einem Vertrag festzulegen.

1984-1994
Direktor des Instituts für Friedensforschung an der Universität Hamburg.

1986
Mitherausgeber der drei Bände "Gemeinsame Sicherheit".

1987
Mai: Der Parteivorstand der SPD beruft Bahr zum neuen Vorsitzenden der Sicherheitspolitischen Kommission der SPD.

1988
Veröffentlichung der Schrift "Zum europäischen Frieden. Eine Antwort auf Gorbatschow".

1990
5. Juli: Bahr wird Berater des DDR-Abrüstungs- und Verteidigungsministers Rainer Eppelmann.

In der Zeitung "Frankfurter Rundschau" äußert er die Ansicht, dass die Zugehörigkeit Gesamtdeutschlands zur NATO keine dauerhafte sicherheitspolitische Lösung sei.

Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl tritt Bahr nicht mehr als Kandidat an.

Veröffentlichung der Schrift "Sicherheit für und vor Deutschland".

Verleihung des Ehrentitels "Professor des Hamburger Senats".

1991
Juni: Bahr schlägt die Gründung eines "Deutschen Friedenskorps" vor, dessen Dienst dem Wehrdienst gleichgestellt sein soll. August: Er fordert einen Wirtschaftsboykott des auseinanderfallenden Staates Jugoslawiens.

1992
Bahr befürwortet Kampfeinsätze der Bundeswehr im internationalen Rahmen unter UNO-Kommando.

1993
Bahr tritt für die Osterweiterung der Europäischen Gemeinschaft ein.

1994
Auszeichnung mit der Mannheimer Medaille der IG Metall.

1996
Veröffentlichung seiner Memoiren unter dem Titel "Zu meiner Zeit".

1997
Gemeinsam mit Günter Grass ruft Bahr in Berlin den "Willy-Brandt-Kreis" ins Leben. Der Verein setzt sich auf Grundlage der Ideen Willy Brandts für die friedliche Koexistenz der Völker und eine solidarische Gemeinschaft in der Bundesrepublik ein.

1998
Veröffentlichung der Streitschrift zu Macht-, Sicherheits- und Außenpolitik "Deutsche Interessen".

2002
Ehrenbürger der Stadt Berlin.

2003
Erscheinen des Essays "Der deutsche Weg - selbstverständlich und normal". Darin fordert er ein stärkeres deutsches Selbstbewusstsein die Selbstbehauptung Europas gegenüber den Vereinigten Staaten.

2004
Bahr rät der SPD, in den neuen Bundesländern stärker auf die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) zuzugehen. Er kritisiert, dass die SPD versäumt habe, nach der Wende die "große Masse unbelasteter Kommunisten" zu integrieren.

2011
Bahr heiratet seine langjährige Lebensgefährtin Prof. Adelheid Bonnemann-Böhner.

2015
20. August: Egon Bahr stirbt im Alter von 93 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts.
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Re: Egon Bahr

Beitragvon Interessierter » 20. August 2015, 11:58

Für mich war er mit Brandt zusammen der Auslöser und Verfechter der Annäherung an die DDR, durch die Politik der kleinen Schritte. Hätten sie diese Politik nicht gegen alle Widerstände aus der CDU verteidigt und praktiziert, wer weiß ob eine Wiedervereinigung Deutschlands möglich gewesen wäre.
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Re: Egon Bahr

Beitragvon Bahndamm 68 » 20. August 2015, 12:43

Interessierter hat geschrieben:Für mich war er mit Brandt zusammen der Auslöser und Verfechter der Annäherung an die DDR, durch die Politik der kleinen Schritte. Hätten sie diese Politik nicht gegen alle Widerstände aus der CDU verteidigt und praktiziert, wer weiß ob eine Wiedervereinigung Deutschlands möglich gewesen wäre.

Zu damaliger Zeit bin ich nicht für die Ostpolitik von Brandt und Bahr gewesen. Die Geschichte hat aber den richtigen Weg bestätigt.
@interessiert, ich gebe die Recht,
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Re: Egon Bahr

Beitragvon Bahndamm 68 » 20. August 2015, 20:34

Ausweis, ausgestellt vom Büro des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik, für den Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Egon Bahr.

