von Dille » 22. September 2015, 22:51
Ich will auch noch ein paar Worte zum Thema sagen -- ohne auch nur irgendetwas zuvor geschriebenes in Zweifel ziehen zu wollen. Meine Eltern, Rentenalter, bekamen so Ende der 70er Jahre in Ost- Berlin Telefon, den berühmten 2er- Anschluß, trotz des republikflüchtigen Sohnes.
Dann noch zum Technischen, so wie ich das verstehe. Die 2er- Anschlüsse gab es ja, um Kupferdraht vom Amt zum Teilnehmer zu sparen, d.h. im Amt wurde von dem Zwischenverteiler eine Strippe zum Hauptverteiler gezogen und der 2. Teilnehmer zum 1. auf die Leitung gelegt, die Unterscheidung des angerufenen Teilnehmers erfolgte dann irgendwie in der Signalisierung und wurde in einem Kästchen im Haus dann auseinander gepopelt auf Teilnehmer A oder B. Soweit, so gut. Und deshalb sehe ich das auch so, daß in einem Amt nicht zu erkennen war. ob Adern bei einem Teilnehmer aufgelötet waren als Zweitanschluß, oder zu einem Kabel was irgendwo in der Wand verschwand in einen separaten Gebäudeteil. @Danny möge mich korrigieren -- aber so in etwa verstehe ich die Verdrahtung in einem Fernmeldeamt mit Hebdrehwählertechnik. (im Fernschreibbereich war diese Vermittlungstechnik TW39 bzw. in Relaistechnik TWK)
Ich bin ja nun in die rechnergesteuerte Vermittlungstechnik hineingewachsen, und nun glaube doch bitte niemand, irgendwo in der Welt wäre nicht die Kommunikation überwacht worden. Das fragliche Leistungsmerkmal hieß "Monitoring" und war für uns als Techniker bei der Implementierung der Software eindeutig als technisches Leistungsmerkmal definiert, man wollte bei Störungen auf einer Leitung mitlesen (Fernschreibtechnik) können und daraus Rückschlüsse auf das Problem ziehen. Erstaunlich war nur, wie sich alle Kunden auf dieses Leistungsmerkmal "Monitoring" stürzten -- und ich will keinesfalls unterstellen. daß da immer nur der Geheimdienst dahinter stand, aber wegen Embargo durften unsere Anlagen ja gar nicht in den Ostblock gehen, aber auch in den anderen Ländern ein sehr gefragtes Leistungsmerkmal, dieses "Monitoring".
In meiner Einführung hier im Forum schrieb ich ja auch einmal über meine Erfahrung in einem asiatischen Land, wo auch wir Deutschen bei der Inbetriebnahme einer neuen Vermittlungsanlage nicht in den x- ten Stock im Gebäude durften, es dann aber doch einmal nicht anders ging, daß wir dort hinein mußten. Und dort standen eben hunderte Fernschreibmaschinen und ratterten vor sich hin -- jede incoming/ outgoing Auslandsleitung wurde mitgeschrieben, jede.
Es war eben diese kafkaeske Situation, die mir bis heute unvergessen ist, man muß sich Reihen von Fernschreibmaschinen vorstellen, hunderte Maschinen, ca. ein Drittel ratterten vor sich hin, hinten quoll das Papier heraus -- und 2 Hanseln vom Dingsbums- Geheimdienst wetzten durch die Reihen und wickelten das Papier, das da hinten aus den Maschinen quoll, auf. Ich fand dieses Bild so köstlich, und das war 1979, und natürlich war damals die DDR noch "warm" in meiner Erinnerung, und ich habe dieses Bild natürlich auch auf die DDR übertragen --- und letztendlich hat sich dies ja auch für das MfS bewahrheitet, man hatte einen Wust von Informationen, aber erstickte förmlich darin. Nirgendwo war dies für mich anschaulicher als dort, in..... (und bevor mir das wieder jemand erklären will -- natürlich hat man weder dort in Asien, noch in der DDR irgendwelche Mühe gescheut, wenn man einen auf dem Kieker hatte, auch diesen Wust von Daten daraufhin zu durchforsten)
Ja kann man heute sagen, da wetzen keine Hanseln mehr umher und wickeln Papier, sondern alles wird elektronisch gespeichert und per Super- Computer durchforstet, dafür hat sich aber die Datenmenge potenziert, und wie wir Software- Menschen zu sagen pflegen -- Computer sind auch nur Menschen !
So -- das war ein Ausflug in meine Erfahrungen, bevor ich wieder geschimpft werde über meine späten Beiträge unter (im Augenblick nach meinem Skatabend) Rote Rüben Saft- Einfluß zurück zum Thema --- ich habe keinen Zweifel, daß in der DDR abgehört wurde, zweifelsfrei haben meine Eltern irgendwann in den 70er Jahren einen Telefon- 2er- Anschluß bekommen, und ja, Telekommunikation war wohl schon in den 70er- Jahren (davor will ich mir kein Urteil erlauben) ein Objekt der Begierde in sehr vielen Ländern da Einblick zu bekommen.
Gruß, Dille