Die Alliierten, wahre Freundschaft oder?

Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon SkinnyTrucky » 30. Juli 2012, 15:34

Wenn ich Wolfgangs Ausführungen so lese, da findet man es wirklich hyperhypokrit, wenn man russisch lernen und DSF-Marken kleben musste....man aber wirklich nie die Sovietsoldaten in der Stadt sah bei individueller Freizeitgestaltung....

....wenn man welche sah, dann im tadellosen Ornat und in kleinen Grüppchen mit Offizier dabei....Kontaktaufnahme unmöglich....

....ich hab erst nach der Wende ehemalige Sovietbürger kennengelernt, und klar, die haben mir natürlich auch das Nötige erzählt aus ihrer Wehrdienstzeit....

Ich frage mich echt, warum man dem *Brudervolk* nur seine kollektive Zuneigung durch's Markenkleben zeigen konnte....

....heute habe ich aber jemanden in Bochum, der ungefähr so alt ist wie ich und die Sovietunion noch mitgemacht hat, der mir schon oft davon erzählt hat....damals in der DDR hab ich nie jemanden echt kennengelernt....

groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon vega » 30. Juli 2012, 20:00

Wird jemandem hier "der Mund verboten" weil er vlt. nicht ein bestimmtes Alter hat?
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon manudave » 30. Juli 2012, 20:27

Gewöhn dich dran, Vega - Alter scheint hier manchmal mit Leistung verglichen zu werden. [grins]

Ansonsten empfinde ich die Aussage von Alfred erschreckend, der das Wort "Normal" in diesem Zusammenhang benutzt.
Da lobe ich mir die unnormalen Verhältnisse woanders...
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon ex-maja64 » 30. Juli 2012, 20:31

vega hat geschrieben:Wird jemandem hier "der Mund verboten" weil er vlt. nicht ein bestimmtes Alter hat?


Beziehst dich sicherlich auf den Beitrag vom Edelknaben, stimmts???

Aber ist doch schonmal was von dir vega [wink] , nachdem dieses Forum immernoch auf eine kurze Vorstellung von dir wartet.
Darauf lässt sich doch aufbauen!! [bravo]
ex-maja64
 

Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon Alfred » 30. Juli 2012, 20:34

manudave hat geschrieben:Gewöhn dich dran, Vega - Alter scheint hier manchmal mit Leistung verglichen zu werden. [grins]

Ansonsten empfinde ich die Aussage von Alfred erschreckend, der das Wort "Normal" in diesem Zusammenhang benutzt.
Da lobe ich mir die unnormalen Verhältnisse woanders...



Hallo,

sicher "NORMAL" ! Wo Menschen leben gibt es immer Straftaten.

Bring doch mal Zahlen pro 100.000 Bürger.

Wie sah dies in der DDR und in der BRD aus. Und wie mit der Gruppe.
Alfred
 

Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon vega » 30. Juli 2012, 22:21

ex-maja64 hat geschrieben:
vega hat geschrieben:Wird jemandem hier "der Mund verboten" weil er vlt. nicht ein bestimmtes Alter hat?


Beziehst dich sicherlich auf den Beitrag vom Edelknaben, stimmts???

Aber ist doch schonmal was von dir vega [wink] , nachdem dieses Forum immernoch auf eine kurze Vorstellung von dir wartet.
Darauf lässt sich doch aufbauen!! [bravo]


Von mittlerweile über 100 Beiträgen von mir ist lediglich nur der von Dir hier herausgestellte erwähnenswert? Auf was soll denn das "aufbauen" und wozu?. Geht es hier um Threads oder um Personen?
vega
 

Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon SCORN » 31. Juli 2012, 05:16

