Siegfried Heinrichs (4.10.1941-8.4.2012)
Ein Leben für die – im kommunistischen Herrschaftsbereich – unterdrückte LiteraturDer Schriftsteller und Verleger Siegfried Heinrichs stammt aus Alleringersleben bei Marienborn. Nach 1945 wurde das nahe Helmstedt für DDR-Insassen unerreichbar. Heinrichs gehört zu den wenigen Schriftstellern, die die deutsch-deutsche Grenze immer wieder thematisierten. Noch prägender für ihn wurden die drei Jahre Gefängnis aus politischen Gründen, die ihn sein Leben lang nicht loslassen: „die Gitter sind meinem Wort eingewachsen – deshalb versuche ich, sie mit meinem Atem, meinem Vers, zu zersägen.“1Eine Selbstauskunft von 1980 lautet: „Siegfried Heinrichs, geboren 1941, glücklicherweise auf dem Lande, dort Kindheit, Schule, groß geworden in häuslicher Isolation, Ziegen hütend, des Nachbarn Äpfel und Pflaumen plündernd. Meiner Mutter Sorgenkind durch Krankheiten, Schwierigkeiten in der Erziehung eines frühzeitig Ungehorsamen. Arbeiten als Hilfsarbeiter, Soldat, Bankangestellter, Sachbearbeiter.“2
1963 beginnt Heinrichs zu schreiben: an einem Roman und Gedichte. Die Texte versteckt er bei seinem Bruder. Doch dieser, Mitglied der SED, denunziert ihn. Heinrichs wird im Februar 1964 auf dem Weg zu seiner Arbeit als Angestellter eines Geldinstituts in Karl-Marx-Stadt verhaftet: „wegen Verbreitung und Herstellung staatsgefährdender Schriften gegen Mauer, Stacheldraht und Maulverbot Andersdenkender.“3 254 Tage später droht ihm ein Staatsanwalt zehn Jahre Haft an wegen Hochverrats, Hetze, Staatsgefährdung.4 Als sich der Dichter weigert, über Bekannte auszusagen, bringt Staatsanwalt W. gar die Möglichkeit der Todesstrafe ins Spiel. Der Häftling sehnt sich nach dem „Stacheldrahtfrieden“ draußen – im umzäunten SED-Staat.5 Siebeneinhalb Monate sitzt Heinrichs in Stasi-Untersuchungshaft. Dann wird er zu drei Jahren Haft verurteilt, die er im Zuchthaus Waldheim verbringen muss. Dort freundet er sich mit dem Maler Sieghard Pohl an, ebenfalls als „Politischer“ hinter Gittern. „1096 Tage und Nächte inhaftiert für einige Gedichte, zusammen mit Mördern, Malern, Kinderschändern, Dieben. Auch nach der Entlassung lebte ich in meinem Land, keine Zeile gedruckt, abgelehnt, alles, mit üblichen Begründungen.“6
1974 verlässt Heinrichs die DDR und ist in West-Berlin einer der Ersten der wachsenden Exilgemeinde ausgebürgerter Schriftsteller und Künstler wie Roger Loewig, Sieghard Pohl, Siegmar Faust, Wolf Biermann, Jürgen Fuchs und Utz Rachowski. Immer wieder beklagt er Zensur, Abschottung und Verfolgung in der DDR.
Weiter geht es hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... heinrichs/Vom eigenen Bruder an die Stasi verraten; was für eine Charakterlosigkeit und Niedertracht !!!