Du oder Sie als Anrede?

[Interessierter]

Mittlerweile ist das „Du“ nicht mehr nur unter Freund/innen oder der Familie gängig. Sogar Unternehmen haben heute vermehrt eine Du-Kultur. Und das nicht nur unter Kolleg/innen, oft wird sogar auch der/die Chef/in geduzt.

Können wir uns nicht einfach dem Englischen anpassen und alle duzen?

Also ich hätte kein Problem damit und denke, dass es lediglich eine Sache der Gewohnheit ist.

[OaZ]

Mir war das "Du" früher auch wichtig. Heute sehe ich das distanzierter und konservativer und lege schon Wert darauf, nicht ungefragt von deutlich Jüngeren oder "Rangniederen" geduzt zu werden.
Das "Du" bzw. "Sie" gehört zu unserer Kultur und man muss nicht alles von den Amis (bzw. Briten) übernehmen.

[Kumpel]

Zuerst kommt das Du und danach das leck mich am Arsch. Kurz, ich halte davon nichts.

[Interessierter]

OaZ » 14. Sep 2020, 09:16
Mir war das "Du" früher auch wichtig. Heute sehe ich das distanzierter und konservativer und lege schon Wert darauf, nicht ungefragt von deutlich Jüngeren oder "Rangniederen" geduzt zu werden.
Das "Du" bzw. "Sie" gehört zu unserer Kultur und man muss nicht alles von den Amis (bzw. Briten) übernehmen.

Es gehörte aber auch einmal zu unserer Kultur " Rangniedere " in der 3. Person anzusprechen. So sagte man dem angeblich " Rangniederen ": Möge er mal den Hof fegen.

[OaZ]

Sprache unterliegt stetigen Veränderungen.
Auch in der Anrede zur 3. Person wird jedoch eine Distanz deutlich, die wohl nicht untypisch für uns Deutsche ist.

[Kumpel]

Für mich hat das nichts mit Rang zu tun , sondern mit einer gesunden und natürlichen Distanz die hierzulande wohl mehr und mehr verloren geht.
Ist wohl so eine Art Verwahrlosung.

[Volker Zottmann]

Das mit dem DU ist auch in Deutschland verbreitet und ein alter Schuh.
Zumindest die Baumenschen wissen, dass sich auf Baustellen immer geduzt wurde, auch die Chefs wurden so angesprochen. Einzige Ausnahme waren Lehrlinge. Die durfen das gewöhnlich erst, wenn sie als Gesellen freigeschlagen wurden.

Ganz anders, als ich mit eigener Firma unterwegs war. Unser Kunden wurden grundsätzlich gesiezt.

Gruß Volker

[Interessierter]

Sprache unterliegt stetigen Veränderungen.
Auch in der Anrede zur 3. Person wird jedoch eine Distanz deutlich, die wohl nicht untypisch für uns Deutsche ist.

Also wenn einen Menschen verbal demütigend in der 3. Person ansprechend, typisch deutsch sein soll, dann müßte ich mich schämen.

[Bahndamm 68]

Vorab, ein herzliches Dankeschön an Wilfried für diesem neuen Thread.

Leider habe ich ein konservatives Elternhaus gehabt, was mich über mein gesamtes Leben geprägt hat. Unglücklich bin ich nicht darüber.
Es gehörte schon zum guten Ton und Sitte dazu, dass ältere Personen immer mit „Sie“ angesprochen werden mussten. Das bedeutet, die Achtung vor dem dir Vorstehenden. Gleichzeitig und dies habe ich dann im späteren Leben mir selbst angeeignet, Menschen zu zuhören und „AUSREDEN“ zu lassen. Es ist für mich ein Unding ständig dazwischen zu quasseln. Deshalb ist Markus Lanz für mich ein rotes Tuch.
Gleichzeitig, ob jünger oder älter, bei Vorgesetzen insbesondere im Beruf. Ich war schon im Ruhestand, da hat mich mein ehemaliger Chef, ca. 8 Jahre jünger, einmal angerufen und hat mir das „DU“ angeboten. Ich war überrascht und vom Tage an habe ich die Umgangssprache dann etwas lockerer angesehen. Eine große Hemmschwelle habe ich dann noch gegenüber Frauen, egal sie ob jünger oder älter sind.
Was nun unser User mit seinen Neandertaler-Gesicht schreibt, dass das „DU“ in Deutschland ein alter Schuh ist, kann ich so nicht bestätigen.
Wie ist die Handhabung in den Parteien? Die „Roten“, sprich Genossen mit Du, die Konservativen mit „Sie“.

Wer hat vor wem mehr Achtung und Respekt?

Zum „Du“ und „Sie“ gehört auch dazu, ein „Danke“ auszusprechen. Deshalb stehe ich etwas auf Kriegsfuß mit den Medien. Immer wird nur über das „Negative“ auf dieser Welt kommuniziert.
Brauchen wir nicht alle einmal ein „Schulterklopfen“?
Einen Horror bekomm ich immer wieder, wenn man liest, sieht und hört, dass Flüchtlinge seit Tagen oder Wochen, keine Wasser, kein Essen, keine Unterkunft haben. Verdammt noch Mal, wie lang kann ein Mensch ohne Wasser leben?

Ist dies auch eine konservative Einstellung von mir.

