Im Erinnerungshotel

Die Ecke für dies und das...

Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 17. August 2011, 09:51

Auch der Anregung von Edelknabe und auch aus eigenem Interesse eröffne ich hiermit mein "Erinnerungshotel".
Chronologisch werde ich hier bestimmt nicht schreiben und mich auch nicht unbedingt auf den Zeitpunkt der Wende beschränken.

Der Name des Freds ist natürlich geklaut [peinlich]

Am Freitag war ich noch bei einem Open Air von einer Band welche ich so richtig nach 1989 schätzen lernte, einfach weil sie zu DDR Zeiten in Berlin so gut wie nie Präsent war oder Auftritte von ihnen in Berlin und Randgebiet fast "Konspirativ" stattfanden.
Obwohl sie es "schafften" zu DDR Zeiten insgesamt je 3 Singles und 3 Langspielplatten zwischen 1979 und 1989 bei Amiga herauszubringen war diese 1975 gegründeten Band kaum in den DDR Medien vertreten, was vielleicht auch an ihrer Musikrichtung; Bluesrock liegen mag. Die LPs habe ich mir damals gekauft und werden durchaus mal aufgelegt.
Trotzdem hat sie eine feste Fangemeinde, tourt fleißig durchs Land, auch Wessi-Land und tritt in kleinen bis mittleren Clubs auf. Ab und an auch mal in größeren Hallen wie dem Kesselhaus.

Das Lied "Moll Blues" aus dem der Fredname stammt habe ich leider nicht als Video gefunden.
Interessierte können sich den Song Hier anhören, einfach Titel 10 anklicken und im Player auf der Seite starten.
Der Text kann hier nachgelesen werden.

Zur optischen und akustischen Einstimmung ein Mitschnitt von 2010:

Narkose Blues - Engerling



Wer es ganz hört achte mal darauf das ungefähr ab 6:16 ein Liedthema einer anderen berühmten DDR Band aufgreift und in freier Improvisation bearbeitet.
Vielleicht erkennt es jemand.

Das als Einstimmung, Eröffnung.

Sollten dem Einen oder Anderem Ungenauigkeiten, Unstimmigkeiten oder gar Fehler auffallen, bitte sagen denn Erinnerungen sind manchmal verschoben und ungenau.
Fortsetzungen folgen.

Gruß
Nostalgiker
Nostalgiker
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon vs1400 » 19. August 2011, 22:26

ok, ich rate mal und liege 100%tig daneben ... egal, ich will es wissen.
Silly? [peinlich]

doch mal zu engerling.
ich hab die ostmucke bis zu meiner armeezeit nicht gehört, doch dann musste ich ja gewissermaßen.

in der heutigen zeit und um jahre älter, versteht man erstmal, was man eigentlich verpasst hat.
doch der buschfunk funktioniert noch immer und deren ersten rechnungen, noch per hand geschrieben, erreichten auch mich.

gruß vs
vs1400
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 20. August 2011, 01:28

@vs1400,

weil doch Freitag ist und ich mild gestimmt bin löse ich das Rätsel für Dich.

Es handelt sich um den "Apfeltraum" von Renft.

Hier eine "Neuere Fassung" von einigen Mitgliedern der Renft Truppe.



Gaaaanz wichtig ist bei diesem Song die Stimme von Cäsar.

Hier noch eine nicht ganz so qualitativ gute Live-Aufnahme des Songs von 1972 (?)


Hier spielt die berühmte Besetzung der Band.
Wenn ich richtig denke ist es eine Aufnahme welche eventuell von einem Konzert stammt welches 'Renft' 1972 in der Leipziger Kongresshalle spielte.
Was einer Sensation gleichkam, hatte Renft im Leipziger Stadtgebiet faktisch Auftrittsverbot was allgemeine öffentliche Veranstaltungen betraf.
Das Konzert in der Kongresshalle endete fast in einem Tumult weil irgend so ein Idiot von Apparatschik meinte er könne die begeisterten Fans ruhigstellen wenn er der Band den Strom abdreht.
Die Halle gerammelt voll und auf einmal ist der Saft für die Verstärker spielenden der Rockband weg! [sick]

Cäsar schnappte sich seine Mundi und spielt ohne Verstärkung durch Mikro "Cäsars Blues", begleitet vom Akkustikgeschrammels der Restband.
Der Saal tobte
Der Song 1996 von Cäsar mit Renft


Danach wurde der Strom (1972) wieder angestellt.

Renft war zwischen 71 und ihrem Verbot 1975 die absolute angesagteste Gruppe in der DDR. Davor war sie doch mehr in Leipzig und Umgebung bekannt durch ihre doch sehr wilden Tanzveranstaltungen. reine Konzerte wurden damals noch nicht gespielt.
Die Glaubensfrage für einen Beatmusikfan wie das damals hieß war Renft oder Puhdys für die DDR Musikszene in der damaligen Zeit. Puhdys war etwas für die Doofen, den richtig krachenden Rock machten Renft.
Denn wer stieg schon auf einen Baum oder ließ sich Türen zur Stadt öffnen, außerdem kupferten sie (Puhdys) damals schamlos Uriah Heep in ihren ersten "eigenen" Songs ab.

So ab 1968 habe ich die Band bei vielen Tanzabenden und später bei Konzerten erlebt. Zum Anfang spielten sie mehr Titel der angesagten westlichen Bands nach, das mit den eigenen Songs und Texten auf deutsch kam erst gegen 1970/71. also Lindenberg ist definitiv nicht der Erfinder deutschsprachiger Rockmusik, das passierte in der DDR so um 1970 rum.

Renft konnte natürlich in Leipzig spielen aber wie gesagt kaum wenn es Veranstaltungen waren wo die Abteilung Kultur der Stadt Leipzig ihr Händchen drauf hatte.
Aber es gab viele Hochschulen und eine Uni in Leipzig und rührige FDJ Klub-Chefs luden die Band ein im Hörsaal der jeweiligen Einrichtung zu musizieren.
Das Kind bekam einen "Namen" wie 'Konzert für die Flutopfer in Bangladesh' und ab ging die Post, in diesem Fall in der Hochschule für Malerei und Buchdruck oder sie spielten auf dem Unitag der KMU ein Open Air im Clara-Zetkin-Park.
Oder es gab ebenfalls ein Open Air in Gaschwitz mit mehreren Bands. (Das war nun wieder von dem Absturzschuppen organisiert in dem ich wilde Konzerte auch mit anderen Bands erlebte)
Auf der Wiese, die Bands standen auf einer Bühne aus mehreren Traktor-Anhängern zusammengestellt, die PA reichte vorne und hinten nicht um die Masse zu beschallen aber Spass hat es gemacht und Hauptsache dabei gewesen. Denn sowas, auch die Konzerte in diversen Hörsälen, wurden nicht Plakatiert oder mit Anzeigen in der Zeitung beworben. Das sprach sich unter den Fans rum und die Säle, in diesem Fall die Wiese, waren immer voll.
In Gaschwitz waren damals bestimmt 4 oder 5000 Leute.

Mit ihren beiden Songs "Glaubensfragen" (Thema: Wehrdienstverweigerung)


und "Ballade vom kleinen Otto" (Thema: Republikflucht)


von 1974/75 überspannte die Band die "Geduld" der Funktionäre, besonders der Kulturstadrätin von Leipzig. Bei einem angeordneten Vorspiel der Band zur Einstufung wurde ihnen eröffnet das die Band ab sofort nicht mehr existiere weil sie mit ihren Texten die Werktätigen der DDR verunglimpfe und die sich das nicht länger bieten lassen würden.
Damit war das Ende der Band besiegelt und eine Legende wurde geboren.
Der Versuch der Tilgung der Musik von Renft aus dem kollektiven Bewusstsein der DDR Jugend führte genau zum Gegenteil dessen was erreicht werden sollte. Jedenfalls bei den Jahrgängen welche Renft hautnah miterlebten.
Der Witz ist das diese Lieder bereits in Konzerten gespielt wurden und die "Werktätigen" die Bandmitglieder dafür nicht verprügelten.
Trotzdem konnte diese Renitenz von der totalitären Kulturpolitik nicht toleriert werden und deshalb das Verbot.
(Übrigens der vollständige Wortlaut des Verbotes existiert in einem Mitschnitt welcher von der Band heimlich angefertigt wurde. Er ist auf der CD "40 Jahre Klaus Renft Combo" zu hören.)

