Dienstag, 24.12.2019
Prozess um den Sturz der Ceausescu-Diktatur - Rumäniens Revolution kommt vor Gericht
Nach dem Sturz Ceausescus kam es zum Massaker: Die letzten der mutmaßlich Verantwortlichen für Rumäniens blutige Revolution von 1989 stehen nun vor Gericht. Eine Begegnung mit einem prominenten Angeklagten.
Bukarest, an einem kalten, sonnigen Dezembermorgen. Treffen mit der wohl mysteriösesten Figur beim Sturz des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu im Dezember 1989: Gelu Voican Voiculescu ist heute 78 Jahre alt. Damals war er der Mann, der den geheimen Prozess und die Exekution des Diktators und seiner Ehefrau Elena beaufsichtigte. Er organisierte auch ihr geheimes Begräbnis und wurde später Vizepremier der provisorischen Regierung. Voiculescu ist ein Mann, der im Dezember 1989 aus der Anonymität auftauchte und plötzlich im Zentrum der Macht stand.
Dreißig Jahre später steht er in der rumänischen Hauptstadt vor Gericht. Er wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, gemeinsam mit dem ehemaligen Staatschef Ion Iliescu.
In diesem späten Prozess, der vor wenigen Wochen begann, geht es um die fast 900 Toten in der Schlussphase des einzigen antikommunistischen Aufstands des Jahres 1989, der blutig endete. Die Toten sind bis heute das größte kollektive Trauma des postkommunistischen Rumäniens. Drei Viertel der Opfer des Aufstandes starben in Schießereien und Straßenkämpfen, nachdem das Diktatorenehepaar bereits entmachtet war, ermordet von vermeintlichen Terroristen. Im sogenannten "Prozess der Revolution" wirft die Anklage Iliescu und Voiculescu vor, verantwortlich für diese Tragödie zu sein: Mit einer "umfangreichen Kampagne der Desinformation" über vermeintlich Ceausescu-treue Kräfte hätten sie eine Art "Terroristenpsychose" und in der Folge bürgerkriegsähnliche Zustände provoziert, um sich "in den Augen der Bevölkerung Legitimität zu verschaffen".
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