von Hans-Peter » 9. Juni 2010, 13:37
Hallo Peter, ich bin wie Du sicher auch im Leben mit vielen "Erklärungen" konfrontiert worden. Eine wirklich schlüssige Antwort auf das Warum weiß ich nicht. Aber ich habe versucht, mir einige Gedanken zu machen:
Die einfachste Amtwort die mir als kleines Kind zuteil wurde war: Es gibt gute und böse Menschen. Und wenn du nicht artig bist, gehörst du eines Tages auch zu den bösen.
Beim Spielen - ob Räuber und Gendarm, Indianer, oder Partisan und Verräter - kam es drauf an, wer uns sympathischer war: meist die Räuber, die Indianer und die Partisanen.
In der Schule in der DDR so ab der dritten Klasse wurde unser kindliches Weltbild "grausam" durcheiander gewirbelt: Unsere Tanten und Onkel im Westen waren plötzlich die bösen Kapitalisten, die uns in einem neuen Krieg überfallen wollten...
Und diese uns von den Lehrern eingetrichterten Theorie bekamen immer schärfere Konturen: Sie wurde uns bald als einzige wahre wissenschaftliche Weltanschauung im Staatsbürgerkundeunterricht eingetrichtert. Die Arbeiterklasse befreie sich von ihren Unterdrückern, der Bourgeausie... Und wenn wir nach den ersten Todesopfern an der Mauer fragten, bekamen wir das gleiche Schema zu hören, das von den (bösen) Kapitalisten und Kriegstreibern aus dem Westen, die unsere sozialistischen Errungenschaften wieder zerstörenund uns wieder ausbeuten... Wenn wir weiter fragten, wurden wir gefragt, welche feindlichen Sender wir denn zu Hause sähen oder hörten...
Und immer wieder ging es im Leben um Leute, die Klasse seien und die man gut findet, und um "Arschlöcher". Im Militär um Freund und Feind... Ihr kennt es ja: um die, die sich für besser hielten, keine Fehler machten, und um die, die man ausgrenzte, weil sie nicht dazu gehörten.
Und immer fand man in der jeweiligen Situation den Schuldigen für diese: in der DDR den westlichen Klassenfeind und die DDR-Bürger die zum "Feind" wurden; in der Bundesrepublik waren plötzlich die ausländischen Mitbürger an der Arbeitslosigkeit schuld, weil sie den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen würden...
Es ließe sich beliebig fortsetzen. Wir brauchen offensichtlich Gute und Böse, Freunde und Feinde, mit anderen Worten gesagt immer jemanden, der schuld ist, nicht dazu gehört, den man ausgrenzt...
Und dieses Prinzip diente immer wieder als vorgeschobener Grund um Menschen "ideologisch" zu Kriegen zu mobilisieren, ob es Katholiken gegen Protestanten waren, die Bolschewiki und die rote Armee gegen die kapitalistischen Ausbeuter in der Obtoberrevolution 1917 in Russland, die in der Naziherrschaft verübte Verfolgung und Ermordung von Juden, die beiden von Deutschland begangenen Weltkriege... Dahinter steckten aber andere Gründe: die Länder anderer Völker zu erobern, weil die begehrte Rohstoffe haben, die Reichtum versprechen, oder um politische Machterweiterung, weil ein Land nicht so will, wie die Machthaber eines anderen Landes wollen, aber auch, um die Menschen eines anderen Landes die eigene Religion aufzuzwingen und damit dem eigenen Machteinfluss zu unterwerfen - schlicht es geht um Macht und Geld.
Die mir in meinem Leben bisher angepriesenen Lösungen "Glaube an Gott", Kampf gegen den Imperialismus und Eintreten für den Sozialismus in der DDR" und sogar die Demokratie und die soziale Marktwirtschaft im Westen haben mir bisher nicht wirklich einen Weg gezeigt, Peter, das von Dir erhobene Warum? zu lösen oder überwinden. An einem katholischen Altenheim in der DDR habe ich mal gelesen: "Im Hause und der eignen Familie sollte beginnen, wo wir uns alle nach sehnen: Frieden und Glück. Ich stimme diesem Satz einerseits zu, andererseits frage ich dann wieder sofort: Wie?
Eigentlich habe ich nur die Erkenntnis: Wir Menschen sind nicht vollkommen und perfekt. Wir streben danach. Aber meinen wir damit eigentlich bloß materielle Werte? Wir sollten uns eingestehen, dass wir Fehler machen. Und es gehört viel Selbstüberwindung dazu, diese zu erkennen, zuzugeben und an seinen Fehlern zu arbeiten. Mir hat nur eins geholfen: Gott bitte helfe mir, an mir zu ändern was ich ändern kann. Helfe mir aber auch, das zu akzeptieren an mir und meiner Umwelt, was ich nicht ändern kann. Und gib mir die Kraft und das Wissen, beideszu erkennen und voneinander zu unterscheiden. Habe ich bei den Anonymen Alkoholikern gehört und mir zu eigen gemacht, als ich gegen meine Alkoholsucht gekämpft habe.