Die Zerstörung der Herrenhäuser in Ostdeutschland
Schlösser zu Steinbrüchen
Zitat:
Als sich der Generalkonservator des Instituts für Denkmalpflege der DDR, Ludwig Deiters, in einer Broschüre in den achtziger Jahren vorsichtig über die Beseitigung des Berliner Schlosses äußerte, mußte die betreffende Seite per Hand herausgetrennt werden. Eine bereinigte Fassung wurde auf Wunsch der Kulturabteilung des SED-Zentralkomitees hineingeklebt. Ein prominentes Beispiel, doch die systematische Zerstörung von Schlössern und Herrenhäusern in Ostdeutschland durfte in der DDR generell kein Thema sein. Die Aktion "Krieg den Palästen", so der inoffizielle Slogan, wurde bald zu einem Tabu-Thema. Unter dem Vorwand, Steine, Dachziegel, Holz und anderes Baumaterial für Neubauernstellen gewinnen zu wollen, hatten der Parteivorstand der SED und die Landesregierungen in den vierziger Jahren die Weisung herausgegeben, möglichst viele Gutshäuser und Schlösser zu schleifen. Offizielle Grundlage war bald der Befehl 209 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 9. September 1947. Doch es hätte wohl dieser Weisung nicht bedurft - es wurden auch schon zuvor Schlösser zerstört. Denn die deutschen Kommunisten waren entschlossen, die "Reste des Junkertums" auszurotten, was auch bedeutete, historische Bauten abzureißen oder abzufackeln. Harmloser Titel Unter dem harmlosen Titel "Maßnahmen zur Wirtschaftseinrichtung der Neubauernwirtschaften" hatte 1947 Marschall Sokolowski den ostdeutschen Landesregierungen den Bau von 37 000 Häusern in den Neubauernwirtschaften befohlen...]
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/e ... 95626.html
Die Durchführung des Befehls 209 in Sachsen
Das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft in der Landesregierung Sachsen reagierte am 4. Oktober 1947 mit der Rundverfügung Nr. 11/47[3]. Darin wurde zum Punkt 6 des Befehls 209 festgelegt: „Der Abbruch von Gutsgebäuden zur Gewinnung von Material zur Erstellung von Höfen ist im verstärkten Maße in Anspruch zu nehmen.“ Die Gutsgebäude waren die landwirtschaftlichen Gebäude des Ritterguts wie Ställe und Scheunen, die für die Landwirtschaft dringend benötigt wurden. Es wurde schnell klar, dass die eigentlich „nutzlosen“ Herrenhäuser und Schlösser der enteigneten Rittergutsbesitzer dafür herhalten mussten. Deshalb hat die Landesbodenkommission Sachsen auf ihrer Sitzung vom 12. Dezember 1947 den für die sächsische Kulturlandschaft so verhängnisvollen Beschluss gefasst: „Die Kreisbodenkommissionen werden angewiesen, sofort mindestens 25 % der Herrenhäuser und Schlösser abzubrechen.“[4]. Das war der Todesstoß für mehr als 240 Schlösser und Herrenhäuser in Sachsen.
quelle:
wiki
http://de.wikipedia.org/wiki/SMAD-Befehl_Nr._209
Zerstörte Adelssitze
Sachsen
Arnsdorf, Ortsteil der Gemeinde Striegistal: Schloss Arnsdorf, teilweise nach 1945 abgerissen
Rödern, Ortsteil der Gemeinde Ebersbach, Schloss Rödern nach 1948 abgerissen
Linz, Ortsteil der Gemeinde Schönfeld, Schloss Linz 1948 abgerissen
Canitz, Schloss Canitz 1948 abgerissen
Ehrenberg, Ortsteil von Kriebstein, Schloss Ehrenberg 1948 größtenteils abgerissen, nur ein kleiner Teil des sogenannten Kapellenflügels blieb erhalten, Nikolaus Sahrer von Sahr
Graupzig, Schloss Graupzig 1948 abgerissen, Familie von Mayenburg
Grödel, Ortsteil von Nünchritz, Schloss Grödel nach 1945 abgerissen
Grünlichtenberg, Ortsteil von Kriebstein, Schloss Grünlichtenberg Mittelteil mit Vestibül und Dachreiter nach 1945 abgerissen
Lampertswalde, Ortsteil von Cavertitz: Wasserschloss 1948 abgerissen, Familie von Zeschau
Naundorf im Landkreis Nordsachsen: Schloss Naundorf nach 1945 ebgerissen
Rittmitz, Ortsteil von Ostrau, Landkreis Mittelsachsen: Schloss Rittmitz (auch als Herrenhaus Rittmitz bezeichnet) nach 1945 abgerissen
Schweta, Ortsteil der Stadt Döbeln, Landkreis Mittelsachsen, Schloss Schweta 1948 abgerissen
Seerhausen: Schloss Seerhausen 1949 gesprengt, Hugo Freiherr von Fritsch
Stauchitz: Schloss Stauchitz 1949 abgerissen
Stösitz, Ortsteil von Stauchitz: Schloss Stösitz 1949 abgerissen, Franz Kopp
Tiefenau, Ortsteil von Wülknitz: Schloss Tiefenau, einst zu den bedeutendsten barocken Landsitzen Sachsens zählend, 1948 abgerissen, Familie von Pflugk
Zottewitz, Ortsteil von Priestewitz: Schloss Zottewitz, 1948 gesprengt
In Dresden wurde der Plan verhindert, das nach dem Bombenangriff übriggebliebene Zentrum bis auf Zwinger und Hofkirche zu schleifen. Das stark beschädigte Schloß blieb stehen. In Berlin hingegen ließ SED-Chef Ulbricht die Schloßruine abreißen. Auf dem III. Parteitag der SED im Juli 1950 hatte er gefordert: "Das Zentrum unserer Hauptstadt, der Lustgarten und das Gebiet der jetzigen Schloßruine, müssen zu einem großen Demonstrationsplatz werden." Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, daß Ulbricht sein Staatsratsgebäude mit ausgebauten Architekturdetails vom sogenannten Liebknechtportal des Berliner Schlosses aufputzen ließ. Auch die historisch gewachsenen Dörfer sollten als solche nicht mehr zu erkennen sein. Daher wurden Architekten beauftragt, Straßen so zu planen, daß eine neue Siedlung entsteht. So geschehen beispielsweise in Nonnendorf bei Dahme und Ossendorf bei Neuzelle. Das gleiche Ziel hatte übrigens auch die Umgestaltung der Innenstadt von Potsdam. Unter der Begründung, man brauche Platz für eine großzügige Verkehrslösung, wurde in der Ulbricht-Zeit die Schloßruine abgerissen. Noch Jahrzehnte nach dem Beginn der architektonischen Kulturrevolution konnte das Thema in der DDR von Historikern kaum öffentlich diskutiert werden. So erwähnt das 1986 von der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED herausgegebene Buch "Die SED und das kulturelle Erbe" die Kampagne gegen Schlösser und Herrenhäuser eher unwillig.
quelle: noch mal BZ
mfg
pentium