In einigen Interviews und Biographien der Musiker habe ich nach 90 gelesen das sich die Band wahrscheinlich früher oder später selbst aufgelöst hätte weil die "Fraktionskämpfe" um musikalische und politische Ausrichtung der Band diese schon in zwei Lager gespalten hatte.

Die zwei in der DDR veröffentlichten Platten der Band gehören für mich wegen des teilweise brachialen Rocks der dort gespielt wird mit zu dem Besten was in dieser Zeit und in diesem Genre herausgebracht wurde.
Bei der Musik dieser Band "mußte" man beim hören der LPs nicht mehr raten wen sie da nun aus dem Westen kopieren. Das war wirklich eigenständige Musik und sie wurde auch von den Jugendlichen.. angenommen.
Die zweite LP spielte ich Anfang 2000 einem völlig ahnungslosen aber musikalisch fundiertem Menschen aus dem Wessiland vor. Er war völlig aus dem Häuschen. Denn bisher kannte er nur einige Titel von Karat und den Puhdys. Er konnte es nicht so richtig glauben das solche Rockmusik in der DDR zur damaligen Zeit gemacht wurde.

Na ok, jetzt habe ich in Erinnerungen was die Rockmusik in der DDR betrifft geschwelgt. Dabei gleich nochmal Renft gehört und wie immer für gut gefunden.

gute Nacht
Nostalgiker
Nostalgiker
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 20. August 2011, 02:51

Kleiner Nachtrag und nicht allzu Ernst zu nehmen.

1965 prügelten sich Beatles und Stones Fans auf dem Schulhof, denn die Glaubensfrage hieß: Beatles oder Stones.
1972 prügelten sich Renft und Puhdys Fans nicht mehr direkt aber straften Puhdys Fans mit aller Verachtung welche zur Verfügung stand.

Im selben Jahr schlich ich mich auf ein Konzert dieser Band welches in der Parkbühne des Clara-Zetkin-Parkes stattfand. Ich wollte einfach wissen was da so dran sei an der Band.
Es war desaströs.
Ein Programm welches mit einer Band aus der CSSR begann und deren Sänger Václav Neckář war. Das wollte nun wirklich keiner hören. Der erste Höhepunkt der Veranstaltung wurde erreicht als der Moderator, irgend so ein Heini aus dem Fernsehen, Fanbriefe an Václav verlas. Er fand das wohl witzig, das Publikum jedenfalls nicht und es brachte seinen Unmut sehr lautstark zum Ausdruck.
Endlich kamen die Puhdys auf die Bühne und sie sahen einfach albern aus, ungefähr so, in Wirklichkeit noch viel schlimmer:
Bild

Dazu spielten sie ihre DDR Titel; Uriah Heep ließ grüßen, und vieles wo die Raterei wieder anfing was ist das für ein Cover.

Nach dem Konzert schwor ich mir das ich diese Band nie, nie, nie wieder Hören geschweige denn sehen zu wollen.

Bis 1984 das Schicksal zuschlug.

Ich im Palast der Republik zum Rock für den Frieden, heiß auf BAP welche laut offizieller Ankündigung auftreten sollten. Karten besorgt und vor allen den Kampf an den Türen zum großen Saal gewonnen ( es gab viel mehr Karten für diese Veranstaltung als der Große Saal fasste und es war auch nicht das Konzept für diese Veranstaltung, sondern jeder sollte sich die Veranstaltung aussuchen die ihm gefallen könnte.)
Wieviele Menschen den Palast bevölkerten weiß ich nicht, nur es war voll!
Überall spielten Bands, tolle Atmosphäre, bis zum Konzert von BAP noch genügend Zeit, kein Grund sich vor den Saaltüren zu postieren.
Auf einmal die Kunde, im Foyer; also an der Blume; wird das Bruce Springstenn Album "Born in the U.S.A." verkauft (Lizenz von Amiga) Ich runter gestürzt, es stimmte und ich habe mir die LP erkämpft.
Zurück zur weiblichen Begleitung und wir eine günstig strategische Position eingenommen um mit ungefähr 8000 Fans den Saal (Fassungsvermögen 5000) zu stürmen um BAP zu erleben.
Wir schafften es, waren im Saal und ziemlich weit vorne und dann das!
Irgendein Ansager kam auf die Bühne, drückte sein unendliches Bedauern aus das BAP nicht auftreten werde weil sie ihren Auftritt kurzfristig abgesagt hätten. (Der Grund war das sie auf ein Lied aus ihrer Set-List nicht verzichten wollten und die DDR Oberen die Kontenrevolution marschieren sahen wenn sie dieses Lied spielen würden. Mal ehrlich welcher Preuße oder Sachse verstand kölnische Mundart?)
Jedenfalls trat BAB nicht auf, sondern die PUHDYS!!!! [sick]
Naja, so schlecht war es Showmäßig nicht, aber musikalisch!!!!! absolut grottig.

Was mich im Nachhinein wundert, es war bekannt das BAP auftreten wird, der Saal war voll deswegen und dann treten die Puhdys auf?
Hallo, waren da außer uns Zweien nur zugedröhnte FDLer im Saal denen es völlig egal war wer da spielte? Keiner verließ fluchtartig den Saal, wir saßen wie gelähmt in den Sitzen und standen dieses Konzert irgendwie durch. Nun kann jeder fragen warum wir nicht raus sind, ich weiß es nicht.
Der große Rest jubelte der Show zu.
Irgendwann haben die Mitglieder der Puhdys in einem Erinnerungsbuch nach 2000 gar launig davon geplaudert das es ihnen irgendwann nur noch um Geld ging und die DDR Verantwortlichen haben ihre Haltung honoriert.
- Jetzt bin ich mal bockig und sage einfach die Puhdys sind 'ne Scheißband und was noch schlimmer ist sie haben sich dem Staat angedient. Nicht aus Überzeugung, sondern dem schnöden Mammon wegen -


Jedenfalls hatte ich meine Platte vom Boss und damit war der Abend gerettet.

Gruß
Nostalgiker
Nostalgiker
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Icke46 » 21. August 2011, 22:19

Es passt zwar nicht zu dem Thread, kanns mir aber trotzdem nicht verkneifen - war einfach verblüfft, das ich am Abend, nachdem ich dieses Foto geschossen habe, denselben Bau mit Puhdys davor im Forum gesehen habe, deshalb hier mein Bild von dem Gebäude, aber ohne Puhdys [grins] :

Gruss

icke
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon karl143 » 21. August 2011, 22:44

@ Icke,
dein Bild ohne Puddys gefällt mir auch viel besser [flash]
karl143
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon vs1400 » 21. August 2011, 22:52

Nostalgiker hat geschrieben:@vs1400,

weil doch Freitag ist und ich mild gestimmt bin löse ich das Rätsel für Dich.

Es handelt sich um den "Apfeltraum" von Renft.

Hier eine "Neuere Fassung" von einigen Mitgliedern der Renft Truppe.



Gaaaanz wichtig ist bei diesem Song die Stimme von Cäsar.

Hier noch eine nicht ganz so qualitativ gute Live-Aufnahme des Songs von 1972 (?)


