Wer diesen aufschlussreichen Artikel liest, bekommt ein praxisnahes Bild vom Ticken der Stasi und ihrer untertänigsten IM's.
Der Anwalt Wolfgang Schnur ist dafür ein gutes Beispiel. Was für eine hinterlistige Bazille.....
Er erzählte Stephan von meiner Verhaftung, worauf Stephan in Tränen ausbrach und Schnur mitheulte. Der Anwalt gab sich niedergeschlagen, weil draußen angeblich keiner etwas für unsere Freilassung unternehme. Er verschwieg uns die breite Solidarisierungswelle. Mir sagte er, die anderen seien sauer, weil ich sie mit meinem Appell mit reingezogen hätte. Da fühlte ich mich schuldig und fragte mich, ob ich nicht vielleicht doch zu weit gegangen war.
einestages: Zu Schnur hatten Sie volles Vertrauen?
Klier: Wir waren sogar echt befreundet. Schnur war der Liebling der ganzen Szene. Deshalb hat ihm Stephan auf einem Zettel aufgeschrieben, was die Stasi nicht mithören sollte. Ein Wissenschaftler hatte nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl ausgerechnet, wieviel kontaminierter Regen über der DDR niedergegangen war. Stephan kam nicht mehr dazu, das Papier öffentlich zu machen. Er hatte es in einer "Supertramp"-Schallplattenhülle versteckt. Schnur hat das seinem Führungsoffizier brühwarm erzählt, um Stephan wegen "schweren Landesverrats" drankriegen zu können, wie aus der Stasi-Akte hervorgeht.
Was für ein mieser Mensch.
AZ