aus unseren Betrieben ist noch viel mehr heraus zu holen ...

aus unseren Betrieben ist noch viel mehr heraus zu holen ...

Beitragvon Gerd Böhmer » 27. November 2021, 16:27

Hallo,

Folgender Link einer schweren Straftat im Sachsenringwerk Zwickau/Sachsen kam mir heute unter: Artikel der sächsischen Zeitung vom 21. Oktober 2010.
Darüber hat bestimmt auch der Gerichtsreporter Rudolf Hirsch in der Wochenpost berichtet. Frage ich mich nur, wie wurde das bei den gemausten Trabis mit den Fahrzeugpapieren gelöst ?
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 2030
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: aus unseren Betrieben ist noch viel mehr heraus zu holen ...

Beitragvon augenzeuge » 27. November 2021, 16:57

Gerd Böhmer hat geschrieben: Frage ich mich nur, wie wurde das bei den gemausten Trabis mit den Fahrzeugpapieren gelöst ?


Da stehts:
Er suchte sich seine Abnehmer unter Besitzern älterer Trabis. Dann trennte er die Fahrgestellnummer des gestohlenen Trabis heraus und ersetzte sie durch jene des bereits seit Jahren zugelassenen Fahrzeuges. Die Abnehmer fahren nun einen neuen Trabi, mit den alten Papieren. Bei abweichender Farbe wird einfach die Legende einer neuen Lackierung erzählt.


Und die Teile des alten Trabbis konnte man auch noch gut verkaufen.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84806
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: aus unseren Betrieben ist noch viel mehr heraus zu holen ...

Beitragvon Volker Zottmann » 27. November 2021, 17:05

Wäre nun interessant zu erfahren, ob Bachmann nach 1990 begnadigt wurde und ob er die Restschuld in DM abstottern musste?

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: aus unseren Betrieben ist noch viel mehr heraus zu holen ...

Beitragvon Gerd Böhmer » 27. November 2021, 17:07

augenzeuge hat geschrieben:
Gerd Böhmer hat geschrieben: Frage ich mich nur, wie wurde das bei den gemausten Trabis mit den Fahrzeugpapieren gelöst ?


Da stehts:
Er suchte sich seine Abnehmer unter Besitzern älterer Trabis. Dann trennte er die Fahrgestellnummer des gestohlenen Trabis heraus und ersetzte sie durch jene des bereits seit Jahren zugelassenen Fahrzeuges. Die Abnehmer fahren nun einen neuen Trabi, mit den alten Papieren. Bei abweichender Farbe wird einfach die Legende einer neuen Lackierung erzählt.


Und die Teile des alten Trabbis konnte man auch noch gut verkaufen.

AZ


Hallo,

Danke Dir, das hatte ich überlesen. Hätte ja auch sein können, das hier auf korrupten Wegen neue Papiere beschafft wurden ...
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 2030
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: aus unseren Betrieben ist noch viel mehr heraus zu holen ...

Beitragvon pentium » 27. November 2021, 17:08

Doch schon die bauliche Situation des VEB Sachsenring half. Nachdem im Werk I die Karosserie gefertigt wurde, folgte im Werk III die Beplankung. Die fertigen Fahrzeuge wurden dann ins Werk I gefahren. Für diese Strecke wurden Nummernschilder anmontiert.

Peter Bachmann war als Schlosser damit befasst, die fertigen Trabis auf ihre Qualität zu untersuchen und gegebenenfalls vorhandene Lackschäden auszubessern. Die Gerichtsakten schildern ausführlich, wie es dem Insider gelingen konnte, fertig montierte Trabis zu stehlen. Bachmann nutzte aus, dass die fahrbereiten Trabis erst registriert wurden, wenn sie im Verladebahnhof von Werk I eintrafen.

Als Peter Bachmann 1980 den ersten Trabi klaut, arbeitet er bereits seit zwölf Jahren an seinem Arbeitsplatz. Mit der Zeit hat er so die Sicherheitslücken erkannt. Bachmann schlägt immer dann zu, wenn auf dem Hof von Werk II gerade besonders viele Trabis stehen, weil einer weniger dann kaum auffällt. In der Pause der Spätschicht, zwischen 21.30 und 21.45 Uhr, wählt er einen Trabi aus und klemmt ein privates Kennzeichen an das Fahrzeug. Obwohl der Werksschutz am Eingang kontrolliert, fällt Bachmann dabei nie auf. Bachmann stellt den Trabi dann in einer Seitenstraße ab. Nach Schichtende fährt er zunächst mit seinem privaten Auto nach Hause, dann holt er den gestohlenen Trabi.

So einfach wie der Diebstahl, so einfach gestaltet sich auch der Verkauf. Bachmann sucht sich seine Abnehmer unter Besitzern älterer Trabis. Er trennt die Fahrgestellnummer des gestohlenen Trabis heraus und ersetzt sie durch jene des bereits seit Jahren zugelassenen Fahrzeuges. Die Abnehmer fahren nun einen neuen Trabi, mit den alten Papieren.

https://www.mz.de/panorama/ddr-geschich ... en-2271921
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45560
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: aus unseren Betrieben ist noch viel mehr heraus zu holen ...

Beitragvon augenzeuge » 27. November 2021, 17:10

Ich finds ja unglaublich, dass niemand in der DDR wusste, wieviel Stück am Ende gebaut worden waren. [laugh]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84806
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: aus unseren Betrieben ist noch viel mehr heraus zu holen ...

Beitragvon Volker Zottmann » 27. November 2021, 18:57

353er Wartburg. 1980 wars!
Mein Kollege baut einen Totalschaden. Das Auto wird verschrottet. Er erhält nach langer Wartezeit und Kaskoversicherung einen ladenneuen Wartburg. Vom alten Wartburg behielt er nur die rausgetrennte Fahrgestellnummer.
Mit Hilfe einer Harzer Werkstatt entstand aus lauter Ersatzteilen ein neues Auto. Das fuhr dann auch rum und hat Werkstattkunden unverhältnismäßig lange Durststrecken beschert. Beschiss war in der DDR Alltag.
Meinen 5 Jahre alten Trabant Kombi (Universal), den wir für 8.600 Mark bekamen verkaufte ich in Zeitnot für etwa 10.500 Mark. Also fast verschleudert.... Ich brauchte aber sofort Geld, weil ich einen gebrauchten Skoda kaufen konnte.
"Normal" wären für den Trabi etwa 14.000 Mark gewesen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 


Zurück zu Geschichte BRD/DDR

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste