1947: Kilometerhohe Aschewolke über Helgoland

1947: Kilometerhohe Aschewolke über Helgoland

Beitragvon Interessierter » 26. Mai 2020, 08:36

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6.700 Tonnen Sprengstoff und Munition werden auf Helgoland zur Explosion gebracht.

Ein dumpfes Grollen, eine bis zu vier Kilometer hohe Rauch- und Aschewolke über Helgoland, die bis nach Cuxhaven zu sehen ist - so erleben Augenzeugen den 18. April 1947. An diesem Tag sprengen die Briten 6.700 Tonnen Granaten, Raketen und Sprengstoff in die Luft. Es war Munition, die in unterirdischen Bunkern und Tunneln der Hochseeinsel lagerte und Sprengstoff, den die Briten zuvor vom Festland herbeigeschafft hatten. Das Ziel der gigantischen Sprengung, dem "Big Bang" von Helgoland: Nach dem Zweiten Weltkrieg wollten die Besatzer wichtige Munition und Militäranlagen auf Helgoland vernichten.

Eine warme Böe und ein leichter Wind

Der britische Marine-Leutnant Brian Butler erlebt die Sprengung von einem Schiff in zehn Meilen Entfernung mit: "Ich konnte sehen, wie sich die Wasseroberfläche kräuselte. Das Meer war sehr ruhig an dem Tag. Und dann spürten wir eine sehr warme Böe und schließlich einen leichten Wind, der das Meer weiter kräuselte".

An den Papst geschrieben

Die 2.500 Bewohner von Helgoland hatten die Insel 1945 verlassen müssen. Auch Olaf Ohlsen und seine Eltern. Er erinnert sich, wie erbittert seine Eltern und andere Helgoländer gegen die Zerstörungspläne gekämpft hatten. "Die haben an den Papst geschrieben, die haben an Churchill geschrieben, damit Helgoland nicht gesprengt wird", erinnert er sich. "Mein Vater war Kriegsgefangener hier. Er musste die ganze Munition mit reinschleppen. Deshalb war er der festen Überzeugung, dass von Helgoland nach dieser Sprengung nichts mehr übrig ist." Doch diese Angst ist unbegründet. "Mein Vater kam zurück vom Hafen und hat gejubelt: Helgoland steht! Helgoland steht", erzählt Ohlsen. Damals war er elf Jahre alt.

Die Lange Anna steht noch


Zwar ist die Insel ein Trümmerfeld, doch ihre Form ist einigermaßen erhalten geblieben. Nur an der Südspitze sind etwa 70.000 Quadratmeter im Meer versunken. Dort hatte sich Hitlers gigantischer U-Boot-Bunker befunden. Die berühmte Felsnadel Lange Anna hingegen steht noch, auch die Hafenanlagen und Küstenschutzmauern sind noch intakt.
Befestigungsanlagen zerstören

Viele Jahre hält sich das Gerücht, die Briten hätten die Insel gänzlich vernichten wollen. Einen solchen Befehl hat es allerdings nie gegeben. In einem Schreiben der Briten an deutsche Regierungsstellen vom Dezember 1946 heißt es: "Eine Sprengung der Insel Helgoland ist nicht beabsichtigt, es ist jedoch unbedingt notwendig, die Insel zu entmilitarisieren, und da hierbei einige 22 Kilometer Tunnel und Galerien zerstört oder durch Sprengmaterial blockiert werden dürften, wird unweigerlich ein großer Teil der Inseloberfläche vernichtet werden." Auch Brian Butler betont, dass Helgoland nicht komplett vernichtet werden sollte: "Wir wollten die Befestigungsanlagen zerstören und die Kriegsmunition, die es noch in Deutschland gab und auf der Insel."

Den vollständigen Beitrag findet man hier:
https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... nd102.html

Ein 15minütiges Audio dazu hier:
https://mediandr-a.akamaihd.net/progres ... 2-4901.mp3
Interessierter
 

Re: 1947: Kilometerhohe Aschewolke über Helgoland

Beitragvon HPA » 26. Mai 2020, 08:51

Eine Landung auf der Düne steht noch auf dem Zettel . Demnächst [grin]
HPA
 

Re: 1947: Kilometerhohe Aschewolke über Helgoland

Beitragvon Interessierter » 5. Juni 2020, 07:10

1. März 1952: Helgoland ist wieder deutsch

"Hisst Flagge!" - mit diesen Worten ist am 1. März 1952, fast sieben Jahre nach dem Ende des Naziregimes, auch für Helgoland der Krieg endgültig vorbei. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Friedrich-Wilhelm Lübke nimmt die Insel feierlich in Besitz. Am Südhafen der Hochseeinsel wehen die bundesdeutsche, die Helgoländer und die schleswig-holsteinische Flagge. Schon in der Nacht haben Helgoländer Fischer mit grünen, roten und weißen Signalfeuern - den Farben der Inselflagge - die neue Ära eingeläutet. Auf dem Festland läuten die Kirchenglocken - Helgoland gehört wieder zu Deutschland.

