moin AZ,
haste schlecht geschlafen ...
... iss ja eigentlich egal ...
... hin zum wetter und da hab ich was nettes gefunden. lustig und informativ zugleich.
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Die Zirkulation ist im Eimer!
Bei seinen Gedanken über die aktuelle Wetterlage blickt Kai Zorn mal wieder in die Geschichtsbücher. Seine Erkenntnisse und die 7-Tage-Vorhersage lesen Sie in seinem Blog.
Kai Zorn, Blog, Kais Kolumne, 3. Oktober 2014
Seit mehreren Jahren können wir ein Phänomen beobachten: Haben sich Wetterlagen einmal richtig eingefahren bzw. eingestellt, dann halten die eine halbe Ewigkeit und sind wie einbetoniert.
Vor 30 Jahren, während unseres "alten Klimas", lernte ich noch in der Schule, dass wir in einer Westwind-Zone leben, das heißt atlantische Tiefs bringen wechselhaftes und mäßig temperiertes Wetter. Es fällt regelmäßig Regen - in Maßen und nicht in Massen -, die Temperaturen sind im Winter recht mild und im Sommer kühl bis warm. Kälte im Winter und Hitze im Sommer sind da eher die Ausnahme und kommen dann zustande, wenn die Zirkulation zusammen bricht mit einer Unterbrechung der Westwind-Zirkulation. Im Sommer bringen solche Lagen entweder große Hitze oder Hochwassergefahr, im Winter gerne große Kälte oder auch extrem milde Lagen.
Und diese Westwind-Zone war wohl viele Jahrhunderte mehr oder weniger aktiv, gespickt mit längeren kälteren Episoden und dann auch mal wieder wärmeren. Beispielsweise waren die Sommer um Etliches kühler als in den vergangenen rund 25 Jahren. Eine Zeit unterirdisch kühler bis kalter Sommer gab es in den 1970er und Anfang der 1980er Jahre. Eine warme Sommer-Episode finden jedoch auch am Ende des 18. Jahrhunderts. Dafür waren hier die Winter richtig knackig-kalt - aus heutiger Sicht unvorstellbar kalt...
Eine ganz fiese Winterepisode stammt von Dezember 1788 mit einer Kälte, die bis in den Januar 1789 anhielt. Das war damals so eisig, dass die Menschen in den Häusern erfroren und die Wildtiere bis in die Orte kamen.
Der eisigste Winter stammt jedoch von 1829/30. Nach einem schon sehr eisigen Vorwinter und einem kalten Juni war der Juli noch einigermaßen warm (heute würde man ihn als kalt bezeichnen), ehe der August schon einbrach. Dann kam nichts mehr nach. Schon der Oktober wurde kühl, der November kalt und es brach eine monatelange Kältewelle herein, die den kältesten Winter der "Neuzeit" einleitete. Die Durchschnittstemperatur betrug minus 6,6 Grad; zum Vergleich: Der vergangene Winter brachte es auf plus 3,3 Grad, also gut 10 Grad mehr.
Es dauerte über 100 Jahre, bis es wieder einen ähnlichen Winter dieser extrem strengen Kategorie gab, nämlich der Winter 1962/63: Minus 5,5 Grad. Es ist der zweitkälteste Winter seit 1761.
Diese Eiswinter haben mit unseren extrem milden Wintern der vergangenen Jahre etwas gemein: Sie stammen aus einer "gestörten Zirkulation". Statt einer straffen Westlage steht die Strömung Kopf und mäandriert, sie schlingert. Kälte und Milde sind dabei oft gar nicht so weit auseinander.
Natürlich kommen sehr milde Winter auch zustande, wenn wir eine muntere Westströmung haben und permanent warme Luftmassen von Mittelatlantik und dem Mittelmeerraum zu uns geführt werden - siehe die Supermildwinter 2013/14 oder 2011/12. Der Winter 2011/12 wurde nur deshalb statistisch nicht so extrem, da wir in der ersten Februarhälfte 2012 die Rekordkälte hatten, hervorgerufen übrigens durch eine gestörte Zirkulation...
Und aktuell befinden wir uns in einer so was von gestörten Zirkulation. Diese ist völlig im Eimer. Von einer Westdrift fehlt jede Spur und die Hochs machen, was sie wollen! Sämtliche Versuche eines auflebenden Atlantiks mit Tiefs samt Wind und Regen werden zunichte gemacht. Wir haben zwar ein Tief auf dem Atlantik, das zwischen Island und England seine Kreise zieht, doch das ist mehr so ein isolierter Eumel, der keinen Nachschub bekommt und hier an Ort und Stelle einsam seine Kreise zieht. Drumherum sind Hochs, eines auf dem westlichen Nordatlantik, ein kräftiges Hoch über Osteuropa. Letzteres reicht bis Skandinavien und Mitteleuropa.
Kai Zorn, Blog, Kais Kolumne, 3. Oktober 2014, Die aktuelle Situation in der Nordhemisphäre
Die aktuelle Situation in der Nordhemisphäre
Richtig interessant wird der Blick jedoch erst, wenn man sich die Nordhalbkugel von "oben" anschaut. Zwischen dem Nordpol und Grönland liegt ein fettes Hoch. Das sollten wir im Auge behalten, denn: Wird hier in den kommenden Wochen bis Dezember kein richtiges Tief entstehen, der Polarwirbel, dann wird es interessant...