Wosch hat geschrieben:
Hallo Sirius, die Unterschiede waren wie Tag und Nacht. Als ich mich Ende Januar 62 in Kassel einquartierte wohnte ich in unmittelbarer Nähe einer belgischen Kaserne. Es handelte sich um dabei um die der flämischen, also niederländisch sprechenden Soldaten in Niederzwehren. Dann gab es noch in Wilhelmshöhe die Kasernen der Wallonen, die wiederum französisch sprachen und eine sogenannte Belgier-Siedlung in der Nahe des Auestadions. Als ich in Niederzwehren wohnte hatte ich zu vielen Flamen außerhalb ihrer Dienstzeit freundschaftliche Beziehungen, sie verkehrten in den selben Kneipen wie wir, tranken Bier und Schnäpse, tanzten zur Musik aus den Musikboxen und hatten teilweise auch deutsche Freundinnen, Einige hatten Diese auch geheiratet und zogen dann sogar für immer nach Deutschland oder naghmen ihre Frauen mit nach Belgien. Mit den Wallonen hatte ich mangels französischer Sprachkenntnisse keine Kontakte, die Flamen sprachen in der Regel alle ein Deutsch was für mich sehr gut verständlich war. Die Belgier warenb im Vergleich zu den in Kassel und Rothwesten stationierten GI´s arme Schlucker und besserten sich ihr Budget regelmäßig mit dem Verkauf von Zigaretten auf. Flamen und Wallonen gingen sich in ihrer Freizeit immer aus dem Weg, man traf sie gewöhnlich nie in den selben Kneipen und wenn doch dann gab es mit Sicherheit recht bald heftige Keilereien und die Militärpolizei war dann schnell zur Stelle. Die Belgier waren recht beliebt (vor allen Dingen die Flamen) und man konnte das auch an den vielen Eheschließungen wahrnehmen. Bei den Amis mußte man schon unterscheiden zwischen den Weißen und den Schwarzen. Diese verkehrten grundsätzlich außerhalb ihres Dienstes nicht untereinander, Im "Düsseldorfer Hof" traute sich kein Schwarzer hinein, ebenso wie kein Weißer sich nüchtern in "Erichs Kajüte", in den "Club International" oder in den "Patte" reintraute. Wenn aber doch einmal, dann gab es richtig auf die Hörner. Die GI´s hatten im Gegenteil zu den Belgiern reichlich Dollars und versorgten ihre deutschen Freundinnen immer reichlich mit Waren aus den PX-Stores: Zigaretten, Gallonenweise"Jim Beam", Nahrungsmittel, Klamotten und Original US-Schallplatten. Etliche deutsche Band´s hatten farbige US-Soldaten als Sänger und wo die spielten waren die Säle immer voll, musikalisch gesehen war es eine sehr schöne Zeit. Belgier und Amis waren hier wirklich Soldaten zum Anfassen und es entstanden Freundschaften wie man sie sich im Verhältnis zu den GSSD-Truppen nie zu träumen gewagt hätte. Sie durften sich hier in ihrer Freizeit frei bewegen und mir waren keinerlei Einschränkungen bekannt. Sie gehörten hier zum ganz normalen Straßenbild!!
Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]


ein Bericht von Wosch an dem es nichts zu zweifeln gibt! Ohne Polemik der damlige Zustand aus eigenem erleben geschildert! Lesenswert!
man sollte bei der Diskussion um die sowjetischen Streitkräfte beachten das solche Zustände wie von Wosch bei Belgiern und Amerikanern geschildert, selbst in der ehemaligen Sowjetunion absolut nicht üblich waren. Auch zu Sowjet Zeiten gab es keine feiernden Wehrdienstleistenden in den Retaurants und Discos von Minsk bis Wladiwostok. Der Miltärdienst dort war schon immer anders als westliche Vorstellungen darüber! Übrigens haben alle mir bekannten ehemligen in der DDR stationierten Angehörigen der Westgruppe glaubhaft versichert dass der Dienst in der DDR ein Privileg und wesentlich besser sei als in der Heimat!

Frage: wie war es mit der Kriminalität der US Amerikaner in Zeiten der Wehrpflicht? Speziell Drogenkriminalität und damit im Zusammenhang stehende Verbrechen! Gibt es da Statistiken aus großen Standorte der US Army in Deutschland aus dieser Zeit?

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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon Edelknabe » 31. Juli 2012, 06:58

Na da sind wir doch schon ein gutes Stück weiter wie das so im Westen und mit deren blutjungen Besatzern war mit dem "Anfassen", mal einfach ein Mädchen anzufassen.Sie so hernehmen und mal richtig durchknuddeln zu können. Man glaubt es doch kaum so Wolfgangs schöne Schilderung, die durften das wirklich die jungen Kerle und da gings bestimmt auch mal hinter den Tanzsaal wie in unserer eigenen Jugend und bumms... auf einmal war "der Druck" weg, sinngemäß wie wunderbar weggeblasen.Man konnte auf einmal wieder klar denken als junger Kerl, wartete vielleicht schon bi0ßche aufgeregt aufs kommende Wochenende und freute sich.

Wie schön sowas ist habt ihr euch das mal so richtig auf der Zunge zergehen lassen Männer und Frauen und nein, der Rainer will ja nun nicht gleich wieder den alten Sexkram heraushängen lassen aber hat das schon mal Einer von euch auf der anderen Seite ausprobiert mit der Enthaltsamkeit, vielleicht so volle quälende, innerlich die Psyche quälende 24 Monate lang wie der Sowjetsoldat in der DDR?

Und na klar, der Eine brauchte, braucht sowas garnicht...oder eben garnicht mehr weil er schon garnicht mehr weiß, wie so Junge oder Mädel überhaupt nackt aussieht , der Andere dagegen dreimal am Tag und wenn nicht...was dann? Raubt er dann ne Bank aus oder geht ins Bordell oder hat vielleicht kein Geld in der Tasche da Hartz Vier und macht sichs selber oder schnappt sich in seiner Verzweiflung ein Schaf von der Weide oder wie oder was ...? Ich habs, der geht einfach ins Kino zu Batmann, denn der durchgedrehte junge Kerl da in Amerika hatte nämlich auch noch nie ne Freundin...mit 24 Jahren, nicht zu fassen, so stand das glaube in der Zeitung?

