Platt is in"Dialekte . . . Ich bin ein Fan von Dialekten J – ja wir Dialekt-Sprecher sind was ganz Spezielles J Dialekt rules!!!!" schrifft Buschwindröschen in’t Forum spielerboard.de. Un McComet geiht noch een Schritt wieder in de fun und singleplayer community: "Hochdeutsch is ja langweilig – Dialekt rulz, nieder mit dem hochdeutsch!" Ruffy hett sogoor mit de Jugendspraak nix an‘ Hoot: "Also im gegensatz zu diesem neuen tollen jugendslang find ich plattdeutsch um einiges besser. Ich find platt geil wie sau!" Plattdüütsch is doot? Dialekt is doof? Vunwegen, meent Hubert in‘ Nettklöön mit Sky Darmos: "Du sühst jo sülben: Plattdüütsch leewt, un wieldat dor Leeben in steekt, verännert sik de Spraak ok heel un deel . . ." Jüst so süht dat ook de Spraaken-Experte Perfesser Dr. Helmut Spiekermann vun de Uni Münster.
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"In Untersuchungen wurden herausgefunden, dass in Chats plötzlich wieder Platt vorkommt. Es wäre zu früh, zu sagen, dass die Jugendlichen wieder anfangen, Platt zu schnacken – aber es gibt diese regionalen Floskeln in den Chat-Foren."
Datt Dialekte oder Regiolekte wedder veel mehr in’t Internett vörkaamt, dat markt nich blots de Lüüd in‘ Nettklöön (dat is dat plattdüütsche Woort för Chat), nee, dor hebbt middewiel ook de Spraakweetenschapler een Oog op. In sien eegen Dialekt to schrieven, datt is nich blots hipp, dat spoort ook Bookstaven - wenn du för „nicht“ eenfach „net“ intippen kannst oder för „mich“ „i“. Staats „was“ steiht dor „wat“, staats „das“ schrievt se „dat“: „Wat und dat kommt häufig im Chat vor. Das ist schon relativ normal im Sprachgebrauch. Genauso wie die Begrüßungsformel „Moin“. Aber man findet auch schon Kosenamen wie „Schietbüdel“, weet Hermann Spiekermann ut Studien. Dor kann dat ween, datt de jungen Lüüd düsse Dialektwöör sogor vun ehr Omas un Opas höört hebbt: „Das wäre ein interessanter und schöner Weg.“
Mankmol sünd aver ook Comics Schuld an de niegen Dialektwöör in de Jungendspraak: „Zum Beispiel die Kennwörter Buddel und Bölkstoff aus den Werner-Heften“, smuustergrient de Perfesser, de sölben platt opwussen is in Münster. „Plattdeutsche sprüche sind einfach die geilsten !!! da kommen die sachen einfach besser rüber“, schrifft een Maat vun de community „Plattdeutsch rulez“ – wat soveel bedüüden deit as „Plattdeutsch ist klasse“. Un denn geiht dat fidel op Platt wieder in‘ Nettklöön: „ du hast dien Köpp ok nur förn frisör!“ „dat sech man“ – un nachts is köller as buten – in de pampa mit di. . .“
Över düt Dialekt-Phänomen wunnerwarkt ook de Germanistik Perfesser un Schrieversmann Karl-Heinz Göttert in sien Book „Alles außer Hochdeutsch“. In dat Kapitel Internettspraak und Nettklöön snackt he vun een groote Överraschen, wat düsse Aart vun Kommunikaschoon angeiht: „Ausgerechnet das modernste elektronische Medium überhaupt bietet über die Mündlichkeit dem Dialekt (neuen) Raum . . .“ Denn nix anners is jo de Nettklöön: Een modernen Klöönschnack mit Lüüd in alle Welt. Un twaars een schreeven Klöönschnack. Denn dien Gegenöver is jo in echt gor nich dor – liekers hett de Nettklöön „viele Elemente von gesprochener Sprache“, verklaart Perfesser Dr. Helen Christen vun de Uni Freiburg.
To’n Bispill düsse Chat in dat Online-Speel „Dragon Eternity“. Dor wull de Speeler Blacktiger siene Kommentare op Platt schrieven un durf dat nich: „ - . . .wenn ik schreve ik leve je, heisst das übersetzt ich liebe dich und ich sehe darin keinen regelverstoss . . .“ Kümmt de Antwurt een Viddelstünn later vun kabu: „Plattdeutsch ist zwar eine Form von Deutsch, aber wir bevorzugen hier im Chat das Schriftdeutsche. Also Hochdeutsch. Da nicht jeder Platt lesen kann. Es könnte als Beleidigung aufgefasst werden . . .“ Un Blacktiger twintig Minuten later opsternaatsch: „schall he mi doch fraagen ik segg him we dat op plattdüütsch heest grins . . .“
Worüm wüllt Blacktiger un all de annern so geern ehr eegen Dialekt snacken? Dor gifft dat verscheeden Grünn, meent Perfesser Spiekermann: „Man will originell sein – so etwas wie Schietbüdel ist nun mal witzig. Und das Zweite: Man markiert damit seine regionale Herkunft. Im Jugendalter will man ja seine eigene Identität betonen. Das kann man wunderbar mit dem Dialekt tun. Und dann gibt es ja noch die „in-group-Sprache“. Da kommt ein bisschen Englisch rein, Fachbegriffe aus der Musik und auch Platt oder ein anderer Dialekt. Damit bilden sie eine bestimmte Sprachform und eine Gruppenidentität.“
Un nu kümmt noch dat Wichtigste: Jedeen Minsch hett sien eegen Bestand an Spraaken in sik binnen: „Da gibt es eine Theorie“, verklaart Spraaken-Experte Spiekermann, „in einer formellen Situation benutzt der Mensch mehr die Hochsprache – und durch die Umgangssprache oder den Dialekt will er – bewusst oder unbewusst – Nähe signalisieren.“ Düsse Neegde kann sowat as Heimaat ween, as sik tohuus föhlen, as ik-höör-dorto. In‘t „neuschreib.forum“, wo Lüüd över Spraaken diskuteert, dor schrifft SpringSnowflake: „Ich verwende im Schriftverkehr mitunter schon bewusst den anderen Dialekt. Und ganz klar, DAS werde ich mir nicht abgewöhnen, weil es nun mal Teil meiner Identität ist . . .“
De Dialekt, de laat de Chatter in düsse groote, wiede, anonyme Chatstuuv to een ganz besünnern Minschen warrn. Dorüm finndt se dat jo ook so cool mit den doren Dialekt. To’n Bispill ruffy in’t nitestar.de Forum: „Ich find platt geil wie sau!“ un bimo81 is schier ut de Tüüt: „Ich finde plattdeutsch . . . ist tausendmal besser wie die sprache von anderen typen wie: ey yo alder was geht . . .“ „Plattdüütsch ftw“, haut Ouzoman in de Tasten, wat so veel heet as „Plattdüütsch is dat Allerbeste“.
„Der Chat als Rettung der Dialekte?“ fraagt sik Perfesser Göttert optletzt in sien Book: „Das zu behaupten wäre allerdings erheblich übers Ziel hinausgeschossen“, is sien Resümée.
Quelle: ut de KN
AK