Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Edelknabe » 27. Mai 2011, 06:48

Hallo zusammen,im Grenzfred"Ich wollte nur Nachhause..."wurde über das Thema Vietnamkrieg und die Verbindung des alten Westdeutschland in Zusammenhang mit seinen Verbündeten(in diesem Fall die Amerikaner) schon diskutiert. Vielleicht könnt ein Admin die zwei drei letzten Texte von Karl, Dille und meiner Wenigkeit herüberholen, damit wir hier weitermachen können.
Dille, schonmal vorneweg, ich schrieb sinngemäß"Trenne System und...vom Menschen", ich schrieb nicht der kleine Mann, die Frau von der Straße leckte den Verbündeten.Ich schrieb glaube ich die Politikerkaste.
In Peter Bs Fall sieht, sah das aber anders aus. Ich stelle einmal in den Raum..."er verkörperte als Staatsdiener/Beamter das System, so wie der Mann vom MfS in der DDR, war demzufolge mitschuldig". Sein Gewissen konnte einfach nicht rein sein in Bezug auf diesen Völkermord seiner Verbündeten. Deswegen die "Wegschaumentalität", die ich wieder sinngemäß meinte zum damaligen Zeitpunkt, denn bezahlt wurde er doch von seinem Staat und wessen Brot ich fress, in dessen Hand beise ich doch nicht unbedingt...richtig?
Gilt natürlich auch für den Osten. Wir hatten mit Musiker in Angelos Forum schon am Rande einmal das Thema Amerikaner/Bürger West und ihr Miteinander, also Musiker konnte da nicht mehr lachen als gestandener Taxifahrer im Westen. Aber das nur am Rande.
Und ich weiß "Russen" schreibt sich schneller wie Sowjets...geht nicht gegen dich, ich habe allgemein was gegen den abwertenden Begriff "Russen", das klingt mir immer in den Ohren wie "Ostzone oder eben Zone".
Denn letztere Worte konnte der gestandene Westdeutsche irgendwie auch nicht ablegen, da existierte der Staat DDR schon so um die 30 Jahre.

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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon peterB » 27. Mai 2011, 10:39

in meiner heimatstadt gab es früher zwei grosse ami kasernen.
die soldaten wohnten mit ihren familien über die ganze stadt verstreut.
probleme gab es eigentlich nie.
ab ca. 1970 hab ich dann so richtig mitbekommen,was abging,wenn sie nach vietnam mussten.
da hast du nur noch heulende soldaten mit ihren freundinnen,frauen und kindern gesehen.
und immer wieder die frage WARUM.
keiner hat verstanden,was sie dort sollten.
wenn man das persönlich mitbekommt,macht man sehr viele gedanken.
und mit einem gestzestreuen staatsdiener hat das nichts,absolut nichts zu tun.
peterB
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Dille » 27. Mai 2011, 11:56

Edelknabe hat geschrieben:Und ich weiß "Russen" schreibt sich schneller wie Sowjets...geht nicht gegen dich, ich habe allgemein was gegen den abwertenden Begriff "Russen", das klingt mir immer in den Ohren wie "Ostzone oder eben Zone".


Das ist ja immer wieder spannend in so'nem Forum, wie unterschiedlich ein Term ausgelegt werden kann aus verschiedenen Blickwinkeln !
Für mich ist a.) der Begriff "Russe" in keinster Weise abwertend (und schon gar nicht so gemeint) und b.) der Begriff "Sowjets" irgendwie abwegig (versuche mich zu erinnern : ist der "Sowjet" nicht ein "Rat" ??) und c.) erinnere ich mich noch gut an den
ollen Adenauer, der immer von den "Zoffjets" sprach -- eindeutig abwertend gemeint !

Gewollt war wohl der Begriff "Sowjetmensch" in der offiziellen Terminologie der DDR, aber das klang schon immer albern.

Bliebe dann noch mein Problem, ob ich dann heute Herrn Putin als "Ex- Sowjetmenschen" titulieren sollte ?? Also -- für mich
waren/ sind es immer "Russen", wohl wissend, daß ich seinerzeit natürlich alle anderen Nationalitäten in diesen Topf geworfen habe und die möglicherweise stinksauer darüber waren (Kasachen, Uiguren, Usbeken, Letten, Esten etc.) offiziell sowieso russifiziert zu werden und dann auch noch von einem Außenstehenden "Russe" genannt zu werden...

Gruß, Dille
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon augenzeuge » 27. Mai 2011, 12:11

Dille hat geschrieben:Bliebe dann noch mein Problem, ob ich dann heute Herrn Putin als "Ex- Sowjetmenschen" titulieren sollte ??
Gruß, Dille


[laugh] [laugh]

Nee, Russe ist keineswegs abwertend gemeint. Zumindest sehen sie es selbst auch so.... [denken]
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon karl143 » 27. Mai 2011, 13:07

Ich gebe zu, wenn ich früher von Russen sprach, meinte ich es abwertend. Früher ! Heute ist es sogar der korrekte Begriff für einen Bürger von Russland. Deutschland = Deutscher. Wo ist der Unterschied. Es kommt drauf an, wie man es meint.

Zu den Alliierten hatten wir schon in einem anderen Forum was geschrieben, und auch hier sind schon Kommentare dazu abgegeben worden. Für mich waren das keine Besatzer. Ich hatte viel Kontakte zu Soldaten aus GB, aber auch aus den Niederlanden. Diese waren zwar keine Alliierten, aber es waren ja auch ausländische Truppen in Deutschland. In der Kreisstadt in der ich wohnte waren Briten und auch eine Kompanie US-Soldaten stationiert. Nienburg lag aber rein in der ehemaligen britischen Besatzungszone. D. h. auch das Verwaltungsrecht war mehr angelsächsich als in Süddeutschland (Ämtertrennung Bürgermeister = ehrenamtlich, Stadtdirektor= Hauptberuflich, Leiter der Verwaltung). Vieles war und ist heute noch nach britischen Demokratieverständnis und Begriffen gestaltet. Die Briten hielten durch Veranstaltungen einen großen Kontakt zur Bevölkerung. Guy Fawkes Day im Nov. zum Beispiel, später erhielten sie die Stadtfreiheit, d. h. sie durften ohne Genehmigung durch die Stadt marschieren. Jedes Jahr im Spätsommer nahmen sie "dieses Recht in Anspruch". Das waren Stadtfeste, an denen Tausende auf den Beinen waren. Viele Briten und US Amerikaner waren in den Vereinen integriert. Noch heute sind Namen wie Bill Molloy, oder Steve Henderson als Trainer ein Begriff. Engländer waren auch in den Nienburg Tanzsportclubs stark vertreten. Das alles waren Erlebnisse, bzw. Eindrücke mit denen ich aufgewachsen bin. Fußballspielen durfte die Nienburger Jugend auf den sogenannten "Engländerwiesen" an der Weser. Diese waren unter Hitler ein Wasserübungsplatz der Wehrmacht. Die Engländer beschlagnahmten nach dem Krieg das ganze Gelände, und legten ca. 10 Fußballplätze und 3 Rugbyplätze an. Als in der Stadt ein Gelände gesucht wurde, wo die Jugend Fußball spielen konnte, war das für den damaligen Oberst der Briten der Anlass, von den 10 Plätzen drei für die Jugendlichen freizugeben. Ich war bald die ganze Woche auf dem Fußballfeld. Und oft kamen englische Offiziere (zu erkennen an den Holzstöcken) vorbei, sie sprachen mit uns, freuten sich mit uns und waren bestimmt keine Besatzer. Wie es im Osten war, kenne ich nur aus Erzählungen. Aber immer wieder wird erzählt, das die Kontakte von oben in der Mehrzahl hergestellt wurden. Kontakte die von einfachen Soldaten ausgingen, gab es nicht. Was ich aber weiß, die Kontakte die hier geschlossen wurden, waren freiwillig, geschahen aus eigenem Antrieb und bestehen in vielen Fällen heute noch. Man liest es in den Zeitungen, wenn ehemalige Soldaten hier sterben und sie in deutsche Familien eingeheiratet haben. Und noch heute, nach über 15 Jahren kommen alle paar Jahre Briten und marschieren durch die Stadt. Und dann ist es wie früher - einfach schön. Und man merkt, wie einem eine fremde Kultur doch ein bißchen fehlt.
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Edelknabe » 27. Mai 2011, 18:17