Bahr erhält den Ausweis der DDR mit der Nummer 000001 während der Gespräche über ein Transitabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Bahr hat zuvor an der Sektorengrenze seinen West-Berliner Ausweis vorgelegt. Dies empfindet die DDR als Provokation , da an dieser Stelle West-Berlinern der Grenzübertritt nicht erlaubt ist.

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Re: Egon Bahr

Beitragvon Volker Zottmann » 20. August 2015, 21:54

Egon Bahr war ein ganz Großer!
Das ist wie im Theater, mit der Soufleuse steht oder fällt die Vorstellung. Ja die kleinen Schritte waren es....
Wären sie größer gewesen, hätte uns das momentan sicher mehr gefallen, doch wäre dann jemals zufällig genau das geschichtliche Zeitfenster aufgestoßen worden? Keiner vermag die Antwort zu geben.
Für mich war es 1971 schon fast unglaublich, dass des von Schnitzlers Bruder, der Hans Schnitzler vor uns Soldaten einen Vortrag, ein Meeting abhielt. Abgehandelt wurde das 2. Willi(y)-Treffen in Kassel. Mit all diesen kleinen Schritten hat dieser große Politiker im Hintergrund der Geschichte den guten Weg bereitet. Danke Egon Bahr!

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Egon Bahr

Beitragvon augenzeuge » 21. August 2015, 07:57

Die größte Niederlage erlitt Bahr nach der Guillaume-Affaire.

Er konnte es nicht fassen, dass Brandt danach zurücktreten musste. Er bereute es sein Leben lang, Brandt 1973 davon abgehalten zu haben, Wehner zum Rücktritt zu zwingen. Dies sei sein "schwerster Fehler" gewesen. Lange quälte ihn die Wut über "den Verräter".

Dabei war Bahr nicht der Einzige, der vor der Einstellung Guillaumes gewarnt hatte. Auch der BND wusste teilweise von Guillaumes Agententätigkeit" und "Infiltrationstätigkeit" für den Ost-Berliner Verlag "Volk und Wissen". Ein klarer Beweis war jedoch nicht darunter.

Einspruch gegen den Zugang zum Kanzleramt erhob der stets mißtrauische Egon Bahr. Nach den Wessel-Hinweisen riet er in einem handschriftlichen Aktenvermerk von der Einstellung des Bewerbers ab. Der nicht berücksichtigte Bahr-Einspruch ging in die Akte Guillaume ein.

Bahrs Misstrauen hielt ihn jedoch nicht davon ab, den Ostprozess der Annäherung weiter fortzuführen. Er war davon überzeugt, dass man hier den Weg zur Einheit finden könnte.

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Re: Egon Bahr

Beitragvon Interessierter » 22. August 2015, 08:43

"Er war nicht für die Wiedervereinigung"

Mit den Verhandlungen über die Ostverträge habe Egon Bahr eine große Leistung vollbracht, sagt der Publizist Alfred Grosser. Doch zugleich habe er Europa vernachlässigt – und sich manch einer Illusion hingegeben.

Zu den Weggefährten des verstorbenen SPD-Politikers Egon Bahr gehörte auch der deutsch-französische Publizist Alfred Grosser. Immer wieder haben sie im Laufe der Jahre miteinander diskutiert – und waren dabei häufig geteilter Meinung. Im Rückblick zieht Grosser ein kritisches Fazit von Bahrs Politik. Dieser habe mit den Verhandlungen über die Ostverträge zwar eine "große Leistung" vollbracht, andererseits aber das Verhältnis zu Frankreich vernachlässigt und sich insgesamt zu wenig um Europa gekümmert.
"Er war für zwei deutsche Staaten, die vereinigt sind"

Zu Bahrs Sicht auf die deutsche Teilung sagte Grosser im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur: "Er war nicht für die Wiedervereinigung. Er war für zwei deutsche Staaten, die vereinigt sind und die nicht in Europa eingebunden sind, sondern irgendwie an ein Europa, das übrigens in seinen Augen gar nicht bestand, angebunden sind. Diese Einbindung in Europa war ihm zuwider."

Unter dem Motto "Wandel durch Annäherung" habe sich Bahr – ebenso wie sein Parteifreund Erhard Eppler – einer "großen Illusion" hingegeben, so Grosser. "Das war, dass der Osten näher kommt und nicht so bleibt, wie er ist, das heißt: eine harte Diktatur."

http://www.deutschlandradiokultur.de/al ... _id=328840
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Re: Egon Bahr

Beitragvon augenzeuge » 22. August 2015, 08:59

Interessierter hat geschrieben:Unter dem Motto "Wandel durch Annäherung" habe sich Bahr – ebenso wie sein Parteifreund Erhard Eppler – einer "großen Illusion" hingegeben, so Grosser. "Das war, dass der Osten näher kommt und nicht so bleibt, wie er ist, das heißt: eine harte Diktatur."


