War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Besondere Vorkommnisse in der Zeit des kalten Krieges

17. Juni 1953

Beitragvon Luchs » 17. Juni 2010, 14:42

Der 17. Juni 1953 steht unter anderem für die Forderung nach Rücktritt der damaligen Regierung, für freie Wahlen und bestreben nach Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Das Volk der DDR wurde auf menschenverachtende Art und Weise in ihre Schranken befohlen.

Für mich war der 17. Juni in der Bundesrepublik ein Gedenktag dafür, dass der Wille nach Wiedervereinigung in beiden deutschen Staaten vorhanden war, dass Menschen ihr Leben für diese Forderung gelassen haben. Was sich mir bis heute nicht erschließt, ist, was am Feiertag 17. Juni, Tag des Aufstands, in der DDR gefeiert/gedacht wurde.
Viele Grüße [hallo]
Micha
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Berliner » 17. Juni 2010, 15:19

hier ein paar Clips zum Thema "17. Juni 1953".

Berliner [hallo]


Quelle: Das war die DDR, Kapitel 2: Von der Zone zum Staat



Quelle: Damals in der DDR, Teil 2: Neubeginn auf Russisch
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Stabsfähnrich » 17. Juni 2010, 17:44

Luchs hat geschrieben:Der 17. Juni 1953 steht unter anderem für die Forderung nach Rücktritt der damaligen Regierung, für freie Wahlen und bestreben nach Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Das Volk der DDR wurde auf menschenverachtende Art und Weise in ihre Schranken befohlen.

Für mich war der 17. Juni in der Bundesrepublik ein Gedenktag dafür, dass der Wille nach Wiedervereinigung in beiden deutschen Staaten vorhanden war, dass Menschen ihr Leben für diese Forderung gelassen haben. Was sich mir bis heute nicht erschließt, ist, was am Feiertag 17. Juni, Tag des Aufstands, in der DDR gefeiert/gedacht wurde. Viele Grüße [hallo]
Micha


Hallo Micha,
also auf keinen Fall wurde der 17. Juni in der ex DDR gefeiert. Der 17. Juni war ja für die Führung der DDR ein angezettelter Putsch reaktionärer Kreise. Jedoch wurde der 17. Juni gerne als Vorwand genommen um die Sicherung der Macht der Arbeiterklasse zu demonstrieren. In der Schule wurde der 17. Juni zwar den Schülern vermittelt, jedoch eben aus der Sicht der Partei. Obwohl auf beiden Seiten Tote und Verletzte zu beklagen waren, wurden im allgemeinen nur die verletzten oder getöteten Volkspolizisten und MfS Mitarbeiter hervor gehoben. Teilweise wurde die Geschichte etwas verfälscht dargestellt. Offiziell schlugen die Angehörigen gemeinsam mit den Angehörigen der Roten Armee (den Söhnen Stalins) die Konterrevolution nieder. In Wirklichkeit hatten die Angehörigen der KVP nicht mal genug Munition um selbst zu verteidigen, geschweige die Konterrevolution zu bekämpfen. Die Führungsstrukturen lagen am Boden. Erst Recht wurde verschwiegen, dass Ulbricht bereits die Koffer gepackt hatte um nach Moskau zu flüchten.
Stabsfähnrich
 

Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Hans-Peter » 17. Juni 2010, 17:47

HPF

Ein Ostberliner Straßenpflaster

Stalinallee.
Noch weht der Wind
nicht offen die Schreie
aus russischen Weiten
durchs ostdeutsche Land,
der vielen im Gulag
erloschenen Seelen,
die gebrannt sind
auf den unendlosen
ewigen Schuldzettel
des schauzbärtigen
Pfeifenrauches im Kreml.

Es ist jener Tag,
da mutiger frischer Wind
die Leute vom Häuserbau
aus der Stalinallee
zu einer Woge treibt
ins Zentrum der Macht.

Euphorische Freiheit
facht sie an,
und sie fühlen schon
die spaltenden Felsen brechen.

Doch ihre Rufe,
ihre hoffender Blick erstarren
in drohendem Panzergerassel.
Sie krallen sich
erschreckt zusammen,
Schutz suchend
in ihrer Leiber Wall.
Da peitscht es grell
aus rohen Gewehren.

Elf Männer kippen
leeren lichtlosen Augs
auf Ostberliner Straßenpflaster,
als sollten sie verdecken
vergossenes Blut
an jenem 17. Junitag
im Dreinunfünfziger Jahr…


(Hallo, ich bitte alle um Verständnis, die dieses mein Gedicht aus dem 83er Jahr lesen, zum damals 30-jährigem Gedenken an den Arbeiteraufstand 1953, und vor diesen grausig wirkenden Zeilen erschaudern. Aber dieser 17. Juni 1953 endete im Grauen und verträgt leider keine euphorisch jauchzenden Töne. Bitte nicht wieder mutmaßen ich sein von Natur ein trister verbitterter Mensch. Es gibt lustige freundliche Geschichten von mir, auch Gedichte, und viele Fotografien, die die Freude des überraschenden Entdeckens in bezaubernder freier Flur ausdrücken. hp)l
Hans-Peter
 

Re: 17. Juni 1953

Beitragvon SkinnyTrucky » 17. Juni 2010, 18:16

Hans-Peter hat geschrieben:Bitte nicht wieder mutmaßen ich sein von Natur ein trister verbitterter Mensch.


Ich tu es jedenfalls nich.....ich merk, das se dein Humor nicht einsperren konnten HP.....mach weiter so und erzähl uns, wie das damals war.....ich les gern deine Recherchen.....

groetjes uit Bastia Umbra (Perugia)

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2010, 18:17

Luchs hat geschrieben: Was sich mir bis heute nicht erschließt, ist, was am Feiertag 17. Juni, Tag des Aufstands, in der DDR gefeiert/gedacht wurde.
Viele Grüße [hallo]
Micha


Ganz klar, Micha, es war ein Gedenktag. Man gedachte der Opfer der Deutschen in der DDR und damit der weiterhin als Ziel deklarierten Einigkeit Deutschlands.

AZ [wink]
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Berliner » 17. Juni 2010, 18:29

Hier noch ein paar interessante Clips.

Der erste Clip zeigt den Aufstand aus der Sicht der DDR, der zweite aus der Sicht der Bundesrepublik.
Der dritte ist eine Rede von Walter Ulbricht am 23. Juni 1953.

Berliner [hallo]





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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Hans-Peter » 17. Juni 2010, 19:28

Hallo, am Ende des ersten Verses des 17.-Juni-Gedichts geht es nicht um "schnäuzbärtigen Pfeifenrauches im Kreml". Mein Computer hat leider am Ende ein "r" verschluckt... [ich auch] Richtig muss es heißen "des schnauzbärtigen Pfeiferauchers im Kreml", eine Metapher für den Diktator Stalin. hp [wink]

Und das es auch lyrisch und freundlicher bei mir zugeht, obwohl diese Stimmung nicht unter diesen Thread passt, zum Beweis ein anderer "Vers" von mir:

HPF

Fromme Wünsche (für Petra C. 1972)

Im Winter spielen Schneeflocken Verstecken in Deinem Haar.
Aprilwind küßt von den Wimpern Regentropfen Dir gar.

Waldseewellen dürfen streicheln Deine Brüste bei heimlichem Bad.
Im Herbste necken Dich Eicheln, die purzeln vom Baume herab.

Teddy auf Deinem Nachtschrank sein möcht ich- das kannst Du glauben:
Dann würde ich wenig brummeln, aber kosten Deine süßenTrauben...
Hans-Peter
 

Re: 17. Juni 1953

Beitragvon SanGefr » 17. Juni 2010, 20:39

Ich war vom 16. Juni 1988 bis 19. Juni 1988 mit meiner Mutter das einzigste mal in der DDR zu Besuch beim Cousin meiner Mutter und seiner Familie in Leegebruch. Am 17. Juni 1988 waren wir auf dem Volkspolizei-Kreisamt Oranienburg zum An- und Abmelden. (Den Reisepass mit den DDR-Visa habe ich nach Gültigkeisablauf behalten) Anschließend sind wir mit der S-Bahn von Oranienburg nach Ost-Berlin. Wenn ich nicht gewußt hätte, das es der 17. Juni war - ich hätte nichts gemerkt - ein stink normaler Werktag in der DDR.
Und für uns Bundesbürger? War es ein Gedenktag? Weit gefehlt! Es war für uns ein Feiertag wie der 1. Mai oder Himmelfahrt etc. Ärgerlich für die arbeitende Bevölkerung war es nur, wenn der 17. Juni auf einen Samstag oder Sonntag fiel. Von der jüngeren Generation wußte doch kaum jemand, was der 17. Juni überhaupt für ein Tag war, weil ab Mitte der 70er Jahre der "Sinn" des 17. Juni in der Schule gar nicht mehr gelehrt wurde.
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Edelknabe » 17. Juni 2010, 20:48

Augenzeuge...nein Jörg, stell doch bitte einmal das Protokoll von dem Volkspolizeirevier in Ostberlin vom 17.Juni 1953 ( Vortag/ Tag darauf) ein, was du schon im alten Grenzforum öfters getan hattest?
Danach könnte man über den Begriff" Arbeiteraufstand" noch einmal diskutieren.