Der Sowjetsoldat in der Kaserne früher bei der GSSD da, der konnte vielleicht mal seinen Bettnachbarn anfassen und wenn der vom anderen Ufer war also schwul, dann hatte er richtig Glück aber sonst, volle Fehlanzeige, also in der Prawda waren doch keine Mädels drin, dazu noch nackt, nicht das ich mich erinnere?? Mädchen, ja die gabs in den Kasernen auch würde ich jetzt sagen, da waren sogar viele junge Mädchen, vielleicht Töchter von Offiziersfamilien aber die gaben sich nun nicht gerade mit nem Soldaten...oder doch? Na, ich glaube eher nicht obwohl ich da auch eine wunderschöne selbsterlebte Geschichte erzählen kann...mach ich mal später.Bin ja noch hier und nicht im Gulag, denn das hätte damals auch voll schiefgehen können.

Aber mal wieder Ernst, was machte der denn nun, der junge Sowjetsoldat? Wenn ich also hier um wirklich kreative Vorschläge bitten dürfte...vielleicht der Wolfgang als erster und dann der Vega, dann der Sirius, spielen wir das mal so schön durch damit das auch jeder begreift in seiner heutigen Birne wie das damals in so nem jungen Kerl abging, wie es um dessen Seele, seine Psyche, seine innere Ruhe und Ausgeglichenheit aussah? Und bumms, wie bei dem Druckpunkt oben sind wir doch wieder ein Stück weiter, begreifen vielleicht ein bißchen, warum da Einer in seiner unvorstellbaren Verzweiflung vor Heimweh oder Sonstwas übern Kasernenzaun kletterte, dann nach Ost oder West, vielleicht auch einfach nur Nachhause wollte, dann noch dummerweise die Waffe mitnahm obwohl das sperrige Scheißding doch viel zu schwer war um wirklich zügig und relativ unerkannt voranzukommen.

Rainer-Maria mensch vega du junger Kerl...oder biste gar ein Mädel, du musst hier auch noch ruhiger werden. Der Rainer macht nun mal gerne derbe Scherze,keine Angst, da ist auch noch Keiner dran gestorben.
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon Wosch » 31. Juli 2012, 10:18

Alfred hat geschrieben:



.....................Man sollte aber die Gruppe nicht so darstellen, als wäre diese plündern und mordend durch die DDR gezogen.


Damit das nicht passieren konnte wurden sie ja auch vom Rest der DDR "weggeschlossen". Wenn man den sowjetischen Soldaten die gleichen Freiheiten wie den Nato-Soldaten in der BRD gelassen hätte, wäre das Plündern, Einbrechen, Morden und Vergewaltigen durch die einfachen Wehrpflichtigen mit Sicherheit ein sehr ernstes Problem gewesen. In den Garnisionsstädten passierte auch so schon genug, zumindestens dort je näher man am Zaun wohnte.

......Es gab in der Gruppe - wie überall auf der Welt - solche und solche. Ich habe in den Jahren viele Personen der Gruppe getroffen, vom Soldaten bis hin zu Generalen.
Jeder hat seine Erfahrungen gesammelt, meine waren überwiegend positiv.


Dann weißt Du sicher auch daß sich die Probleme der Generale in keinster Weise mit denen der wehrpflichtigen Soldaten deckten. Vielleicht schreibst Du mal worin Deine Treffen mit den Soldaten und Generalen bestanden, einfach mal kleine Beispiele, ich kann mir nicht vorstellen daß Du bei den Soldaten in ihren großen Schlafsälen mitübernachtet hattest oder daß die Generale Dir Komißbrot mit Hering und Zwiebeln angeboten hatten.

Wie war es denn nun aus Deiner Sicht mit den russischen "Besatzern" und mit ihrem Leben, sorgfältig abgeschirmt vor ihren deutschen "Freunden" aus der DDR? Ich gehe mal davon aus daß Du durch Deine Kontakte zu den höchsten Dienstgraden den "kleinen Mann" dabei nicht vergessen hattest. Also laß mal hören.
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon Wosch » 31. Juli 2012, 10:38

SCORN hat geschrieben:
Wosch hat geschrieben:



Frage: wie war es mit der Kriminalität der US Amerikaner in Zeiten der Wehrpflicht? Speziell Drogenkriminalität und damit im Zusammenhang stehende Verbrechen! Gibt es da Statistiken aus großen Standorte der US Army in Deutschland aus dieser Zeit?

SCORN



[color=#FF0000]Natürlich gab es bei den GI´s in Deutschland auch viele schwere Straftaten wie Raub, Diebstahl, Mord und Totschlag und Vergewaltigungen begangen an den deutschen Bürgern, die spielten sich aber meistens in dem Millieu und dem Umfeld der Kasernen ab und natürlich spielte der Alkohol und bei den Schwarzen ganz besonders der Drogenkonsum eine gr0ße Rolle mit. Allerdings entstand durch die Veröffentlichung in Presse, Radio und Fernsehen immer der Eindruck daß es sich um alltägliche Ereignisse handeln würde. Dem war so nicht, lediglich die offene Berichterstattung ließ das Ausmaß höher erscheinen, als daß es in Wirklichkeit war. Im Gegensatz zu den kriminellen Taten der Angehörigen der GSSD wurde in der BRD nichts verschwiegen und man konnte über solche Gewalttaten offen reden ohne befürchten zu müssen Besuch zu bekommen.
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon Alfred » 31. Juli 2012, 10:38

Wosch,

richtig, ich habe nicht mit Soldaten im Schlafsaal übernachtet, aber auch nicht mit Generalen in deren Zimmern. [wink]

Übrigens soll es auch heute - bzw. überall in der Welt - gewisse Unterschiede zwischen Soldat und General geben.
Alfred
 

Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon Wosch » 31. Juli 2012, 10:45

Alfred hat geschrieben:Wosch,

richtig, ich habe nicht mit Soldaten im Schlafsaal übernachtet, aber auch nicht mit Generalen in deren Zimmern. [wink]

Übrigens soll es auch heute - bzw. überall in der Welt - gewisse Unterschiede zwischen Soldat und General geben.



Na Alfred, wenn Du nicht mehr zu dem Thema beitragen kannst als Deine zwei Sätze hier, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht wieso Du Deine Zeit verschwendest.

[hallo]
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon zonenhasser » 31. Juli 2012, 11:56

SCORN hat geschrieben: Übrigens haben alle mir bekannten ehemligen in der DDR stationierten Angehörigen der Westgruppe glaubhaft versichert dass der Dienst in der DDR ein Privileg und wesentlich besser sei als in der Heimat!
Für Offiziere vielleicht, nicht aber für den einfachen Muschkoten. Der kam nur mal in Begleitung Vorgesetzter aus der Kaserne raus und hatte nur wenige Male während seines zweijährigen (?) Wehrdiensts die Möglichkeit, nach Hause auf Urlaub zu fahren. Und das alles alles Sieger in dem besiegten Land! Dann hatte er noch das "Privileg" zu beobachten, daß der Lebensstandard hier erheblich höher war als im großen Heimatland.
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon manudave » 31. Juli 2012, 18:12

Rainman hat ja bereits einmal über die dramatischen Zustände in diesen Kasernen berichtet, in denen er regelmäßig zu Gast war oder über die Soldaten, die er im Rahmen der DSF traf. Dies hat er uns auch schon auf manch einem Forentreffen ausreichend berichtet - das werde ich sicherlich nicht anzweifeln.

Am Wochenende sprach ich mit einer Gruppe ehem. Offiziere der BW, die sich noch an die 60er mit den Amis erinnern. Damals gab es es große Fabrik in deren Ort. Wenn die Spätschicht abends in die Stadt wollte, musste man an der Kaserne vorbei - es wurden viele Frauen vergewaltigt. Die Burschen der Region griffen nun zu Latten und Knüppeln und vermöbelten jeden Ami, den sie um diese Uhrzeit noch trafen. Irgendwann wurden die jungen Burschen des Ortes vom Colonel zusammengerufen und es wurde gebeten, mit dem Unsinn aufzuhören - er kümmert sich dann um seine Jungs. Und so soll es dann auch geschehen sein...
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon Edelknabe » 31. Juli 2012, 18:18

Der war schön Zonenhasser,wunderschön, dein Text ... also der einfache Sowjetsoldat "hatte nur wenige Male...usw. die Möglichkeit, während der 24. langen Monate Heim in die UdSSR zu fahren, auf Urlaub", ich musste so lachen, leider sehr leicht verkrampft lachen, huste jetzt noch.

Aus meiner Zeit in den Kasernen (70/80er Jahre) weiß ich und jetzt kann mich gerne Einer verbessern, das die jungen Kerle ihren einmaligen ersten und letzten Urlaub am Stück, also knapp über eine Woche oder warns Zwei nehmen mussten und davon ging die Flug/Transportzeit hin-und zurück und die Zeit ab, bis sie auch im hintersten Winkel der SU in ihrer Unionsrepublik gelandet waren. Das war nichts, das war Urlaubskrampf, das war auf jeden Fall keine Erholung oder Sonstwas.

Schade, ich bin immer noch für ne superschnelle Zeitmaschine für manchen Zeitgenossen hier. Also rein in das Ding und ab gehts in die damalige Kaserne der GSSD mit allem Wenn und aber. Ich spiele auch gerne wieder den Handwerker, kaufe jede Woche (na gut, war bestimmt jede dritte Woche)ne tolle Raketa-Uhr vom Zeitgenossen damit er nicht verhungert für seine...warns nicht monatliche 25,-Mark der DDR, ich bin mir da nicht mehr so sicher heute?

"Verhungert", eh, das war natürlich ein Witz denn die Jungs gaben ihr Geld dann liebend gerne für Süssigkeiten aus, in der Soldatenkantine oder wie das Ding hieß? In den Magazinen, da sah man sie sehr selten, das war dann doch zu teuer für Kolja.

Rainer-Maria und Scorn hat vollkommen Recht, mittlerweile gibt es sehr gute Internetseiten sowjetischer Veteranen wo sie über ihre damaligen Zeiten in der DDR schreiben. Ich bin schon am baggern, kenne auch eine junge Russlanddeutsche damit sie mir da etwas übersetzt und wenn das geklappt hat, dann werden wir doch mal sehen, wie die Veteranen das selber sehen mit den alten Zeiten?

Damit ihnen nicht auch noch ihre eigenerlebte Geschichte von Anderen anders erzählt wird.
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon SCORN » 31. Juli 2012, 18:41

zonenhasser hat geschrieben:]Für Offiziere vielleicht, nicht aber für den einfachen Muschkoten. Der kam nur mal in Begleitung Vorgesetzter aus der Kaserne raus und hatte nur wenige Male während seines zweijährigen (?) Wehrdiensts die Möglichkeit, nach Hause auf Urlaub zu fahren.


@Zonnenhasser,deine selbstsichere Aussage legt nahe das du ehemalige Angehörige der Roten Armee kennst die irgendwo in der fernöstlichen Taiga Dienst an der chinesischen Grenze, auf Kamtschatka oder den Kurilen Inseln im Pazifik, ihren Wehrdienst geleistet haben! Ich kenne welche persönlich und ich kenne auch Armee Stützpunkte in der Taiga! Weist du was da im Winter abging? Aber ich will nicht vorgreifen und warte gespannt auf deinen Bericht über die Umstände des Militärdienstes innerhalb der Sowjetunion!

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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon Wosch » 31. Juli 2012, 19:32

manudave hat geschrieben:Rainman hat ja bereits einmal über die dramatischen Zustände in diesen Kasernen berichtet, in denen er regelmäßig zu Gast war oder über die Soldaten, die er im Rahmen der DSF traf. Dies hat er uns auch schon auf manch einem Forentreffen ausreichend berichtet - das werde ich sicherlich nicht anzweifeln.

Am Wochenende sprach ich mit einer Gruppe ehem. Offiziere der BW, die sich noch an die 60er mit den Amis erinnern. Damals gab es es große Fabrik in deren Ort. Wenn die Spätschicht abends in die Stadt wollte, musste man an der Kaserne vorbei - es wurden viele Frauen vergewaltigt. Die Burschen der Region griffen nun zu Latten und Knüppeln und vermöbelten jeden Ami, den sie um diese Uhrzeit noch trafen. Irgendwann wurden die jungen Burschen des Ortes vom Colonel zusammengerufen und es wurde gebeten, mit dem Unsinn aufzuhören - er kümmert sich dann um seine Jungs. Und so soll es dann auch geschehen sein...



Jetzt mußt Du bloß noch anfügen in welchem Ort sich diese Fabrik befand damit man sich mal genauer darüber informieren kann.
Aus Kassel. [hallo]
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Re: Die Russen als Besatzer und die Deutschen als Besetzte

Beitragvon manudave » 31. Juli 2012, 19:41

Gute Frage Wosch, ich hab auch schon überlegt.
Die 10 Herren kamen aus dem gesamten Bundesgebiet, wie das ja so oft ist bei solchen Treffen. [denken]
Irgendeiner kam wohl aus Friedberg...
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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Thalassa » 14. März 2014, 10:39

Jetzt mußte ich aber suchen, bis ich das Thema hier gefunden habe, ansonsten hätte ich einen neuen Thread aufgemacht [grins] .
Ich habe auch nur quergelesen, acht Seiten waren mir heute doch etwas zuviel auf einmal, und was schreiben wollte ich ja auch unbedingt!