Hier spielt die berühmte Besetzung der Band.
Wenn ich richtig denke ist es eine Aufnahme welche eventuell von einem Konzert stammt welches 'Renft' 1972 in der Leipziger Kongresshalle spielte.
Was einer Sensation gleichkam, hatte Renft im Leipziger Stadtgebiet faktisch Auftrittsverbot was allgemeine öffentliche Veranstaltungen betraf.
Das Konzert in der Kongresshalle endete fast in einem Tumult weil irgend so ein Idiot von Apparatschik meinte er könne die begeisterten Fans ruhigstellen wenn er der Band den Strom abdreht.
Die Halle gerammelt voll und auf einmal ist der Saft für die Verstärker spielenden der Rockband weg! [sick]

Cäsar schnappte sich seine Mundi und spielt ohne Verstärkung durch Mikro "Cäsars Blues", begleitet vom Akkustikgeschrammels der Restband.
Der Saal tobte
Der Song 1996 von Cäsar mit Renft


Danach wurde der Strom (1972) wieder angestellt.

Renft war zwischen 71 und ihrem Verbot 1975 die absolute angesagteste Gruppe in der DDR. Davor war sie doch mehr in Leipzig und Umgebung bekannt durch ihre doch sehr wilden Tanzveranstaltungen. reine Konzerte wurden damals noch nicht gespielt.
Die Glaubensfrage für einen Beatmusikfan wie das damals hieß war Renft oder Puhdys für die DDR Musikszene in der damaligen Zeit. Puhdys war etwas für die Doofen, den richtig krachenden Rock machten Renft.
Denn wer stieg schon auf einen Baum oder ließ sich Türen zur Stadt öffnen, außerdem kupferten sie (Puhdys) damals schamlos Uriah Heep in ihren ersten "eigenen" Songs ab.

So ab 1968 habe ich die Band bei vielen Tanzabenden und später bei Konzerten erlebt. Zum Anfang spielten sie mehr Titel der angesagten westlichen Bands nach, das mit den eigenen Songs und Texten auf deutsch kam erst gegen 1970/71. also Lindenberg ist definitiv nicht der Erfinder deutschsprachiger Rockmusik, das passierte in der DDR so um 1970 rum.

Renft konnte natürlich in Leipzig spielen aber wie gesagt kaum wenn es Veranstaltungen waren wo die Abteilung Kultur der Stadt Leipzig ihr Händchen drauf hatte.
Aber es gab viele Hochschulen und eine Uni in Leipzig und rührige FDJ Klub-Chefs luden die Band ein im Hörsaal der jeweiligen Einrichtung zu musizieren.
Das Kind bekam einen "Namen" wie 'Konzert für die Flutopfer in Bangladesh' und ab ging die Post, in diesem Fall in der Hochschule für Malerei und Buchdruck oder sie spielten auf dem Unitag der KMU ein Open Air im Clara-Zetkin-Park.
Oder es gab ebenfalls ein Open Air in Gaschwitz mit mehreren Bands. (Das war nun wieder von dem Absturzschuppen organisiert in dem ich wilde Konzerte auch mit anderen Bands erlebte)
Auf der Wiese, die Bands standen auf einer Bühne aus mehreren Traktor-Anhängern zusammengestellt, die PA reichte vorne und hinten nicht um die Masse zu beschallen aber Spass hat es gemacht und Hauptsache dabei gewesen. Denn sowas, auch die Konzerte in diversen Hörsälen, wurden nicht Plakatiert oder mit Anzeigen in der Zeitung beworben. Das sprach sich unter den Fans rum und die Säle, in diesem Fall die Wiese, waren immer voll.
In Gaschwitz waren damals bestimmt 4 oder 5000 Leute.

Mit ihren beiden Songs "Glaubensfragen" (Thema: Wehrdienstverweigerung)


und "Ballade vom kleinen Otto" (Thema: Republikflucht)


von 1974/75 überspannte die Band die "Geduld" der Funktionäre, besonders der Kulturstadrätin von Leipzig. Bei einem angeordneten Vorspiel der Band zur Einstufung wurde ihnen eröffnet das die Band ab sofort nicht mehr existiere weil sie mit ihren Texten die Werktätigen der DDR verunglimpfe und die sich das nicht länger bieten lassen würden.
Damit war das Ende der Band besiegelt und eine Legende wurde geboren.
Der Versuch der Tilgung der Musik von Renft aus dem kollektiven Bewusstsein der DDR Jugend führte genau zum Gegenteil dessen was erreicht werden sollte. Jedenfalls bei den Jahrgängen welche Renft hautnah miterlebten.
Der Witz ist das diese Lieder bereits in Konzerten gespielt wurden und die "Werktätigen" die Bandmitglieder dafür nicht verprügelten.
Trotzdem konnte diese Renitenz von der totalitären Kulturpolitik nicht toleriert werden und deshalb das Verbot.
(Übrigens der vollständige Wortlaut des Verbotes existiert in einem Mitschnitt welcher von der Band heimlich angefertigt wurde. Er ist auf der CD "40 Jahre Klaus Renft Combo" zu hören.)

In einigen Interviews und Biographien der Musiker habe ich nach 90 gelesen das sich die Band wahrscheinlich früher oder später selbst aufgelöst hätte weil die "Fraktionskämpfe" um musikalische und politische Ausrichtung der Band diese schon in zwei Lager gespalten hatte.

Die zwei in der DDR veröffentlichten Platten der Band gehören für mich wegen des teilweise brachialen Rocks der dort gespielt wird mit zu dem Besten was in dieser Zeit und in diesem Genre herausgebracht wurde.
Bei der Musik dieser Band "mußte" man beim hören der LPs nicht mehr raten wen sie da nun aus dem Westen kopieren. Das war wirklich eigenständige Musik und sie wurde auch von den Jugendlichen.. angenommen.
Die zweite LP spielte ich Anfang 2000 einem völlig ahnungslosen aber musikalisch fundiertem Menschen aus dem Wessiland vor. Er war völlig aus dem Häuschen. Denn bisher kannte er nur einige Titel von Karat und den Puhdys. Er konnte es nicht so richtig glauben das solche Rockmusik in der DDR zur damaligen Zeit gemacht wurde.

Na ok, jetzt habe ich in Erinnerungen was die Rockmusik in der DDR betrifft geschwelgt. Dabei gleich nochmal Renft gehört und wie immer für gut gefunden.

gute Nacht
Nostalgiker


darf ich danke sagen auf meine art?
... obwohl, ich bin mir sicher, du verstehst mich (?),
fettes THX an dich!Bild

... renft hatte ich im hinterkopf ...
... schon mal gehört und man sprach damals auch von renft, zu meiner zeit.

doch nie spielte man renft mit diesen texten ... logisch.

für meine generation = otto normalbürger, hatte renft keine bedeutung.
mein damaliger schwager schenkte mir ne lp von renft, gehört habe ich sie damals nie.

es war ne allergie gegen ostmucke, zu meiner zeit.
die puhdys fuhren zu ihren konzerten mit volvo - lkw's , man war beeindruckt und hat sich gleichzeitig fragen gestellt.


gruß vs
vs1400
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 22. August 2011, 02:08

@icke auch mir gefällt das Haus ohne Puhdys davor wesentlich besser, aber wir wollen hier doch nicht etwa eine Antipuhdysfraktion gründen? [laugh]

@vs1400
für meine generation = otto normalbürger, hatte renft keine bedeutung.