VG Bahndamm 68

[OaZ]

Also wenn einen Menschen verbal demütigend in der 3. Person ansprechend, typisch deutsch sein soll, dann müßte ich mich schämen.

Alles hat(te) seine Zeit. Dafür bist du zu spät geboren. Außerdem muss das nicht demütigend aufgefasst werden.
Schräg klingt sowas heute allemal. Es gibt z.B. komische Flohmarktkäuze, die sich offenbar quälen müssten, einen zu siezen, dann sprechen sie total verquer an. Klingt echt dumm!

Aber auch im Forum hier gibt es Fossile, die (noch) in der 3.P. Sing.mask./fem. schreiben.

[Nostalgiker]

Nun kann natürlich heftig weiter darüber spekuliert werden ob die alte Anrede "er" nun eine herablassende Beleidigung ist um sich sofort darüber zu schämen oder man versucht da mal etwas Licht ins Dunkel der spekulativen Gedanken zu bringen.
Bei jedem Toten an der Grenze von Ost nach West wird doch auch stundenlang gegoogelt um irgendeinen Beweis zu finden das da nur Verbrecher und willfährige Büttel am Werk waren.

Also folgendes:

Heute glaubt man gemeinhin, "Er" sei die herablassende, ja leicht verächliche Anrede eines Höhergestellten gegenüber jemand viel tiefer stehendem ("Hebe Er sich hinweg!"), z.B. eines Fürsten gegenüber einem Bauern. Tatsächlich wäre ein Bauer, der von einem Fürsten geerzt wurde, verwirrt gewesen und hätte sich gefragt, ob der Fürst ihn verkohlen will: Im 18. Jh. ist "Er" (bzw. weiblich "Sie") eine höflichere Anrede als "Ihr" und nur eine Stufe unter dem Plural-"Sie", die damals höflichste Anrede.

Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts war deutlich hierarchischer strukturiert als die heutige, und das spiegelte sich in den Anredeformen. Im deutschen Sprachraum waren vier Anredeformen üblich: Du (2. Person Singular), Ihr (2. Person Plural), Er/Sie (3. Person Singular) und Sie (3. Person Plural, dem heutigen Siezen entsprechend). Anders als im heutigen Sprachgebrauch war die Anrede nicht nur eine Frage der Intimität (Du) oder Distanz (Sie), sondern vor allem des sozialen Gefälles. Einem Japaner dürfte das Prinzip vertrauter sein als einem heutigen Deutsch sprechenden, denn im Japanischen spricht man noch heute mit einem sozial Höhergestellten anders als mit einem Tieferstehenden. Einen winzigen Abklatsch davon kann man noch erahnen, wenn man bedenkt, daß Erwachsene Kinder duzen, die Kinder die Erwachsenen aber siezen: Es ist das soziale Gefälle das Alters. Während wir heute unterschiedslos alle Fremden siezen, mußte man im 18. Jh. unterscheiden, ob der Andere einen geringeren, den gleichen oder höheren Rang als man selbst hatte. Um die Sache noch komplizierter zu machen, kommt es nicht nur darauf an, wie groß der Abstand auf der sozialen Leiter ist, sondern auch auf den absoluten Status: Während Gemeine, wenn sie verwandt oder gute Freunde sind, einander duzen, kennt man aus dem Briefen befreundeter Intellektueller oder verwandter Bürgerlicher das "Ihr", .....

Weiter geht es hier

Der ganze Artikel stützt sich auf eine Veröffentlichung zum Thema mit dem Titel 'Ueber alte und moderne Sprach-Sitte, und Art, sich in verschiedenen Ständen mit Unterschied anzureden.' aus dem Jahr 1787
Der Artikel kann hier gelesen werden.

Also ist die Anrede "er" ein besonderes Zeugnis der Ehrerbietung gegenüber einer anderen Person im gleichen sozialen Stande und spiegelt nicht das Verhältnis Fürst zum gemeinen Volk wieder ......

[Kumpel]

Kommt das hin? Kumpanei durch das Du ist Lumperei? Geben Sie mir da Recht Kumpel? Und nee, Humor beiseite aber echt jetzt Kumpel, bei dir bin ich sofort mit am Biertisch weil, das klingt so.....na wie Kumpel eben.Auch wenn Du mir bissel abgehoben wohnst...so mit Alpenblick.

Rainer Maria

Da gebe ich Ihnen zum Teil Recht werter Edelknabe.
Ich denke aber , es macht schon einen Unterschied , ob mich ein Eingeborener auf einer Alpe im Allgäu oder in der Kneipe mit du anspricht , oder ob sich das jemand im normalen Alltag herausnimmt zu dem ich dieses Du Verhältnis nicht habe.
Ich habe das jedenfalls in meiner Firma bemerkt , dass sich Mitarbeiter aufgrund eines Du , das sich aus verschiedenen Gründen ergeben hat , sich manches erlauben was nicht sein sollte.
Ja eigentlich schon so eine Art Lumperei.

[Edelknabe]

Gut geantwortet Kumpel, wir verstehen uns zumindest was den Vorsatz betrifft. Kleine Geschichte zu: "Wir wohnten mal über 20 Jahre in einem Leipziger Stadtteil, nebenan ein Krauter(Selbstständiger mit Geselle), die Firma alteingesessen. Beide so Chef und Geselle immer per Sie, und das klappte richtig gut."

Rainer Maria

PS: HPA was wars denn nun? Etwa ein Trabant 500? Nu komm.....