DDR-Bürger besetzten die Stasi-Zentrale

DDR-Bürger besetzten die Stasi-Zentrale

Beitragvon Werner Thal » 15. Januar 2020, 09:16

Deutschlandfunk - Vor 30 Jahren

DDR-Bürger besetzten die Stasi-Zentrale

Am 15. Januar 1990 stürmten Demonstranten die Zentrale des früheren Ministeriums für Staatssicherheit
in Ost-Berlin. Sie wollten damit der Bespitzelung endgültig ein Ende setzen, einige suchten aber auch
nach der eigenen Akte.

"Stasi raus, Stasi raus!"

Montag, 15. Januar 1990, gegen 17:00 Uhr. Es ist die Endphase der DDR. Tausende Demonstranten finden
sich vor der Zentrale des früheren Ministeriums für Staatssicherheit im Ost-Berliner Stadtteil Lichtenberg
ein: einst ein streng abgeriegelter militärischer Komplex.

.....und hier geht es weiter

https://www.deutschlandfunk.de/vor-30-j ... _id=467692

W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
Russian Military out of Ukraine
русские идут домой
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Re: DDR-Bürger besetzten die Stasi-Zentrale

Beitragvon zonenhasser » 15. Januar 2020, 17:06

Nicht prominente Bürgerrechtler, sondern unbekannte DDR-Bürger sorgten vor 30 Jahren für den Untergang der Stasi. Sie besetzten deren Dienststellen und machten den fast 100.000 Mann starken Überwachungsapparat handlungsunfähig. Am 15. Januar 1990 wurde auch das Hauptquartier in Berlin erobert. Doch die Besetzer werden in Deutschland nur selten gewürdigt.

Von Hubertus Knabe

Es war eine denkwürdige Begegnung, als Wolfgang Templin an diesem nass-kalten Januarabend das Haus 1 der Ost-Berliner Stasi-Zentrale betrat. Der Dienstsitz des zurückgetretenen Stasi-Ministers Erich Mielke war nur notdürftig beleuchtet und nirgendwo waren Wachposten zu sehen. Irgendwann stieß der Bürgerrechtler auf einen freundlichen Herrn in Zivil. „Es ist ja nett, dass Sie kommen,“ sagte dieser zu ihm, er kenne ihn und freue sich, ihn auf diese Weise persönlich zu treffen. Der Mann, der sich selbst als „Herr Engelhardt“ vorstellte, lotste Templin in ein schwach beleuchtetes Zimmer und holte eine Flasche Wodka hervor. Während Demonstranten, die in das Hauptquartier des Staatssicherheitsdienstes eingedrungen waren, draußen Geschichte schrieben, trank der Vertreter der DDR-Opposition am Runden Tisch mit dessen Chef einen Schnaps.

Die Besetzung der Stasi-Zentrale am 15. Januar 1990 macht wie kein anderes Ereignis deutlich, wie die Führer der ostdeutschen Bürgerrechtsbewegung vor 30 Jahren zu Statisten ihrer eigenen Revolution wurden. Während sie noch am Zentralen Runden Tisch mit den Repräsentanten des SED-Regimes über die Zukunft der DDR verhandelten, hatte sich das Gravitationszentrum des Umsturzes zunehmend verschoben. Nicht sie, sondern überwiegend unbekannte DDR-Bürger sorgten im Januar 1990 dafür, dass das wichtigste Herrschaftsinstrument der SED, der gefürchtete Staatssicherheitsdienst, für immer aufgelöst wurde.

Erst im Nachhinein haben Bürgerrechtler wie Templin erkannt, dass der heute oft idealisierte Runde Tisch vor allem ein Versuch der DDR-Machthaber war, die Friedliche Revolution wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Wir haben nicht begriffen,“ resümierte der Mitbegründer der Initiative Frieden und Menschenrechte, „dass Modrow uns am Runden Tisch von hinten bis vorne ausgetrickst hat.“ Vor einem geschlossenen Vorhang hätte der DDR-Ministerpräsident für die Bürgerrechtler „Theater und Firlefanz“ aufgeführt, während die Stasi dahinter ihr Überleben organisiert hätte.
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Weiter: https://hubertus-knabe.de/der-sturm-auf ... -zentrale/
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Re: DDR-Bürger besetzten die Stasi-Zentrale

Beitragvon HPA » 15. Januar 2020, 17:24

dass Modrow uns am Runden Tisch von hinten bis vorne ausgetrickst hat.“ Vor einem geschlossenen Vorhang hätte der DDR-Ministerpräsident für die Bürgerrechtler „Theater und Firlefanz“ aufgeführt, während die Stasi dahinter ihr Überleben organisiert hätte.


Die Stasi agierte nicht nur im Hintergrund der Runden Tische sondern hatte ihre Leute auch an diesen sitzen.

Wie üblich, unter falscher Flagge.
HPA
 

Re: DDR-Bürger besetzten die Stasi-Zentrale

Beitragvon augenzeuge » 19. Januar 2021, 12:13

Am 15. Januar 1990 stürmten Tausende DDR-Bürger das Gelände des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg. Doch wie genau lief das ab?

Ein Protokoll belegt, dass die SED-Regierung schon vor dem Sturm kapituliert hatte.

Der Sturm auf die Stasi-Zentrale an der Ruschestraße in Berlin-Lichtenberg verlief weniger spektakulär als oftmals vermutet. Das steht 31 Jahre danach fest: Bereits am Mittag des 15. Januar 1990 waren Bürgerrechtler auf dem Gelände und es kam zu einer sogenannten Sicherheitspartnerschaft, um die Stasi gänzlich zu entmachten und die Akten zu sichern.

Beteiligt daran waren Mitglieder der Bürgerkomitees zur Auflösung der Stasi aus der ganzen DDR, Regierungsvertreter, Staatsanwälte sowie Vertreter der Volkspolizei. Dies belegt das Protokoll einer Zusammenkunft um 14:40 Uhr. "Dieses Protokoll besagt, dass die letzte SED-Regierung eigentlich schon am Nachmittag kapituliert hat und die Bürgerrechtler gebeten hat, sie mögen bitte hier die Verantwortung in Sicherheitspartnerschaft mit der Polizei übernehmen", erklärt der Historiker Christian Booß im Interview mit rbb24 Recherche.


"Es gab von Anfang an den Verdacht, die Stasi hätte von innen das Tor aufgemacht", sagt Christian Booß. "Das ist falsch, auch wenn es heute immer noch behauptet wird. Es ist einer von außen über das Tor gestiegen und innen haben die Bürgerkomitees, die ja schon das Sagen am Tor hatten, zusammen mit der Polizei gesagt, der darf das Tor aufmachen, weil sie eine Massenpanik befürchteten." Bis heute ist nicht geklärt, wer über dieses Tor geklettert ist. Ob Held oder Anstifter, es bleibt offen. Das sich an diesem Abend unter die Demonstranten auch Stasi-Mitarbeiter mischten, ist erwiesen.

https://www.rbb24.de/politik/beitrag/20 ... -1990.html
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