Interessierter hat geschrieben:22.04.14
20:45 Uhr: MDR-TV-Doku, u.a. mit Interviews und Videomontagen zur Ulrichskirche
Magdeburgs Mitte ist nicht wirklich der Alte Markt oder der Domplatz. Es ist ein früherer Aufmarschplatz für 150.000 Menschen, der sogenannte "Zentrale Platz" an der ehemaligen "Wilhelm-Pieck-Allee". Heute lockt hier ein grüner Park mit Brunnen und Plastiken. Drumherum stehen repräsentative Bauten, stattliche Wohnpaläste aus der Stalinzeit. "Der Osten"-Presenter Axel Bulthaupt ist beindruckt. Die Häuser aus den Anfangszeiten der DDR zeigen sich in der Frühjahrssonne in voller Pracht: helle Farben, Säulenverziert, die Eingänge geschmückt mit steinernen Gravuren, wunderschöne Loggien – ein Hauch von Moskau, mitten in Magdeburg.
Doch diese Bauten erinnern auch an eine bisher nicht erzählte Geschichte: Nach dem furchtbaren Bombardement im Januar 1945 war Magdeburg nur noch eine Trümmerwüste, nichts war geblieben vom Glanz einer der schönsten Altstädte Deutschlands. Die Elbestädter aber ließen sich nicht unterkriegen und entwarfen eine neue Stadt. Die Entwürfe allerdings fanden in Berlin wenig Anklang. Walter Ulbricht persönlich bemängelte, dass den Magdeburgern der Sinn für die "16 Grundsätze der sozialistischen Großstadt" fehle, vor allem ein zentraler Platz, auf dem "150.000 Menschen 2 bis 3 Stunden" an einer Tribüne vorbeiströmen können – flankiert von repräsentativen Großbauten.
Da war kein Platz mehr für die zweitälteste Kirche Magdeburgs, die über 1.000 Jahre alte Ulrichskirche. 1956 wurde sie gesprengt. Damit war Platz für die großen Wohnpaläste der Stalinzeit – eine Mischung aus Kitsch, Komfort und Klassizismus. Wohnungen mit Parkett, Fernwärme, außergewöhnlichen Grundrissen und sogar mit Aufzügen – nie wieder ist in der DDR so aufwendig gebaut worden.
Axel Bulthaupt ist auf dem "Zentralen Platz" der Ulbricht-Zeit unterwegs. Er erzählt die Geschichte von Menschen, die in Magdeburgs Mitte leben, die stolz ihre Wohnungen im Stalinpalast zeigen und heute für den Wiederaufbau der Ulrichskirche werben. Er schaut auch auf das alte Magdeburg und erzählt von Opfern des Naziregimes, die es nicht ertragen können, dass der Kirche gedacht wird.
http://www.ulrichskirche.de/cms/aktuelles.html
1956 wurde sie gesprengt. Damit war Platz für die großen Wohnpaläste der Stalinzeit – eine Mischung aus Kitsch, Komfort und Klassizismus. Wohnungen mit Parkett, Fernwärme, außergewöhnlichen Grundrissen und sogar mit Aufzügen – nie wieder ist in der DDR so aufwendig gebaut worden.
Bei dem Wiederaufbau der Stadt nach 1945, der im Sinne der neuen, nunmehr vorherrschenden Ideologie des Sozialismus bewusst mit der bisherigen Stadtgestaltung brach, wurde die Ulrichskirche als störendes Element empfunden und am 5. April 1956 gesprengt, obwohl ein Wiederaufbau in Kosten und Aufwand der Sprengung gleichgekommen wäre. Damit verlor Magdeburg ein Gebäude, welches Stadtbild und Stadtgeschichte ganz wesentlich mitgeprägt hatte. Sieben weitere Kirchen unserer Stadt ereilte in der Folge dasselbe Schicksal. Zurück blieb damals eine eher unscheinbare Grünfläche. Zum Glück, müssen wir heute feststellen. Wäre der städtebauliche Größenwahnsinn nicht Ende 50er Jahre durch eine erste Wirtschaftskrise in der DDR gestoppt worden, würden wir heute auf einem in Stein zementierten Aufmarschplatz, der Raum für 30 bis 40000 Menschen bieten sollte und vor einem turmgekrönten Rathaus stehen; an der Stelle, wo sich hinter uns das Ulrichhaus befindet. Es fehlte also schlichtweg das Geld, um im Stil der den Platz heute umgebenen Architektur weiterzubauen. Dennoch dürfen wir niemals geringschätzen, was nach 1945 für den Wiederaufbau unserer Stadt geleistet wurde. Es war ein großes und gemeinschaftliches Aufbauwerk. Wir müssen es, um es überhaupt angemessen würdigen zu können, von dem ideologischen Ballast befreien, welcher diesen Bauten aufgebürdet wurde und wird.