Die Proteste zweier Studenten läuten die Rückgabe ein


Was offizielle Eingaben der Bundesrepublik nicht zu bewerkstelligen vermochten, haben zwei Heidelberger Studenten mit einer einsamen Protestaktion erreicht: die Briten zur Rückgabe Helgolands zu bewegen. Kurz vor Weihnachten 1950 setzen der damals 22-jährige René Leudesdorff und der 21-jährige Georg von Hatzfeld in Begleitung zweier Journalisten auf die unbewohnte Insel über. In einer "friedlichen Invasion" besetzen sie den Roten Felsen, hissen die deutsche, die europäische und die Helgoländer Flagge und harren zwei Tage und Nächte in eisiger Kälte inmitten von Trümmern und Bombenkratern aus.

Helgoland schreibt international Schlagzeilen

Sie wollen ein Zeichen für ein friedliches Europa und gegen die Wiederbewaffnung setzen und fordern die Freigabe der Insel. Ihre Aktion ist unerwartet erfolgreich: In ganz Europa berichtet die Presse darüber, weitere "Inselbesetzer" folgen in den nächsten Wochen dem Beispiel der beiden Studenten und setzen auf die Insel über. Schon bald nehmen die Briten die Verhandlungen mit der Regierung Adenauer auf. Nur wenige Wochen später, am 21. Februar 1951, beschließt die britische Regierung, die Insel zurückzugeben.


Warum blieben die Briten so lange auf Helgoland?


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Der U-Boot-Bunker, den die Nazis um 1942 erbaut haben, wird im April 1947 gesprengt und komplett zerstört.

Dass Helgoland auch nach Kriegsende in britischer Hand bleibt, ist eine Folge seiner strategisch günstigen Lage in der Nordsee. Ab 1935 ließen die Nationalsozialisten die Insel zur Festung ausbauen, geplant war ein riesiger Flottenstützpunkt. Die Seefestung Helgoland besaß einen Militärflugplatz und ein riesiges Bunkersystem samt U-Bootbunker.

Nach 1947 gehen die Bombenabwürfe weiter

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Das Helgoländer Oberland Ende der 40er-Jahre. Nur der ehemalige Leitturm für die Flugabwehr bleibt unzerstört.

Auch in den Jahren nach der Sprengung gehen die Briten alles andere als zimperlich mit Helgoland um, das offiziell zum deutschen Staatsgebiet zählt. Die Insel bleibt militärisches Sperrgebiet und dient den Briten fortan als Ziel für Übungsbombardements. Sie ist unbewohnt, liegt weit entfernt vom Festland und doch nah genug, um für die britischen Flieger schnell erreichbar zu sein - ein ideales Trainingsziel für die Luftwaffe. Und so gehen die britischen Bombardements auf bundesdeutsches Staatsgebiet auch nach Kriegsende weiter. Der Bombenhagel zerstört das Inselmassiv immer weiter, tief graben sich die Bombenkrater in den Fels. Einigermaßen intakt bleibt nur der 1938 erbaute Flakleitturm, heute der Leuchtturm der Insel.

Hier kann man weiterlesen:
https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... be101.html
Interessierter
 

Re: 1947: Kilometerhohe Aschewolke über Helgoland

Beitragvon HPA » 15. Juni 2021, 07:09

[super]
HPA
 

Re: 1947: Kilometerhohe Aschewolke über Helgoland

Beitragvon HPA » 15. Juni 2021, 07:22

Auf Helgoland existiert ein kleines aber feines Museum in welchem auch die Zerstörungen thematisiert werden.

aus der Luft und auch am Boden sind die Krater der Bombardierungen und Sprengungen immer noch sehr gut zu erkennen.
HPA
 

Re: 1947: Kilometerhohe Aschewolke über Helgoland

Beitragvon HPA » 17. Juni 2021, 08:03

Mal noch ein paar Bilder: Spannend ist der Anflug bzw die Landung auf der Düne da die genutzte runway 21 nur 371 m lang ist.
HPA
 

Re: 1947: Kilometerhohe Aschewolke über Helgoland

Beitragvon HPA » 17. Juni 2021, 08:09

Die Hinterlassenschaften des "projekts Hummerschere" in Form der Molen sind immer noch vorhanden
HPA
 


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