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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2010, 21:00

Am Morgen des 17. Juni brach im gesamten Gebiet der DDR etwas aus was später als Aufstand des 17. Juni in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Die Belegschaften vor allem großer Betriebe traten mit Beginn der Frühschicht in Streik und formierten sich zu Demonstrationszügen die sich in die Zentren der größeren Städte richteten. In den Tagen des Aufstandes war den westlichen Medien und wahrscheinlich auch den meisten Protestierenden die nationale Dimension der Proteste noch nicht bewusst. RIAS etwa berichtete so gut wie nur aus Berlin. Tatsächlich kam es neueren Forschungen zufolge in weit über 500 Orten in der DDR zu Streiks Kundgebungen oder Gewalttätigkeiten gegen offizielle Personen oder Einrichtungen.

Schwerpunkte lagen in Berlin und den traditionellen Industrieregionen etwa dem 'Chemiedreieck' um Halle . Die konkrete Zahl der am Protest Beteiligten lässt sich nicht festmachen Zahlenangaben schwanken zwischen 400.000 und 1 5 Millionen Menschen. Die vielfältigen Proteste fanden durchgehend sehr spontan statt es gab praktisch weder eine über den Tag hinausgehende Zielplanung noch echte Führungskräfte die den Aufstand überregional dirigiert hätten. Neben Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen kam es an mehreren Orten auch zu Erstürmungen von Haftanstalten und Befreiung von Häftlingen. Vereinzelt kam es zu Brandstiftungen am spektakulärsten war der dabei der Brand des Vorzeige-HO-Kaufhauses Columbus in Berlin.

Die meisten Protestierenden waren Arbeiter. Bis 1989 wurde der Aufstand in der westdeutschen DDR-Forschung dementsprechend primär als Arbeiteraufstand betrachtet. Inzwischen ist die Literatur aber vom Begriff des Arbeiteraufstandes abgegangen weil am 17. Juni das Widerstandspotential der ganzen Gesellschaft gegen die kommunistische Diktatur aktiviert wurde. Der Berliner Arbeiterprotest gegen die Normenerhöhung wirkte als Auslöser für eine regelrechte Volkserhebung die in der schlechten Stimmung der gesamten Bevölkerung – noch verstärkt nach dem überraschenden Kurswechsel vom 10. Juni – ihren Nährboden fand. Beteiligt an den Demonstrationen waren auch solche Schichten und Berufsgruppen und deren Angehörige die in der SBZ und DDR ihre Privilegien oder Teile ihrer Besitztümer verloren hatten wie Großbauern Vermieter Werksbesitzer Ärzte Pfarrer entnazifizierte Lehrer und Beamte Offiziere ehemalige Reiche und ehemalige Besserverdienende. Daneben stießen in Berlin auch Westberliner dazu.

Die Polizei war mit der Entwicklung der Ereignisse letztlich hoffnungslos überfordert teilweise liefen Volkspolizisten sogar zu den Demonstranten über. Die DDR-Regierung flüchtete sich nach Karlshorst unter den Schutz der sowjetischen Behörden. Man darf daher annehmen dass ohne sowjetische Truppen der Aufstand wohl nicht niedergeschlagen worden wäre. (Der Vergleich mit dem Sturz der SED 1989 ist in dieser Hinsicht interessant.) Andererseits wurde die von den Demonstrationsführern und über westliche Radiosender verbreiteten Aufrufen zum Generalstreik nur von einer Minderheit der Arbeiter und Werktätigen befolgt.

Um 14 Uhr wurde eine Erklärung des Ministerpräsidenten Otto Grotewohl im DDR-Rundfunk ausgestrahlt: Darin wurde ausdrücklich noch einmal die Rücknahme der Normenerhöhungen erklärt. Der Aufstand jedoch sei "das Werk von Provokateuren und faschistischen Agenten ausländischer Mächte und ihrer Helfershelfer aus deutschen kapitalistischen Monopolen". Alle "Arbeiter und ehrlichen Bürger" forderte er auf mitzuhelfen "die Provokateure zu ergreifen und den Staatsorganen zu übergeben". Diese Darstellung der Ereignisse als von außen inszenierten konterrevolutionären Putschversuch entsprach in etwa schon der späteren offiziellen Lesart des 17. Juni in der DDR- Geschichtsschreibung.
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Si ... _1953.html

P.S. Das von Rainer gewünschte Protokoll versuche ich zu finden.....
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2010, 21:05

So, hier ein Link wo man nicht nur das gewünschte Protokoll findet:

http://www.17juni53.de/material/dokumente.html

AZ [wink]
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Edelknabe » 18. Juni 2010, 19:10

Hallo zusammen, habe ihn einmal aus dem Link von Augenzeuge herausgenommen, er liest sich so besser, dieser Lagebericht der VPI Mitte von Berlin Ost.
Weiterhin muss ich als ehemaliger Werktätiger in der DDR ganz ehrlich sagen, das mir der Begriff " Arbeiteraufstand/ Volksaufstand" nach der Lektüre solcher damaligen Berichte irgendwie nicht ganz richtig für den damaligen Tag gewesen sein kann?

Rainer-Maria

hier ein Lagebericht der VPI Mitte zum 17.6.1953:

Vom 17. Juni 1953, 08.00 Uhr - 18. Juni 1953, 08.00 Uhr

08.00 Verstärkung Brandenburger Tor bezogen. 50 Wm.
08.10 Ca. 5.000 Personen demonstrieren die Leipziger Str. entlang in Richtung Haus der Ministerien.
08.15 Ca. 1.000 Personen demonstrieren Unter den Linden entlang in Richtung Brandenburger Tor.
08.15 Im VEB Anlagenbau Schlegelstr. 25-26 ist eine Unruhe unter den Arbeitern, ca. 300-400, zu bemerken.
08.20 Ca. 150 FDJler demonstrieren in der Kronenstr. ebenfalls in Richtung Haus der Ministerien.
08.25 Ab sofort Sektorengrenze für Ein- und Ausfahrt aller KB-Fahrzeuge gesperrt.
08.40 3-4.000 Personen demonstrieren in der Friedrichstr. in Richtung Leipziger Str.
08.45 Demonstranten zerschlagen Stände in der Zentralmarkthalle. Halle wird geschlossen.
08.50 Die Posten vom KP 36 und 41 müssen zurückgezogen werden, weil sich Demonstranten dem Westsektor nähern.
09.00 Haus der Ministerien von der Volkspolizei abgeriegelt. Sowj. Panzerspähwagen patrouillieren.
09.00 Durchsage Op.-Stab PdVP: Private Händler der Zentralmarkthalle schließen HO- und Konsumgeschäfte.
09.05 Ca. 1.000 Personen demonstrieren in der Wallstr. in Richtung Spittelmarkt, desgleichen befinden sich in der Holzmarckstr. ca. 800 Personen.
09.10 Meldung vom HTA, Lage normal, Sicherungsmaßnahmen getroffen.
09.10 AKW-Baracke Friedrich-/Ecke Zimmerstr. von Demonstranten in Brand gesetzt.
3165.) Vermutl. Einbruch im Lager des Verlages "Junge Welt".
09.00 In der Zeit vom 15.6.53, 11.00 Uhr - 16.6.53, 21.00 Uhr, drangen unbekannte Täter vermutlich mittels Nachschlüssel, Dietrich oder Brechwerkzeugen in das Lager des Verlages "Junge Welt", Bln. W 8, Schützenstr. 8 ein. Infolge der herrschenden Dunkelheit (elektr. Licht ist nicht vorhanden) konnte nicht festgestellt werden, ob von den dort lagernden Maschinen Teile fehlen. Tatortbefundsbericht und Ermittlungsprotokoll gefertigt. ED nicht eingesetzt. Tatort durch die Betriebsleitung verschlossen. Weiterbearbeitung erfolgt durch RKSt 6.
09.20 Große Menschenmassen bewegen sich in der Leipziger Str. in Richtung Potsdamer Platz.
09.25 Kundgebung am Platz der Republik, Demonstranten werden aufgefordert, Sektor-Schilder zu entfernen und Posten zurückzudrängen.
09.25 Unkontrollierbare Meldung: Graue Limousine GB 013, weitere Nr. unbekannt, fährt Brunnenstr. in Richtung Invalidenstr., fordert Geschäftsleute auf, Läden zu schließen.
09.30 AKW-Angehöriger wird von Demonstranten in den Westsektor verschleppt.
09.30 VEB-Anlagenbau Diskussion auf dem Fabrikhof zwischen Betriebsgruppenleitung und einem Teil der Belegschaft, der andere Teil der Belegschaft arbeitet an den Maschinen. Sonst Lage ruhig.
09.35 Die Belegschaft des Hauses der Ministerien ist vor dem Hause angetreten und schließt sich dem Demonstrationszug an.
09.40 Eine große Menschenmenge marschiert auf dem Marx-Engels-Platz in Richtung Brandenburger Tor.
09.50 Das Aufklärungslokal gegenüber dem Columbus-Haus von Demonstranten abgerissen und in den Westsektor verschleppt.
09.50 Die Posten KP 59 und Schillingstr. mußten sich wegen Vordringens der Demonstranten zurückziehen.
09.55 200 Jugendliche, aus dem Westsektor kommend, zerstören an der Adalbert-/Ecke Heckertstr. Sektorenschilder bzw. stürzen diese um.
10.00 Potsdamer Platz starke Rauchentwicklung. Kann nicht gesehen werden, was dort geschieht.
10.00 Anruf 01: Friedrichstr. Ecke/Unter den Linden wird VP-Fahrzeug mit zwei Personen von Demonstranten umgekippt.
10.05 Das Aufklärungslokal der NF brennt auf dem Potsdamer Platz.
10.05 Zusammenstoß zwischen sowj. Spähwagen und LKW Charlottenstr./Ecke Unter den Linden.
10.05 Ca. 3.000 Personen marschieren Unter den Linden Ecke Brandenburger Tor.
10.10 Baustelle Leipziger Str., hintere Front des Ministerial-Gebäudes, Demonstranten demolieren Einrichtungsgegenstände der Bau-Union, Büro und Geräte.
10.10 Demonstranten sind in das Columbus-Haus eingedrungen, schmeißen die Scheiben zur Wache ein.
10.15 VPR 1 versucht Verbindung mit der Wache Columbus-Haus aufzunehmen. Hörer wird immer aufgenommen und wieder aufgelegt. Starker Lärm im Columbus-Haus.
10.20 Wallstr. 23-34, Mag.-Gebäude, werden die Scheiben von Demonstranten eingeschlagen.
10.20 Wallstr. 23-24 versucht die Menge, in das Gebäude einzudringen. Erbitten Hilfe.
10.25 Geschäfte Köpenicker Str. schließen, Demonstrationszug, Zahl ist nicht mehr zu übersehen, entlang der Sektorengrenze in Richtung Stadtmitte. Sektoren- und AKW-Posten zurückgezogen.
10.30 Der am Brandenburger Tor gemeldete Demonstrationszug begibt sich die Wilhelmstr. entlang, ist im Auflösen begriffen, nur noch kleinere Diskussionsgruppen.
10.30 Dresdener- und Prinzenstr. werden die Kontrollpunkte überrannt.
10.35 Behrens-/Friedrichstr. werden FDJ-Angehörige von Demonstranten zusammengeschlagen.
10.35 FDGB-Bundesvorstand dringend Verstärkung durch VP gefordert, ca. 1.000 Demonstranten vor dem Gebäude.
10.38 Im HO-Kaufhaus Nord, Invalidenstr./Brunnenstr., befindet sich eine stark angetrunkene Person, welche die Belegschaft auffordert, das Geschäft zu schließen, anderenfalls alles zerschlagen wird.
10.40 Im Westsektor (Tiergarten) werden Luftballons mit Flugblättern hochgelassen.
10.40 Große Menschenmengen, von der S-Grenze kommend, nehmen drohende Haltung zum VPR ein und rufen: "Wir brauchen keine Volksarmee". Marschieren in Richtung Wallstr. weiter.
10.40 Die Sektorengrenze Chausseestr. (im Westsektor) wurde durch fünf Bereitschaftspolizisten und einen Offizier verstärkt. Außerdem ein Pkw. der franz. Besatzungsmacht mit zwei Offizieren aufgefahren.
10.45 Die Columbuswache wurde von den Demonstranten gestürmt. VP-Mstr. Hahn entwaffnet eingetroffen. Verbleib der anderen nicht bekannt.
10.45 In der sowj. Botschaft sind drei VP-Angehörige der Columbus-Wache eingetroffen (zwei VPR 1, ein B.-Kdo.). Vier VP-Angehörige wurden gewaltsam nach dem Westsektor verschleppt. Verbleib der anderen des B.-Kdo. nicht bekannt, da Stärke nicht bekannt.
10.45 Von der Wallstr. marschieren ca. 2.500-3.000 Menschen in Richtung Spittelmarkt. Sie führen provokatorische Reden.
10.47 An den KP Köpenicker Str., Dresdener Str., Prinzenstr. werden die Geschäfte demoliert. AKW und KP wurden zurückgezogen.
10.50 Sämtliche Geschäfte Rosenthaler-/Invalidenstr. wurden von den Demonstranten gewaltsam geschlossen. Ackerhalle schließt ebenfalls.
10.55 Vor der SED-Kreisleitung Friedrichstr. große Schlägerei.
10.55 Letzter Demonstrationszug hat die Scheiben der NF in der Wallstr. eingeschlagen.
11.00 Schlägerei beendet. Schlägerkolonne in Richtung Marx-Engels-Platz abgezogen.
11.15 1 Demonstrationszug im Westsektor (Müllerstr.) gebildet. Befinden sich im Marsch Richtung demokratischer Sektor, KP Chausseestr.
11.20 Die Demonstranten, ca. 1.000 Personen, vom Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor zurückgekehrt. Vom Brandenburger Tor wurde die Fahne heruntergeholt. Marschieren zum Marx-Engels-Platz.
11.20 Durchsage des Op.-Stabes PdVP: Auf keinen Fall dürfen Demonstranten in die Reviere eindringen. Verteidigung wird geboten. Erst Warnschuß, dann Feuer.
11.25 Große Demonstrationszüge aus dem Westsektor haben am Walter-Ulbricht-Stadion den demokratischen Sektor passiert.
11.18 Die Belegschaft der Med.-Geräte-Fabrik, Chausseestr. 42, hat sich den Demonstranten aus dem Westsektor angeschlossen.
11.30 Vor dem Hause des Stadtrates Mitte, am Alexanderplatz, wurde ein VP-Kraftfahrzeug umgeworfen. Die VP-Angehörigen werden von den Demonstranten tätlich angegriffen.
11.30 Im Walter-Ulbricht-Stadion wird von dem westl. Demonstrationszug die Schrift heruntergerissen, außerdem das Stadion demoliert.
11.30 Durchsage Op.-Stab PdVP: Es ist auf jeden Fall zu verhindern, daß Demonstranten in die VP-Reviere eindringen. Zuerst blinde Schüsse, dann zur Verteidigung übergehen.
11.40 Sowjetische Einheiten mit schweren Panzern Unter den Linden in Richtung sowj. Botschaft.
11.45 Friedrichstr./Ecke Unter den Linden brennt der Bücherkiosk.
11.55 W.-Ulbricht-Stadion ist leer, keine Menschen auf dem Platz. Neon-Lampen wurden am Eingang zerschlagen.
11.55 Schule Friedrichstr./Ecke Oranienburger Tor wurden Türen und Fenster zerschlagen.
12.00 Mag./Ecke Alexanderstr. Schlägerei mit Demonstranten.
12.00 HTA sämtliche Ein- und Ausfahrten geschlossen, sonst ruhige Lage, Dienstbetrieb gestört, da Fahrzeuge nicht mehr ausfahren können.
12.05 Demonstrationszug aus Hennigsdorf hat in der Friedrichstr. 126 die dortige Schule gestürmt, das Lehrpersonal sowie die Kinder aufgefordert, sich der Demonstration anzuschließen.