Betimmt betrifft das auch Diestelmann, Hansi Biebl Band, Neumis Rockzirkus, Bürckholz-Formation, Uwe Schickora Band, Joko Deve Sextett, Holger Biege Veronika Fischer, Ute Freudenberg, Christiane Ufholz,Franz Bartsch, Frank Hille, Klosterbrüder/Magdeburg und noch einige mehr die mir jetzt auf die Schnelle nicht mehr einfallen. Alles Bands, Sängerinnen/Sänger oder "nur" Musiker welche entweder aus aus dem Land gingen, verboten wurden als Band, als Künstler Spielverbot auf Lebenszeit erhielten. Die meisten der hier genannten traf es nach 1976, Ausnahme in dieser Reihe ist die Bürkholz Formation welche bereits 1973 verboten wurde. Anlass war ein Konzert der Band in Hellerau bei Dresden anlässig einer Betriebsfeier. Auch hier zog ein "Verantwortlicher" den Stromstecker um die Jugend zu beruhigen. Nur ließ sich die Jugend nicht beruhigen, und Körperkontaktdiskussionen mit dem Freund und Helfer Einsatzkommando brachte auch keine Klärung der Situation.
Das war schon damals zu viel, also beklagte sich der Zuständige des Bezirks Dresden beim Zuständigen des Bezirkes Leipzig, das Problem wurde zur Klärung weiter an die schon bekannte Frau Oehlschlegel gereicht welche dann das machte was sie am besten konnte, sie Verbot die Band kurzerhand.
Deren Sänger Hans-Jürgen Bayer, auch mal Sänger bei Renft, startete eine Erfolgreichen Karriere als Schlagersänger.
Die offizielle Kulturpolitik tat alles um oben Genannte aus dem kollektiven Bewußtsein zu tilgen, was ja offensichtlich wie vs für sich feststellt durchaus gelungen ist.

Anfang der Achtziger erschien ein "Rock-Lexikon" Made in DDR über in der DDR ansässige Bands und Sänger. Oben genannte fanden in dem Buch nicht statt. Es ist natürlich interessant zu lesen welche Verrenkungen gemacht werden um irgendwelche Lücken in Band Geschichten zu erklären.


In einem muß ich vs beipflichten das die Ostmugge in den Achtzigern so gut wie Tod war.
Die großen, etablierten Bands waren satt und die Nachdrängenden wurden, wenn sie nicht konform waren nicht so richtig rangelassen.

Mit Einschränkungen lass ich für mich in den Achtzigern noch Silly und City gelten. Das war es dann aber im Prinzip auch schon.

Karat, aus Panta Rhei hervorgegangen, fuhr bereits 1976 mit einem fliederfarbend lakierten Volvo Truck zum Konzert vor und die Show der Band war damals gut. Naja da spielte auch noch Hansi Neumann als Sänger mit und Swillms bediente die Keyboards.
Die Siebziger waren, bis auf die Verbote und Ausreisen abgesehen, durchaus fruchtbare Jahre und die Bands lieferten gute Konzerte und Platten ab.
"Am Fenster" konnte ohne rot zu werden oder sich schämen müssen laut auf der Strasse per Kofferradio gehört werden, mitsingen war auch nicht peinlich.

Als die FDJ Oberen realisierten das ihnen mal wieder die Jugend abhanden kommt wurden Ende der Achtziger diese riesen Open Airs in Berlin organisiert.
Die großen Ostbands hielten sich mit Auftritten vornehm zurück, vielleicht ahnten sie was auf sie zukommen würde. Die Bands (Ost) welche spielten wurden gnadenlos ausgefiffen und mit Gegenständen beworfen.
Einzig City (Slogan: "Ohne Bart und ohne Haare mit City durch die Achtziger Jahre") traute sich auf die Open Air Bühne in Weißensee. Sie wurden nicht niedergebrüllt, hatten sie doch mit dem Album "Casablanca" ein sehr gutes Album abgeliefert.
Einzig "Halb und halb" sollten sie auf "Wunsch" nicht spielen, davon das der Text auch nicht rezitativ vorgetragen werden dürfe, daran hatte kein Funktionär gedacht; also trug der Sänger den Text als Wortbeitrag vor mit der sinngemäßen Ankündigung, weil ich es nicht singen soll, sage ich den Text auf.

Die Staatsmacht lieferte sich immer mal Kämpfe mit aufgebrachten Jugendlichen, gerade im Umfeld von Rockkonzerten.
Hier sei nur Erfurt, Altenberg und Berlin zu nennen. In Berlin fand ausgerechnet am 7.Oktober 77 im Gebiet um den Fernsehturm solch eine Schlacht statt. Bei einem Rockkonzert am Fernsehturm kam es zu einem Unfall in der Zuschauermenge und die Polizei bahnte sinnigerweise mit Hilfe ihrer Schlagstöcke eine Schneise für die Hilfskräfte zum Unglücksort. Das goutierte die Staatsjugend nun überhaupt nicht und schon war die schönste Strassenschlacht im Gange.

Die Band Pankow war sowas wie ein Sonderfall, gelitten, geliebt, gehasst von den Oberen.
Jedes Jahr am 21.Juni gab Pankow ein Konzert im Friedrichshain zu denen das Volk pilgerte.
Pankow sang nicht mehr vom 'Frühling bis in den August' oder stellte fest das die Ferne auch nicht da ist wenn ich hinkäme in die Ferne, ne sie sangen über 'Aufruhr in den Augen', 'wollten anders sein' und 'hatten das Land und die alten Männer zu lange gesehn'
Den wahnwitzigsten Coup des DDR Rock leistete sich Pankow im Rahmen ihrer 'Aufruhr in den Augen' Tour 1988, als sie die Bigband der inzwischen auf Gorbi vereidigten "Westgruppe der Sowjetischen Streitkräfte" mit auf Tournee nahm, um mit ihr jene Songs zu intonieren, die Jahre zuvor SED-Funktionäre wutschnaubend torpediert hätten -mit eben diesen Soldaten als Drohpotential an der Seite.
Das war für uns im Publikum sehr irritierend als auf einmal zig Musiker in den Uniformen der SU Streitkräfte die Bühne enterten und erstmal ohne Band ausgerechnet amerikanische Swing Musik der 40er Jahre spielten. Als Pankow endlich kam und die Russen immer noch nicht verschwanden dämmerte es dem Einen oder Anderen im Publikum ob der "Funktion" der Soldaten auf der Bühne.
Nebenbei bemerkt war es ein tolles Konzert und die Big Band passte mit ihrem Sound sehr gut zu den Pankow Liedern, punklastige Rockmusik meets Swing, sowas hört man nicht alle Tage.

Punk war nicht so mein Ding und darum weiß ich da wenig drüber was in dieser Beziehung außerhalb der offiziellen Kulturpolitik lief.

Halb- oder Inoffizielles wurde sowieso immer beliebter.
In Schöneweide gab an der Haupteinfallstrasse in die Hauptstadt eine sehr unscheinbare private Kneipe. Relativ groß und vor allem bei Musikern beliebt. Wenn sie am Wochenende in der Nacht von einem Konzert in der Provinz zurückkamen nach Berlin wurde dort von Einigen ein Zwischenstopp eingelegt.
Der Fan wußte dies natürlich und so saß man ab 24 Uhr dichtgedrängt und erwartungsfroh in den Räumlichkeiten und je nach dem welche Musiker so nach und nach eintrafen wurden mehr oder minder gute Jam Sessions gespielt, bis früh am morgen zur Begeisterung der Anwesenden.

Falls nun wieder jemand meint in der DDR galt doch 24 Uhr Ausschankschluß hat er natürlich recht.
Nur galt das nicht für private Feiern in Gaststätten. Je nachdem wie der Wirt drauf war wurde nach der Nationalhymne um 24 Uhr im Radio ein Schild "private Feier" an die Eingangstür gehängt, selbige abgesperrt; wir waren schließlich Privat da; der Sender im Radio gewechselt und die Party ging weiter.
Sowas habe ich öfters erlebt.

