Begraben im Sand der Kalahari
„Auf der Verfolgung der Simon-Kopper-Hottentotten in der Wüste Kalahari, 16. März 1908“: Gemälde von Carl Becker
Johannes Felix Friedrich von Erckert, geboren am 30. Dezember 1869 in Bromberg, stammte aus einem ursprünglich bürgerlichen fränkischen Geschlecht, das 1765 in den Reichsadelsstand erhoben wurde. Sein Vater Felix (1832–1897) stammte aus Kulm und war bei der Geburt des Sohnes Major und Bataillonskommandeur in Bromberg. Aus seiner 1861 geschlossenen Ehe gingen drei Kinder hervor, darunter neben Sohn Friedrich, dem späteren Hauptmann in der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika, noch zwei Töchter. Felix von Erckert, seit 1874 Oberstleutnant, avancierte drei Jahre später zum Oberst und Regimentskommandeur, ehe er 1881 mit Pension zur Disposition gestellt wurde und sich bald darauf in Freienwalde niederließ.
Sohn Friedrich wechselte 1882 vom Gymnasium in Bromberg ins Kadettenhaus in Wahlstatt (bei Liegnitz in Niederschlesien) über, vier Jahre später dann in die Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde bei Berlin, nach deren Besuch er 1889 als Sekondeleutnant zum Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm IV.“ (1. Pommersches) Nr. 2 in Stettin kam. Dreieinhalb Jahre hernach wurde er Bataillonsadjutant, doch weil ihn diese Aufgabe nicht ausfüllte, nahm er 1895 seinen Abschied und ging nach Chile, wo er als Ausbildungsoffizier in der Armee wirkte.
Im Jahr 1897 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde als Premierleutnant beim Gardefüsilier-Regiment neu angestellt. Nur ein Jahr später bewarb er sich um Übernahme in die Kaiserliche Schutztruppe für Südwestafrika. Dem Gesuch wurde im November 1899 stattgegeben, im Monat darauf erfolgte die Ausreise. Nach seiner Ankunft in Windhoek und einer Einweisung dort übernahm er im Mai 1900 die 2. Kompanie der Schutztruppe in Omaruru und amtierte zugleich als Chef des gleichnamigen Distrikts.
Zwei Jahre lang nahm Erckert diese Aufgabe wahr, bevor er im Dezember 1902 nach Deutschland zurückkehrte, wo er im Braunschweigschen Infanterie-Regiment Nr. 92 angestellt wurde. 1904 zum Hauptmann befördert, übernahm er als Chef die 2. Kompanie des Regiments. Als im selben Jahr jedoch der Hererokrieg in Deutsch-Südwestafrika ausbrach, meldete sich Erckert erneut zur dortigen Schutztruppe, wo er zunächst Chef der 12. Kompanie des 2. Feldregiments wurde, ehe er 1906 zum Abteilungsführer der 9., 10. und 12. Kompanie sowie der Artillerie avancierte.
Jagd auf Simon Kopper
Obwohl der Kriegszustand in der deutschen Kolonie im März 1907 für beendet erklärt wurde, machte der Häuptling der Fransman-Nama, Simon Kopper, mit seinen Leuten weiterhin die Region im Dreieck, wo Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), Britisch-Betschuanaland (heute Botswana) und die südafrikanische Kapkolonie zusammentrafen, unsicher, überfiel Farmen und zog sich anschließend über die Grenze zurück.
Ab April 1907 war Erckert Kommandeur des Militärbezirks Nord-Namaland, und in dieser Funktion verfasste er eine „Denkschrift über eine Unternehmung gegen Simon Kopper in die Kalahari“, mit der dessen Treiben ein Ende gesetzt werden sollte. Er schlug die Aufstellung eines Expeditionskorps vor, das wegen der langen Durststrecken auf Kamelen statt auf Pferden und Maultieren beritten sein sollte. Das Kommando der Schutztruppe stimmte dem Vorhaben zu, und im Oktober 1907 begann man mit der Ausbildung für das Kamelreiten, nachdem zuvor mehrere Hundert dieser Tiere importiert worden waren. Am 4. März erfolgte der Abmarsch in zwei Abteilungen, die am 11. März nach rund 150 Kilometern an der Wasserstelle Geinab zusammentrafen. Da man die Ostgrenze dort noch nicht markiert hatte, war nicht ganz sicher, ob man sich noch auf deutschem oder schon auf britischem Territorium befand.
Die Truppe, die unter dem Befehl des Hauptmanns Erckert stand, setzte sich aus drei Kompanien zusammen, hinzu kamen zwei Abteilungen in halber Kompaniestärke, eine MG-Abteilung, eine Feldsignal-Abteilung, eine Kamelstaffel und eine Sanitätsstaffel. Personell gehörten zu der Operation 27 Offiziere, 373 Unteroffiziere und Mannschaften sowie 129 Eingeborene, die 710 Kamele, zwei Pferde, fünf Maultiere und elf Reitochsen mit sich führten. Am Abend des 12. März trat man den Marsch in Richtung Osten an.
wird fortgesetzt