Günter Döring - Zeitzeuge der DDR-PolizeiwillkürGünter Döring war am 17. Juni 1953 noch nicht ganz 18, als er mit anderen Bauarbeitern an den Demonstrationen gegen die erhöhte Arbeitsnorm demonstrieren wollte. Polizisten schlugen ihn blutig, und er verschwand für drei Wochen im berüchtigten Gefängnis Keibelstraße. Dort, nach 62 Jahren, übermannen ihn die Erinnerungen.Die dicke Gittertür geht auf und Günther Döring tritt ein - diesmal freiwillig. 62 Jahre, nachdem ihn die Volkspolizei zwangsweise hierhergebracht hat. 62 Jahre nach dem 17. Juni 1953. Der alte Herr mit den stoppeligen grauen Haaren ist jetzt ganz still. Seine Augen werden feucht:
"Beklemmendes Gefühl. Von der Sache her bin ich am Wasser gebaut worden. Ja. Da kann ich gar nicht. Schon bloß vom Thema her."
Günter Döring ist jetzt knapp 80 alt. Damals war er noch nicht mal ganz 18. Als Maurer in einer Bauarbeiterkolonne hat er in diesen Tagen damals in Berlin-Treptow Fassaden verputzt.
An Politik sei er eigentlich gar nicht so interessiert gewesen, sagt er heute, aber die Arbeitsnorm sollte erhöht werden und mit den Lebens- und Arbeitsverhältnissen in der DDR war er unzufrieden:
" Mit der Ernährungslage und der gesamten Unterkunft. Schlecht auch, dass es kein Werkzeug gab, das musste man sich in Westberlin kaufen, Maurerkelle, Putzerkelle, Hammer. Und der Lohn war 1,53. Der Grundlohn. Da konnten keine großen Sprünge gemacht werden."
Volkspolizisten schlagen Demonstranten blutigAlso ist er dabei, als am 17. Juni in Berlin Mitte zu Demonstrationen aufgerufen wird. Bereits auf dem Weg werden die Bauarbeiter aber von Volkspolizisten der DDR brutal gestoppt:
"Sind in die Masse reingesprungen gleich und haben mich rausgerissen und zugeschlagen. Bumm, bumm. Und der neben mir, das war so ein Großer, der hat mächtig geblutet, aber da hat keiner nach gefragt."
Schwer verletzt wird Günther Döring ins Polizeigefängnis an der Keibelstraße gebracht. Drei Wochen wird er dort festgehalten. Solange, bis die Verletzungen wenigstens ein bisschen abgeheilt sind.
Die Erinnerung an diese Zeit ist sofort wieder da. Langsam geht er auf der Galerie vorbei an den mit grau-grüner Ölfarbe gestrichenen Zellentüren, 7 Stockwerke übereinander, in der Mitte der Galerie ist ein Netz gespannt – niemand sollte herunterspringen.
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