Nostalgiker hat geschrieben:@vs1400,
weil doch Freitag ist und ich mild gestimmt bin löse ich das Rätsel für Dich.
Es handelt sich um den "Apfeltraum" von Renft.
Hier eine "Neuere Fassung" von einigen Mitgliedern der Renft Truppe.
Gaaaanz wichtig ist bei diesem Song die Stimme von Cäsar.
Hier noch eine nicht ganz so qualitativ gute Live-Aufnahme des Songs von 1972 (?)
Hier spielt die berühmte Besetzung der Band.
Wenn ich richtig denke ist es eine Aufnahme welche eventuell von einem Konzert stammt welches 'Renft' 1972 in der Leipziger Kongresshalle spielte.
Was einer Sensation gleichkam, hatte Renft im Leipziger Stadtgebiet faktisch Auftrittsverbot was allgemeine öffentliche Veranstaltungen betraf.
Das Konzert in der Kongresshalle endete fast in einem Tumult weil irgend so ein Idiot von Apparatschik meinte er könne die begeisterten Fans ruhigstellen wenn er der Band den Strom abdreht.
Die Halle gerammelt voll und auf einmal ist der Saft für die Verstärker spielenden der Rockband weg!
Cäsar schnappte sich seine Mundi und spielt ohne Verstärkung durch Mikro "Cäsars Blues", begleitet vom Akkustikgeschrammels der Restband.
Der Saal tobte
Der Song 1996 von Cäsar mit Renft
Danach wurde der Strom (1972) wieder angestellt.
Renft war zwischen 71 und ihrem Verbot 1975 die absolute angesagteste Gruppe in der DDR. Davor war sie doch mehr in Leipzig und Umgebung bekannt durch ihre doch sehr wilden Tanzveranstaltungen. reine Konzerte wurden damals noch nicht gespielt.
Die Glaubensfrage für einen Beatmusikfan wie das damals hieß war Renft oder Puhdys für die DDR Musikszene in der damaligen Zeit. Puhdys war etwas für die Doofen, den richtig krachenden Rock machten Renft.
Denn wer stieg schon auf einen Baum oder ließ sich Türen zur Stadt öffnen, außerdem kupferten sie (Puhdys) damals schamlos Uriah Heep in ihren ersten "eigenen" Songs ab.
So ab 1968 habe ich die Band bei vielen Tanzabenden und später bei Konzerten erlebt. Zum Anfang spielten sie mehr Titel der angesagten westlichen Bands nach, das mit den eigenen Songs und Texten auf deutsch kam erst gegen 1970/71. also Lindenberg ist definitiv nicht der Erfinder deutschsprachiger Rockmusik, das passierte in der DDR so um 1970 rum.
Renft konnte natürlich in Leipzig spielen aber wie gesagt kaum wenn es Veranstaltungen waren wo die Abteilung Kultur der Stadt Leipzig ihr Händchen drauf hatte.
Aber es gab viele Hochschulen und eine Uni in Leipzig und rührige FDJ Klub-Chefs luden die Band ein im Hörsaal der jeweiligen Einrichtung zu musizieren.
Das Kind bekam einen "Namen" wie 'Konzert für die Flutopfer in Bangladesh' und ab ging die Post, in diesem Fall in der Hochschule für Malerei und Buchdruck oder sie spielten auf dem Unitag der KMU ein Open Air im Clara-Zetkin-Park.
Oder es gab ebenfalls ein Open Air in Gaschwitz mit mehreren Bands. (Das war nun wieder von dem Absturzschuppen organisiert in dem ich wilde Konzerte auch mit anderen Bands erlebte)
Auf der Wiese, die Bands standen auf einer Bühne aus mehreren Traktor-Anhängern zusammengestellt, die PA reichte vorne und hinten nicht um die Masse zu beschallen aber Spass hat es gemacht und Hauptsache dabei gewesen. Denn sowas, auch die Konzerte in diversen Hörsälen, wurden nicht Plakatiert oder mit Anzeigen in der Zeitung beworben. Das sprach sich unter den Fans rum und die Säle, in diesem Fall die Wiese, waren immer voll.
