manudave hat geschrieben:Um mal zur Grundfrage zu kommen:
Sicher gibt es noch viele Benachteiligungen z.B. beim Lohn. Aktuell ist man durchschnittlich zwischen 70-80% des Westniveaus angelangt.
Hierbei sollte allerdings nicht vergessen werden, dass der Vergleich mit den alten Ländern eigentlich hinkt. Geht man von der Wirtschaftskraft bzw. der nicht vorhandenen zur Wendezeit aus, ist ein Vergleich mit der damaligen CSSR wesentlich sinnvoller, denn dieses Land wies ähnliche Kennzahlen wie die DDR auf.
Dort verdient ein Mensch heute ein Viertel dessen, was Ostdeutsche nach Hause bringen. Anderen ehemaligen Ostblockländern geht es ähnlich oder noch schlechter.
Das zeigt deutlich, dass doch eigentlich in Sachen Einheit auch Vieles erreicht wurde. Natürlich war eine halbwegs angemessene Bezahlung wichtig, da es in Deutschland ein Problem gab, was die anderen Länder nicht hatte - die Mobiliät der Bevölkerung. Aus ökonomischer Sicht - ich betone aus der Sicht eines Volkswirtes - wäre die Abwanderung der Bürger - sprich ein Aufschwung West auf Kosten des Ostens - sinnvoller gewesen. Natürlich war das nie ein Thema - schließlich gibt es ja auch noch wichtigere Sachen als die Wirtschaft.
Zusätzlich muss man auch betrachten, dass Helmut Kohl mit seinen "blühenden Landschaften" den Menschen Salz in die Augen gestreut hat. Dieser Satz verfolgt uns noch heute - und wer will einen Massstab erfinden, was diese zwei Worte überhaupt bedeuten.
Fakt ist aber, dass z.B. die Landwirtschaft im Osten wesentlich besser aufgestellt ist, als in vielen Teilen der alten Republik.
Das ist aber kein später Sieg der LPG, denn mit diesem System hat die heutige Bearbeitung der Flächen so gut wie nichts mehr gemeinsam. Die Produktivität der Mitarbeiter wurde von knapp 40% auf nahezu 100% angehoben, während die Mitarbeiterzahl insgesamt von knapp 450.000 auf ca. 170.000 sank.
Man bedenke auch die vielen Ostmarken, die sich grandios am Markt behaupten - das Beispiel Rotkäppchen-Sekt zeigt sogar, wie Ost-Unternehmen mittlerweile West-Konkurrenten übernehmen.
Nahezu die komplette Infrastruktur wurde erneuert - das kann man nur mit dem Boom nach dem zweiten Weltkrieg vergleichen - wobei dieser Vergleich eigentlich hinkt - sprich nach der Wende spielte sich das in viel kürzerer Zeit ab.
Innerhalb von 5 Jahren wurden durch die Treuhand (3.000 Mitarbeiter zu deren besten Zeiten) knapp 16.000 Betriebe, die 40 Jahre lang unter Planwirtschaft litten (inkl. der Belegschaft) zu Privatunternehmen umfunktioniert - ein gewaltiger Kraftakt. Dies natürlich zweifellos auch mit einigen zweifelhaften Geschäftspartner - aber das ist ein sehr kleiner Teil.
So negativ, wie manch einer meint, ist das eigentlich nicht zu sehen.
tztztz... wer sind denn da die Eigentümer?manudave hat geschrieben:Moin Karsten,
den Begriff Ossi hast übrigens du verwandt... ich weiss, sehe daran auch nichts verwerfliches, schließlich bin ich selbst solch ein Exemplar
Aus ökonomischer - nicht aus traditioneller - Sicht ist natürlich ein Vergleich mit der CSSR angebracht gewesen. Jammer einem tschechischen Fabrikarbeiter mal mit den Zahlen der Neuen Länder was vor - da gibts wahrscheinlich eine auf die Murmel.
Die neuen Bundesländer sind Teil der Bundesrepublik, demzufolge erübrigt es sich diese dann mit der ehem. CSSR im Zusammenhang von einem geeinten Deutschland z vergleichen
Der ewige Vergleich mit den alten Ländern hat doch die Unzufriedenheit mit verursacht. Die DDR wurde mit einem Land vereint, was wirtschaftlich viermal so groß war - ist da ein Vergleich überhaupt angebracht? Man sollte nicht immer nur nach oben auf der Leiter schauen, sondern manchmal den Blick nach unten nicht vergessen.
Wer vergleicht denn immer? Du kannst mir glauben, dass mein Blick in viele Richtungen gewand ist
Ach so - die Ostmarken - ein paar Beispiele:
Rotkäppchen (hat später Mumm übernommen)ist bekannt
Radeberger - wurde von Oetker gekauft - und NICHT plattgemacht es ging um Ostmarken, die jetzt Westfirmen übernehmen... kommt Oetker etwa aus dem Osten?
Ebenso Köstritzer von Bitburger - Hasseröder von Gilde - Lübzer von Holsten.dito
Marken der Verbrauchsgüterproduktion konnten sich sehr gut stabilisieren und schnell wirtschaftlich arbeiten - Beispiele wie Halberstädter Würstchen, Born Feinkost oder Halloren Schokolade gibt es genug.
das interessiert mich jetzt aber wirklichmanudave hat geschrieben:Übrigens zu den LPG´s:
Der Unterschied ist gewaltig.
Viel weniger Personal - moderne Maschinen - umweltpolitische Standards. ich weiss, das hatte ich ja auch bereits geschrieben, nur kannst Du dann nicht die Arbeiter als unproduktiv hinstellen, das macht nämlich einen gewaltigen UNterschied aus. Ich glaube die hätte auch gern mit moderneren Maschinen produktiver gearbeitet
Das Gegenteil hatten wir in der DDR.
Übrigens hat Produktivität nichts mit Faulheit zu tun - ein Irrglaube. Schließlich ist statistisch gesehen, ein ostdeutscher Industriearbeiter heute noch ein ganzes Stück unproduktiver als ein Westdeutscher. Und das obwohl er im Normalfall mehr Stunden für weniger Geld arbeitet. Die Produktivität wird ganz anders bemessen.
Komm ich bei Gelegenheit nochmal drauf.
Mercedes wurde aber noch nicht von Multicar geschluckt.... was nicht ist, kann ja aber noch werdenmanudave hat geschrieben:Das mit dem "gern produktiver gearbeitet" kann man nur bestätigen.
Und gehörte das nicht auch zu den Unfreiheiten der DDR - dass Menschen ihre Innovationskraft, ihr Können und Wissen nicht einbringen konnten, wie sie wollten?
wenn ich es will kann ich in alles eine Unfreiheit reindokumentieren, besitze ich aber nur einen alten Mähdrescher und weiss nicht, was es noch alles für wunderbare Vollerntemaschinen gibt, dann fühle ich mich auch auf der ollen Klapperkiste wie der König der Felder und bestimmt nicht unfrei
Karsten,
ich persönlich mag die Begriffe Ossi und Wessi nicht - ich verwende lieber die Bundesländer in der Namensgebung - ich sehe uns alle als Deutsche.So sehe ich das auch, allerdings sind die Worte Ossi und Wessi ja von 2 bekannten Himmelsrichtungen abgeleitet und beschreiben nur die Herkunft der entsprechenden Personen. Soll ich jetzt etwa Brandenburg ausschreiben? Die Hälfte der jugendlichen weiss dann vielleicht nicht wo das liegt und sucht mit dem Finger nahe der holländischen Grenze..... Ironie wieder aus
Den Vergleich mit der CSSR - ich betone es nochmals - bringe ich nur aus ökonomischer Sicht. Wenn Nord- und Südkorea sich vereinen, kann sich der Norden auch erstmal eher mit Simbabwe als mit Südkorea vergleichen. ok.... wir hätten uns 1989 mit der CSSR vereinigen sollen, gemeinsam wären wir dann doppelt so stark gewesen
Bei den Firmen sitzen die Eigentümer natürlich im Westen natürlich? - schließlich haben die unter Risiko ihr eigenes Kapital investiert und die Betriebe mit zu dem dem gemacht, was sie heute sind. die ärmsten.... obwohl, viele Betriebe wurden wirklich auch zu dem gemacht, was sie heute sind bzw. nicht mehr sind. Oder die haben Geld der Banken "investiert" ... sicherlich gibt es auf dem Gebiet natürlich auch sehr viele positive Beispiele
Das Beispiel Rotkäppchen ist übrigens ähnlich wie Multicar. Die westlichen Sekthersteller lehnten damals einen Kauf ab - heute werden sie selbst von diesem Unternehmen geschluckt - grins...
manudave hat geschrieben:Schon klar - aber Fakt ist auch, dass man ein Land nach 40 Jahren katastrophaler Misswirtschaft erstmal wieder aufbauen muss.
Und in manch einem Fall von Betriebsschließung gab es nunmal nur den Grundsatz: Lieber eine Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Wenn ich einer der Arbeiter gewesen wäre, hätte ich natürlich auch gek...
Aber die Sanierung der Unternehmen auch auf Kosten der Arbeitnehmer war - meines Erachtens - alternativlos.
Außerdem sollte man nicht die Entwicklung im Dienstleistungsgewerbe vergessen. Das hat Millionen Arbeitsplätze geschaffen, ohne großartige Staatsanschübe. Hier haben sich die Menschen aufgerafft und haben teilweise bessere Bedingungen als in den alten Ländern geschaffen. Auf so etwas kann man auch stolz sein...
wir können es drehen wir wollen, das wort treuhand hat im osten keinen guten ruf. trotz deiner sogenannten erfolge die es ja auch gab hat es 2 millonen menschen denn job gekostet. egal ob es jetzt richtig oder falsch war ein mensch fühlt sich benachteiligt. dann kommt nochwas. das sind die löhne.dann die leiharbeit wo kein mensch von leben kann. manudave.so haben sich die menschen denn kapitalismus nicht vorgestellt. und ich auch nicht. so wie er heute ist so war er in der alten brd nicht. lg glasi
manudave hat geschrieben:Schaut wohl ab und zu mal jemand in deinen Garten, Mara... ?
SkinnyTrucky hat geschrieben:Kann es sein, das Deutsche sowieso gern über den Nachbarszaun kucken.....
Nur ma so...
Mara
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