Ich habe gestern abend auf Phoenix eine zweiteilige Doku über das Leben sowjetischer Soldaten gesehen, die zu DDR-Zeiten bei uns stationiert waren ... wird heute übrigens ab 18.30 Uhr auf Phoenix wiederholt, wen es interessiert.
Nun bin ich hin- und hergerissen darüber, ob man all dem trauen kann, oder nicht [denken] !
Es wird ja nunmal auch jede Menge Quatsch über den DDR-Alltag berichtet, der nicht wirklich stimmt, vor allem von Leuten, die es garnicht aus eigener Erfahrung kennen, sondern sich alles nur angelesen haben oder sich auf mitunter zweifelhafte Quellen berufen [wink] .
Jedenfalls war ich doch irgendwo ziemlich schockiert, über das, was da in den Kasernen abgelaufen zu sein scheint.
Daß der "normale Soldat" nicht wirklich rauskam, ist ja allseits bekannt - sogar mir.
Wenn ich mich recht entsinne, wurden die in ihren zwei Jahren Wehrdienst hier nur einmal geschlossen ausgeführt, und das war es dann auch.
In dem Bericht kommen auch ehemalige sowjetische Wehrpflichtige zu Wort, die mir nun wieder recht glaubhaft vorkamen.
Daß die stationierten sowjetischen Offiziere ein gutes Leben hier hatten, war ja allseits bekannt ...wohl dem, der jemanden kannte, der im "Russenmagazin" einkaufen konnte [smile] .
Was mich jetzt hinterher wieder maßlos aufregt, ist dieser Blödsinn mit der DSF!
Ich kann mich erinnern, daß ich während meiner Lehrzeit regelrecht dazu abkommandiert wurde, mit unseren sowjetischen Freunden - natürlich alles nur Offiziere und ähnliche Dienstränge - den 8. Mai zu feiern. Komischer Weise wurden dafür nur sehr wenige Jungs ausgesucht, die Mehrzahl der Teilnehmer bestand aus schlanken, hübschen, blonden und langhaarigen jungen Mädchen. Wenn ichs jetzt richtig im Kopf habe, wurden wir per Bus irgendwo nach Woltersdorf "transportiert" und mußten da feiern. Wenn wir nicht aufgepaßt hätten, wären wir allesamt ordentlich mit "Wässerchen abgefüllt" worden. Zum Glück hatte ich einen jungen Mann aus einem anderen Betrieb an meiner Seite, der auf mich aufgepaßt hat.
Nach Hause mußten wir dann allerdings mitten in der Nacht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und es wurde nie wieder offiziell über diese Feier gesprochen [laugh] .
Thalassa
 

Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Interessierter » 14. März 2014, 11:45

Hallo Thalassa,
welcher Blödsinn in Bezug auf die DSF regte Dich denn so maßlos auf?

" Der Interessierte "
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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Thalassa » 14. März 2014, 12:23

Interessierter hat geschrieben:Hallo Thalassa,
welcher Blödsinn in Bezug auf die DSF regte Dich denn so maßlos auf?

" Der Interessierte "


Na, dieses Monat für Monat irgendwas bezahlen, daß so beinahe jeder in der DSF sein mußte/sollte und nie irgendwie gesagt wurde, was mit den Beiträgen überhaupt passiert ...

Gestern in der Sendung kam u.a. zur Sprache, daß nie irgendwelche Gelder bei den sowjetischen Freunden angekommen seien, die hatten also nichts davon ... wozu hat man dann eigentlich bezahlt? [laugh]

Veranstaltungen habe ich nur diese eine mitgemacht, mehr wurde mir auch nie angeboten [wink]
Thalassa
 

Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Interessierter » 14. März 2014, 13:02

Das habe ich auch gesehen bzw. gehört. Danke für die Erläuterung. Offen gesagt habe ich auch gestaunt. Ich fand die Sendung sehr interessant durch die teilweise bewegenden Bilder und Aussagen von ehemaligen russischen Armeeangehörigen.

Erschütternd auch, dass so viele russische Armeeangehörige ihr Leben in der DDR lassen mussten, oftmals auf ungeklärte Weise und mit Beerdigungen von denen niemand etwas erfuhr. Erschreckend hoch auch die angegebenen Zahl von Fahnenflüchtigen, was eigentlich wiederum kein Wunder war, wenn man nach Aussage eines Armeeangehörigen in den ersten 6 Monaten wie ein Stück Dreck behandelt wurde.

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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Interessierter » 14. März 2014, 13:27

Passend zu den zahlreichen Kindern, die in der DDR von russischen Armeeangehörigen aus Liebe und nicht durch Vergewaltigung gezeugt wurden, hier mal ein interessantes Gespräch mit Ulrich Schacht.


Veröffentlicht am 07.12.2012
Ulrich Schacht wurde 1951 in einem DDR-Frauengefängnis geboren. Die Mutter wurde entlassen, als er knapp drei Jahre alt war. Seine ersten Erinnerungen an den Vater hingegen, einen sowjetischen Offizier, liegen weniger als 15 Jahre zurück. Er schloss 1999 erfolgreich seine Suche nach ihm ab, nachdem er zuvor nur aus den Briefen und Erzählungen seiner Mutter von ihm gehört hatte. Sein aktuelles Buch "Vereister Sommer" handelt von seiner Familiengeschichte, sowie der Suche nach dem Vater im russischen Winter.
Ken Jebsen spricht mit ihm zudem über die aktuelle Entwicklung in der EU, Religion, Links- und Rechtsradikalismus, sowie kommunistische und faschistische Diiktaturen.

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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Thalassa » 14. März 2014, 13:35

Interessierter hat geschrieben:Erschreckend hoch auch die angegebenen Zahl von Fahnenflüchtigen, was eigentlich wiederum kein Wunder war, wenn man nach Aussage eines Armeeangehörigen in den ersten 6 Monaten wie ein Stück Dreck behandelt wurde.
" Der Interessierte "


... und dennoch hatten sie es hier bei uns in ihren Kasernen wohl noch besser, als wenn sie ihren Armeedienst zuhause hätten ableisten müssen ... da haben dann wohl noch schlimmere Zustände geherrscht, wie man annehmen muß, daß man da irgendwann regelrecht durchdreht, kann man schon irgendwie nachvollziehen ...