12.05 Ein neuer Demonstrationszug hat die Sektorengrenze überschritten.
12.05 Durchsage des Op.-Stabes PdVP: Bitte feststellen, ob U-Bahnverkehr eingestellt.
12.10 Ein Provokateur mit Schußwaffe festgenommen. Befindet sich auf dem VPR 6. In der Rathausstr. brennt ein roter BMW 009-783.
12.10 BVG-Liebknechtstr. haben Rowdies in größerer Menge den Haupteingang und die Toreinfahrt gewaltsam erbrochen und dringen laufend in das Gebäude ein. Erbitten Hilfe.
12.15 Leipziger/Ecke Friedrichstr. schwere Schlägereien unter den Demonstranten.
12.15 Es kommen laufend Gruppen vom Spittelmarkt ruhig diskutierend zurück.
12.20 Am Brandenburger Tor ist ein Lautsprecherwagen aufgefahren und fordert die Menschen auf zu demonstrieren. Schüsse aus Richtung Potsdamer Platz sind am Brandenburger Tor zu hören.
12.25 Große Teile der Demonstranten wandern durch das Brandenburger Tor in Richtung Westsektor unorganisiert ab.
12.30 FDGB-Bundesvorstand Wallstr. sind 50 Genossen zur Sicherung des Gebäudes von der Parteihochschule eingetroffen.
12.35 Der Laukw., Privat-Fahrzeug, grauer Ford, KB 063-153, am Brandenburger Tor fordert auf zur Fortsetzung der Demonstration, kündigt Kundgebung am Oranienplatz um 18.00 Uhr an. Ca. 2.000 Menschen sind dort versammelt.
12.35 Demonstranten aus dem W.-Ulbricht-Stadion verdrängt.
12.35 Verlag John Peet, Friedrich-/Ecke Französische Str., gestürmt, Fahne abgerissen und vor dem Hause verbrannt, Sicherungen herausgerissen, so daß die Druckerei nicht weiterarbeiten kann. Demonstranten nehmen vor Friedrichstr. 167/68 drohende Haltung ein, da aus dem Hause Fahnen heraushängen. Versuchen in das Gebäude einzudringen und Fahnen herunterzuholen.
12.38 Laukw. hat Brandenburger Tor in Richtung Westsektor verlassen.
12.50 Wöhlerstr., FDJ-Heim, rücken ca. 100 Personen an, um das Heim zu stürmen.
13.00 Ca. 100 bis 150 Personen befinden sich im W.-Ulbricht-Stadion und zerschlagen die Einrichtungen.
13.00 Ca. 20 jugendliche Rowdies sind in das Gebäude des Bauprojektierungsbüros, Mauerstr. 92, eingedrungen und demolieren die Einrichtung. Untergebracht sind dort Baupläne von Stalinstadt und anderen Städten der DDR.
13.05 Am Brandenburger Tor ein Jeep mit engl. Besatzungsangehörigen sowie 12-15 Stummpolizisten stationiert. Starke Diskussionsgruppen Wilhelmstr./Ecke Unter den Linden.
13.05 Demonstrationszug, von Schönhauser Allee kommend, jetzt Alte Schönhauser Str. in Richtung Münzstr. - Alexanderplatz, ca. 800 bis 1.000 Personen.
13.10 Kommissar S., VP-Rev. 14, teilt mit, daß der BGL-Vorsitzende der Konsumbäckerei Mitte, Brunnenstr. 29, die Belegschaft aufgefordert hat, in den Generalstreik zu treten.
13.10 Vor dem Gebäude der DIA, Liebknechtstr. 14, wurde ein Pkw. in Brand gesetzt. Demonstranten versuchen, das Haus zu stürmen.
13.20 VP-Obw. W., Dienststelle VPI-Treptow, wohnhaft Svinemünder Str. 10, teilt mit, daß der Hauswirt Svinemünder Str. das Gerücht verbreitet, heute ab 12.00 Uhr haben wir den Generalstreik, es gibt kein Licht und kein Wasser mehr, in der Leipziger Str. stehen 10.000, und die Russen haben geschossen.
13.20 John Peet teilt mit, daß sein Verlag Französische Str./Ecke Friedrichstr. gestürmt wurde, er bittet dringend um pol. Hilfe.
13.25 Eine tel. Verbindung zum W.-U.-Stadion ist nicht mehr herzustellen. Es ist zu vermuten, daß der Betriebsschutz die Diensträume verlassen hat.
13.30 Rowdies haben das Gebäude der IG Metall, Unter den Linden 13, betreten und werfen vom Dach mit Steinen.
13.33 Die Waffe des heute vormittag am Potsdamer Platz entwaffneten VP-Angehörigen wurde von Genossen sichergestellt und befindet sich zur Abholung in der DIA, Maschinenexport.
13.33 Starke Menschenmassen, aus dem Westsektor kommend, befinden sich in der Köpenicker Str. und bedrängen die Sektorenposten.
13.33 Im Verlag der "Tribüne" demolieren ca. 15-20 Personen die Einrichtung und fordern die Belegschaft zum Streik auf.
13.40 Ansammlung von großen Menschenmassen im dem. Sektor Bernauer Str./Ecke Brunnenstr. in Höhe der U-Bahn, die die Sektorenschilder umwerfen, die AKW-Baracke gestürmt haben und einen AKW-Angehörigen in den Westsektor verschleppt haben, wo sie ihn der Stupo übergaben.
13.35 Im Verlag der "Nationen", Berlin C 2, Magazinstr., hat die Belegschaft den Streik beschlossen und das Gebäude verlassen.
13.40 In der Köpenicker Str. bewegt sich eine Gruppe von ca. 200 Personen provozierend in Richtung Wallstr.
13.50 Am Babylon befinden sich ca. 40-50 Rowdies, welche auf dort befindliche Personen, welche irgendwelche Abzeichen tragen, einschlagen.
13.50 In der Rathausstr./Ecke Jüdenstr. befindet sich ein Autowrack, welches ständig zu Provokationen Anlaß gibt, wodurch die umliegenden Magistratsdienststellen in Mitleidenschaft gezogen werden.
13.50 Ein Mitglied des Bundesvorstandes des FDGB meldet, daß unweit der Marx-Engels-Brücke am Museum für Deutsche Geschichte ein Holzkreuz errichtet wurde mit der Aufschrift: "Von den Sowjets ermordet".
13.50 Hennigsdorfer Stahlwerker, durchsetzt mit Westberliner Provokateuren, dringen in die Berliner Aufzugswerke, Chausseestr. 35, ein. Belegschaft hat das Werk verlassen, anwesend noch BS-Wache und Genossen, Waffen in Sicherheit gebracht.
14.00 Ca. 400 Personen marschieren, vom Rosenthaler Platz kommend, provozierend in Richtung Sektorengrenze.
14.00 Jugendliche Rowdies haben die Fahne auf dem Brandenburger Tor auf Halbmast gesetzt.
13.55 Ein Provokateur festgenommen, befindet sich im VP-Rev. 6.
14.00 Wache VP-Krankenhaus, letzte Tür vor der Boyenstr. erbrochen, provozierende Jugendliche werfen Steine in die Fenster der Frauenabteilung.
14.00 Berolina-Haus am Alexanderplatz wird von Rowdies gestürmt.
14.10 SED-Kreisleitung Friedrichstr./Ecke Unter den Linden ist in Bedrängnis, erbitten Hilfe, Provokateure reißen Fahnen und Transparente ab.
14.10 Tribüne, Chausseestr. 118, ca. 300-400 Personen dringen in das Gebäude ein, es wird um Hilfe gebeten.
14.10 Schlägerei in der HO-Imbißhalle Rosenthaler Str. 32.
14.15 AKW-Baracke am KP 59, Köpenicker Str., von provozierender Menge in Brand gesteckt.
14.20 W.-U.-Stadion, Sporthaus wird jetzt gestürmt, sie bitten um Hilfe.
14.20 AKW-Baracke Brunnenstr. Ecke Oderberger Str. umgeworfen, Schwedter- Ecke Bernauer Str. ein Pkw. vom dem. in den Westsektor geschoben. Straßensperren Schwedter Str., Svinemünder Str., Wolliner Str. abgeräumt.
14.20 An einem Laternenpfahl an der Schwedter Str. Ecke Bernauer Str. (Westsektor) ist ein Bild des Präsidenten Wilhelm Pieck aufgehängt worden.
14.25 Die Rowdies haben auf dem Hof der "Tribüne", Chausseestr., Feuer angezündet, es besteht Gefahr, daß der Brand auf das Gebäude übergreift.
14.30 Rowdies werfen die Akten auf den Hof und verbrennen diese.
14.30 An der Marx-Engels-Brücke wurde von Rowdies ein Pkw. in Brand gesteckt. Nummer nicht mehr zu erkennen.
14.35 Straße Unter den Linden wird von sowj. Truppen und VP geräumt. Es fielen scharfe Schüsse.
14.40 Rowdies im W.-U.-Stadion haben AKW-Unterkunft zerstört und Unterkunft des BS teilweise zerstört. Rowdies sind noch im W.-U.-Stadion, es besteht die Gefahr, daß sie von dort in das VP-Krankenhaus eindringen.
14.45 Durchsage des Op.-Stab PdVP: Rauchschwaden im Haus der Kultur gesichtet. VP-Rev. 1 soll feststellen, was dort vorliegt.
14.45 Postvermittlung 53 in der Palisadenstr. wird von provozierender Menge gestürmt.
14.50 Mauer-/Ecke Friedrichstr., Haus der Projektierung, werden Möbel aus dem Fenster geworfen und verbrannt.
14.55 Stresemannstr. 128, Konsum, werfen Rowdies die Fensterscheiben ein.
14.55 Ca. 150 Personen, vorwiegend Jugendliche, marschieren in Richtung Innenstadt.
14.55 Am VPR 14 erfolgt Anruf über 01, meldet sich niemand, vermutlich Notrufmelder zerstört.
15.00 Durchsage Op.-Stab PdVP: Bitte feststellen, von welcher VPI der Funkwagen mit der Tarnnummer 009-783 eingesetzt ist.
15.00 Die genannte Rauchsäule kommt nicht vom Haus der Kultur, sondern von einem Lkw., der auf dem Marx-Engels-Platz in Brand gesetzt wurde.
15.10 Den Ausgang der Uni von 150 Personen versperrt und hindern die Studenten am Verlassen der Uni. Im Institut Marx-Engels-Lenin-Stalin wurden die Fensterscheiben zertrümmert.
15.25 Heinz F., geb. 27.8.14, erscheint auf dem VPR 12 und macht folgende Meldung: Der Wagen des stellvertr. Minister Otto Nuschke wurde an der Mühlenstr./Oberbaumbrücke gestoppt, der Wagen mit Nuschke zum Westsektor geschoben und zum Rev. 109 gebracht. Der Fahrer konnte entkommen.