Ersteinmal zu Peter B, und fass das jetzt nicht falsch auf, denn du wirst mir immer symphatischer. Der erste Text, mal so richtig länger und auch sehr menschlich real herübergebracht...ehrlich jetzt, Hut ab mein Freund.
Dille, mal noch zu deinen Vortexten zum Thema. Also ich bin kein Historiker, was den ganzen Berlinkram angeht, habe eine einfache DDR-Arbeiterdenke mit Erweiterung ins heutige System und wenn wir uns unterhalten dann in Arbeiterdeutsch. Lache jetzt nicht, aber deine studierte Kaste(entschuldige) erinnert mich immer an meinen damaligen Chef im Privatbetrieb, der kam doch zum Abendbrot mit Frau(erstes gemütliches Beisammensein bei uns in der Wohnung, da hatte ich gerade als Vorarbeiter bei ihm 1986 angefangen) in den komischen Jesuslatschen?
Die Beiden sahen aus wie die Hippis im Westdeutschland der 60/70er Jahre und waren wirklich gut ausgebildete ostdeutsche Ingenieure, die doch ein völlig anderes Feld beackern wollten, nur nicht das, was sie da gerade studiert hatten.
Aber da war ja der Rainer-Maria, der wußte, wohin der praktische Hase zu laufen hat.
Also, einfach und komm zum Punkt, so wie ich.
Und nein Dille, das alles ist Geschichte und meine einfache Denke über die beiden deutschen Nachkriegsstaaten, da habe ich in Angelos Forum und auch hier schon Romane geschrieben. Ich bin ein Kind der DDR und selbst mein Vater, ein Dreischichtarbeiter konnte mit deinem Dubscheksozialismus nichts anfangen...soweit ich mich erinnere...und ich persönlich stelle auch in Frage, ob überhaupt ein ostdeutscher Werktätiger damals mit sowas was anfangen konnte, war es doch eher eine Sache des studierten und jetzt entschuldige wieder "Wasserkopf", der Intelligenz im Staate DDR, denn so wurdet ihr von der arbeitenden Klasse bezeichnet.
Ich habe leider nicht deine ganzen Texte von Anfang an hier im Forum gelesen und wenn ich richtig liege, hast du als junger Mensch die Seite gewechselt...du bezeichnetest es einmal sinngemäß als Feigheit vor dem eigenen Ich, es war die bequemere Variante vor der Auseinandersetzung mit deinen Professoren und das erkenne ich an, gerade weil du jung warst.
Also, keine Zwistigkeiten, ich schreibe so wie ich denke, wir sind alt genug und auf Konfrontation bin ich auch nicht aus.
Nur, ich sage, Sie waren schuldig, die Staatsdiener der alten BRD gerade im Bezug auf den Vietnamkrieg.
Da kann noch so viel Harmonie...siehe Karls Text im Miteinander geherrscht haben, Schuldig, so meine ich, Mitschuldig.

Rainer-Maria und ich bin ein Mann des Humor, also Dille...betrachten wir das Alles mit Humor.
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Dille » 27. Mai 2011, 20:03

Edelknabe hat geschrieben: und wenn wir uns unterhalten dann in Arbeiterdeutsch.


Könn'wa so verbleiben, daß jede/r so redet und schreibt wie er/ sie das gewohnt ist ??

Ansonsten -- bin ich Dir irgendwo auf’n Schlips getreten ??? Sollte jedenfalls nicht sein, wäre mir auch nicht bewußt, sorry.

Nun aber zu ein paar Punkten, z.B. dem "Wasserkopf" (übrigens sollte auch Dir bekannt sein, daß idR jeder Student in der DDR vor seinem Studium intensive Kontakte zu den Werktätigen knüpfen durfte, so habe ich 2 1/2 Jahre Funkmechaniker gelernt, dann noch 1/2 Jahr im VEB Funkwerk Köpenick als Funkmechaniker gearbeitet, und auch meine Kontakte zu den Genossen- schaftsbauern während div. "Ernteschlachten" rechne ich dazu), aber nun der "Wasserkopf" :

Ich könnte mich nicht erinnern, daß der Begriff „Wasserkopf“ auf Ingenieure technischer Fachrichtungen angewendet wurde (ich fühle mich jedenfalls nicht angesprochen und mein späterer Lebenslauf gibt mir da auch Recht), doch eher auf Ing- Ök’s, Technologen und Gesellschaftwissenschaftler und ähnliche, weniger exakte Fachrichtungen....
Vor mir liegt gerade mein studentisches Liederbuch aus den 70er- Jahren, und da gibt’s doch dieses schöne Lied von den „Kreuzbraven Leut’“, das Studenten umgedichtet haben auf so ziemlich alle Fachrichtungen, u.a. :

„Die Ing- Ök’s sein, sein kreuzbrave Leut, denn sie sitzen an den Spitzen, und sie können uns nix nützen...“
oder
Die Gewi- Leute sein,.............., denn sie lesen nur die Prawda, halten sich für Wissenschaftler
oder
Die Technologen sein,........, denn sie sind das 5. Rad am Wagen, und das könn’se nicht vertragen....

So sah damals die studentische Definition von „Wasserkopf“ aus, und die Realität kam dem wohl auch recht nahe..

Dann noch kurz zum „Dubcek- Sozialismus“ -- das ist mir wohl bekannt, daß ein solcher Versuch zuallererst mal die Jugend, und darunter wieder vor allem die studentische Jugend ansprach. Zum einen zielte ja dieser Versuch nicht in erster Linie auf westlichen Lebensstandard, sondern auf einen fairen Umgang zwischen Staatsmacht und Staatsbürgern, auf Garantie grundlegender demokratischer Rechte innerhalb eines „Sozialismus mit dem menschlichen Gesicht“.
Zum anderen war gerade dies das rote Tuch für die Staatsmacht in der DDR, und wenn Du glauben solltest, daß in der DDR eben nur ein paar Spinner dieses tschechische Experiment mit Sympathie verfolgt hätten, dann hätte es kaum diese wütende Reaktion gegen die CSSR gegeben, und nicht dieses „Draufschlagen“ auf die (eben nicht so wenigen) Anhänger in der DDR, die sich davon Änderungen ihrer eigenen Situation erhofft haben !
Aber zugestanden, man mußte sich natürlich auch entsprechende Informationen verschaffen, d.h. politisch interessiert sein, und das waren wohl eher die Studenten (z.B. konnte man abends auch Radio Prag auf deutsch hören). Über die Rolle der Presse in der DDR brauchen wir wohl nicht zu reden...

Und noch ein’s muß ich wieder „auf die Füße“ stellen : ich hatte keinerlei Probleme mit Auseinandersetzungen mit meinen Professoren etwa, absolut keine ! Es waren Probleme mit jenen, die ich als „Wasserkopf“ bezeichnen möchte, nämlich die Gewi- Onkels/ -Tanten in Schule und an der Uni, jenen Parteisekretär P. in meinem späteren Betrieb etc. etc., es war die
Verlogenheit einer Medienlandschaft, es waren diese lächerlichen Paraden und Massenaufmärsche, es war eine überdeutliche Militarisierung des öffentlichen Lebens -- und klar, wenn man mir vorschreiben will, was ich zu lesen, hören und zu sehen habe, wenn man meinen Drang andere Länder und Kulturen kennenzulernen so stutzt -- dann versuche ich dem auszuweichen. Und zu gehen war auch keine „Feigheit vor dem eigenen Ich“ -- ich war ja im materialistischen Sinne beeinflußt (auch wenn ich protestantisch bin) -- mußte also mal annehmen, daß ich nur dieses eine Leben habe. Und sollte ich mich in diesem einen Leben mit einem Dummkopf wie z.B. Parteisekretär P. über Jahre aufräufeln wohl wissend, daß der sowieso in der stärkeren Position ist ?? Ich steh’ ja dazu, daß es die feigeste Möglichkeit war, aber bestimmt nicht „vor dem eigenen Ich“ ! (und der Genosse P. steht hier nur stellvertretend für das, was ich "Wasserkopf" -- nee, eigentlich "Betonkopf" --- nenne)