Etwas anders seh ich das. Es mag sein, dass er selbst anfangs an einen anderen Weg geglaubt hat. Aber am Ende war die Diktatur schwächer als das Volk, welches die Einheit letztlich erzwang.
Deshalb kann man auch sagen, der Osten kam indirekt näher und die Diktatur war am Ende bei weitem nicht so "hart" wie 25 Jahre zuvor. Auch wenn sie gern hart geblieben wäre, aber dazu fehlte ihr einfach die Unterstützung, von außen und von innen. Und das dies so war, verdankt man irgendwo auch der Annäherung.

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Re: Egon Bahr

Beitragvon Interessierter » 22. August 2015, 09:39

Ist es nicht auch möglich, dass durch die Politik der kleinen Schritte, wir dem Osten zu nahe kamen ?
Interessierter
 

Re: Egon Bahr

Beitragvon augenzeuge » 22. August 2015, 12:44

Interessierter hat geschrieben:Ist es nicht auch möglich, dass durch die Politik der kleinen Schritte, wir dem Osten zu nahe kamen ?


Nee. Die Bevölkerung und Politik im Westen hatte sich doch kaum verändert. Bewegen konnte sich nur der Osten....bzw. das Volk.

AZ
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Re: Egon Bahr

Beitragvon Dille » 22. August 2015, 15:53

Seh' ich auch so, @AZ. Was ist diese "Neue Ostpolitik" hier im Westen angefeindet worden, ich habe das in München 1972 im Bundestagswahlkampf selbst erlebt -- und auch selbst zu spüren bekommen. (O'ton : "..dann gehn'se doch rüber...")

Und auch der Osten hatte die Gefahr sehr wohl erkannt, so von wegen "Konvergenztheorie" usw., und "Aufweichung". Und Egon Bahr sollte ja recht behalten, die Politik der kleinen Schritte veränderte die gesellschaftliche Realität in der DDR, es gab eben mehr Kontakte (persönlich, Telefon...), und nicht das DDR- System veränderte sich freiwillig, die Bürger der DDR nutzten die Spielräume die diese Brandt/ Bahr'sche Politik ihnen (mit den kleinen Schritten bis Helsinki) eröffnete.

Egon Bahr -- ein großer, ein kluger, ein weitsichtiger, ein feinsinniger und bescheidener Politiker ist gegangen, leider ist weit und breit kein ähnliches Format sichtbar.

Gruß, Dille
Dille
 

Re: Egon Bahr

Beitragvon zonenhasser » 10. August 2018, 23:42

Bahndamm 68 hat geschrieben:
1984
September: Bahr äußert sich positiv über drei der vier sogenannten Geraer-Forderungen des Staats- und Parteichefs Honecker. So spricht er sich dafür aus, die Elbgrenze an der Strommitte "festzustellen", die Erfassungsstelle für Gewaltverbrechen der DDR in Salzgitter aufzulösen und die Respektierung der DDR-Staatsbürgerschaft in einem Vertrag festzulegen.

Schon bemerkenswert, dass ein Staat offiziell die Schließung einer Minibehörde eines anderen Staats verlangt.
Die SPD-Bundestagsfraktion stellte 1984 in einem einstimmigen Beschluss fest: „Die Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter ist wirkungslos und überflüssig.“ Hans-Jochen Vogel sprach sich im März 1986 vor dem Bundestag für ihre Abschaffung aus und ab Januar 1988 beendeten die SPD-regierten Bundesländer Saarland unter dem SPD-Kanzlerkandidaten Oskar Lafontaine und Nordrhein-Westfalen unter Johannes Rau die Zuwendungen für die Erfassungsstelle. Dies führte zu heftigen Diskussionen über die Deutsche Frage.
...
Nach der Wiedervereinigung räumten einige Politiker, z. B. Hans-Jochen Vogel ein, es sei ein Fehler gewesen, die Abschaffung der Erfassungsstelle gefordert zu haben.


https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrale_ ... rwaltungen
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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