Gruß
Nostalgiker
Nostalgiker
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon vs1400 » 22. August 2011, 22:39

danke für dein post und wieder ne masse info, für die mir erstmal die zeit fehlt. [frown]

doch mal ne frage, DT64, habt ihr diesen sender damals gehört?
ich bin ein '67ziger und hatte mit dt64 den ersten "kontakt", als ich zur grenze kam und ihn hören musste.

gruß vsBild
vs1400
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon vs1400 » 27. August 2011, 13:13

vs1400 hat geschrieben:danke für dein post und wieder ne masse info, für die mir erstmal die zeit fehlt. [frown]

doch mal ne frage, DT64, habt ihr diesen sender damals gehört?
ich bin ein '67ziger und hatte mit dt64 den ersten "kontakt", als ich zur grenze kam und ihn hören musste.

gruß vsBild


... mal hochzerr. [denken]

gruß vs
vs1400
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 1. September 2011, 10:26

Hallo vs und der Rest,

das Erinnerungshotel ist nicht geschlossen, nur "mußte" ich in den letzten Tagen ein wenig arbeiten und dann habe ich auch noch nach Quellen gesucht um damit zu versuchen bestimmte Dinge zum Ende des 2. Weltkrieges in ausgewogenere Dimensionen zu setzen.
Zumindest sind die starken Zweifler aktiv geworden und suchen jetzt auch nach Quellen um ihre Erinnerung zu bestätigen oder zu revidieren.
Das ist doch schon viel, mehr als man erwarten kann und ehrlich gesagt das freut mich wenn ich einen Anstoß gegeben habe sich mal mit einem Thema etwas intensiver zu befassen.

Was die Frage der Erinnerung bestrifft.
Im Langzeitgedächtnis abgespeichertes ist auch noch nach Jahrzehnten relativ unverfälscht abzurufen. Diese Erinnerungen haben sich einfach eingegraben.
Meine Großeltern wußten auch sehr genau was sie in ihrer Jugend an welchem Tag genau gemacht haben, fanden aber ihre Brillen nicht weil sie vergessen haben wo sie sie hingelegt haben.

Ich weiß auch nicht so genau wo ich an einem bestimmten Tag vor zwei Jahren war und was ich da gerade gemacht habe. Kann als Hilfe im Kalender nachsehen.

Zur Frage nach DT64.

So richtig kann ich mich nicht erinnern das Programm Pfingsten 1964 gehört zu haben.
Vielleicht war es damals auch nur in Berlin zu empfangen, weiß ich nicht.
Mitte der 60er Jahre war das UKW Sendernetz noch nicht so ausgebaut wie in den 70er und 80er Jahren.
Es wurde viel Mittelwelle und auch Kurzwelle gehört.
Mein 1966 gekauftes Kofferradio hatte zwar UKW, was damals noch nicht so verständlich war aber die Leistung war nicht so das ich in Berlin abgestrahlte Sender in Leipzig in guter Qualität empfing.
In der Zeit, Mitte der 60ger Jahre wurde von uns Jugendlichen mehr RIAS, SFB, HR3, NDR, Deutschlandfunk und natürlich Radio Luxenburg gehört. AFN, und der "Soldatensender" und "Freiheitssender" waren in Leipzig leider nicht zu empfangen.
Wenn die Wetterlage es zuließ konnte man im Kurzwellenrauschen sogar mal Radio Caroline, oder Radio Hilversum hören.

Da Ende 1965 der schädliche Einfluss der Beatmusik auf die Jugend der DDR erkannt wurde, spielte DT64 ab da; ja was? Ich weiß es nicht weil Bärbel Wachholz oder Lutz Jahoda nicht zu meinen Favoriten gehörten und die infolge der Ausrichtung, jugendlich frische Tanzmusik zu spielen, mich als Radiohörer damit nicht hinter dem berühmten Ofen hervor locken konnten. Wurde damals nicht gehört, jedenfalls von mir.
Auch verweigerten wir uns der Aufforderung uns im Lipsi Schritt durch's Leben zu bewegen

Cirka ab Minute 1:35 kommt der Brüller "Alle jungen Leute tanzen Heute den Lipsi Schritt"


Die von mir genannten Sender welche wir hörten haben auch nicht ununterbrochen diese Beatmusik gespielt, es gab aber Sendungen am Nachmittag und frühen Abend die zu hören fast sowas wie Pflicht war.
Heute hören die Jugendlichen ihre Musik mittels mp3 wenn sie unterwegs sind.
Wir waren auch unterwegs und eins oder mehrere Kofferadios waren unsere treuen Begleiter und wir konnten mit "unserer" Musik die Strasse beschallen.
Kofferradio hieß im korrekten Sprachgebrauch Kofferheule, wahrscheinlich weil der Klang manchmal wirklich zum heulen war.

Es wurde auch keiner auf offener Strasse verhaftet wenn aus der Heule das Erkennungszeichen vom Deutschlandfunk erklang, weil sein Besitzer eine sehr beliebte Musiksendung, welche glaube ich zwischen 18 und 19 Uhr lief, hören wollte. Ein Mix aus Schlagern und eben Beatmusik.

Besonders schick war es durch die Passagen in der Leipziger Innenstadt oder dem Verbindungsgang (ziemlich groß) zwischen Ost und Westhalle des Leipziger Hauptbahnhofes zu ziehen, Radio voll aufgedreht und die Lieder mitzusingen. Das hallte so schön.
Besonders gut ging das mit "Eloise" von Berry Ryan oder dem "Except from a Teeenage Opera" mit Keith West.

Ab dem 25. September 1965 war diese Beatmusik auch im Fernsehen vertreten, von Präsent kann man bei einer Sendedauer von 30 Minuten pro Sendung nun nicht sprechen. Der "Beat-Club" kam alle 4 Wochen Sonnabend Nachmittags, war ein absolutes muß für uns und für unsere Erziehungsberechtigten die Bestätigung das bei ihrem Nachwuchs Hopfen und Malz verloren ist.
Besonders kritisch wurde es wenn zur gleichen Zeit im ZDF "der Blaue Bock" lief. einmal machte ich meiner Oma weiß das die Sendung nicht läuft und zu ihrem Groll mußte sie schrecklicher Musik, gespielt von langhaarigen Gammlern lauschen. Vom Fernseher war sie allerdings auch nicht weg zu bekommen.
Nachdem sie den BeatClub überlebt hat schalte sie flugs auf ZDF um und was lief da? Na klar der Blaue Bock. Der Ärger war da.

Etwas milde mit der Ostmusik stimmte uns das Traumpaar der damaligen Zeit: Chris und Frank.
Ihr erster Spielfilm von 1968, ein Musikfilm mit ausgesprochen alberner Handlung, wurde das was Heute Blockbuster heißt.
Zum Film kam parallel ein LP mit den Soundtrack heraus, ein absolutes Novum zur damaligen Zeit, jedenfalls für die DDR.



Beachtenswert in diesem Trailer ist, er spielt auf dem Karl Marx Platz und vor dem Alten Rathaus in Leipzig, das fast keinerlei alte Gebäude gezeigt werden die den Platz umgaben.
Ich denke der Film wurde 1967 gedreht und kam im Juni 1968 in die Kinos.
Die Bauten an der Westseite, Hauptgebäude der Universität und Universitätskirche wurden am 30. Mai 1968 gesprengt. Ebenso die Ruine des Bildermuseum welches die Südseite des Platzes begrenzte.
Das wäre nun doch etwas blöd gewesen wenn die nicht mehr existierenden Gebäude im Bild gewesen wären.