Das will ich jetzt mal so stehen lassen, in den nächsten 2 Wochen werde ich mal ab und zu ’reinschauen, aber meine beiden Mädchen aus den USA kommen samt Anhang hierher, und die wollen natürlich alle Aufmerksamkeit,

Gruß, Dille
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Edelknabe » 27. Mai 2011, 20:32

Dille, ich wollte dir nicht zu nahe treten...mit dem "Wasserkopf". Das war so eine umgangssprachliche Ausdrucksweise unter uns Monteuren in der DDR für Alles, was mit Büro zu tun hatte.Deswegen der Ausdruck Kaste...wie bei den Indern, ihr seit wieder Anders als der Proll, der Prolet und ja, ich besitze so denke ich mittlerweile genügend Lebenserfahrung, um auch diese menschlichen Unterschiede...gibts auch heute noch und sind aktueller den jeh....beurteilen zu können.
Ihr seit halt anders...komme ich auf den Punkt...umschreibt ihr den Punkt so richtig schön intellektuell und nein, das schrieb ich schon, ich mache mich hier nicht lustig.
Nochmal, ich bezweifle, das der normale Werktätige mit dem ganzen Kram ala Dubchek überhaupt was anfangen konnte, waren doch seine Interessen auf seine ganz eigene Familie gerichtet, so wie bei mir später.
Aber ich muss ins Bett...meine Nachtschicht naht, also morgen mehr und ich bin der Letzte, der auf Konfrontation aus ist oder jemanden auf den Schlips treten möchte...siehe umgekehrt. Ich bin sowas von weltoffen, das geht auf keine ostdeutsche Kuhhaut.
Nur, ich schreibe auch, was ich denke und das kommt manchmal nicht so gut an.
Freut mich für deine Töchter, denn auch meine Töchter machen ihr Ding in der Ferne, die Ältere meint dann immer: " Mensch Vater, kannstenicht mal aufhören zu sappeln über deine DDR-Zeit, das war doch gestern".
Wie wahr, wie wahr.

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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Edelknabe » 28. Mai 2011, 05:53

Hallo zusammen, hier eine Geschichte von Walter Matthias Diggelmann / Schweiz – In wessen Auftrag morden die US- Soldaten in Vietnam? Sie stammt aus dem Buch VIETNAM IN DIESER STUNDE / Mitteldeutscher Verlag Halle/ Saale 1968
Ich finde, die passt ganz gut zum Thema.

Wer hat den amerikanischen Soldaten den Auftrag gegeben, in Vietnam Menschen zu töten? fragte kürzlich mein Sohn. Der freie Westen, antwortete ich. Wer ist das? fragte mein Sohn. Wir alle, antwortete ich. Du? Ich nicht. Aber andere? Was für andere?
Hör zu, mein Sohn. In unserer Stadt gibt es einen höchst angesehenen Ordinarius für klassische Literatur. Dieser Mann hielt kürzlich einen Vortrag. Er verdammte die gesamte moderne Literatur in Bausch und Bogen. Er sagte: „ Das ist Kloakenliteratur.“ Er sagte: ….diese heute über die ganze westliche Welt verbreitete Legion von Dichtern, deren Beruf es ist, im Scheußlichen und Gemeinen zu wühlen….“
Er forderte: „ Ziehen wir den schlichten und gediegenen Grundriß wieder nach, auf dem das Gebäude jeder großen Kultur errichtet worden ist.“ Er fragte: „Gibt es den heute keine Würde und keinen Anstand mehr, nicht den Hochsinn eines selbstlos tätigen Mannes, einer Mutter, die Tag für Tag im Stillen wirkt, das Wagnis einer großen Liebe oder die stumme Treue von Freunden?“ Er sagte, als er an die Verzweifelten, Versklavten, Gepeinigten dachte: „ Wohl aber haben sie Verständnis für ein männliches, aus tiefer Not gesungenes Kirchenlied…“
Für ihn, mein Sohn, und für die Tausende, die ihm zugejubelt haben, töten US- Soldaten in Vietnam. Ein anderes Beispiel, mein Sohn: Der Chefredakteur einer Tageszeitung, dessen Anfälligkeit für braune Ideologie bekannt ist, schreibt Leitartikel gegen entartete Kunst, überschreibt seine Artikel zum Beispiel mit Schlagzeilen wie „ Das Jahrhundert der Schweine“. Für ihn, mein Sohn, und für die aber Tausende, die ihm zujubeln, morden die US- Soldaten in Vietnam. Dieses Beispiel ist die unverständlich?
Nun gut, ein anderes: In der französischen Schweiz lebte bis vor kurzem Freddy Gilbert Nils Anderssons. Seine Mutter ist Schweizerin, sein Vater jedoch stammt aus Schweden, und darum ist Freddy Schwede. Freddy hat jahrelang die schrecklichen Bilder über den amerikanischen Terror in Vietnam verbreitet, schreckliche Bilder über die südafrikanische Rassenpolitik, er hat sich während des Algerienkonfliktes ganz offen auf die Seite der Unterdrückten gestellt, hat ihnen geholfen, wo er nur konnte.
Nun hat ihn der Schweizerische Bundesrat aus unserem Land ausgewiesen. Für diesen Bundesrat morden die US- Soldaten in Vietnam. Noch ein Beispiel?
Hunderte von jungen Deutschen und jungen Schweizern ziehen durch Europa und singen: „Glaube, Mut und Gottvertrauen / gaben ihnen weite Sicht. / Und sie fingen an zu bauen, / doch das Ende sahen sie nicht. / So wie diese alten Dome / fest in Fundamenten ruhn, / werden wir das Große schaffen, / wenn wir es im Glauben tun.“
Und in ihrem Programmheft kann man lesen: „ Mit sing- out wollen wir den moralischen Pazifismus überwinden und einen kämpferischen Geist schaffen. Wir lieben unser Land und wollen ein starkes Europa bauen, das sich mit Amerika dafür einsetzt, dass die Freiheit erhalten und verbreitet wird.“
Für sie und für jene aber Tausende, die den Singenden zujubeln, morden die US- Soldaten in Vietnam. Ich will noch mehr hören, sagt mein Sohn.
In einer Weihnachtsbotschaft an seine Soldaten sagte der amerikanische General Westmoreland:
„ Es sind zweitausend Jahre her, seit durch die Geburt Christi Gnade in die Welt gebracht worden ist. Die Gewalt und die Unmenschlichkeit, die damals in der Welt herrschten, sind leider immer noch unter uns….Wir, die wir in diesem lebenswichtigen Kampf stehen, glauben, dass die christliche Friedensbotschaft für die Menschen, die guten Willens sind, auf dieser durch den Krieg verwüsteten Welt Wirklichkeit werden kann. Wir wissen, das die Welt, die Christus aufbauen wollte, näher der Verwirklichung steht, wenn wir fortfahren, dem vietnamesischen Volk in seiner Suche nach Frieden und Ruhe zu helfen.“
Für den Heiland morden die US- Soldaten in Vietnam….
Halt, sagt mein Sohn, du hast doch einmal erklärt, Jesus als Rebell und Revolutionär sei nur möglich gewesen, weil damals die größenwahnsinnigen und mord brennenden Römer auch Palästina unterjocht hätten. Und hingerichtet sei Jesus worden, weil die reichen Juden damals mit den römischen Imperialisten kollaboriert hätten. Rom ist doch untergegangen, nicht wahr?
Doch erzähle weiter….
Es gibt auch sehr reiche Schweizer, welche mit den Amerikanern kollaborieren, darum das Morden in Vietnam gutheißen. Denk daran, mein Sohn, das 51% aller Vermögen in unserem Land sich in den Händen von nur 3% aller Steuerzahler befindet. Und kürzlich hat der Präsident der Vereinigten Staaten auch noch die Uhrenzölle gesenkt. Wir leben zum Teil vom Uhrenexport.
Willst du sagen, die US- Soldaten morden für die Uhrenfabrikanten?
Ich würde sagen, für diese 3%, welche den Mord in Vietnam bejahen. Erzähl weiter, Papa, das ist spannend. Am 13. Juni 1966 haben in Ins vor den Toren der Strafanstalt Witzwill unsere Militärdienstverweigerer demonstriert. Auf einem Transparent war zu lesen:
„ Wir protestieren gegen die Verurteilung und Inhaftierung von Militärdienstverweigerern aus Gewissensgründen. Ein neues Denken ist vonnöten! Ziviler Aufbaudienst statt Gefängnis!
Konjunkturbekämpfung auch für Rüstungsausgaben! Stopp den Waffenschiebern! Aktive Außenpolitik zur Sicherung des Weltfriedens!“
Diese Demonstranten wurden von den Ordnungskräften des Staates und vielen, vielen Bürgern mit Wasserwerfern empfangen, viele, viele Bürger schrien: „ Hängt sie auf!“
Für diese viele, vielen Bürger und für den Polizeichef von Bern morden die US- Soldaten in Vietnam.
Darf man in der Schweiz nicht demonstrieren?
Aber ja, mein Sohn, aber ja. In der Schweiz darfst du Tag und Nacht für die in Vietnam mordenden US- Soldaten demonstrieren. Die Polizei wird dabei dein Freund und Helfer sein!

