Eine dreiteilige Dokumentation von Ariane Riecker.
Im Jahr 25 nach dem Fall der Mauer sind die großen politischen und ökonomischen Umbrüche in den neuen Bundesländern weitgehend abgeschlossen. Zeit Bilanz zu ziehen und die Frage zu stellen: Wem gehört der Osten? Und was ist aus dem von der DDR deklarierten Volkseigentum geworden?
Im ersten Teil (vergangene Woche) ging es um Häuser, Grundstücke und Firmen. Wie schrieb die FAZ zum ersten Teil?
Zitat:
Als die Westdeutschen im Osten Häuser kaufen gingen
Ein neuer Ost-West-Konflikt, ausgetragen auf dem Immobilienmarkt? Der Dokumentarfilm „Wem gehört der Osten?“ von Ariane Riecker und dem Grimme-Preisträger Olaf Jacobs entgeht glücklicherweise der Versuchung, solcherlei zu konstruieren. Vielmehr zieht er ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung eine Bilanz der Eigentumsverteilung und zeigt, dass Menschen aus dem Osten wie dem Westen zu den Gewinnern und Verlierern des Besitz-Roulettes wurden. Aber auch, welche Folgen der größte Eigentumstransfer in der Nachkriegsgeschichte noch heute zeitigt.
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800.000 Anträge auf die Rückgabe von Grundstücken und Häusern wurden gestellt, fast 160.000 Widersprüche eingelegt, häufig wurde jahrelang durch alle Instanzen gekämpft. Der politisch gewollte Grundsatz „Rückgabe vor Entschädigung“ erwies sich als juristisches, vor allem aber als menschliches Problem. Zurück blieb ein gesellschaftliches Schlachtfeld, auf dem meist der Westen gegen den Osten, vor allem aber Groß gegen Klein siegte, wie das Beispiel von Anita Bohlig zeigt.
Als westdeutsche Erbin einer Thüringer Keksfabrik ging Anita Bohlig im Rückgabe-Poker leer aus: Die Treuhand hatte den Betrieb ohne ihr Wissen an den Bahlsen-Konzern verscherbelt. Der wickelte den Konkurrenten ab und hinterließ das Firmengebäude der Stadt, die es abriss.
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Hier die Zusammenfassung des ersten Teiles
quelle:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... 75380.html
Gestern Abend lief der zweite Teil im MDR (Das Land)
1990 fielen etwa zwei Millionen Hektar Agrarland sowie knapp zwei Millionen Hektar Wald- und Forstfläche aus dem "Volkseigentum" der DDR in die Verwaltungshoheit der Treuhand. Die Flächen sollten schnell verkauft werden, um Geld in die Bundeskassen zu spülen. Grundsätzlich sollten, wie im Einigungsvertrag festgehalten, die Regelungen der Bodenreform und damit auch die Enteignung von Großgrundbesitzern nach dem Zweiten Weltkrieg keine Neubewertung erfahren. Bis heute ranken sich zahllose Streitigkeiten und Entschädigungsfragen um genau diesen Beschluss. Denn vor allem auf dem Land betrifft das riesige, wirtschaftlich attraktive Flächen, Wälder und Felder.
Zitat:
Enteignet wurden auch die Vorfahren des Fürsten Heinrich XIV Reuß. Bis dahin gehörte der Familie seit Hunderten von Jahren ein beträchtliches Stück vom Osten – 18.000 Hektar Wald und Land in Sachsen und Thüringen. Geblieben sind dem Fürsten heute u.a. 1.100 Hektar Wald, die er zu Beginn der 1990er-Jahre für 1 Million DM zurückkaufte. Die Flächen sind heute das Siebenfache wert. "Natürlich freut man sich, dass der Wert des Waldes gestiegen ist, aber für mich ist das nur eine Zahl auf dem Papier. […] Ich will für meine vier Kinder wenigstens ein bisschen wieder von dem aufbauen, was wir früher einmal hier hatten", sagt Fürst Reuß.
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Davon können die Schachtschabels bisher nur träumen. Seit 25 Jahren kämpfen sie mittlerweile um ein alleiniges Nutzungsrecht der Flächen, die ihnen laut Grundbuch gehören. Sie betreiben einen bäuerlichen Familienbetrieb in Thüringen. In den 90ern war Rainer Schachtschabel Abteilungsleiter der dortigen Agrargenossenschaft – der rechtlichen Nachfolgegesellschaft der LPG. Bei deren Auflösung wurde er Zeuge skrupelloser Vermögensauseinandersetzungen: "Die einfachen LPG-Mitglieder wurden auf Kosten von Wenigen betrogen." Heute besitzt Schachtschabel zwar einige Hektar Land, doch er kann sie nicht einmal vollständig nutzen, die Agrargenossenschaft, legt ihm noch immer Steine in den Weg...]
http://www.ardmediathek.de/tv/Dokumenta ... d=17603862
http://www.mdr.de/tv/programm/sendung549548.html
Im dritten Teil geht es nächsten Dienstag um die Heimat.
Dass Stadtimmobilien, Landflächen und zugkräftige Betriebe Rendite bringen sollten, hatte man nach der Wiedervereinigung schnell verstanden. Aber privatisiert wurden auch Seen, Wälder, Küsten, einstige Ferienorte und so manches Kleingartenareal. Also auch viele Orte zu denen die Ostdeutschen hochemotionale Beziehungen hatten: Die Seebäder der Ostsee, das private Glück in den zahllosen Datschen, die wiederentstandenen Kleinode in den ehemaligen Tagebaugebieten oder die Urlaubsorte im Thüringer Wald.
Anno August Jagdfeld ist Immobilieninvestor ersten Ranges. Er besitzt nicht nur Verbindungen bis in die höchsten politischen Kreise sondern auch viele der Filetstücke im Osten. 1996 kaufte er u.a. in Heiligendamm ein Ensemble wertvoller Gebäude und bewahrte damit die Kulturgüter vor dem Verfall. Doch der Investor überschätzte den Markt in Ostdeutschland, 2012 war das Grand Hotel Heiligendamm pleite. Zuerst hofiert, streitet Jagdfeld bis heute mit der Kommune um die Zukunft der von ihm gekauften und zum Teil noch immer nicht sanierten Objekte.
http://www.mdr.de/tv/programm/sendung551338.html
Ein Thread für die Frage wie im MDR "Wem gehört der Osten", wie lief es damals? Auch ein Platz um über die Dokumentation des MDR zu schreiben. Teil 1 konnte ich in der ardmediathek nicht finden?
mfg
pentium
Es wird nicht ohne die Rolle der Treuhand abgehen, wobei es zur Treuhand einen Extrathread gibt.