Während die Zirkulation Kopf steht, das Hoch im hohen Norden wie Buddha da liegt, das isolierte Tief seine Kreise zieht und sich am Hoch östlich von uns seine Milchzähne ausbeißt, verbleiben wir erst einmal in einer eher südlichen Strömung. Diese wird vorübergehend mal etwas mehr mit Tiefdruck behaftet sein - arbeitnehmerfreundlicherweise unter der Woche - und dann zum kommenden Wochenende (11./12. Oktober) verfrachtet man uns nach GFS und ECMWF unter Hochdruck mit Temperaturen in 1500 Meter Höhe bei denen man sich die Augen reibt: Die Werte werden zwischen 10 und über 15 Grad liegen. (Wäre Hochsommer, gäbe es 25 Grad an den Küsten und 35 Grad im Südwesten.)
Kai Zorn, Blog, Kais Kolumne, 3. Oktober 2014, Das ESMWF für den 13. Oktober
Das ESMWF für den 13. Oktober
Beim Anblick der Wetterkarten für Tag 10 kann ich nur sagen: Ich staune! Es ist in der Wetterküche nichts los und man kommt in die Versuchung, die Bauernregel zu zitieren: "Oktober sonnig und warm, folgt ein Winter dass Gott erbarm´!" - wir sprachen darüber. Dumm nur, dass es 2013 fast identisch war...
Wir werden also unsere Winterdiskussion nicht abschließen können. Zwischen einer ähnlichen Lage wie 2013/14 und einem Eiswinter ist alles drin. Das Langfristmodell CFS ist da keine echte Hilfe, da es für den kommenden Winter sowohl eine satte Westlage mit Wind, milder Luft und Regen bis in mittlere Berglagen sieht als auch knackig-kalte Lagen mit Schnee und Dauerfrost bis ins Tiefland. Petrus mag sich heuer nicht so gut in die Karten schauen lassen, zumindest nicht so klar wie für den vergangenen Sommer...
Gefühlten Sommer werden wir in der nächsten Zeit immer wieder haben, bevorzugt in den Gebieten abseits von Nebel und Hochnebel sowie in den Bergen - in aller erster Linie in den Alpen: Am Samstag bekommen wir abseits zäher Nebelfelder viel Sonne und milde Temperaturen von 17 bis 23 Grad. Der Nebel wird nur in den windgeschützten Niederungen im Südosten Chancen haben, sich länger in die Niederungen zu pappen. Sonst fegt der Südostwind den Nebel weg.
Die Front von Tief JOANNA am Sonntag zerschellt an dem kräftigen Hoch LUTZ im Osten. Die Regenwolken werden sich zwar erst auf den Westen ausbreiten und bis zum Abend zur einer Linie Flensburg - Rhön - Bodensee vorankommen, doch die Regenfront wird mehr oder weniger zerbröseln. Östlich der Elbe werden wir, von wenigen Wolkenfeldern abgesehen, gar nichts von diesem Tief merken. Je nach Sonnenscheindauer erreichen wir vor der Front gut 20 Grad, im Regen sind es unter 15 Grad.
Die kläglichen Überreste der Front werden in der Nacht auf Montag und am Montag nach Westen zurückgedrückt und zermalmt. Übrig bleiben Wolken und einzelne Schauer. In der Osthälfte dominiert eine herbstliche Mischung aus Nebel, Sonne und harmlosen Wolken.
Die nächste große Attacke am Dienstag läuft wohl auch ins Leere. Der einst simulierte Regen für Dienstag liegt nun zwischen Schottland und dem Ärmelkanal. Wir bekommen Wolken, Wind und nur wenig Regen - aber das nur im Nordwesten. Sonst scheint abseits einiger Nebelgebiete die Sonne neben dünnen, hohen Wolkenfeldern. Und da der Wind den Nebel wegfegen sollte, wird auch die 20 Grad-Marke verbreitet ins Visier genommen bzw. überschritten.
Die Tage danach bis Freitag gleichen dem Spiel: "Ich lass dich nicht!", "Ich will aber!", "Nein.", "Wääähhhh, du bist gemein!", "Ällerbätsch!". Gemeint ist die Front des atlantischen Tiefs. Diese ackert sich bis Mittwoch in den Nordwesten voran und will unbedingt weiter nach Südosten ziehen. Auf dem Weg dorthin wird sie sich bis Freitag auflösen. Insgesamt jedoch wölben sich Hochdruck und warme Luft nach Norden und Westen zurück und ebnen, nach ECMWF und GFS, den Weg für Sonne und Wärme in mittleren und höheren Lagen sowie im Flachland abseits zäher Nebelgebiete.
Dort wo sich der Wind bis in die Niederungen durchsetzen kann, sind 20 bis 25 Grad überhaupt kein Problem. Oberhalb der Dunstschicht von rund 500 Meter Höhe können im Berg- und Alpenvorland auch 27 oder 28 Grad erreicht werden. (Das erinnert mich an eine Lage um den 20. Oktober 2012, bei der es 28 Grad im Allgäu gab!)
Alles in allem ändert sich also wenig. Während der windgeschützten Lagen nehmen die Häufigkeit und Dauer von Nebel und Hochnebel in den Niederungen zu. Vorübergehend erreichen besonders den Westen und Norden Wolken mit Regen. Der Süden und Osten erleben - abseits zäher Nebelgebiete - viel Sonnenschein, manchmal begleitet von Wolkenfeldern.
An dieser Grundstruktur der Großwetterlage wird sich auch darüber hinaus wenig ändern...
Damit wünsche ich Ihnen schöne (Nach/Spät)Sommertage :-)! ..."
( Quelle: wetterzentrale.de)
gruß vs
... dessen hp ist auch interessant ...