Rainer- Maria und einen guten Sonnabend allen im Forum.
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon karl143 » 28. Mai 2011, 09:18

Hallo Rainer,
der Beitrag passt wirklich gut zu dem Thema. Aber jetzt die Gegenfrage: Wer hatte den Nordvietnamesen den Auftrag gegeben, in Südvietnam einzufallen, und den Menschen dort die kommunistische Diktatur überzustülpen ? Sicher, Vietnam war so ein politisches Gebilde, entstanden nach dem Abzug der Franzosen. Aber es hätten Süd- und Nordvietnam friedlich nebeneinander leben können. Und die Sowjets waren mit Waffenlieferungen und Militärberatern längst in den Krieg eingebunden bevor überhaupt die US den ersten Soldaten losschickten. Nein, für mich war es die Zeit des kalten Krieges, wo der Osten mit militärischer Macht, also Kriegen, sein Einflußgebiet vergrößern wollte.
karl143
 

Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Dille » 28. Mai 2011, 16:40

Hallo RMR und Karl,

gerade habe ich meine Mädchen vom Flughafen geholt (sie sind mein Beitrag zur Völkerständigung in den USA
mit einer US- Amerikanerin koreanischer Abstimmung, die im Korea- Krieg adoptiert wurde), also glaube ich ein wenig mitreden zu können, aber nur kurz heute (sie pflegen gerade ihren jetlag).
Außerdem waren meine jetzige Frau und ich im Okt./ Nov. (4 Wochen) auf einer selbstorganisierten Tour von Hanoi nach Saigon (bevor hier ein "Zeigefinger" kommt, nur im Flugplan heißt diese Stadt HCMC, an allen Bussen steht "Saigon", die Vietnamesen sprechen nur von Saigon).
Ein paar Statements von mir zu diesem Thema :

-- ich stimme Karl völlig in seiner Einschätzung von "kalter Krieg" und "Salamitaktik" und von Norden geschickten "Freiwilligen" zu
-- Vietnam ist ein sehr junges Land, versucht man mit jungen Leuten zu reden über diese Zeit, bekommt man nur ein "laßt uns
in Ruhe mit diesen Geschichten, wir leben heute und wollen möglichst gut leben.."
-- "gut leben" bedeutet heute schon, möglichst das modernste Handy, mindestens ein Moped, gegelte Haare, "moderne"
Klamotten -- amerikanischer Lebensstil als Vorbild (muß man nicht so toll finden, ich auch nicht)
-- pro- forma ist ja Vietnam ein "sozialistisches Land" -- was aber nur bedeutet, daß die Großbanken (alle sind'se da) und die
Börse (!) eine rote Fahne raushängen haben, ich hab' mir die Augen gerieben und so bei mir gedacht "...wofür sind nun Aber-
tausende junge Menschen krepiert..." (man sieht an der Bahnstrecke Riesen- Soldatenfriedhöfe), um heute doch zu sehen, daß
Denk- und Lebensweise der jungen Mehrheit der Vietnamesen amerikanisch geprägt ist ?? Ein später "Sieg" der Amerikaner ??
Auf jeden Fall macht es die vielen Toten des Krieges noch sinnloser......
-- Franzosen und Amerikaner sind ausgesprochen gern gesehen in diesem Vietnam von heute, als Touristen. Ich habe nirgendwo
irgendwelche Vorbehalte gehört
-- in Hoi An haben wir einen Restaurant- Besitzer getroffen und sind mit ihm ins Gespräch gekommen, er ist US- Amerikaner,
seine Frau Süd- Vietnamesin aus dem Mekong Delta, sie kommt aus einer angestammten Vietcong- Familie (Mutter wohl recht
unfein von den Amerikanern verhört worden)
-- sie und ihre Familie haben keine Vorbehalte gegen einen US- amerikanischen Mann/ Schwiegersohn
-- von ihm und ihr haben wir gelernt, daß wohl ein kommunistischer Guerilla- Krieg gegen den Süden nur eine Chance hatte, da
zu dieser Zeit die USA den Präsidenten Diem unterstützten, der dem Land eine brutale Katholifizierung verordnet hatte und
die Buddhisten verfolgen ließ, also die Mehrheit der Süd- Vietnamesen -- das hat dann erst die Unterstützung auch im Süden
für die Guerilla- "Freiwilligen" verursacht (die USA haben Diem dann zu spät fallen lassen)

Diese Punkte sind jetzt kein Beitrag zu Moral oder Un- Moral dieses Krieges, zeigten mir aber nur ein weiteres Mal, daß die USA mit wenig Verständnis für Probleme vor Ort agieren -- ich hab' das auch auf meinen Dienstreisen sehr oft erfahren können. Solange sich ein Machthaber straff anti- kommunistisch gebärdete, war er eben per Definition "der Gute", ging's dann "in die Hose" (wie bei Diem und den Buddhisten), hat man dann den Knüppel rausgeholt.
Was mich auch nicht so wunderte, denn ich habe ja 3 1/2 Jahre in USA gelebt (siehe meine beiden Töchter), und was kam denn in den Fernseh- Nachrichten ?? Nix aus dem Ausland (es sei denn, der Präsident war on tour), nein, es war das nächtliche Feuer in Philadelphia....., und woher sollte ein Durchschnitts- Amerikaner Kenntnisse über ein anderes Land haben, oder gar sich in die Mentalität einfühlen können..... (soll keine Entschuldigung, sondern Erklärung aus meiner Sicht sein).

Gruß, Dille
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Edelknabe » 28. Mai 2011, 20:38

Guter Text Dille, du siehst so wie ich das Dazwischen, das Zwischenmenschliche in den Völkern. Es sind die Systeme, so meine ich nicht der kleine Mann, die Frau von der Strasse, die am großen Weltgetriebe kratzen, es gar zu verändern zu versuchen wollen.
Ich bin eigentlich richtig stolz, das meine Töchter ihr Glück in der Ferne zu suchen imstande sind, eine Sache, wo ich früher dazu zu bodenständig war, eigentlich am Fleck geblieben bin aber meinen Horizont durch die Bücher global erweitert habe, um das etwas auszugleichen.
Wie geschrieben, guter menschlicher Text, der kommt herüber und gut an.

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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon karl143 » 28. Mai 2011, 23:47

Hallo Dille,
ein guter Text. Vor allem der letzte Teil beweist was in den deutschen Zeitungen immer wieder zu lesen. Der Durchschnittsami weiß kaum etwas davon, was in der Welt vor sich geht. Ich weiß, es wird auch hier im Forum von Captn. Delta immer wieder abgestritten, aber das ist der Wissensstand in diesem Land. Leider. Da bin ich nur froh, das ich mir hier objektive Nachrichten holen kann, wann immer ich will.
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Edelknabe » 9. April 2012, 11:36

Ich fand noch etwas zum Thema. Zugegeben, es ist nur ein Textauszug über die Amerikaner in Westdeutschland. Der komplette Artike steht in der FAZ vom Montag, 2.April 2012 unter Politische Bücher/ Mitleid mit den Rotarmisten-Die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion als Besatzungsmächte in Deutschland.
Der Autor:Christian Th. Müller

Textauszug(ich habe ihn einmal ergänzt mit Fragen oder Bemerkungen meinerseits begleitet, diese stets in Klammern)

Die Anwesenheit amerikanischen Truppen war für die meisten Westdeutschen in den fünfziger und sechziger Jahren nicht nur eine Folge der Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Sie wurde als Versicherung und Schutz vor Bedrohung wahrgenommen(das westdeutsche Volk, ich betone, das Volk fühlte sich bedroht, vor wem eigentlich?). Amerikaner waren Respräsentanten eines neuen Lebensstils, Botschafter des Überflusses in einem Land, in dem unmittelbar nach dem Ende des Krieges noch der Mangel verwaltet wurden. Zehntausende Deutsche fanden Arbeit in den Militäranlagen der US-Armee, erhielten priviligierten Zugang (ich sehe mich gerade als junger Handwerker in den Magazinen der Sowjets, der GSSD einkaufen)zu begehrten Gütern, gerieten in Kontakt mit einer Lebenswelt, die sie nicht kannten(ging mir auch so, nur eben war das auf die Arbeit in den Objekten beschränkt).

