Der Thread der deutschen Dialekte...
Verfasst: 7. Juni 2015, 18:09
Dazu als Einstieg kurz etwas aus: Deutsche Dialekte: ein praktischer Versuch
von Wolfgang Näser, Marburg
"Die deutschen Dialekte oder, wie man auch sagt, Mundarten, sind ebenso alt wie interessant. Sie sind farbenreich und lebendig, kraftvoll und ausdrucksstark, sprachliches Vehikel von Trauer und Freude und überschäumende Quelle des Humors. Schon vor über hundert Jahren hieß es, die Dialekte sterben aus, doch sie sind am Leben und aktiv gelieben.
Was ist ein Dialekt?
Aus wissenschaftlicher Sicht wurde versucht, den Dialekt zu definieren und ihn damit gegen die Allgemeinsprache abzugrenzen; Beispiele finden Sie hier. Bernhard Sowinski hat meines Erachtens eine der besten und umfassendsten Definitionen gegeben:
Mundart ist stets eine "der Schriftsprache vorangehende, örtlich gebundene, auf mündliche Realisierung bedachte und vor allem die natürlichen alltäglichen Lebensbereiche einbeziehende Redeweise, die nach eigenen, im Verlaufe der Geschichte durch nachbarmundartliche und hochsprachliche Einflüsse entwickelten Sprachnormen von einem großen heimatgebundenen Personenkreis in bestimmten Sprechsituationen gesprochen wird".
(in: Grundlagen des Studiums der Germanistik. Teil 1: Sprachwissenschaft. Köln / Wien 1970, 457)
Was nun ist ein deutscher Dialekt?
Er ist eine eigenständige Variante, die nicht zur nationalsprachigen Norm wurde. Die heutige deutsche Standardsprache, oder, wie Mirra Guchman sagen würde, deutsche Nationalsprache, ist nichts anderes als ein historisches Zufallsprodukt. Sie alle kennen die Deutsche Hanse, jene Handelsorganisation, deren Büros sich von London bis Nowgorod erstreckten. Ihre Amtssprache war das Mittelniederdeutsche. Diese Sprache wurde bis in die Mitte Deutschlands hinein geschrieben und gesprochen, wir wissen es von zahlreichen Urkunden her. Wäre sie zur Norm geworden, sprächen wir heute so etwas wie Niederländisch, würden uns vielleicht mit "Goeie Dag" begrüßen. Als aber die deutsche Hanse im 14. Jahrhundert unterging, verschwand damit das Niederdeutsche als Urkundensprache weitgehend und blieb nur noch im Norden übrig. Danach setzte sich die obersächsisch-meißnische Kanzleisprache durch, sie war das Idiom Martin Luthers...
Hier der ganze Text:
http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/sendai-dt.htm
Was sprechen wir hier im Forum für Dialekte oder Mundarten? Wer spricht Hochdeutsch?
Ich kann etwas erzgebirgische Mundart und dann sächsisch, die Chemnitzer Fariante!
mfg
pentium
von Wolfgang Näser, Marburg
"Die deutschen Dialekte oder, wie man auch sagt, Mundarten, sind ebenso alt wie interessant. Sie sind farbenreich und lebendig, kraftvoll und ausdrucksstark, sprachliches Vehikel von Trauer und Freude und überschäumende Quelle des Humors. Schon vor über hundert Jahren hieß es, die Dialekte sterben aus, doch sie sind am Leben und aktiv gelieben.
Was ist ein Dialekt?
Aus wissenschaftlicher Sicht wurde versucht, den Dialekt zu definieren und ihn damit gegen die Allgemeinsprache abzugrenzen; Beispiele finden Sie hier. Bernhard Sowinski hat meines Erachtens eine der besten und umfassendsten Definitionen gegeben:
Mundart ist stets eine "der Schriftsprache vorangehende, örtlich gebundene, auf mündliche Realisierung bedachte und vor allem die natürlichen alltäglichen Lebensbereiche einbeziehende Redeweise, die nach eigenen, im Verlaufe der Geschichte durch nachbarmundartliche und hochsprachliche Einflüsse entwickelten Sprachnormen von einem großen heimatgebundenen Personenkreis in bestimmten Sprechsituationen gesprochen wird".
(in: Grundlagen des Studiums der Germanistik. Teil 1: Sprachwissenschaft. Köln / Wien 1970, 457)
Was nun ist ein deutscher Dialekt?
Er ist eine eigenständige Variante, die nicht zur nationalsprachigen Norm wurde. Die heutige deutsche Standardsprache, oder, wie Mirra Guchman sagen würde, deutsche Nationalsprache, ist nichts anderes als ein historisches Zufallsprodukt. Sie alle kennen die Deutsche Hanse, jene Handelsorganisation, deren Büros sich von London bis Nowgorod erstreckten. Ihre Amtssprache war das Mittelniederdeutsche. Diese Sprache wurde bis in die Mitte Deutschlands hinein geschrieben und gesprochen, wir wissen es von zahlreichen Urkunden her. Wäre sie zur Norm geworden, sprächen wir heute so etwas wie Niederländisch, würden uns vielleicht mit "Goeie Dag" begrüßen. Als aber die deutsche Hanse im 14. Jahrhundert unterging, verschwand damit das Niederdeutsche als Urkundensprache weitgehend und blieb nur noch im Norden übrig. Danach setzte sich die obersächsisch-meißnische Kanzleisprache durch, sie war das Idiom Martin Luthers...
Hier der ganze Text:
http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/sendai-dt.htm
Was sprechen wir hier im Forum für Dialekte oder Mundarten? Wer spricht Hochdeutsch?
Ich kann etwas erzgebirgische Mundart und dann sächsisch, die Chemnitzer Fariante!
mfg
pentium