Diese "Superstars" der DDR Musik waren überall.
In besonderer Erinnerung ist mir ein Interview mit beiden geblieben. Das war im "Neuen Leben" und sie beantworteten Fanfragen.
Da Chris und Frank gerade Eltern eines Jungen geworden waren fragte jemand ob sich beide bei der Namensgebeung 'Alexander' vom gleichnamigen Platz in Berlin haben inspirieren lassen.
Na klar doch, so ihre Antwort und unser zweites Kind wird Bahnhof Friedrichstrasse heißen.
Hm.

Frank Schöbel bekam 1969 oder 1970 eine eigene Rundfunksendung "Franks Beatkiste". Ob diese im Rahmen von DT64 lief weiß ich nicht mehr. Zumindest wurde in seiner Sendung "Child in Time" von Deep Purple gespielt, wenn auch nur der zweite Part des Songs.
Dieses Ereignis machte den Rundfunk und DT64 wieder etwas interessanter und wurde dann mehr oder minder regelmäßig in den 70er Jahren von mir gehört. Nicht weil ich auf einmal meine liebe zum DDR Rundfunk entdeckte, nein es hatte ganz pragmatische Gründe. Bei DT64 redeten die Moderatoren nicht in den Anfang und das Ende von Titeln! So konnte komplett auf Tonband mitgeschnitten werden.

Mitte der 80er Jahre flachte mein Interesse an DT64 wieder ab, interessant war nur noch die Sendung "Musik für den Recorder" hieß sie glaube ich, in der jeweils eine komplette Platte westlicher Musiker gespielt wurde. DDR Musik war nur vertreten wenn die Band keine Platte vorweisen konnte.

Im Fernsehen gab es "Rund", später "Elf99". Das war aber auch sehr geschönt um es mal vorsichtig auszudrücken.
Anfang der 70er war ich mal als "spontaner Jugendlicher"; sprich Statist, in einer Sendung zugange welche im Leipziger Varieté "Haus der heiteren Muse", dem ehemaligen festen Zirkusgebäude des 'Zirkus Aeros', aufgezeichnet wurde.
Bis 1961 waren dort Zirkusveranstaltungen, danach Varieté Veranstaltungen und es wurden ziemlich viele Fernseh Unterhaltungsshows dort produziert.

Soviel zu DT64.

Gruß
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Icke46 » 1. September 2011, 11:13

Kleine Korrektur: "Der Blaue Bock" war ARD, nicht ZDF [wink] .

Aber die Antworten von Doerk-Schöbel in dem Interview finde ich gut [laugh] - leider hat man solche lockeren Sprüche in der DDR-Presse viel zu selten gelesen [mad] .

Gruss

icke
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 1. September 2011, 11:40

icke46 hat geschrieben:Kleine Korrektur: "Der Blaue Bock" war ARD, nicht ZDF


Stimmt so nicht ganz.
Irgendwann im Jahr 1966 wechselten die Macher der Sendung von der ARD zum ZDF.
Die von mir geschilderte Episode muß sich im Frühjahr 1967 zugetragen haben. Ich besuchte meine Großeltern immer in den Schulferien und ab Sommer 1967 war ich Lehrling und hatte nur Urlaub.

Gruß
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Icke46 » 1. September 2011, 11:49

Die Macher bzw. der Moderator Höpfner ist zum ZDF gewechselt, um dort eine ähnliche Sendung zu produzieren [wink] - "Der Blaue Bock" lief von 1957 - 1987 im Hessischen Fernsehen, vergleiche http://de.wikipedia.org/wiki/Zum_Blauen_Bock.

Ist aber Erbsenzählerei - wenn Deine Oma also den Höpfner sehen wollte, hat sie in der Zeitschiene sicher auf ZDF umgeschaltet, nur nicht auf den Blauen Bock [wink] .

Gruss

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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 1. September 2011, 12:05

Hallo icke,

das kann schon sein.
an den Moderator kann ich mich wirklich nicht erinnern, empfand ich doch den Blauen Bock, oder die Sendung mit Höpfner als reinste Folter wenn ich sie mir ansehen und vor allem hören mußte.
Im Sommer konnte ich auf den Balkon flüchten, im Winter war etwas schwieriger war doch das Wohnzimmer zur damaligen Zeit der einzig geheizte Raum in der Wohnung.

In der Zeit wurde meine Abneigung gegen jegliche Art von volkstümlicher Musik gelegt.

Gruß
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Edelknabe » 1. September 2011, 19:29

Zweite Korrektur Nostalgiker(nach icke) auf deinen guten letzten Text. Der Soldatensender war in Leipzig zu empfangen, denn mit dem wachten wir immer auf, mit dem Bumm, bumm...bummbumm...bumm und dann gings in die Schule. Ich glaube nach der Schule so nach 14.00Uhr oder 16.ooUhr bzw. Abends 18.00Uhr ging es weiter, aber da fehlt mir etwas die Erinnerung im Langzeitgedächtnis.
Meine Schulzeit ca.1959-1969.

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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 1. September 2011, 20:08

Ich habe jetzt sehr dolle über den Soldaten- und Freiheitssender nachgedacht. Denke schon das sie in Leipzig zu empfangen waren, denn sonst hätten wir uns in der Schule nicht über die witzigen "Meldungen", ungefähr so: "Achtung, Achtung, Schneewittchen ein Zwerg ist im Wald verschwunden" amüsiert. Sowas lief im Freiheitssender.

Wer mehr über den Soldatensender wissen möchte, einfach hier klicken! und lesen.
Die Sendungen, zum Beispiel die von 20:15 Uhr dauerte eine halbe Stunde, weil ab 21 Uhr auf gleicher Frequenz der Freiheitssender sein Programm startete.

Gruß
Nostalgiker
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon vs1400 » 1. September 2011, 21:57

hi Nostalgiker,
danke für deine antwort. [rose]

dt64 sendete damals, ab 1964 auch auf [urlhttp://www.husfl.net/DDR-F/rf-dt64.htm=]UKW[/url], ist aber nicht schlimm ... werte es nur als info.

hierkann man alles erlesen ... auch nur ne info.

gab es diesen song schon vor 1990?



... ich hab den koffer mal geöffnet und vieles aus der vergangenheit gesichtet ... falls interesse besteht.

gruß vs
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Zicke » 1. September 2011, 23:27

Zitat Wikipedia:
"1984 erschien auf der LP Das Buch mit dem Titel Ich will nicht vergessen ein Lied, das gezielt das Thema Deutsche Teilung und insbesondere das Wort „Deutschland“ enthielt, welches im offiziellen DDR-Sprachgebrauch praktisch tabu war. Dieses Lied durfte nicht im Radio oder Fernsehen der DDR gespielt werden, wurde aber schnell unter dem eigentlich falschen Titel Denke ich an Deutschland als eine „heimliche Hymne“ der DDR bekannt"
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 2. September 2011, 11:08

Ich bin erschüttert!
Die Puhdys mit einen Videoclip in meinem Thread [sick]

Ich hatte es wohl in einem anderen Beitrag hier am Rande erwähnt, in der Zeit 1970 - 1975 gab es die eindeutige Entscheidung für Renft und gegen die Puhdys. [super]
Das ist bis Heute so geblieben!

Um mich zu ärgern bekam ich von einem Kumpel mal die LP "Rock'n'Roll Music" von den Puhdys zum Geburtstag geschenkt. Schrecklich!

Anfang der Neunziger erschien folgende CD-Reihe Rock Aus Deutschland, welche ich mir zum größten Teil kaufte. Dabei auch "Vol. 19", eine Doppel CD mit den "besten" Songs dieser Gruppe.
Erstmal zweifelte alle an mir und meinem Musikgeschmack und ich habe es bis Heute noch nicht geschafft mir diese 2 CDs komplett anzuhören! Das halte ich einfach nicht aus [mad]

@vs1400
Die CD Reihe "DT64 Story" habe ich selbstverständlich, allerdings nicht die von Dir verlinkte zweite Box, sondern die Erste.
Aus der Zweiten Box habe ich nur Vol. 11, 13 und 15

Diese Reihe ist auch nicht schlecht Die Beatkister
Nicht alle Titel von DDR Gruppen schafften es auf Platte veröffentlicht zu werden; ich sage da nur Planwirtschaft!; und es gab eine Vielzahl von wirklich guten Titeln welche im Rundfunk produziert wurden.
Aus dieser Reihe habe ich ebenfalls die für mich wichtigsten CDs.

Übrigens weiß ich jetzt auf welchem Sender "Franks Beatkiste" lief, nämlich 'Stimme der DDR', das war eine Wertungssendung für DDR Rock mit Wunschtitelteil und in diesem Teil lief der von mir erwähnte Song von Deep Purple.
Nachdem F. Schöbel diese Sendung nicht mehr moderierte wurde das "Frank" aus dem Namen gestrichen und die Sendung hieß nur noch "Beatkiste".

Die genannten CD Reihen sind nicht mehr erhältlich, schade.
Wurde die Reihe "Rock aus Deutschland" zu der Zeit auf den Markt geworfen als fast niemand die DDR Musik hören, geschweige denn kaufen wollte, kam die zweite Reihe still, heimlich und leise auf den Markt mit der Folge das jetzt einige begehrte CDs sich im Wiederverkaufssektor einer dreistelligen Eurosumme annähern.

Zu meinem eigenen Glück habe ich 1989 nicht im Überschwang der Gefühle den "Ost Musik Schrott" aus dem Fenster geworfen und in die Tonne gekloppt.

Einige Platten wurden schon von mir entsorgt und jetziges anhören, dank Internet möglich, sagte mir 'es ist nicht schad' um diesen Verlust. würde ich Heutzutage nicht mehr hören.

Was die Diskussion um das Wort Deutschland im genannten Puhdys-Titel geht.

Im folgendem Song von Renft "Was mir fehlt":


kommt ganz zum Schluß im Text das Wortspiel "schnell wie die Windrose sein" vor.
Schwups landete der Song auf dem Index, wurde nicht mehr im Rundfunk gespielt und das nur wegen diesen Wortes.
War doch das Symbol der NATO eine stilisierte Windrose und der "Hinweis" im Song eine Verherrlichung des Gegners, der Aggressionspolitik "schnell sein" und was für Blödsinn die Sittenwächter/Zensoren noch alles daran ausmachten.
Solche Kleinigkeiten zeigen den Schwachsinn, die Perversität eines Systems welches sich selber nicht über den Weg traute und hinter jedem harmlosen Wortspiel konterrevolutionäre Gedanken witterte.

Wer dann schon den "Organen" aufgefallen war, solches gut fand und überhaupt durch eine Lebensweise aneckte die nicht der sauberen, sozialistischen entsprach lief Gefahr das die "Organe" nicht nur das Gespräch suchten, sondern auch zu drakonischeren Maßnahmen griff. Was für den Übeltäter meist schlecht lief.
Stand er bis zu diesem Zeitpunkt der DDR und System im günstigsten Fall gleichgültig gegenüber (auch ein Unding, hieß es doch: wer nicht für uns ist, ist gegen uns!) wurde meist nach solchen Erziehungsmaßnahmen, welcher Art auch immer, nicht gerade zum glühenden Verfechter des Sozialismus in den Farben der DDR.
Ich kann es ihnen nicht verdenken.
Zum Glück blieben mir solche Erlebnisse weitgehendst erspart.

Gruß
Nostalgiker
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Icke46 » 2. September 2011, 11:34

Da will ich doch noch mal meinen Senf dazugeben [wink] .

Meiner Meinung nach ist Musik praktisch immer Geschmackssache. Und von daher muss ich sagen, dass ich die Puhdys so schlecht nicht fand - bin Anfang bis Mitte der 80er Jahre in insgesamt 5 Konzerten (in der Alt-Bundesrepublik) gewesen. Was man Ihnen wohl vorwerfen kann, ist, dass sie Opportunisten reinsten Wassers waren. Es gab, wie ich mich dunkel erinnere, auch ziemlich Gerede im Zusammenhang mit der Auflösung der Renft-Combo - dass sie nicht Position bezogen haben etc. - aber dass ändert nichts an der Tatsache, dass ich die Musik zumindest in Teilen gut finde.

Eher tragikomisch finde ich, dass viele den Punkt zum Aufhören verpassen - nun nicht nur auf die Puhdys bezogen, sondern beispielsweise auch auf die Rolling Stones - wenn Mick Jagger mit 70 noch singt "I can't get no (Satisfaction)" komme ich mir vor wie im Kabarett der Komiker [laugh] .

Gruss

icke
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Affi976 » 2. September 2011, 13:13

Zitat icke:...mich dunkel erinnere, auch ziemlich Gerede im Zusammenhang mit der Auflösung der Renft-Combo - dass sie nicht Position bezogen haben etc. -

ja @icke,
das mag aus heutiger Sicht, ich sag mal, "nicht edel" gewesen sein. Nur, was denkst Du was passiert wäre, hätten die Puhdys so Position bezogen, wie es heute gerne gesehen worden wäre. Wie bei einem Politiker, sagt der die Warheit, ist`s aus.
Und wenn Du erst mal so Dein Bein in der Tür hast, wie die Puhdys, dann wirst Du Dich schön zurückhalten.
Mich z.B. hat mal eine Meinungsäußerung vor dem Generalintendanten und einer Dame für Agitation und Propaganda des Bezirkes Erfurt, meinen Förderungsvertrag für ein weiteres Studium gekostet. Die Erklärung nach der Äußerung vor der ganzen Kapelle und o.g. Personen war: "Wir wissen nicht, wozu sie sich noch alles qualifizieren wollen". Hier gings nur um ein weiteres Studium meinerseits, bei den Puckis, gings ums REISEN und ums GELDVERDIENEN!!!
Man darf die Zeit und die sich gebotenen Möglichkeiten nicht vergessen. Wer sich aus dem Fenster lehnt, kann rausfallen.
Und jeder muß für sich einschätzen, ob er bereit ist tief zu fallen.
Geht nicht gegen Dich, dass weißt Du - iss nur zur allgemeinen Erklärung.
VG Affi
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 2. September 2011, 16:22

@icke,

über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, auch bei Musik gehen Geschmäcker ziemlich schnell auseinander.

Was vielleicht bei der ganzen Geschichte auch eine Rolle spielt, Renft war aus Leipzig, die Puhdys aus Berlin. Hatte der Beobachter das Gefühl das sich letztere Band ziemlich schnell bei den "Verantwortlichen" anbiederte (Haare hochgesteckt bei Auftritten im Fernsehen 1971, sehr schnell "geschmackvolle " Bühnenkleidung.( Darüber machte sich der Eulenspiegel mal sehr lustig.) während Renft in Alltagskleidung auf der Bühne erschien und in einer Fernseh Live Sendung; glaube war Rund; zum Vollplayback eines ihrer Titel ziemlich rumalberten und nicht so taten als ob sie ihn gerade spielen würden, das hat ihnen Sympathie eingebracht. Sie waren halt nicht angepasst.
Zum anderen waren in dem überschaubaren Land zwei Bands an der Spitze der Puplikumsgunst einfach eine zu viel und das Renft, auch durch ihre Texte, den Funktionären die Gelegenheit gab sie zu verbieten ist das eine, das andere; warum sollten sich die Puhdys für die Konkurrenz einsetzen?
Das war 1975!
Was mit den Künstlern passierte welche 1976 gegen die Ausbürgerung von Biermann demonstrierten; welcher dem Massenpublikum nun überhaupt nicht bekannt war, ist allgemein bekannt.

Wie viele von denen, um mal bei Musikern zu bleiben, haben es denn nach ihrer Ausreise oder Flucht im Westen geschafft? Irgendwie fällt mir da nur Nina Hagen ein.
Alle anderen Musiker sind doch, nachdem ihr Ostbonus verbraucht war, in der Versenkung verschwunden.

Nach 1989 war es eine andere Situation, da hat sich im Westen keine Sau Musikmäßig für den Osten interessiert und die Spreu trennte sich sehr schnell vom Weizen.

Wohin sich Renft entwickelt hätte wenn sie nicht verboten worden wären, wer weiß.
Sie haben 1990 durchaus ein fast vollständige Reunion hingelegt, gute Konzerte, davon eine Live Platte(1991) herausgebracht und schon haben sie sich weiter gezankt. Der eine hatte keine Lust, der Andere wollte nicht, usw. Ihre musikalischen Ansichten, das vertreten ihrer eigenen Meinung war ihnen offensichtlich mehr wert als auf den Zug der aufkommenden Ostalgiewelle aufzuspringen um finanziell so richtig abzugreifen.
Die Puhdys hatten sich bereits 1989; vor der Wende!;aufgelöst, sprangen 1992 auf diesen Zug wieder auf und bedienten die Erinnerungen ihrer Fans und ihnen ging es gut damit.
Dagegen ist nichts einzuwenden.

Ein weiterer Aspekt der Ablehnung waren die zwei Titel "Wenn ein Mensch lebt" und "Geh zu ihr" für den Film "Die Legende von Paul und Paula" von 1973.
Zur damaligen Zeit waren die Bands der DDR durchaus in der Lage völlig eigenständige Lieder zu komponieren, nicht so die Puhdys.
Sie bedienten sich ziemlich unverfroren an zwei Originalen.
Auch wenn Wiki schreibt, das "die ursprünglich angedachten [Origina]Titel "Look what you've done" von Slade und "Spicks and Specks" von den Bee Gees [für den Film] aufgrund von Devisenmangel gestrichen und stattdessen Eigenproduktionen genommen [wurden], denen die starke Ähnlichkeit zum Original anzuhören ist", wird weder im Film noch auf der Platte wo diese Titel drauf sind darauf verwiesen das es Cover sind, nein es sind Eigenkompositionen welche zufällig nur so klingen wie der Original Song.

Das Original von "Geh zu ihr"


Das Original von "Wenn ein Mensch lebt"


Diese Puhdys Titel möge sich bitte jeder selber anhören.

Jedenfalls gab es im Kino ziemlich große Lacher und Rufe(keine Positiven) als die ersten Takte von "wen ein Mensch.../Spicks and.." erklangen.

Es kommt ab und an vor das beim hören eines Songs dieses grübeln eintritt; irgendwo hast du das schon mal gehört aber von wem? und geklaut wird auch unter Musikern. aber so offensichtlich?
Gut, es ist eine Laienmeinung.
Die Puhdys hatten zwei Hits und ich sah mich in meiner Meinung zur Band bestätigt.

Nicht das ich hier jemanden die Puhdys ausreden möchte.

Gruß
Nostalgiker
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Zicke » 2. September 2011, 18:53

was für ein zweischneidiges Schwert diese Musik in dieser Zeit war ,belegt ja auch das "Geständnis" von Peter(Cäsar)Gläser das er 22Jahre als IM tätig war.

P.S. Renft(Jentsch) war Jenenser und kein Leipziger.
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 2. September 2011, 20:05

Zicke hat geschrieben:was für ein zweischneidiges Schwert diese Musik in dieser Zeit war ,belegt ja auch das "Geständnis" von Peter(Cäsar)Gläser das er 22Jahre als IM tätig war.

P.S. Renft(Jentsch) war Jenenser und kein Leipziger.


Jetzt wird es langsam detailverliebt [flash]

Es stimmt natürlich das Klaus Jetsch(Renft) in Jena geboren wurde. Seine Mutter zog mit ihm im April 1952 nach Leipzig.

Cäsar wurde während seiner Armeezeit als IM geworben, geriet dann selbst ins Visier als OV, wurde dann wieder "gebeten" Kuno 1985 bei einem Treffen 1985 in der CSSR auszuhorchen, was mißlang.
Selbst hat er seine IM Geschichte publik gemacht, vorher mit vertrauten Bandkollegen von Renft darüber gesprochen und gut war es für sie.

Auch Jürgen Ehle von Pankow war IM.

Es war nicht nur in Bezug auf Musik ein zweischneidiges Schwert diese Zeit

Nicht immer ist wo IM draufsteht ein kleiner hinterfotziger Denunziant drin, so meine Meinung.
Außerdem waren sie 18 oder 19 Jahre als sie angeworben wurden. Das soll keine Entschuldigung dafür sein. Nur sollte sich jeder der meint darüber urteilen zu müssen sich selbst in das Alter zurückversetzen, sich eine Situation vorstellen wo äußerer Druck herrscht und der Zwang sich zu Entscheiden sehr schwer ist. Wer dann noch sagt also ich hätte sowas nie gemacht auch wenn mir alles in Zukunft verbaut gewesen wäre, ok.

Nicht akzeptieren kann ich allerdings diejenigen welche sich mehr oder minder selbst angedient haben.

Jetzt BITTE keine Diskussion über IMs hier in diesem Thread!!!
Wenn Bedarf besteht können wir einen über das Thema eröffnen.

Danke

Gruß
Nostalgiker
Nostalgiker
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Zicke » 3. September 2011, 00:26

Nostalgiker hat geschrieben:Jetzt BITTE keine Diskussion über IMs hier in diesem Thread!!!


Um Gottes Willen Nein!!!!!

Ich wollte nur die Probleme der Bands in der damaligen Zeit ansprechen, ich kannte den Winter, er war ein Enkel eines Arbeitskollegen und der war ab und an in unserer Hinterhofwerkstatt, dann kamen auch sehr viel Musiker in unsere Strasse in Leipzig Plagwitz zu "Schnurri" dem Tischler, der war ein Künstler im Boxenbau.
Auch mit Lutz hatte ich ab und an Gespräche und im "Sack", im Leipziger Nordosten spielten zu meiner Sturm und Drang Zeit Gruppen wie Gerhard Stein, Pantarhei,Butlers usw.
mehr wollte ich nicht sagen.
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 3. September 2011, 08:05

Es scheint mir das es hier viele Leipziger gibt!

Gruß
Nostalgiker
Nostalgiker
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon vs1400 » 3. September 2011, 20:42

Nostalgiker hat geschrieben:Es scheint mir das es hier viele Leipziger gibt!

Gruß
Nostalgiker


hoffentlich sitze "die" nicht alle an einem pc ...
... dann hätte Huf nen neuen patient. [wink]


danke für die vielen infos der schreiber, macht nur weiter so.
ich mache es mir hier bequem BildBild.

gruß vs
vs1400
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon Nostalgiker » 3. September 2011, 21:28

vs1400 hat geschrieben:hoffentlich sitzen "die" nicht alle an einem pc ...


wir sind gerade dabei die Tastaturbenutzungszeiten auszuwürfeln [crazy]

Gruß
Nostalgiker
Nostalgiker
 

Re: Im Erinnerungshotel

Beitragvon vs1400 » 4. September 2011, 21:19

Nostalgiker hat geschrieben:
vs1400 hat geschrieben:hoffentlich sitzen "die" nicht alle an einem pc ...


wir sind gerade dabei die Tastaturbenutzungszeiten auszuwürfeln [crazy]

Gruß
Nostalgiker


... ich hoffe du wechselst beim würfeln nicht jedes-mal den stuhl. [denken] ... doch ne fall für Huf? ...

gruß vs ... hast aber recht!
vs1400
 

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