Müller erwähnt auch die Schattenseiten dieser Begegnung.; die Arroganz der Besatzer, die sich über die Rechtsordnung hinwegsetzten, deren Panzer Straßen und Äcker ruinierten(erinnert mich irgendwie an die Sowjets nur da wurde schonmal Schadenersatz geleistet, im Westen etwa auch?), deren Offiziere den deutschen Behörden zu verstehen gaben, dass für sie nicht galt, woran sich jeder Bundesbürger zu halten hatte.

Überall, wo junge Männer für längere Zeit Befehlen gehorchen und auf dichtem Raum miteinander auskommen müssen, kommt es zu Konflikten(siehe dazu das Thema EK-Bewegung im Grenzfred...also auch im Westen, nein sowas aber auch?) So war es auch in den Städten, wo das US-Militär seine Basen eingerichtet hatte.(ich glaube der User Musiker im AF, der Taxifahrer springt gleich im Quadrat über das, was jetzt folgt, denn genau darüber wurde einmal im AF abgestritten, besser herumgestritten wie Sau wie er darüber textete)

Am Beispiel Bambergs zeigt Müller, das Soldaten vor allem dann sichtbar wurden, wenn sie Bordelle und Kneipen besuchten(nur die Offiziere der GSSD gingen in die ostdeutsche Kneipe), wenn es zu Prügeleien, Vergewaltigungen und Verstössen gegen die Verkehrsordnung kam. Die deutsche Polizei durfte nicht eingreifen(analog der Volkspolizei in der DDR), musste die Strafverfolgung den amerikanischen Militärbehörden überlassen.Man könnte auch sagen, das die Bevölkerung Soldaten nur wahrnahm, wenn sie ihre Kasernen und Militärsiedlungen verließen.

Anfangs kamen vor allem solche Soldaten nach Westdeutschland, die ihren Wehrdienst ableisten mussten.(bei den Sowjets immer nur solche) Die Deutschen lernten Amerikaner aus allen sozialen Schichten und Regionen der Vereinigten Staaten kennen. Und sie wurden mit Menschen konfrontiert, die das Militär nach ihrem Wehrdienst wieder verließen. Aber zu Beginn der siebziger Jahre veränderte sich das Bild von der US-Armee in der Bundesrepublik. Nun kamen vor allem Berufssoldaten aus den Unterschichten(wieso und warum, wollte da Keiner aus der Oberschicht....mehr?), die nur wenig mit dem Land verband, in dem sie ihren Dienst verrichteten. Aus reichen Besatzern wurden arme Freunde(der war gut, erinnert mich irgendwie an die DDR), und als der Protest gegen den Vietnam-Krieg seinen Höhepunkt erreichte, verlor die US-Armee Legitimation und Ansehen. Dennoch gehört auch zur Wahrheit, das deutsche Behörden die amerikanische Armee kritisieren, die deutsche Bevölkerung gegen sie demonstrieren konnte.(in der DDR nicht, warum auch meint ein Schelm...?)
Niemand sah darin eine Krise des bilateralen Verhältisses.
Textauszug Ende

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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Thunderhorse » 9. April 2012, 12:24

Edelknabe hat geschrieben:Ich fand noch etwas zum Thema. Zugegeben, es ist nur ein Textauszug über die Amerikaner in Westdeutschland. Der komplette Artike steht in der FAZ vom Montag, 2.April 2012 unter Politische Bücher/ Mitleid mit den Rotarmisten-Die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion als Besatzungsmächte in Deutschland.
Der Autor:Christian Th. Müller

Textauszug(ich habe ihn einmal ergänzt mit Fragen oder Bemerkungen meinerseits begleitet, diese stets in Klammern)

Die Anwesenheit amerikanischen Truppen war für die meisten Westdeutschen in den fünfziger und sechziger Jahren nicht nur eine Folge der Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Sie wurde als Versicherung und Schutz vor Bedrohung wahrgenommen(das westdeutsche Volk, ich betone, das Volk fühlte sich bedroht, vor wem eigentlich?). Amerikaner waren Respräsentanten eines neuen Lebensstils, Botschafter des Überflusses in einem Land, in dem unmittelbar nach dem Ende des Krieges noch der Mangel verwaltet wurden. Zehntausende Deutsche fanden Arbeit in den Militäranlagen der US-Armee, erhielten priviligierten Zugang (ich sehe mich gerade als junger Handwerker in den Magazinen der Sowjets, der GSSD einkaufen)zu begehrten Gütern, gerieten in Kontakt mit einer Lebenswelt, die sie nicht kannten(ging mir auch so, nur eben war das auf die Arbeit in den Objekten beschränkt).

Müller erwähnt auch die Schattenseiten dieser Begegnung.; die Arroganz der Besatzer, die sich über die Rechtsordnung hinwegsetzten, deren Panzer Straßen und Äcker ruinierten(erinnert mich irgendwie an die Sowjets nur da wurde schonmal Schadenersatz geleistet, im Westen etwa auch?), deren Offiziere den deutschen Behörden zu verstehen gaben, dass für sie nicht galt, woran sich jeder Bundesbürger zu halten hatte.

Überall, wo junge Männer für längere Zeit Befehlen gehorchen und auf dichtem Raum miteinander auskommen müssen, kommt es zu Konflikten(siehe dazu das Thema EK-Bewegung im Grenzfred...also auch im Westen, nein sowas aber auch?) So war es auch in den Städten, wo das US-Militär seine Basen eingerichtet hatte.(ich glaube der User Musiker im AF, der Taxifahrer springt gleich im Quadrat über das, was jetzt folgt, denn genau darüber wurde einmal im AF abgestritten, besser herumgestritten wie Sau wie er darüber textete)

Am Beispiel Bambergs zeigt Müller, das Soldaten vor allem dann sichtbar wurden, wenn sie Bordelle und Kneipen besuchten(nur die Offiziere der GSSD gingen in die ostdeutsche Kneipe), wenn es zu Prügeleien, Vergewaltigungen und Verstössen gegen die Verkehrsordnung kam. Die deutsche Polizei durfte nicht eingreifen(analog der Volkspolizei in der DDR), musste die Strafverfolgung den amerikanischen Militärbehörden überlassen.Man könnte auch sagen, das die Bevölkerung Soldaten nur wahrnahm, wenn sie ihre Kasernen und Militärsiedlungen verließen.

Anfangs kamen vor allem solche Soldaten nach Westdeutschland, die ihren Wehrdienst ableisten mussten.(bei den Sowjets immer nur solche) Die Deutschen lernten Amerikaner aus allen sozialen Schichten und Regionen der Vereinigten Staaten kennen. Und sie wurden mit Menschen konfrontiert, die das Militär nach ihrem Wehrdienst wieder verließen. Aber zu Beginn der siebziger Jahre veränderte sich das Bild von der US-Armee in der Bundesrepublik. Nun kamen vor allem Berufssoldaten aus den Unterschichten(wieso und warum, wollte da Keiner aus der Oberschicht....mehr?), die nur wenig mit dem Land verband, in dem sie ihren Dienst verrichteten. Aus reichen Besatzern wurden arme Freunde(der war gut, erinnert mich irgendwie an die DDR), und als der Protest gegen den Vietnam-Krieg seinen Höhepunkt erreichte, verlor die US-Armee Legitimation und Ansehen. Dennoch gehört auch zur Wahrheit, das deutsche Behörden die amerikanische Armee kritisieren, die deutsche Bevölkerung gegen sie demonstrieren konnte.(in der DDR nicht, warum auch meint ein Schelm...?)
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Wäre mal interessant, woher der Autor seine "Erkenntnisse" hat!!!
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Ari@D187 » 9. April 2012, 13:14

Edelknabe hat geschrieben:[...]
Müller erwähnt auch die Schattenseiten dieser Begegnung.; die Arroganz der Besatzer, die sich über die Rechtsordnung hinwegsetzten, deren Panzer Straßen und Äcker ruinierten(erinnert mich irgendwie an die Sowjets nur da wurde schonmal Schadenersatz geleistet, im Westen etwa auch?), deren Offiziere den deutschen Behörden zu verstehen gaben, dass für sie nicht galt, woran sich jeder Bundesbürger zu halten hatte.
[...]

