Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod

Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod

Beitragvon Interessierter » 19. Juli 2020, 10:05

Einen Tag vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein wird am 12. September 1987 einer der größten Politskandale der Bundesrepublik publik: Der SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm wurde im Wahlkampf ausspioniert - mit dem Ziel, ihn zu diskreditieren. Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) tritt im Zuge der sogenannten Waterkantgate-Affäre am 2. Oktober zurück. Neun Tage später liegt er tot in einem Genfer Hotel. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt. Die Hintergründe der Affäre, Theorien zum Tod Barschels und Stimmen von Zeitzeugen.

Bild
Barschel weist Vorwürfe zurück, er habe Oppositionsführer Engholm bespitzeln lassen.

Uwe Barschel sitzt mit Journalisten beim Kaffee auf dem idyllischen Gut Steinhorst im Lauenburgischen. Es ist Sonnabend, der 12. September 1987, ein Tag vor der mit Spannung erwarteten Landtagswahl in Schleswig-Holstein. Der amtierende Ministerpräsident will in entspannter Atmosphäre einen langen und harten Wahlkampf ausklingen lassen. Während auf Gut Steinhorst noch Ruhe herrscht, schlägt in Hamburg eine Meldung große Wellen: "Barschels schmutzige Tricks" heiße die "Spiegel"-Titelgeschichte vom folgenden Montag.

Der NDR berichtet gegen 15 Uhr zuerst von den darin beschriebenen Vorwürfen, CDU-Mann Barschel habe mit einer Verleumdungs- und Bespitzelungskampagne seinem politischen Gegner Björn Engholm (SPD) schaden wollen. Knapp zwei Stunden später bezieht Barschel Stellung. Er dementiert, bezeichnet die Anschuldigungen seines Medienreferenten Reiner Pfeiffer als "erstunken und erlogen". Ausschnitte der Pressekonferenz werden in den Abendnachrichten im Fernsehen gezeigt. In wenigen Stunden werden die Wahllokale ihre Türen öffnen. Wie werden die Schleswig-Holsteiner auf die angeblichen Enthüllungen reagieren?

https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... re101.html
Interessierter
 

Re: Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod

Beitragvon Werner Thal » 10. September 2020, 17:50

DER SPIEGEL - 34/1991 - "Im Haus der 1000 Augen"

Die rätselhaften DDR-Reisen des schleswig-holsteinischen CDU-Politikers Uwe Barschel

Karl-Heinz Prosch, 51, sieben Jahre lang Fahrer des unglückseligen Kieler Ministerpräsidenten
Uwe Barschel, wurde letzte Woche wieder einmal von Reportern bedrängt. Knapp vier Jahre
nach Barschels Tod in Genf wollten die Rechercheure wissen, ob der Chauffeur den CDU-Politiker
einst auch in die DDR gefahren habe - speziell nach Rostock.
Ausgelöst war die Wißbegier durch eine vom Verfassungsschutz protokollierte Aussage eines
hochrangigen Ex-Stasi-Mannes: Oberst Eberhard Lehmann, von 1982 bis 1986 Vize der Haupt-
abteilung II (Spionageabwehr) im Ministerium für Staatssicherheit (MfS), von 1986 bis 1990
Resident des sowjetischen Geheimdienstes KGB in Berlin.
Lehmann, der vom Verfassungsschutz unter dem Decknamen "Glasschüssel" geführt wird, hatte
berichtet, daß es im "Zusammenhang" mit Waffenexporten des DDR-Devisenbeschaffers Alexander
Schalck-Golodkowski "angebliche Aufenthalte" Barschels "in Rostock" und Querverbindungen zur
U.Boot-Affäre gegeben habe.
Kaum war die Geheimdienst-Notiz letzte Woche von der Berliner B.Z. publik gemacht worden,
wucherten, vor allem in der Boulevardpresse, die wildesten Spekulationen: Hatte Barschel,
Skandalfigur Nummer eins der West-Republik, womöglich gemeinsame Sache gemacht mit
Schalck, der Skandalfigur Nummer eins der untergegangenen Ost-Republik?
Und: Hatte die Stasi gar bei Barschels Tod im Zimmer 317 des Genfer Hotels Beau-Rivage die
Finger im Spiel, wie die Barschel-Witwe Freya schon letztes Jahr vermutete?

....und hier geht es weiter:

https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery ... f/13488956

W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
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Re: Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod

Beitragvon Ari@D187 » 4. Oktober 2020, 13:18

Zu Barschels DDR-Reisen sollten doch meterweise "Stasiakten" existieren. Ob die während der Wende alle vernichtet/geschreddert wurden?

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Re: Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod

Beitragvon Volker Zottmann » 4. Oktober 2020, 16:01

Laut Distels Aussage im Interview (anderer Thread) wurden fast die Akten, die bundesdeutsche Politiker betrafen oder belasteten zuerst vernichtet. Wird da wohl dann auch so gewesen sein.
Ein Ehrenmann war Barschel ja nun nicht, denn dann hätte er kein falsches Ehrenwort gegeben. Was genau gelaufen ist, wird wohl nie mehr geklärt, oder besser gesagt, niemals veröffentlicht.

Gruß Volker
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Re: Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod

Beitragvon Volker Zottmann » 4. Oktober 2020, 18:05

Nochmal richtig:
Laut Distels Aussage im Interview (anderer Thread) wurden die Akten, die bundesdeutsche Politiker betrafen oder belasteten zuerst vernichtet. Wird da wohl dann auch so gewesen sein.
Ein Ehrenmann war Barschel ja nun nicht, denn dann hätte er kein falsches Ehrenwort gegeben. Was genau gelaufen ist, wird wohl nie mehr geklärt, oder besser gesagt, niemals veröffentlicht.

Gruß Volker
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Re: Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod

Beitragvon Merkur » 4. Oktober 2020, 18:15

Volker Zottmann hat geschrieben:Nochmal richtig:
Laut Distels Aussage im Interview (anderer Thread) wurden die Akten, die bundesdeutsche Politiker betrafen oder belasteten zuerst vernichtet. Wird da wohl dann auch so gewesen sein.
Ein Ehrenmann war Barschel ja nun nicht, denn dann hätte er kein falsches Ehrenwort gegeben. Was genau gelaufen ist, wird wohl nie mehr geklärt, oder besser gesagt, niemals veröffentlicht.

Gruß Volker


Hat nicht ganz geklappt. Der Peter-Michael heißt DIESTEL.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod

Beitragvon Volker Zottmann » 4. Oktober 2020, 18:20

Merkur hat geschrieben:
Hat nicht ganz geklappt. Der Peter-Michael heißt DIESTEL.
[laugh]
Ach immer wieder Ärger wegen der Anwälte. Diestel heest er! Na gut! Danke Merkur.

Gruß Volker
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Re: Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod

Beitragvon Ari@D187 » 4. Oktober 2020, 21:47

Volker Zottmann hat geschrieben:Laut Distels Aussage im Interview (anderer Thread) wurden fast die Akten, die bundesdeutsche Politiker betrafen oder belasteten zuerst vernichtet. Wird da wohl dann auch so gewesen sein.
[...]

Bei Diestel hört sich das doch anders an ("Das müssen Sie ihn fragen. Aber als die Westdeutschen dann die Gewissheit hatten, dass ihre Akten nicht mehr da sind, haben sie die Ostdeutschen gegeneinander aufgehetzt."). Klingt eher, als ob die Akten, welche westdeutsche Politiker betrafen, sobald als möglich von Westseite gesichert wurden. Ansonsten hätte es ja auch nicht später das Theater um Helmut Kohls Stasiakte gegeben.

Ari
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