Der grauenhafte Amoklauf eines bewaffneten sowjetischen Armeeangehörigen - soll wohl kein "einfacher Soldat" gewesen sein - bei uns in Berlin in der Straße "Unter den Linden", hat meine Mutter damals hautnah miterlebt, als sie vom Dienst kam - da gab es ausnahmsweise (zumindest hier) eine offizielle Meldung, überlebt hat er wohl auch nicht. Da gabs ja auch Tote und Verletzte.

Interessierter hat geschrieben:Passend zu den zahlreichen Kindern, die in der DDR von russischen Armeeangehörigen aus Liebe und nicht durch Vergewaltigung gezeugt wurden, hier mal ein interessantes Gespräch mit Ulrich Schacht.
" Der Interessierte "


... aber wirklich "erwünscht" war das von beiden Seiten nicht, ich selber kannte auch mal ein junge Frau, die ein Verhältnis mit einem sowjetischen Offizier (wirklich einem Russen) hatte.
Allen beiden hat man das Leben schwer gemacht, solange, bis sie aufgegeben haben.
Soweit ging dann wohl die "Deutsch-Sowjetische Freundschaft" dann doch nicht [wink] .
Thalassa
 

Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Volker Zottmann » 14. März 2014, 13:37

Hallo Thalassa und Wilfried, ich werde mir Dank des Hinweises die Sendung heute aufnehmen.
Wenn´s interesssiert Thalassa(?) dann lies meinen Bericht "Gute Freunde" in Baupionier Zottmann niedergeschrieben. Du bist nur 2 Klicks entfernt.
Die DSF war wirklich nur ein Scheinverein, der in der Bevölkerung oder gar bei den Sowjets kaum Beachtung fand. Die Beitragsgelder DDR-weit dürften so unerheblich nicht gewesen sein.
Bei der NVA musste jeder kleine Rekrut 30 Pfennige zahlen. Da allein kamen im Monat wohl schon mehrere 100000.-Mark zusammen, wenn man auch die BUZ und Offiziere mitrechnet.
Wenige Auserwählte fuhren ja recht preiswert, auch Dank dieser Gelder, mit Sonderfahrten per Bahn in die Sowjetunion... Die höheren Herrschaften flogen gleich 2 oder 3 Wochen, über Moskau mach Samarkand weiter und bereisten Usbekistan und weitere heutige Abtrünnige Republiken. Diese Reisen waren "rein dienstlich und als Studienreisen" ausgepriesen. Von einer Reise weiß ich, ich durfte mir danach über die Urania all die Gelage (Prastnicks) und Ausflüge per Dias betrachten...
( ...Und die Mutti hat nicht einen Pfennig dazu bezahlt! [wink] )

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Thalassa » 14. März 2014, 16:35

Volker Zottmann hat geschrieben:Wenige Auserwählte fuhren ja recht preiswert, auch Dank dieser Gelder, mit Sonderfahrten per Bahn in die Sowjetunion... Die höheren Herrschaften flogen gleich 2 oder 3 Wochen, über Moskau mach Samarkand weiter und bereisten Usbekistan und weitere heutige Abtrünnige Republiken. Diese Reisen waren "rein dienstlich und als Studienreisen" ausgepriesen.
Gruß Volker


Ja, diese "Studienreisen" kenne ich auch aus der Zeit, als ich damals noch bei einer Tageszeitung war. Allein aus unserer Redaktion gehörten in einem Jahr zwei Redakteure zu diesen Auserwählten - ich natürlich nicht [wink] .
Ansonsten kenne ich nur ein paar Leute, die als Auszeichnung mit Jugentourist (?) über die FDJ in die SU reisen durften - ob das dann allerdings so ein wirkliches Vergnügen war, wage ich zu bezweifeln. Bei einer Reisegruppe wurde gleich als erstes der gesamte Kofferinhalt im Hotel geklaut, weil sie gleich nachm Einchecken zu einer FDJ-Versammlung mußten und nichtmal die Zeit zum Auspacken hatten.
Eine andere Gruppe bekam 10 Tage lang nur Ei in allen Variationen zu essen, keinen Käse, keine Wurst, kein Fleisch ... Zum Frühstück Brot mit Ei, zum Mttag irgendwelche Suppe und Ei mit allen möglichen Beilagen und zum Abendbrot Ei mit Brot [laugh] .

Das hätte ich nichtmal "für umsonst" mitmachen mögen [wink]
Thalassa
 

Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon Volker Zottmann » 14. März 2014, 16:58

Ich war als selbst zahlender Tourist 1970 unmittelbar vor meiner Einberufung 1 x in Moskau.
(New-York und Rio waren schon ausgebucht [wink] )
6 Tage und allerbeste Vollverpflegung. Aber selbst in Schönefeld mussten wir Privatleute schon "Aufstellung" nehmen und bekamen erklärt, dass wir nun "Botschafter unserer DDR" wären und uns zu benehmen haben... Spätestens bei solchen Durchsagen war ich schon bedient.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon karnak » 14. März 2014, 17:51

Ich bin 1977 mit einem FDJ-Freundschaftszug der GT in die SU gefahren,besser geschickt worden.Warum ich zu der Ehre gekommen bin weiß ich gar nicht so genau,sicher hing es mit meiner Kaderakte zusammen,"fortschrittliches Elternhaus,FDJ-Mitglied und ich glaube sogar das einzige SED-Mitglied unter den Dreijährigen,denn besondere Verdienste hatte ich eigentlich nicht,hatte nicht mal irgendeine parteiliche oder FDJ-Funktion,die Kaderakte war wohl Empfehlung genug. [flash] Jedenfalls mussten wir für 3 Tage zur Vorbereitung in irgendein Objekt in Berlin,wurden dort intensiv auf die Reise vorbereitet.Unter anderem wurde uns mitgeteilt,dass es passieren kann,dass wir in der SU von älteren Menschen etwas scheel angesehen werden.Wir sind nämlich alle mit Uniform dort hin und mussten damit auch immer rumlaufen und die Uniform hat wohl für einige Sowjetmenschen ziemlich viel Ähnlichkeit mit der der ehemaligen Besatzer.Und so kam es dann auch bei einer Stadtbesichtigung auch zu einem unangenehmen Zwischenfall,eine Oma hat hinter uns ausgespuckt.
Die Reise ging ansonsten von Moskau über Leningrad nach Minsk,bezahlt habe ich auch nichts dafür.Aber wie gesagt, zu meiner Ehrrettung,ich habe mich nicht unbedingt aufgedrängt, ich wurde einfach delegiert.
Ansonsten habe ich eigentlich angenehme Erinnerungen an die Reise,auch was das Essen angeht.
[flash] Ein spezielles Erlebnis ist mir aber besonders in Erinnerung geblieben.Es war an einem Abend ein Disco-Besuch angesagt und in diesen Räumlichkeiten schienen merkwürdigerweise auch Moskauer Zutritt zu haben.Und es waren damals Leute bei denen man von ihrem äußeren Erscheinungsbild heute sagen würde,sie gehören zur Szene.Jedenfalls setzten sich an unseren Tisch,wir waren zu dritt,zwei junge blonde Schönheiten.Damals kannte ich nur die Ideale des Sozialismus und glaubte nur an die Liebe [flash].Heute weiß ich es besser,es waren wohl zwei Damen des waagerechten Gewerbes,denn kurz danach erschien ein Mensch in kultigen Klamotten und wollte offensichtlich irgendwelche Verhandlungen mit uns aufnehmen,gleichzeitig bot er uns ein graues Pulver aus einem Aluminiumröhrchen an.Wir haben die ganze Sache aber irgendwie nicht so richtig durchschaut.Das ende vom Lied war,innerhalb kürzester Zeit erschien an unserem Tisch ein Bär von einem Mensch in Milizuniform,der Kerl stand ohne etwas zu sagen auf und marschierte mit dem Polizsten mit und die beiden blonden Schönheiten hatten kein Interesse mehr an uns und verschwanden.Im Nachgang habe ich festgestellt,dass sie dabei mein schönes Feuerzeug geklaut hatten.Ich weiß das das alles ziemlich abenteuerlich klingt,es sowas in der SU eigentlich hätte gar nicht geben dürfen,bei der flächendeckenden Überwachung [wink] und doch hat es sich genau so abgespielt.UND unbedarft wie wir drei damals waren,wir haben darüber nicht berichtet und es hat uns auch nie jemand zu diesem Vorfall befragt,würde ich an eidesstatt erklären.
Was ich noch als lustig in Erinnerung habe,der Kellner kam immer nur einmal abends,dann musste man alles bestellen was man für den Abend haben wollte.Das hatte zur Folge,alle Tische standen voll mit geöffneten Flaschen Moskowskoje Bier. [flash]
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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon augenzeuge » 14. März 2014, 18:00

karnak hat geschrieben:,"fortschrittliches Elternhaus"....


Karnak, ggf. müssen wir mal klären, was du bzw. was man damals unter "fortschrittlichem Elternhaus" versteht. [denken]
Ich wette, das begreift nicht jeder....
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Re: Die ungeliebten Freunde

Beitragvon karnak » 14. März 2014, 18:07

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:,"fortschrittliches Elternhaus"....


Karnak, ggf. müssen wir mal klären, was du bzw. was man damals unter "fortschrittlichem Elternhaus" versteht. [denken]
Ich wette, das begreift nicht jeder....
AZ

[grin] Ein"gelernter DDR-Bürger"wird sicherlich wissen was mit diesem damals üblichen Begriff gemeint war,kurz gesagt Menschen die über einen gefestigten Klassenstandpunkt verfügten(muss ich das auch erklären [flash] )und die fest hinter der Partei-und Staatsführung stehen,dass auch dokumentieren durch ihr gesellschaftliches Engagement.
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