Rainer-Maria,

soweit ich mich zurückerinnern kann, sind mir die Amerikaner in und um Wiesbaden damals wie heute vor allem durch eine Tatsache aufgefallen: Sie parken buchstäblich die Strassen zu, selbst auf 4-spurigen Schnellstrassen trauen sie sich kaum mal schneller als 80 km/h zu fahren. Ansonsten sind die Jungs mit ihren Familien völligst unauffällig.

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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon manudave » 9. April 2012, 14:09

Das wäre so manchem US-Soldaten wohl eher besser bekommen, wenn diverse Rechtsverstösse durch die DEUTSCHEN Behörden geahndet worden wären. Denn die Amis waren besonders bei Randale z.B. in unserer heimischen Disko weniger zimperlich. Wo unsere Polizei vielleicht die Personalien aufgenommen hätte, kam die MP und hat sich munter in´s Getümmel geworfen. Unser Gastwirt und Älteren aus dem Dorf habe da lustige Storys auf Lager - und sie hören sich alle gleich an.

Ansonsten gibt es tatsächlich eine Dokumentation, die ähnliches berichtet, wie Rainer-Maria teilweise aus dem Netz gefischt hat. Die Klientel der Soldaten hat sich in den 70ern deutlich verändert. Das konnte man auch in der Hanauer Ecke und den vielen Musikkneipen (speziell auf Amis gemünzt) sehen. Da ging das Niveau stetig bergab. Dass die Freude über die Amis nachliess würde ich vielleicht auch damit begründen, dass die Deutschen mit der Zeit selbstbewusster wurden und die anerzogene Demokratie mit z.B. Demonstrationsrecht (Amy go home) auch vermehrt nutzten.
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Thunderhorse » 9. April 2012, 15:26

manudave hat geschrieben:Das wäre so manchem US-Soldaten wohl eher besser bekommen, wenn diverse Rechtsverstösse durch die DEUTSCHEN Behörden geahndet worden wären. Denn die Amis waren besonders bei Randale z.B. in unserer heimischen Disko weniger zimperlich. Wo unsere Polizei vielleicht die Personalien aufgenommen hätte, kam die MP und hat sich munter in´s Getümmel geworfen. Unser Gastwirt und Älteren aus dem Dorf habe da lustige Storys auf Lager - und sie hören sich alle gleich an.

Ansonsten gibt es tatsächlich eine Dokumentation, die ähnliches berichtet, wie Rainer-Maria teilweise aus dem Netz gefischt hat. Die Klientel der Soldaten hat sich in den 70ern deutlich verändert. Das konnte man auch in der Hanauer Ecke und den vielen Musikkneipen (speziell auf Amis gemünzt) sehen. Da ging das Niveau stetig bergab. Dass die Freude über die Amis nachliess würde ich vielleicht auch damit begründen, dass die Deutschen mit der Zeit selbstbewusster wurden und die anerzogene Demokratie mit z.B. Demonstrationsrecht (Amy go home) auch vermehrt nutzten.



Kommt stets drauf an, mit welchem Hintergrund und nach welchem Schema man eine Doku erstellt, wie und wo man rechierchiert, etc..
Irgendwie werden die üblichen Klisches bedient.

P.S.: Das die MP anders an die Sache ran ging wie die German Police, das dabei auch mal der eine oder andere german boy seine Treffer bekam, war der Sache geschultet.
Als positiver Effekt, danach wars eine Zeitlang ruhig.

P.P.S.: Auch bei den dt. Soldaten bzw. anderen NATO-Truppen änderte sich im Laufe der Jahre die Klientel.
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Thunderhorse » 9. April 2012, 15:39

Edelknabe hat geschrieben:Textauszug(ich habe ihn einmal ergänzt mit Fragen oder Bemerkungen meinerseits begleitet, diese stets in Klammern)

Die Anwesenheit amerikanischen Truppen war für die meisten Westdeutschen in den fünfziger und sechziger Jahren nicht nur eine Folge der Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Sie wurde als Versicherung und Schutz vor Bedrohung wahrgenommen(das westdeutsche Volk, ich betone, das Volk fühlte sich bedroht, vor wem eigentlich?). Amerikaner waren Respräsentanten eines neuen Lebensstils, Botschafter des Überflusses in einem Land, in dem unmittelbar nach dem Ende des Krieges noch der Mangel verwaltet wurden. Zehntausende Deutsche fanden Arbeit in den Militäranlagen der US-Armee, erhielten priviligierten Zugang (ich sehe mich gerade als junger Handwerker in den Magazinen der Sowjets, der GSSD einkaufen)zu begehrten Gütern, gerieten in Kontakt mit einer Lebenswelt, die sie nicht kannten(ging mir auch so, nur eben war das auf die Arbeit in den Objekten beschränkt).
Aber schnell kennen lernten.
Müller erwähnt auch die Schattenseiten dieser Begegnung.; die Arroganz der Besatzer, die sich über die Rechtsordnung hinwegsetzten, deren Panzer Straßen und Äcker ruinierten(erinnert mich irgendwie an die Sowjets nur da wurde schonmal Schadenersatz geleistet, im Westen etwa auch?), deren Offiziere den deutschen Behörden zu verstehen gaben, dass für sie nicht galt, woran sich jeder Bundesbürger zu halten hatte.
Die Manöverschadensoffiziere hatten für Bagattelschäden eine sog. Handvorschuß dabei, größere Schäden wurden über das Amt für Verteidigungslasten geregelt

Am Beispiel Bambergs zeigt Müller, das Soldaten vor allem dann sichtbar wurden, wenn sie Bordelle und Kneipen besuchten(nur die Offiziere der GSSD gingen in die ostdeutsche Kneipe), wenn es zu Prügeleien, Vergewaltigungen und Verstössen gegen die Verkehrsordnung kam. Die deutsche Polizei durfte nicht eingreifen(analog der Volkspolizei in der DDR), musste die Strafverfolgung den amerikanischen Militärbehörden überlassen.Man könnte auch sagen, das die Bevölkerung Soldaten nur wahrnahm, wenn sie ihre Kasernen und Militärsiedlungen verließen.
Auch die dt. Polizei war gefragt, ob bei der Unfallaufnahme oder anderen Straftaten. Nur lag die Entsachbearbeitung bei einem aktiven Soldaten der US-Forces bei den US-Behörden, Schadensregelung siehe oben.[/color]
Anfangs kamen vor allem solche Soldaten nach Westdeutschland, die ihren Wehrdienst ableisten mussten.(bei den Sowjets immer nur solche) Die Deutschen lernten Amerikaner aus allen sozialen Schichten und Regionen der Vereinigten Staaten kennen. Und sie wurden mit Menschen konfrontiert, die das Militär nach ihrem Wehrdienst wieder verließen. Aber zu Beginn der siebziger Jahre veränderte sich das Bild von der US-Armee in der Bundesrepublik. Nun kamen vor allem Berufssoldaten aus den Unterschichten(wieso und warum, wollte da Keiner aus der Oberschicht....mehr?), die nur wenig mit dem Land verband, in dem sie ihren Dienst verrichteten. Aus reichen Besatzern wurden arme Freunde(der war gut, erinnert mich irgendwie an die DDR), und als der Protest gegen den Vietnam-Krieg seinen Höhepunkt erreichte, verlor die US-Armee Legitimation und Ansehen. Dennoch gehört auch zur Wahrheit, das deutsche Behörden die amerikanische Armee kritisieren, die deutsche Bevölkerung gegen sie demonstrieren konnte.(in der DDR nicht, warum auch meint ein Schelm...?)
Niemand sah darin eine Krise des bilateralen Verhältisses.
Auch allen Schichten kamen Soldaten, bei einer Berufsarmee ist das Verhältnis eben anders verteilt. Wird sich bei der BW als zukünftige Berufsarmee möglicherweise auch entsprechend entwicklen.
Arme Soldaten, echt gut. Arm war keiner der Soladten, lediglich die Kaufkraft des $ schwand. Dafür gabs seitens der Army, wimre, Ausgleichsmaßnahmen und das Geld saß eben nicht mehr so locker.


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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon manudave » 9. April 2012, 17:16

Da einige meiner Kumpels Nachwuchslandwirte sind, kenne ich auch die Tatsache, dass deren Väter sich sogar mit den Ausgleichszahlungen der Amis für Flurschäden über schlechte Ernten hinweg gerettet haben. Aber es gab auch genug Fälle, wo die Bauern mit der Mistgabel hinter den Panzern her sind, wenn die ein gutes Feld platt gemacht haben.
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Edelknabe » 9. April 2012, 19:03

Sehr gute Erläuterung Thunderhorse des von mir eingestellten Textes aus der FAZ. Man merkt dir irgendwie an, du bist ein wahrer Freund der Amerikaner so wie ich der Sowjets und das ist gut so, ich bins zufrieden, ehrlich und ohne Schmus jetzt.

Klar war, das die Jungs nun nicht unbedingt Weißenknaben waren, das war keine Armee von jungen Männern so wie es schon richtig im FAZ-Text stand. Ich dachte nur, stells mal ein zumal, der Text geht ja noch weiter über die Sowjets in der DDR. Wenn Einer Lust hat, dann könnte er ja den Resttext aus der FAZ in den betreffenden Fred über die Freunde in der DDR setzen.

Rainer-Maria und das passt dann auch, denn Diese kommen im Rest-Text ebenfalls nicht gerade gut weg, wie die Gegenseite, die Amerikaner.
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Huf » 9. April 2012, 19:13

Ich denke, ich verhebe mich nicht, wenn ich schreibe, dass das Grundverständnis für die Anwesenheit der Alliierten im Westen völlig anders war, als im Osten.
Undzwar aus der Sicht der Generation 1959.
Erinnern kann ich mich nur an klapprige Fahrzeuge und an äußerlich getünchte Kasernenmauern.
Später, bei den GT hatte man mal Begenungen mit sowj. Offizieren, die auch ohne Alkoholgenuss freundlich und nett waren. Allerdings sickerten hier die geheimgehaltenen Zustände durch, die den einfachen Soldaten in den Kasernen in der DDR das Leben sehr beschwerlich machten.
Für mich waren das zigtausende arme Sch***ne, sprichwörtlich, überhaupt nicht abwertend gemeint! Einmal war ein etwa 20-jähriger Soldat in Ludwigslust getürmt, hat sich durchgeschlagen bis nach Grabow. Dort drang er nachts in das Haus unserer Oma ein, unbemerkt von Oma und Opa.
Jedenfalls hatte er sich satt gegessen (Brot, Marmelade, Mettwurst), kaum etwas zerstört, keine Gegenstände geklaut.
Er wurde geschnappt und der Oma vorgeführt, ein schlankes ca. 20-jähriges Würstchen, das der Oma die Hand küsste und um Verzeihung bat. Man hat ihn vor den Augen der Großeltern mit den Gewehrkolben maltretiert, dann abgeführt. Oma, Jahrgang 1912 (Generation "bei Hitler war alles in Ordnung!"), war entsetzt.

So, wie es jetzt ist, also ohne Alliierte, so soll es bleiben!

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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon SkinnyTrucky » 9. April 2012, 19:30

uns Rainer Maria hat geschrieben:Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?


Also Rainer Maria....ich hatte keine Freundschaften zu den Alliierten....im Gegenteil, mir hat mal ein Russe mein Fahrrad kaputtgemacht nach unsachgemässen Gebrauch als ich es ihm in seiner Pause mal geborgt hatte....

....einige Tage waren Russen bei uns als Helfer in der Kartoffelsortieranlage am Bahnhof eingesetzt und wir als Kinder waren natürlich neugierig....in einer Pause dann kamen wir in's Gespräch mit unseren echt beschränkten Russischkenntnissen und liessen sie mal auf unseren Drahteseln fahren naiv wie wir waren....und dabei ist halt mein Fahrrad final kaputt gegangen, Rahmenbruch....weitere direkte Begegnungen gab es dann nich mehr....in der Schule durfte man aber fleissig Marken kleben für die DSF....Deutsch-Sovietische-Freundschaft....

....auch erzählte man uns in der Schule das die Russen uns befreit haben, nach Anfrage, das doch eher die Amis und Britten bei uns waren, gab es kein richtiges Gespräch mehr zwischen mir und dem befragten Lehrer....

....und naja, Russen sah man dann höchstens mal in einer kleinen Gruppe, wenn se Ausgang hatten, denn in Salzwedel war ja eine kleine Kommandantur und auf dem Weg zum Augenarzt alle zwei Monate nach Magdeburg geriet man schonmal in eine Russenkolonne oder man musste anhalten weil mal eben Panzerquerverkehr in der Letzlinger Heide war....

....erinnern kann ich mich noch, das eigendlich in unserem Dorf, in dem ich vorrangig aufgewachsen bin, immer abwertend von den Russen oder dem Iwan geredet wurde....auch kann ich mich erinnern, das wir mal auf einer Urlaubsreise zur Ostsee hoch in Schwerin an einer Russenkaserne vorbeikamen wo es doch ziemlich krass aussah, heruntergekommen hoch drei sozusagen....

groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon Huf » 9. April 2012, 19:42

SkinnyTrucky hat geschrieben:
uns Rainer Maria hat geschrieben:Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?


Also Rainer Maria....ich hatte keine Freundschaften zu den Alliierten....im Gegenteil, mir hat mal ein Russe mein Fahrrad kaputtgemacht nach unsachgemässen Gebrauch als ich es ihm in seiner Pause mal geborgt hatte....

....einige Tage waren Russen bei uns als Helfer in der Kartoffelsortieranlage am Bahnhof eingesetzt und wir als Kinder waren natürlich neugierig....in einer Pause dann kamen wir in's Gespräch mit unseren echt beschränkten Russischkenntnissen und liessen sie mal auf unseren Drahteseln fahren naiv wie wir waren....und dabei ist halt mein Fahrrad final kaputt gegangen, Rahmenbruch....weitere direkte Begegnungen gab es dann nich mehr....in der Schule durfte man aber fleissig Marken kleben für die DSF....Deutsch-Sovietische-Freundschaft....

....auch erzählte man uns in der Schule das die Russen uns befreit haben, nach Anfrage, das doch eher die Amis und Britten bei uns waren, gab es kein richtiges Gespräch mehr zwischen mir und dem befragten Lehrer....

....und naja, Russen sah man dann höchstens mal in einer kleinen Gruppe, wenn se Ausgang hatten, denn in Salzwedel war ja eine kleine Kommandantur und auf dem Weg zum Augenarzt alle zwei Monate nach Magdeburg geriet man schonmal in eine Russenkolonne oder man musste anhalten weil mal eben Panzerquerverkehr in der Letzlinger Heide war....

....erinnern kann ich mich noch, das eigendlich in unserem Dorf, in dem ich vorrangig aufgewachsen bin, immer abwertend von den Russen oder dem Iwan geredet wurde....auch kann ich mich erinnern, das wir mal auf einer Urlaubsreise zur Ostsee hoch in Schwerin an einer Russenkaserne vorbeikamen wo es doch ziemlich krass aussah, heruntergekommen hoch drei sozusagen....

groetjes

Mara


Hallo Mara, Du meinst sicherlich die Kaserne kurz vor Schwerin in Stern-Buchholz neben der NVA-Kaserne.
Eins ist aber klar, das krasse Aussehen des Anwesens hatte nichts mit den diensttuenden Soldaten zu tun, eher mit dem Selbstverständnis der verantwortlichen Offiziere! [sick]

Übrigens, bei seltenen, aber erlebten Zusammentreffen mit sowj. Soldaten waren diese stets freundlich zu Kindern und Jugendlichen, oder?