Wäre der städtebauliche Größenwahnsinn nicht Ende 50er Jahre durch eine erste Wirtschaftskrise in der DDR gestoppt worden, würden wir heute auf einem in Stein zementierten Aufmarschplatz, der Raum für 30 bis 40000 Menschen bieten sollte und vor einem turmgekrönten Rathaus stehen
Wie auf dem Bild von 1955 zu sehen ist war den Häusern mitnichten die Kirche im "Wege".
Die Kirche stand dem neuen Strassenverlauf etwas im Wege und passte von der Bebauungskonzeption nicht mehr in das Ensemble der entstandenen Häuser.
pentium hat geschrieben:Versöhnungskirche (Berlin-Mitte)
Am 22. Januar 1985 veranlasste die DDR-Regierung die Sprengung der Kirche und sechs Tage später auch des Turmes.
Zitat:
Regine Hildebrandt hielt es am 28. Januar 1985 auf ihrer Arbeitsstelle am Alexanderplatz nicht mehr aus: "Ich musste zur Bernauer Straße." Denn an diesem Tag sollte der Turm der Versöhnungskirche an der Bernauer Straße gesprengt werden, wie die gelernte Chemikerin wusste. Für die Schwiegertochter von Helmut Hildebrandt, dem letzten Pfarrer der seit dem Mauerbau 1961 unzugänglichen Kirche, war das ungeheuerlich. Sie wollte die endgültige Zerstörung des Gotteshauses an der vielleicht hässlichsten Stelle des "antifaschistischen Schutzwalls" festhalten.
http://www.welt.de/kultur/history/artic ... irche.html
mfg
pentium
Rei hat geschrieben:Es fielen doch auch viele Gräber auf den Friedhöfen zum Opfer der Mauer.
Wer weiß,wie viel Gräber beseitigt wurden,um die Grenzanlagen zu bauen?
Gruß Rei
pentium hat geschrieben:Rei hat geschrieben:Es fielen doch auch viele Gräber auf den Friedhöfen zum Opfer der Mauer.
Wer weiß,wie viel Gräber beseitigt wurden,um die Grenzanlagen zu bauen?
Gruß Rei
Etwas nach unten scrollen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Invalidenfriedhof
mfg
pentium
Nach zwölf Jahren Bauzeit – davon acht Jahre Bauverzug – ist Leipzigs neuer Uni-Campus am Augustusplatz jetzt fertig: Mit dem Paulinum, einem Nachfolgebau für die 1968 gesprengte alte Paulinerkirche, wird am 1. Dezember das letzte Bauwerk des neuen Gebäude-Ensembles übergeben.
pentium hat geschrieben:Paulinum – Eröffnung mit Festakt, Konzerten und GottesdienstNach zwölf Jahren Bauzeit – davon acht Jahre Bauverzug – ist Leipzigs neuer Uni-Campus am Augustusplatz jetzt fertig: Mit dem Paulinum, einem Nachfolgebau für die 1968 gesprengte alte Paulinerkirche, wird am 1. Dezember das letzte Bauwerk des neuen Gebäude-Ensembles übergeben.
http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Pauli ... ttesdienst
Nach der Eröffnung wird das Paulinum an sämtlichen Adventssonntagen und auch am Heiligabend für Gottesdienste und Veranstaltungen der Universitätsmusik geöffnet sein. Um der Öffentlichkeit einen Zugang zu dem Gebäude zu ermöglichen, soll es weitere Öffnungszeiten geben: Dienstag bis Freitag von 11 bis 15 Uhr, an Sonnabenden von 10 bis 14 Uhr.
Dr. Dietrich Koch stellte eines seiner heimlich angefertigten Fotos von den Sprengungsvorbereitungen der Leipziger Universitätskirche für diese Webseite zur Verfügung (siehe oben).
Der Körper vergißt nicht: eine Art rein psychologisch induzierter Flashback.
augenzeuge hat geschrieben:Wieder ein sehr glaubwürdiger Zeitzeuge. meinst du nicht auch, Nostalgiker?
AZ
Nostalgiker hat geschrieben:Du solltest als Schnatterinchen nicht soviel Grütze essen, dann kommt auch nicht so viel Grütze aus deinem Kopp .....
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