15.30 Die den Marx-Engels-Platz abkämmenden sowj. Freunde werden von einem Turm in Richtung Alexanderplatz von ca. vier Zivilpersonen beschossen.
15.45 Ca. 2.000 bis 3.000 Menschen demonstrieren, vom Veteranenberg kommend, in Richtung Nordbahnhof, provozieren vor dem VPR 14.
15.50 Das Verkaufspersonal der HO-Verkaufsstelle "Nord", Chausseestr. 56, hat der Aufforderung einer unübersehbaren Menschenmenge, welche mit Gummiknüppeln und Schlagringen ausgerüstet ist, Folge geleistet und die Verkaufsstelle verlassen. Menschenmenge versucht, in die Räume einzudringen.
15.55 HO-Verkaufsstelle Liebknechtstr. 66 wird gestürmt.
15.55 Am KP 59, Köpenicker Str., wurde von den Rowdies die AKW-Baracke in Brand gesetzt und die Posten tätlich angegriffen.
16.00 Auf Anweisung des Op.-Stabes PdVP hat sich der Sektorenposten Melchiorstr. auf das VPR 12 zurückgezogen.
16.10 Vor dem Nordbahnhof befindet sich eine randalierende Menge.
16.15 Die AKW-Baracke Brunnenstr./Ecke Bernauer Str. wurde in Brand gesetzt, das gegenüberliegende HO-Geschäft wurde vollkommen ausgeräumt.
16.15 Im Gebäude des HTA Lage ruhig, Arbeit geht weiter, vor dem Gebäude Lage ebenfalls ruhig, Sicherung für die Nacht vorbereitet durch Auslegen von Wasserschläuchen an jedem Ausgang.
16.25 Sämtliche Konsumkioske in der Chausseestr. zwischen Schwartzkopfstr. und Liesenstr. gestürmt und geplündert, die HO-Lebensmittelverkaufsstelle Chausseestr. 56 mit einem Warenbestand von ca. 35.000 DM wird stark bedrängt, und es ist anzunehmen, daß diese ebenfalls gestürmt und geplündert werden soll.
17.00 Bauakademie, Hannoversche Str., ca. 150 Personen entfernen Transparente und werfen Scheiben ein.
17.30 Abholung eines Provokateurs von der Kreisregistrierkommission Behrensstr. 42-44.
17.35 Menschenansammlungen von einigen hundert Personen in der Fritz-Heckert-Str.
17.40 Durchsage Op.-Stab PdVP: Es ist nach folgenden Fahrzeugen zu fahnden: GB 002-063, GB 011-011, GB 003-719. Im Erfolgsfalle Fahrzeuge sicherstellen und Personen festnehmen. Sofort Op.-Stab PdVP.
17.40 Wirtschaftseingang W.-U.-Stadion, hart an der Sektorengrenze, brennt Baracke des AKW sowie einige Kioske des Konsum. Feuerwehr verständigt.
17.45 Alexanderplatz, an der Bedürfnisanstalt, Diskussionsgruppen, ca. 50 Personen.
17.50 Durchsage des Op.-Stabes PdVP: Funkwagen sollen Michaelkirchstr. feststellen, ob Insp. M. eingetroffen ist.
17.55 Flugblattaktion des Klassengegners aus Richtung Lehrter Bahnhof. Abwurf durch Ballons mit Raketen. Flugblätter im VP-Krankenhaus gefunden.
17.55 Durchsage des Op.-Stabes PdVP: Insp. feststellen, ob alle Posten an der Sektorengrenze bezogen sind, ob Verbindungen zu den Stützpunkten und Kontrollpunkten bestehen. Nachricht ........ [im Orig. unvollständig, d.Hg.]
18.10 Kundgebung Oranienplatz und Luckauer Platz, Redner fordert auf, wieder in den demokratischen Sektor einzudringen. Sicherungsmaßnahmen der KVP und sowj. Truppen getroffen.
18.00 Flugblattabwurf, vermutlich durch Ballon, ca. 30 Stück Flugblätter gehen mit Bericht dem Op.-Stab Mitte zu. Lt. Rücksprache mit Op.-Stab PdVP keine Spitzenmeldung erforderlich.
18.15 Gen. M. ist Michaelkirchstr. eingetroffen. Gen. H. bittet um Unterstützung durch weitere 20 VP-Kräfte für die Sektorensicherung.
18.30 Ein Zug am KP 26 hat Sicherung übernommen.
18.45 Durchsage Op.-Stab PdVP: Ein Hinüberwechseln aus dem Westsektor in den dem. Sektor ist unter allen Umständen zu verhindern, ebenfalls ist nach Möglichkeit ein Hinüberwechseln vom dem. Sektor in den Westsektor zu verhindern. Dabei muß besonderer Wert auf möglichst viel Zwangsgestellte gelegt werden.
18.45 Schüsse in der Brunnenstraße. Passanten, aus dem Westsektor kommend, tragen Schußwaffen und schießen auf VP-Angehörige. Feuer wurde von VP erwidert.
18.50 Durchsage Op.-Stab PdVP: Die Insp. haben einen Lkw. zum Op.-Stab zu entsenden, um die Plakate betr. Ausnahmezustand abzuholen und dann zu kleben.
18.55 Ein Zug der Abteilung S mit 30 Personen in hoher Bedrängnis, 500-800 Personen umlagern den Wagen, VPR 4 hat schon 4 Ausfälle, erbitten Hilfe.
17.20 Die Hausvertrauensmännin Elsbeth G., Brunnenstr. wohnh., teilt folgendes mit: Die Gen. S., Brunnenstr., wurde am 17.6.53 gegen 18.10 Uhr von 2 unbekannten Männern gewaltsam aus ihrer Wohnung geholt und in den Westsektor verschleppt.
19.05 Unrechtmäßiger Schußwaffenbesitz, Landfriedensbruch, Aufruhr, Nötigung und Bedrohung
Am 17.6.53, gegen 13.00 Uhr, wurden in Berlin C 2, Marx-Engels-Platz (Tribüne) unmittelbar in der Nähe der Rathausbrücke, folgende Personen festgenommen:
1.) Hans Sch., 1934 Berlin geb, Bln.-Blankenfelde, Hauptstr. wohnhaft,
2.) Günter F., 1935 Röntgenthal geb., Röntgenthal, Ahornallee wohnh.
Die Genannten haben am 17.6.53 gegen 12.00 Uhr in einer Diskussionsgruppe Nähe Rathausbrücke eine drohende Haltung gegen folgende Personen eingenommen:
1.) Hermann B., 1906 Oberstein geb., Berlin O 17, Brückenstr. wohnh.,
2.) Walter G., 1912 Berlin geb., Bln.-Staaken, Finkenkrugweg wohnh.,
3.) Herbert H., 1906 Glogau geb., Eberswalde, Ruhlaer Str. wohnhaft.
Der Beschuldigte Sch. ist Träger der Pistole Fabrikat Mauser, Nr. 805499, Kaliber 7,65 mm ohne Magazin, mit einem Schuß Munition, welche er gegen die Diskutierenden richtete. In seiner Vernehmung wurde festgestellt, daß beide Beschuldigte zuvor mit anderen Rowdies an der Jüden-/Ecke Rathausstr. einen Pkw., Marke BMW, Pol. Kennzeichen GB 009-783 umgeworfen haben und später in Brand steckten. Die im Fahrzeug befindlichen Personen wurden zusammengeschlagen, so daß eine Überführung in das VP-Krankenhaus erfolgen mußte. Dabei wurde auch einer Person die o.g. Pistole entrissen.
18.55 Durchsage Op.-Stab PdVP: Haus Vaterland soll brennen, Überprüfung nicht möglich, da Potsdamer Platz von KVP abgesperrt.
19.40 Durchsage Op.-Stab PdVP: An den KP Dresdener- und Prinzenstr. dringen ca. 2.000 bis 3.000 Menschen, aus dem Westsektor kommend, in den dem. Sektor ein.
19.40 Die Inspektionen melden dem Op.-Stab PdVP, ob bei den heutigen Vorkommnissen VP-Angehörige verletzt wurden (schwer / leicht), ob VP-Angehörige vermißt werden, und ob Tote zu beklagen sind.
21.20 Durchsage Op.-Stab PdVP: Nach Empfang der Plakate soll sofort mit dem Kleben begonnen werden, nach Abschluß der Aktion muß dem Op.-Stab Vollzug gemeldet werden.
23.35 Zwangsgestellungen, welche in Anbetracht des Ausnahmezustandes durchgeführt wurden, sind im Laufe dieser Nacht der Haftanstalt PdVP zuzuleiten.
23.40 Es sind nicht nur die Zwangsgestellungen zu überführen, welche im Laufe des Ausnahmezustandes gemacht wurden, sondern in Laufe des ganzen Tages.
23.45 Jede VP-Inspektion erhält einen Lkw., den sie, mit VP-Angehörigen besetzt, zu Streifenfahrten im Insp.-Bereich benutzen kann. Der Lkw. hat sich am 18.6.53, 06.00 Uhr, auf dem Op.-Stab PdVP zurückzumelden.
00.05 Die Zwangsgestellungen sind auf der VP-Insp. zu belassen, außer Prenzl. Berg. Der 1. und 2. Rundspruch verlieren ihre Gültigkeit.
01.45 In der Zeit von 23.30 Uhr bis 01.30 Uhr Kontrollen der Lokalitäten der VPI-Mitte durch bewegliche Komm. von 1/10 - S - und 1/4 - K - auf Einhaltung der Bestimmung betr. Ausnahmezustand. Keine Vorkommnisse.
01.50 Am 17.6.53 gegen 22.45 Uhr nahmen am KP 18, Westsektor, 2 Lkw. Stumm Aufstellung.
03.05 Illegale Flugblattverteilung: Um 03.05 Uhr wurden von einer Streife des VPR 4 am Oranienburger Tor Flugblätter in russischer und deutscher Sprache gefunden.
03.45 Der Polit-Stellvertreter möchte jemanden beauftragen, der uns auf App. 605 konkret Bescheid gibt:
1.) Welche hauptsächlichen Betriebe die Arbeit aufgenommen haben;
2.) Wie die Stimmung in den Betrieben und in der Bevölkerung ist, und wie die Stimmung über die Demonstration ist. Durchzugeben am 18.6. in der Zeit von 08.00-08.15 Uhr.
05.00 Um 05.00 Uhr war die Klebeaktion in der VPI-Mitte beendet.
05.05 Ein Hinüberwechseln von dem dem. Sektor in den Westsektor und von dem Westsektor in den dem. Sektor ist weiterhin nicht gestattet.
07.05. Menschenansammlungen vor dem Nordbahnhof. Trapo-Nordbahnhof meldet, daß vor dem S-Bahnhof sich eine größere Menschenmenge ansammelt, welche auf Eröffnung des Bahnhofes wartet. Sowj. Panzerkommandant hat mit seinen Kräften schon teilweise die Absperrung vorgenommen. Bittet um VP-Kräfte, da Trapo zu schwach und außerdem abgezogen werden muß, da sie andere Aufgaben hat.
07.10 Durchsage Op.-Stab PdVP: Um 06.40 Uhr erfolgte die Durchsage, daß sofort innerhalb von 10 Minuten festzustellen und an Op.-Stab PdVP zu melden ist, wieviele Personen seit dem 17.6.53, 21 Uhr, unterteilt nach Ost- und Westsektor, zwangsgestellt wurden.

Abgeschlossen am 18. Juni 1953, 08.00 Uhr
gez. Sch.
(Sch.,VP-Komm.)

[Quelle: Polizeihistorische Sammlung des Polizeipräsidenten in Berlin, PdVP/Stab Operativ/Rapporte, 15.-30.6.1953, Nr. 8012, Bl. 71-76; Anm. d. Hg.: Rechtschreibfehler wurden stillschweigend korrigiert, Namen anonymisiert, Wohnanschriften und Geburtsdaten gekürzt.]
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon manudave » 18. Juni 2010, 19:15

Hunderttausende hätten dir was anderes erzählt... [laugh]

Mal im Ernst - das willst du doch nicht wirklich abstreiten, was da im Arbeiter- und Bauernstaat auf den Straßen und in den Betrieben los war.
Wegen so ein wenig Klamauk aus den Akten...

Hier mal was dazu - auch ein paar Zahlen...:

http://hdg.de/lemo/html/DasGeteilteDeut ... i1953.html

Der Aufstand vom 17. Juni 1953 erfaßt über 400 Orte und rund 600 Betriebe in der DDR, landesweit beteiligen sich mehr als eine halbe Million Menschen. Die sowjetischen Stadtkommandanten verhängen in 167 von 217 Städten und Landkreisen den Ausnahmezustand. Mit Hilfe der Volkspolizei schlägt das sowjetische Militär die Erhebung blutig nieder. Genaue Zahlen über die Opfer liegen nicht vor. Die SED bezeichnet den Aufstand als "faschistischen Putschversuch" und verhaftet tausende "Rädelsführer" und "Provokateure".

Die Ursachen des Volksaufstands in der DDR gehen auf die II. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 zurück. Dort hatte SED-Generalsekretär Walter Ulbricht unter dem Beifall der Delegierten den Aufbau des Sozialismus verkündet. Die Folgen dieser forcierten Sowjetisierung sind eine schwere Ernährungskrise und ein Rückgang der industriellen Produktion. Viele Bewohner der DDR reagieren darauf mit Protest oder "Republikflucht" - so die SED-Formulierung. Die tiefgreifende wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Krise ist unübersehbar. Die SED-Führung reagiert darauf im Mai 1953 mit einem Gesetz zur Erhöhung der Arbeitsnormen um 10,3 Prozent.

In Moskau bleibt die Krise in der DDR nicht unbemerkt. Das Politbüro der SED wird zu einem einmaligen Schuldeingeständnis und zu einem "Neuen Kurs" gezwungen. Am 11. Juni 1953 verspricht es, die Preise zu senken, die Versorgung zu verbessern, die Kollektivierung der Landwirtschaft zu beenden und enteignete Betriebe zurückzugeben. Von der Erhöhung der Arbeitsnormen rückt die SED-Führung jedoch nicht ab.

Insbesondere die Arbeiterschaft sieht sich dadurch bestraft. Am 15. und 16. Juni 1953 kommt es auf den Ost-Berliner Großbaustellen zu Protestaktionen. Bald geht es nicht mehr allein um eine Rücknahme der Normenerhöhung, die Arbeiter fordern auch freie Wahlen, die Wiedervereinigung und die Ablösung Ulbrichts. Die Demonstrationen werden am nächsten Tag fortgesetzt und greifen auf die gesamte DDR über.
Für den Westen zeigt der Aufstand den Freiheitswillen der DDR-Bevölkerung.
Durch Gesetz vom 4. August 1953 wird der 17. Juni in der Bundesrepublik Deutschland zum "Tag der deutschen Einheit" und zum "nationalen Gedenktag" erhoben.
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon augenzeuge » 18. Juni 2010, 19:22

Edelknabe hat geschrieben:Weiterhin muss ich als ehemaliger Werktätiger in der DDR ganz ehrlich sagen, das mir der Begriff " Arbeiteraufstand/ Volksaufstand" nach der Lektüre solcher damaligen Berichte irgendwie nicht ganz richtig für den damaligen Tag gewesen sein kann?

Rainer-Maria


08.10 Ca. 5.000 Personen demonstrieren die Leipziger Str. entlang in Richtung Haus der Ministerien.
08.15 Ca. 1.000 Personen demonstrieren Unter den Linden entlang in Richtung Brandenburger Tor.
08.15 Im VEB Anlagenbau Schlegelstr. 25-26 ist eine Unruhe unter den Arbeitern, ca. 300-400, zu bemerken.
08.20 Ca. 150 FDJler demonstrieren in der Kronenstr. ebenfalls in Richtung Haus der Ministerien.
08.40 3-4.000 Personen demonstrieren in der Friedrichstr. in Richtung Leipziger Str.
09.05 Ca. 1.000 Personen demonstrieren in der Wallstr. in Richtung Spittelmarkt, desgleichen befinden sich in der Holzmarckstr. ca. 800 Personen.
09.20 Große Menschenmassen bewegen sich in der Leipziger Str. in Richtung Potsdamer Platz.
09.35 Die Belegschaft des Hauses der Ministerien ist vor dem Hause angetreten und schließt sich dem Demonstrationszug an.
09.40 Eine große Menschenmenge marschiert auf dem Marx-Engels-Platz in Richtung Brandenburger Tor.
10.05 Ca. 3.000 Personen marschieren Unter den Linden Ecke Brandenburger Tor.
10.45 Von der Wallstr. marschieren ca. 2.500-3.000 Menschen in Richtung Spittelmarkt. Sie führen provokatorische Reden.


So, Rainer, anhand der Zahlen solltest du die Bestätigung erkennen. Und wir reden nur von Bln-Mitte.
Übrigens, ich habe mir von Menschen, die ich gut kenne und die damals dabei waren, mal alles erzählen lassen. Aufgrund ihrer gleichen Aussagen bin ich mir sicher, dass dies ein Arbeiteraufstand war.....das müssen wir wirklich nicht in Frage stellen.

Gruß, Jörg
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Edelknabe » 18. Juni 2010, 19:51

Jörg, ich vergleiche doch so gerne und stell mir so einen Tag heute vor....ich zähl mal auf oder besser, stell mal hintereinander: Sachbeschädigungen an Gebäuden, so Schulen, Druckereien, öffentlichen Einrichtungen bis hin zur Brandstiftung, FDJ- Angehörige,Volkspolizisten zusammengeschlagen und viele Andere mehr, die dem Mob entgegentraten, Menschen wurden verschleppt, so in den Westteil der Stadt, Erstürmung von Volkspolizeirevieren,Befreiung von Kriegsverbrechern aus Gefängnissen, Sinnlose Zerstörungen und Plünderungen ...und, und, und....

Würden wir heute nicht auch nach dem Staat rufen, wenn irgendein imaginärer Mob tobt und ich nenne einmal bewusst keine Richtungen, wo wer steht, oder aus welcher Ecke kommt?
Sollte auf einmal der Menge der Persilschein für ungehemmte Gewalt zugestanden werden und der Staat, damal die junge DDR tatenlos zusehen? Ihm wird die Ausübung seiner ganz normalen Staatsgewalt im Nachhinein als "falsch" interpretiert? Da fehlt mir doch jegliches Verständnis, zumal ich mir eben so einen Tag heute vorstelle und brennen tut es doch schon, so ich gelesen habe, wenn es auch "nur"Nobelkarossen sind, die dazu noch gut versichert sind.
Selbst solche Delikte liegen dem Bürger im Magen, dem Besitzer der Autos wohl noch mehr.
Ich denke, wir sind immer so gegen Gewalt, verurteilen Gruppen wie "Linke Armeefraktion" und was es sonst noch Alles gab, aber damals soll Alles Rechtens gewesen sein?
Da auf einmal war Alles erlaubt? Ne, mein Freund, erschließt sich mir nicht, ist nicht logisch zumal der angebliche Knackpunkt damals" Die Erhöhung der Normen, Veränderung von Preisen" ein paar Tage, ich glaub drei Tage waren es vor Ausbruch der Unruhen offiziell zurück genommen wurde.

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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon karl143 » 19. Juni 2010, 07:12

@ RM,
danke für die interessante Auflistung der Polizei. Sie ist sehr umfangreich, aber nicht aussagekräftig. Fakt ist ja, das der Protest wegen der Erhöhung der Normen gerade bei den Vorzeigearbeitern in der Stalinallee ausbracht. Sehr schnell breitete er sich über die gesamte Republik aus. Und fast immer nahm er in größeren Städten seinen Ausgang in irgendwelchen Kombinaten, wie zum Beispiel in Magdeburg beim Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“. Aus diesen Kombinaten gingen die Umzüge aus, welche zu den Parteioberen führten.

Hättest du dir am Mittwoch abend die Reportage im NDR angesehen, wo Zeitzeugen aus dieser Zeit berichteten, wäre dir der Bericht eines Arbeitersohnes nicht entgangen. Er verlor seinen Vatern nach dem Aufstand. In Magdeburg war ein Volkspolizist durch ein Fenster hindurch erschossen worden. Der Vater wurde nachmittags gewarnt, das man ihn verhaften wolle. Er hätte noch mit dem Fahrrad in Richtung Helmstedt fliehen können. Er blieb aber, weil er ein gutes Gewissen hatte, er war an einem ganz anderen Ort zum Zeitpunkt der Schüsse gewesen. Er wurde dann verhaftet, und es wurde ein Schauprozess veranstaltet. Es ist bewiesen, das von ganz oben das Todesurteil schon vor dem Prozess beschlossen war. Der Vater wurde dann 1991 rehabilitiert. Seinen Vater hat der Sohn dadurch nicht wiederbekommen. Eines von sehr vielen Schicksalen in dieser schlimmen Zeit.
karl143
 

Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Berliner » 19. Juni 2010, 17:51

karl143 hat geschrieben:Hättest du dir am Mittwoch abend die Reportage im NDR angesehen, wo Zeitzeugen aus dieser Zeit berichteten, wäre dir der Bericht eines Arbeitersohnes nicht entgangen. Er verlor seinen Vatern nach dem Aufstand. In Magdeburg war ein Volkspolizist durch ein Fenster hindurch erschossen worden. Der Vater wurde nachmittags gewarnt, das man ihn verhaften wolle. Er hätte noch mit dem Fahrrad in Richtung Helmstedt fliehen können. Er blieb aber, weil er ein gutes Gewissen hatte, er war an einem ganz anderen Ort zum Zeitpunkt der Schüsse gewesen. Er wurde dann verhaftet, und es wurde ein Schauprozess veranstaltet. Es ist bewiesen, das von ganz oben das Todesurteil schon vor dem Prozess beschlossen war. Der Vater wurde dann 1991 rehabilitiert. Seinen Vater hat der Sohn dadurch nicht wiederbekommen. Eines von sehr vielen Schicksalen in dieser schlimmen Zeit.

hier der Originaltonbandmitschnitt aus dem Gerichtssaal, der Urteil des Richters, die Aussage des Angeklakten. Sehr bewegend. [frown]

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Quelle: Meine DDR - Traeume und Illusionen / NDR
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Ausbildung kann es nicht - Die Welt ist voll von ausgebildeten Obdachlosen.


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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Hans-Peter » 19. Juni 2010, 18:32

Wieder ein Beispiel dafür, wie so oft in politischen Prozessen in der DDR das Urteil schon vorder Verhandlungund dem Richterspruch fest stand, besonders die Todesurteile. Wollte die Generalstaatsanwaltschaft die Todesstrafe beantragen, musste sie vor Anklageerhebung bereits den SED-Parteichef der DDR - in dem hier geschilderten Fall Ulbricht - informieren und dessen Zustimmung und die des Politbüros einholen. Hatte die Generalstaatsanwaltschaft vom SED-Chef und dem Politbüro die Zustimmung, waren die Weichen schon auf Hinrichtung des Angeklagten gestellt. Das galt später auch zu Honeckers Zeiten - bis 1981 zur Hinrichtung des Stasihauptmanns Werner Teske. Danach wurden Todesurteile nicht mehr ausgesprochen und 1987 in der DDR per Gesetz ganz abgeschafft. hp [wink]
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon SkinnyTrucky » 22. Juni 2010, 13:08

Edelknabe hat geschrieben:imaginärer Mob


RMR, du redest gerade vom Volk....den Arbeitern usw....

....für dich war das VOLK 1989 in deiner Heimatstadt wahrscheinlich auch nur der MOB....oder was....

RMR, du brauchst mir nichts mehr erzählen, langsam weiß ich wie du tickst....das du die Wahrheit nich sehen willst, soll dann mal dein Problem bleiben....ab sofort les ich deinen Blödsinn nicht mehr und ich will von dir nie wieder Sätze sehen, die beginnen mit *Bella, meine Schöne....*

danke und tschüß

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Edelknabe » 22. Juni 2010, 21:11

Also ab heute ...Skinny Trucky, das geht schon in Ordnung, wollte dir mit "Bella meine Schöne" nicht zu nahe treten. Du musst lesen, meinen Text richtig lesen, denn was schrieb ich über die heutige Zeit, gerade weil ich Niemanden, ob Rechts, Links, Mitte, Autonom, Schwul , Nicht Schwul, Hetero, Anders und nicht Anders, Kommunist, Sozialist, Arschkriecher, Nichtarschkriecher...hab ich Jemanden vergessen, zu nahe treten wollte?
Also, gerade weil ich niemanden hinter dem Ofen hervorlocken wollte, um seinen Zorn auf mich zu ziehen...schrieb ich "imaginärer Mob", ( nur in der Einbildung bestehender, scheinbarer Mob) laut Duden.
Kannst du damit leben, du "Anders" wie ich und bekomm dich wieder ein, denn wir sind garnicht so unterschiedlich, wie wir vielleicht meinen?
Skinny, ich bin der Letzte, der jemanden was krumm nimmt, wenn er nicht bestimmte Grenzen überschreitet....ist gut was, das mit den Grenzen, also, komm wieder runter vom Hausdach, denn ich bin Zivilist, nicht Polizist, du kannst mit mir reden, jederzeit, ich höre gut zu und du bekommst immer eine Antwort von mir.

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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Hans-Peter » 22. Juni 2010, 21:30

Edelknabe hat geschrieben:...Skinny, ich bin der Letzte, der jemanden was krumm nimmt, wenn er nicht bestimmte Grenzen überschreitet....ist gut was, das mit den Grenzen, also, komm wieder runter vom Hausdach, denn ich bin Zivilist...
Rainer-Maria


Grüße Dich Mara,
Donnerwetter, Rainer, Maria & Jesus, mausert sich zum Kavalier. Schau mal, gefällt er Dir?
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon SkinnyTrucky » 22. Juni 2010, 22:09

RMR....du darfst natürlich auch Mara zu mir sagen....tun eh sehr viele allein deswegen schon so, weil ich so heiße..... [wink]

Man kann natürlich immer Dinge finden, wo man sich kaum unterscheidet....

....unterschiedlich sind wir dahingegen, das mir blödsinnige Gesetze und Grenzen nich grad zum Einhalten einladend wirken und somit für mich grundsätzlich hinterfragbar sind und möglich nicht eingehalten werden.....ja da pfeif ich drauf....ich hab ein eigenes Verständnis und sah, das da in deinem Good Old Eastern Germany so manches echt ziemlich krass war, viele Dinge echt so nich sein durften....