In Gaschwitz waren damals bestimmt 4 oder 5000 Leute.
Mit ihren beiden Songs "Glaubensfragen" (Thema: Wehrdienstverweigerung)
und "Ballade vom kleinen Otto" (Thema: Republikflucht)
von 1974/75 überspannte die Band die "Geduld" der Funktionäre, besonders der Kulturstadrätin von Leipzig. Bei einem angeordneten Vorspiel der Band zur Einstufung wurde ihnen eröffnet das die Band ab sofort nicht mehr existiere weil sie mit ihren Texten die Werktätigen der DDR verunglimpfe und die sich das nicht länger bieten lassen würden.
Damit war das Ende der Band besiegelt und eine Legende wurde geboren.
Der Versuch der Tilgung der Musik von Renft aus dem kollektiven Bewusstsein der DDR Jugend führte genau zum Gegenteil dessen was erreicht werden sollte. Jedenfalls bei den Jahrgängen welche Renft hautnah miterlebten.
Der Witz ist das diese Lieder bereits in Konzerten gespielt wurden und die "Werktätigen" die Bandmitglieder dafür nicht verprügelten.
Trotzdem konnte diese Renitenz von der totalitären Kulturpolitik nicht toleriert werden und deshalb das Verbot.
(Übrigens der vollständige Wortlaut des Verbotes existiert in einem Mitschnitt welcher von der Band heimlich angefertigt wurde. Er ist auf der CD "40 Jahre Klaus Renft Combo" zu hören.)
In einigen Interviews und Biographien der Musiker habe ich nach 90 gelesen das sich die Band wahrscheinlich früher oder später selbst aufgelöst hätte weil die "Fraktionskämpfe" um musikalische und politische Ausrichtung der Band diese schon in zwei Lager gespalten hatte.
Die zwei in der DDR veröffentlichten Platten der Band gehören für mich wegen des teilweise brachialen Rocks der dort gespielt wird mit zu dem Besten was in dieser Zeit und in diesem Genre herausgebracht wurde.
Bei der Musik dieser Band "mußte" man beim hören der LPs nicht mehr raten wen sie da nun aus dem Westen kopieren. Das war wirklich eigenständige Musik und sie wurde auch von den Jugendlichen.. angenommen.
Die zweite LP spielte ich Anfang 2000 einem völlig ahnungslosen aber musikalisch fundiertem Menschen aus dem Wessiland vor. Er war völlig aus dem Häuschen. Denn bisher kannte er nur einige Titel von Karat und den Puhdys. Er konnte es nicht so richtig glauben das solche Rockmusik in der DDR zur damaligen Zeit gemacht wurde.
Na ok, jetzt habe ich in Erinnerungen was die Rockmusik in der DDR betrifft geschwelgt. Dabei gleich nochmal Renft gehört und wie immer für gut gefunden.
gute Nacht
Nostalgiker
für meine generation = otto normalbürger, hatte renft keine bedeutung.
vs1400 hat geschrieben:danke für dein post und wieder ne masse info, für die mir erstmal die zeit fehlt.
doch mal ne frage, DT64, habt ihr diesen sender damals gehört?
ich bin ein '67ziger und hatte mit dt64 den ersten "kontakt", als ich zur grenze kam und ihn hören musste.
gruß vs
icke46 hat geschrieben:Kleine Korrektur: "Der Blaue Bock" war ARD, nicht ZDF
Zicke hat geschrieben:was für ein zweischneidiges Schwert diese Musik in dieser Zeit war ,belegt ja auch das "Geständnis" von Peter(Cäsar)Gläser das er 22Jahre als IM tätig war.
P.S. Renft(Jentsch) war Jenenser und kein Leipziger.
Nostalgiker hat geschrieben:Jetzt BITTE keine Diskussion über IMs hier in diesem Thread!!!
vs1400 hat geschrieben:hoffentlich sitzen "die" nicht alle an einem pc ...
Nostalgiker hat geschrieben:vs1400 hat geschrieben:hoffentlich sitzen "die" nicht alle an einem pc ...
wir sind gerade dabei die Tastaturbenutzungszeiten auszuwürfeln
Gruß
Nostalgiker
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