Wie die schrottige Schwalbe zum Kult wurdeQuelle Krauthoefer
Die Schwalbe war der beliebteste Roller der DDR. Jetzt haben junge Großstädter das biedere DDR-Gefährt wiederentdeckt. Doch oft haben sie keine Ahnung von der Technik und lassen sich Schrott andrehen. Schwalbe – das klingt grazil. Doch der Roller heult auf, er rumpelt los mit lautem Geknatter. Holpernd geht es über das Ost-Berliner Kopfsteinpflaster. Und wenn die nächste rote Ampel kommt, ist eines ganz wichtig: Beim Warten immer wieder am Gas drehen. Sonst geht der Motor aus.
„So eine Schwalbe will bei Laune gehalten werden“, sagt Frank Nitze, der schon so manchen Moped-Neuling das Fahren mit einer Schwalbe beigebracht hat. Denn das Kuppeln, Schalten und Gasgeben ist gar nicht so einfach.
Dabei ist Nitze eigentlich kein Fahrlehrer, er ist Kfz-Mechaniker. In Berlin-Lichtenberg, nicht weit weg vom Nöldnerplatz, führt der 55-Jährige ein Geschäft für Kfz-Zubehör, den „Autobedarf Lichtenberg“. Der kleine Laden an der Ecke eines Gründerzeitbaus sieht nicht nur nach altem Osten aus, er ist es auch: Es ist ein Spezialbetrieb für Mobile der ehemaligen DDR, die Firma existiert seit mehr als 60 Jahren.
Auch ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Mauer gibt es hier noch viele Ersatzteile und Zubehör für Trabant, Wartburg oder MZ zu kaufen. Und für Motorräder und Mopeds der Marke Simson, zu der auch die legendäre Schwalbe gehört. Der im thüringischen Suhl millionenfach gefertigte Motorroller ist so etwas wie der Ostentwurf zur italienischen Vespa. In diesem Jahr feiert er seinen 50. Geburtstag.
„Hier ist die Ostzone“, sagt Nitze bei einem Rundgang durch sein Lager, das hinter dem Geschäftsraum liegt. Vom Auspuff über Felgen bis hin zum neuen Sitzkissen liegt hier so ziemlich alles in den Regalen, mit dem man ein betagtes Moped wieder fit machen kann. Über mangelnde Nachfrage kann sich Nitze im Moment nicht beklagen.Denn viele Menschen in Deutschland wollen plötzlich Schwalbe fahren. Der Roller der Marke Simson hat es in den vergangenen Jahren zum Kultgefährt gebracht. Vor allem junge Großstädter – ob in Berlin, Hamburg oder Frankfurt am Main – fahren auf Schwalben ab.
Den interessanten Beitrag und Fotos findet man hier:
https://www.welt.de/motor/article134104 ... wurde.html