....ich hab diessen Staat nicht gemocht und hab auch nie vorgehabt da mein Leben zu gestalten, ich wollte da immer weg, ich hatte soviel Chancen gehabt dort mir ne gute Zukunft aufzubauen, ich hätte zB so ein Haus geerbt zum Ende hin, ich hab's ausgeschlagen....ich wollte mich da nich festnageln, ich wollte genau das Leben führen, was ich bisher geführt habe.....ich kann morgen spontan nach Italien ziehen wenn ich will...mittlerweile hab ich hier auch Connections.....oder ich kann einfach so nach Thailand gehen, auch da wäre ein Anfang leicht....sowas ging natürlich nicht in der DDR.....nee, da war ja alles starr und nach Vorschrift wie man zu sein hatte....mit dem ganzen Jungpimpfpioniergedöns fing es doch alles schon in früher Kindheit an.....der Staat hat von Anfang an alles getan um bei mir an Attraktivität zu verlieren....is halt so....

....und wenn ich dann Dinge über'n 17ten Juni lese dann sehe ich, das auch ne Menge anderer diesen Staat mal garnich so attraktiv fanden und das halt zeigen wollten, der Kessel ist sozusagen übergekocht....wenn ich dann auch noch die Zahlen sehe, dann kanst du mir nich erzählen, das das Volk sich mit dem Zurücknehmen der Normerhöhung zufrieden gegeben hätte bzw hat....auch 1989 hat sich das Volk auch nich mehr damit zufrieden gegeben mit 'nem ungeschickt zurechtgeschusterten Reisegesetz....

....und glaub mir....es muß schon 'ne Menge passiert sein, wenn ein Volk so auf die Strasse geht.....deine DDR war nich so toll, wie du sie immer verteidigst.....und ich glaub nich, das du einem Volk erklären mußt, was es besser nich tun muß....wenn es auf die Strasse geht, dann hat es da auch allen Grund zu....zumindestens war es am 17ten Juni so und auch in den letzten Monaten vor dem Grenzfall.....

....und eins will ich dir noch sagen....wenn du halt deinen Dreh da gefunden hast und SM70 als das Normalste von der Welt gesehen hast zB, so gestehe den Leute zu, die das halt nich so sahen und sich nich arrangieren konnten oder wollten, desnots auf die Strasse zu gehen und ihre Meinung zu sagen.....das ist Demokratie....

....so und jetzt hoff ich das du beim näxten Mal dabei bist, wenn das Volk wieder massal auf die Strasse tritt....sonst sind wir zu wenig und kriegen womöglich ein auf'm Deetz....

guten Nacht

Mara
Zuletzt geändert von SkinnyTrucky am 22. Juni 2010, 22:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon SkinnyTrucky » 22. Juni 2010, 22:12

Hans-Peter hat geschrieben:Grüße Dich Mara,
Donnerwetter, Rainer, Maria & Jesus, mausert sich zum Kavalier. Schau mal, gefällt er Dir?
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Salve Hans Peter....

....ja, man kann den Zivilist deutlich erkennen..... [laugh]

groetjes

Mara
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Edelknabe » 22. Juni 2010, 22:25

Hans-Peter, du hast das Riesenproblem, zu spotten, weil du doch meinst, damals ein Opfer gewesen zu sein. Aber nein, du warst kein Opfer, du warst doch wahrlich selber dran Schuld...so wie du schon so schön in deinem Lebenslauf geschrieben hattest, du meintest doch wahrlich: Schuldig an meinem Werdegang waren immer die Anderen? Nicht ich, der "Kämpfer um die Freiheit"
Hattest du dich überhaupt schon einmal gefragt, ob da etwas daran nicht ganz richtig sein könne? Komm, mir zuliebe, geh noch mal in dich, lass den Schweinehund frei, erleichtere deine Seele.
Und Mara, ich las deinen Text gerade, wir sind doch sehr verschieden, sehen es doch jeder aus einem anderen Blickwinkel und nein, ich will keinem Volk was einreden, rede nur für mich und meine Familie.

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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Hans-Peter » 22. Juni 2010, 23:36

Hallo Rainer und Maria, Mensch das wäre doch ein Stoff für Deine Räuberpistole, die Du schon 500mal hier angekündigt hast zu schreiben. Aber bitte nicht so wie ein Alter Fritz in einer anderen Community. Also ein verkannter Freiheitskämpfer der begreifen muss, dass er keiner war. Aber woher weißt Du denn, ob er einer sein wollte. Gut, dichterische Freiheit. Aber wenn Du Deine Hauptfigur nun zu lebenslang verdonnerst, wird das nicht zu langweilig... Am besten du spielst die Hauptfigur selber, Rainer und Maria, der reihenweise falsche Freiheitskämpfer entlarvt. Mensch das ist eine Storie was. Ich weiß ja nicht wie Deine Storie weitergeht... Also die von meiner Frau und mir geht so, denn ähnliches haben wir gemeinsam in mehr als 1000 Tauchgängen erlebt: 48 Meter tief im Indischen Ozean an der Kante eines Riffs mit Geweih- und Tischkorralen, Rotfeuerfische, 20 Meter im Freiwasser draußen drei Bullsharks vorbeiziehend... das war Angelas und meine Welt, in unserer Freizeit in vielen Meeren dieser Welt angefangen bei Nord- und Ostsee, Rotes Meer am Leuchtturm vor Sanganeb an der Küste des Sudan, im Indischen Ozean vor Durban (Südafrika) und auf den Malediven Nordmale-Atoll Ihuru, Atlantik, auch in den Fjorden Norwegens zu Seewölfen, großen Seenelken und Zylinderrosen zu tauchen. Davon zehren wir heute noch. Und Rainer-Maria hat in der schönen DDR Schwarzarbeit nach Feierabend gemacht, "gepfuscht" wie er schreibt. Sag mal, sind deshalb so viele alten Häuser in Leipzig abgerissen worden, weil Du "gepfuscht" hast? Mach Dir nichts draus Rainer, Du magst Deine untergegangene DDR, ich habe dafür viele schöne Unterwasserwelten mit bunten Riffen, farbigen Fischschwärmen, Haien, Mantas, Walhaien, Octopussen, Adlerrochen erlebt. Das hätte ich in der DDR nicht gekonnt, siehste. Und auch deshalb wollte ich aus dem Arbeiter- und Mauern-Paradies weg. Deshalb achte ich auch heute noch das Andenken der Bauarbeiter von der Stalinallee, die am 17. Juni 1953 den Mut hatten, sich gegen anrollende russische Panzer und feige hinter dickenden Mauern verkriechender SED-Bonzen wie Ulbricht zu stellen. Und Du, machst Du als Bauarbeiter immer noch "Pfusch"? [wink]
Hans-Peter
 

Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Edelknabe » 23. Juni 2010, 05:43

Guten Morgen Hans-Peter und schön, das wir so humorvolle Menschenkinder sind, denn das erleichtert die Sache ungemein. Ich hatte echt schon überlegt, es in die Geschichte vom"Ulbericht von Spitzbart" mit einzubinden, der Gedanke kam mir gestern, als ich deinen Text im Sozialismusfred las, dem "Neuen Sozialismus".
Aber momentan fehlt mir etwas die Muse, es ist auch etwas Altersfaulheit mit dabei, denn ich hab doch früher so viel " malocht"...würde mein Cousin aus dem Pott sagen, da kann ich ruhig heute etwas kürzer treten.
Aber ich werd es machen und beschwer dich bitte nicht hinterher, wenn du da irgendwo im finsteren Verlies endest...entschuldige, ich meinte natürlich deine Romanfigur, oder eben im Burgbrunnen Tauchen ohne Schnorchel üben musst und Ulbericht steht oben an der Rolle und verlangt den Eid, deinen Eid auf seine Sache, seine Freiheit von der Knechtschaft.
Aber genug von dem Spass, ich muss ins Bett, bin mal wieder Nachtarbeiter, Nachtpfuscher, der den Leuten die neuesten Nachrichten in den Briefkasten steckt, so das sich ihr Blutdruck früh sofort auf 120 einpegelt.

Rainer-Maria
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon SkinnyTrucky » 23. Juni 2010, 08:56

RMR.....guten Nacht und träum mal schön weiter von deinem *Neuen Sozialismus*....ich hatte den Fred ja *Demokratischer Sozialismus* genannt....ein Wortspiel, wo die beiden Wörter sich sowieso schon beissen.....weil bissig war der Wahl des Frednamens allemal gewählt.....bis jetzt bist nur du drauf reingefallen..... [flash]

groetjes uit Truccazzano

Mara
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Ganzunten » 23. Juni 2010, 09:11

Mich interessiert dieser Fred ja nicht so, aber das war eben Super Mara. Musste richtig lachen. [hallo]
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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon SkinnyTrucky » 23. Juni 2010, 09:23

Bergmensch hat geschrieben:Mich interessiert dieser Fred ja nicht so, aber das war eben Super Mara. Musste richtig lachen. [hallo]


Give me five....hahahahahaha...... [flash] [knuddel]
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