Berliner hat geschrieben:...hast Du den Motor in dieser Zeit nie ueberholt (220 TKm) ?
was war eine "Rostlaube" ?
war die Intervallschaltung eine Erfindung der DDR ? war der Zusatztank mit dem Motor verbunden oder nur ein Kanister ?
Weisst Du, ich moechte wieder nach Deutschland und einen Trabi zulegen. Nur frage ich mich wie so ein Auto noch praktisch sein kann. Die Hauptprobleme sehe ich in der Umweltverschmuetzung und in der niedrigen Leistung. Sind diese Probleme zu ueberwinden ?
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Nochmals Danke !
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Berliner
Hallo Berliner!
- Nein, bis auf den einen Keilriemenriß, der mir auf einer Tour in Thüringen passiert ist, gab es nie eine größere Arbeit am Motor. Zwischen 1988 und 1998 habe ich lediglich etwa alle 50000 km die Zündkerzen gewechselt und das Getriebeöl. Letzteres hätte eigentlich auch öfter erfolgen sollen. Aber ich bin ein bischen bequem. Den Keilriemen habe ich damals auch selbst gewechselt. Da er ja nur Lichtmaschine und Kühlung bediente, war der Schaden bei schneller Reaktion nicht groß.
Meiner hatte schon kontaktlose Zündung, so gab es auch keinen Verschleiß am Unterbrecher. Auch sonst waren wenige Arbeiten in dieser Zeit erforderlich. Einmal habe ich die vordere Stoßstange ausgedengelt, nachdem im Sturm bei Könnern eine leere Mülltonne im Wege war, den Auspuff habe ich zweimal geschweißt und die weggerostete Auspuffaufhängung kurz vor Ultimo durch verzinkten Draht ersetzt. Einige Glühlampen hat es im Laufe der Jahre auch erwischt. Sowie nach einem Steinschlag einen Scheinwerfer vorne. Nicht mehr repariert habe ich eine klappernde Seitenscheibe an der Fahrertür. Das ging erst eine Woche vor dem Fahrzeugwechsel los. Den einzigen Werkstattaufenthalt hatte ich wegen einer gesprungenen Frontscheibe.
Mein Trabbi war, was Defekte betraf, verglichen mit den Erzählungen anderer eher nicht typisch.
- Als Rostlaube haben wir die nach der Wende zahlreichen Westautos mit offensichtlichen Rostschäden bezeichnet.
- Ob die zweifache Intervallschaltung eine DDR-Erfindung war, weiß ich nicht. Da ich unser Innovationsvermögen aber nicht zu hoch einschätze, halte ich die Idee eher für abgekupfert. Serienmäßig jedoch war sie. Bedient wurde sie mit einem Drehschalter links neben dem Lenkrad. Es gab zwei Geschwindigkeiten für den Scheibenwischer und zwei unterschiedlich lange Intervalle.
- Der "Zusatztank" war ein schlichter 5-Liter Kanister neben dem Reserverad im Kofferraum. Notwendig, weil die 26 Liter im Tank bei etwa 7,5 Litern Verbrauch für lange Touren nicht viel waren. Vor allem dann, wenn man Tankstellenöffnungszeiten und die zu DDR-Zeiten recht langen Warteschlangen berücksichtigt.
Ob ein Trabbi heutzutage noch praktisch wäre? Arg Ansichtssache. Später gab es auch welche mit VW-Viertakt Motor. Die würden heutzutage mit Katalysator noch die Bestimmungen erfüllen. Kompliziertere Technik bringt aber auch Fehlerquellen. Mit den alten Zweitaktern (so einen hatte ich) aber dürfte man in viele Städte nicht mehr. Die Stickstoffemission war beim Zweitakter eher gering aber wegen dem mitverbrannten Öl blies er ansonsten reichlich was raus. Und riecht für den nachfolgenden Verkehr auch sehr nach "Moped". Spaßarme Zeitgenossen behaupten, der Trabbi "stinkt".
Der Trabbi ist klein, aus heutiger Sicht nicht bequem aber in allen Details sehr praktisch. Weil er keine Wasserkühlung hatte, gab es eigentlich nicht viel von dem, was sonst so gerne kaputt geht. Die Karosserie kann zwar nicht rosten aber Rahmen und Fahrgestell taten das gerne. Guter Rostschutz und Hohlraumkonservierung (hatte meiner) waren also dringend nötig. Er ist leicht und deshalb sehr geländegängig. Die paar PS reichen für 110 bis 120 km/h. Auch taube hören oder fühlen dann den Motor. Leise sollte man das fairerweise nicht nennen. In Sachsen fahren noch einige. Mehr aus Spaß denn modern ist eigentlich was anderes.
Moderne Varianten haben angemessene Leistung doch wer ein Auto für den Alltag möchte, sollte besser zu Modernerem greifen. Als Spaßvehikel aber gehört er in eine Reihe mit der Ente.