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Re: Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Beitragvon SkinnyTrucky » 9. April 2012, 19:49

Huf hat geschrieben:Übrigens, bei seltenen, aber erlebten Zusammentreffen mit sowj. Soldaten waren diese stets freundlich zu Kindern und Jugendlichen, oder?


Ja, diese Kaserne meine ich wohl....so südöstlich vom Centrum....

....und naklar, aufgefressen haben se uns nicht....wir haben doch schon ganzschön gelacht mit ihnen das eine Mal, als ich se erlebte in meinem Leben....aber das mit dem kaputten Fahrrad ist halt hängengeblieben Huf....und das kam auch nur durch deren Übermütigkeit....und überhaupt, dat blöde Mifa-Fahrrad trat sich eh immer viel zu schwer gegenüber dem tollen Diamant-Rad meines Bruders....

groetjes uit Binzen, waar het heel weinig geregend heeft vandaag....

Mara
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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon SkinnyTrucky » 12. Mai 2012, 08:50

Tja Uwe....und etwas sarkastisch will ich noch erwähnen, das wir doch alle in der DSF Mitglied waren und fleissig russisch lernten an den Schulen....

groetjes

Mara
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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon augenzeuge » 12. Mai 2012, 08:55

Ich kann mich an einen früheren Arbeitskollegen in der DDR erinnern. Der hatte schon lange gute Verbindungen zu den "Russen". Er trank auch gern mal einen über den Durst mit ihnen. Damit gabs auch mal Probleme, weil er früh gern verschlief. In den Jahren lernte er die Sprache. Aufgrund der bekannten Mängel in der DDR waren seine Verbindungen nicht schlecht für uns (seine guten Kollegen). Er besorgte u.a. elektr. Heizlüfter, die es in der DDR-Provinz überhaupt nicht gab. Auch Uhren, besondere Lebensmittel und für die Liebhaber des Tees ein Samowar. So ein Ding stand auch auf Arbeit rum und wurde gut genutzt.
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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon rafimo » 14. Mai 2012, 00:10

das ist ja erschreckend wie man mit den russischen wehrpflichtigen umging.........wenn die da aus weis gott was für einem winkel russlands in die ddr geschickt wurden, die sprache nicht konnten, wahrscheinlich kaum mal ausgang oder kontakt zur zivilbevölkerung.......was muss diesen jungen russen das herz zeitweise schwer gewesen sein.....

ich war mal in berlin auf einem deutsch-russischen fest im sommer auf der trabrennbahn in karlshorst.....das war eigentlich sehr nett....auf diesen teil der geschichte wurde jedoch nicht aufmerksam gemacht dort....aber das war ein sehr schönes fest und ich habe mit umfassend informieren können an allen ständen und auch viel von den angebotenen russischen speisen gekostet.....waren leckere sachen dabei....nana soljanka esse ich ohnehin gerne und wenn ich mal in berlin bin gehe ich immer gerne in eine kneipe mit deutschem essen am prenzelberg..und da gibts dann immer eine solkanja als vorspeise....

wo du gerde russische uhren erwähnst.....ich habe mehrere hier zuhause stehen und die funktionieren einwandfrei..sogar en erusssche kuckucksuhr habe ich..mit einer front aus plastik...
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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon vs1400 » 14. Mai 2012, 07:55

hallo Uwe,
klasse bericht und danke dafür.
mir war bis dato nicht bewußt das sie auch richtung polen flohen, dachte eher die meisten zog es richtung westen; weil fahnenflüchtig usw. dann wäre doch ein anderes system die, aus meiner sicht, bessere wahl gewesen.
gibt es irgendwie ne ungefähre zahl der abgängigen soldaten und vieleicht sogar noch wieviel richtung ost/ west wollten?

gruß vs
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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Wosch » 14. Mai 2012, 09:12

"Arme Schweine" waren es, die einfachen Soldaten, Denen man als erstes ,ne Glatze geschnitten hatte damit man sie auch als
Solche erkennen konnte und damit sich keine Kopfläuse ...., Wir wohnten direkt am Palisadenzaun der die russische Garnision von ihren deutschen "Freunden" abschottete und das etwa 12 Jahre lang (bis 1959). Mit den 20,- Mark die der einfache Soldat im Monat zur Verfügung hatte konnte er sich gerade mal 2 Flaschen 32%igen Korn a 0,75 l leisten, die wir ihm für 40%igen Wodka "andrehten" und wenn er das Pech hatte von Denen der Kommendantur mit dem Fusel erwischt zu werden war Der weg und es gab obendrein noch "Haue" und weitere Strafen."Freunde" waren es für uns Deutsche in der Regel nur wenn sie in ihren nFahrschulwagen durch´s Städtchen fuhren und zur Aufbesserung ihres "Lebensstandard´s alles Mögliche (wie z.B: 20 l. Kanister mit Benzin) gegen Schnaps, Weißbrot, Marmelade und Anderes eintauschten. Wenn sie dabei erwischt wurden gab es natürlich auch wieder "Haue" und soweiter. Die Angst vor den Bestrafungen führte immer wieder dazu, daß sich die einfachen Soldaten unter Alkoholeinwirkung auch zu Gewalt gegen Vorgesetzte hinreißen ließen. Ich kann mich noch daran erinnern des öfteren heruntergerissenen Offiziersschulterklappen und Offiziersmützen in der Nähe des Zaunes gefunden zu haben, Hinweise darauf daß sich in der vergangenen Nacht wieder "Dramen" am Zaun abgespielt hatten. Daß der einfache Soldat sich in seiner Freizeit frei bewegen durfte konnte ich bis zu meinem "Weggang" 1962 nicht beobachten, wenn man einen einzelnen Soldaten in der Stadt sah, dann eigentlich nur als Gepäckträger für einen Offizier. Ausgang außerhalb der Kaserne gab es meiner Erfahrung nach nur in Gruppen von mehreren Mann, angeführt von einem Offizier und einem Starschina, was allerdings auch sehr sehr selten zu beobachten war.
Wir Kinder hatten in den 50er Jahren keine Berührungsängste mit den "Russen", lernten richtig gutes russisch (besser als in der Schule), kletterten über die "Russenzäune" und hatten von den einfachen Muschkoten wenig zu befürchten. Unter dem Zaun hatten wir Freiräume geschaffen durch die wir Brennholz, Bauholz und Kohlen von den "Russen" zu uns rüberschafften, ein Erwachsener konnte sich das nicht erlauben aber Kinder mochten sie eigentlich ganz gerne, die Einfachen. Die eigentliche Freundschaft der volljährigen Bevölkerung beschränkte sich im Allgemeinen darauf die Beiträge für die DSF zu bezahlen, Kontakte zwischen den Angrhörigen der sowjetischen Streitkräfte und der Bevölkerung waren eher die Ausnahme und im Grunde genommen auch von beiden Seiten garnicht erwünscht. Man beachte, ich berichte aus einer Stadt mit einer großen russischen Garnision und dem Zeitraum meiner dortigen Anwesenheit bis zum Jahre 1962. Wenn mal wieder einer von den "Freunden" abgängig war merkte man es an dem verstärkten Verkehrsaufkommen mit aufgesessenen Bewaffneten und "unter der Hand" wurde der Bevölkerung von der deutschen Polizei "zugeflüstert" daß man mal wieder besonders vorsichtig sein müßte. Um es auf einen Nenner zu bringen: "Da wo sie stationiert waren, war man froh wenn man mit ihnen nichts zu tun hatte, dort wo sie nicht stationiert waren, störten sie nicht!!! Sie kosteten der DDR nur Geld und im Gegensatz zu den belgischen, holländischen, französischen, britischen und amerikanischen Streitkräften in der BRD spielte ihre Bedeutung für die regionale wirtschaft überhaupt nur eine untergeordnete (wenn überhaupt) Rolle. Die immer gerne angeführte "russische Seele" kam bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung nicht zum Ausdruck und letztendlich war man dann auch später froh daß die "Besatzer" wieder "abgehauen" sind.
Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
Mecklenburger sind nicht nachtragend, aber vergessen tun sie auch nicht!
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