"Kultur für alle" - die Hamburger Fabrik

Die Ecke für dies und das...

"Kultur für alle" - die Hamburger Fabrik

Beitragvon Interessierter » 10. Juli 2020, 07:47

"In Altona, da stand eine Fabrik. So mancher ging als Spießer hin und kam als Mensch zurück", reimte einst der Kabarettist Hans Scheibner. Er meint damit die Fabrik in Hamburg. Im Juni 1971 in einer ehemaligen Maschinen- und Munitionsfabrik eröffnet, ist sie das erste Kultur- und Kommunikationszentrum in Deutschland. "Kultur für alle" hat sich die Fabrik auf die Fahnen geschrieben. Ziel ist es, Kreativität, Kommunikation, Eigeninitiative und Selbstbewusstsein zu fördern. Das Kulturzentrum Kinder- und Jugendarbeit, veranstaltet Lesungen, Diskussionen, Theater und natürlich Live-Musik. Auf der Konzertbühne standen schon Größen aus den unterschiedlichsten Musik-Genres: von AC/DC über Miles Davis und Nina Simone bis John Zorn.

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Hamburgs alternativ-kultureller Leuchtturm in den 70er-Jahren: Das Kultur-Projekt Fabrik im Bezirk Altona.

Kunst und Kultur für alle

Rückblende: Im Jahre zwei nach Woodstock wollen der Maler Horst Dietrich und der Architekt Friedhelm Zeuner eine Utopie umsetzen. Die beiden stört es, dass "Kunst eine elitäre Angelegenheit ist". Kultur nicht nur für Schlips- und Kragenträger, sondern für die "Zu-kurz-Gekommenen", das will der gebürtige Altonaer Dietrich. Für 3.200 Mark Erbpacht im Monat übernehmen Dietrich und Zeuner im Herzen von Ottensen einen leer stehenden Klinkerbau aus dem Jahr 1830. Für den Umbau der Industriehalle zeichnet Zeuner verantwortlich - später bekommt er dafür den Architekturpreis des Hamburger Senats. In dem sanierungsbedürftigen Arbeiterstadtteil gibt es viel Armut und Kriminalität. Aber gerade um Straßenkinder und Rocker wollen sich Dietrich und Zeuner kümmern. Am 25. Juni 1971 ist es so weit: Die Fabrik öffnet.

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So sah die Fabrik früher aus. Das industrielle Flair blieb auch nach dem Umbau zum Kulturzentrum erhalten.

Im September 1971 kommt Mikis Theodorakis in die Fabrik. Der griechische Komponist wettert gegen die Militär-Junta in seiner Heimat. Das Konzert hat Signalwirkung. Die Hamburger kommen in Strömen in die alternative Trutzburg. Punker, Rocker, Hippies und auch Schlipsträger feiern in seltener Eintracht. Die Jugendkriminalität im Stadtteil sinkt. 1973 zeichnet die Bundesregierung die Fabrik für deren beispielhafte Umsetzung des neuen Kulturverständnisses und dessen Vermittlung aus. In ganz Deutschland entstehen Kulturzentren nach dem Vorbild der Fabrik.


Hier geht es weiter:
https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... ik101.html

Wir sind dort einmal gewesen, um uns eine berühmte Oldtime - Jazz - Band anzuhören. Die Hütte war natürlich brechend voll. Als Sitzgelegenheiten waren damals anstatt Stuhlreihen, Eisenbahnschwellen installiert und als kleinen Imbiss gab es Erbsensuppe. Das war ein tolles Erlebnis, dass mir auch nach so vielen Jahrzehnten noch in Erinnerung geblieben ist.
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Re: "Kultur für alle" - die Hamburger Fabrik

Beitragvon Werner Thal » 10. Juli 2020, 09:30

Auch ich war zwei Mal dort:im September 2002 mit meiner Frau zu einem Auftritt vom Komponisten und
Sänger Lee Hazlewood, der aber an diesem Abend nur seine aktuelle CD „For Every Solution There ´ s
A Problem“ (Für jede Lösung gibt es ein Problem) vorstellte. Mitgebracht hatte er aber auch seinen
damaligen „Hausgitarristen“ Al Casey, der aber an diesem Abend nicht auf der Bühne stand.

Das zweite Mal erlebte ich im April 2010 den Ausnahme Surf-Gitarristen Dick Dale mit seinem damaligen
Bassisten und Drummer.

W. T.
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Re: "Kultur für alle" - die Hamburger Fabrik

Beitragvon Interessierter » 10. Juli 2020, 09:54

Moin Werner,
ich vermute, dass es da bereits andere Sitzgelegenheiten gab als Eisenbahnschwellen, oder?
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Re: "Kultur für alle" - die Hamburger Fabrik

Beitragvon Werner Thal » 10. Juli 2020, 12:22

Moin Wilfried,

zu Lee Hazlewood´s Performance waren im vorderen Bereich Stühle aufgestellt worden.
Bei Dick Dale war nur vor der Bühne eine freie Fläche. Da ich schon sehr zeitig dort war,
konnte ich mir rechts etwas abseits von der Bühne auf einem angebauten Podest einen
Sitzplatz sichern. Und wer dort nichts mehr fand, mußte eben die ganze Zeit stehen.
Ich weiß aber nicht mehr genau, wie lange diese Darbietung damals dauerte.

Gruß Werner
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Re: "Kultur für alle" - die Hamburger Fabrik

Beitragvon Edelknabe » 10. Juli 2020, 15:50

Aus dem Link mit dem hier:

"Als Sitzgelegenheiten waren damals anstatt Stuhlreihen, Eisenbahnschwellen installiert und als kleinen Imbiss gab es Erbsensuppe. Das war ein tolles Erlebnis, dass mir auch nach so vielen Jahrzehnten noch in Erinnerung geblieben ist."Textauszug ende


Doch nicht etwa gebrauchte Bahn-Schwellen? Echt jetzt, der Rainer hatte mal zu tiefster DDR-Zeit so ne Reichsbahnschwelle in seinen Öfen(Küche, Wohnzimmer, Kinderzimmer) verfeuern wollen.Erst stank es im Keller mehr wie penetrant, dann in der Bude, am Ende habe ich den traurigen Rest im Aschenkübel entsorgt. Mit was, mit welchem giftigen Holzschutzmittel wurden die Dinger gleich nochmal getränkt? Wer kennt sich da aus?

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Re: "Kultur für alle" - die Hamburger Fabrik

Beitragvon pentium » 10. Juli 2020, 15:59

Edelknabe hat geschrieben:Aus dem Link mit dem hier:

"Als Sitzgelegenheiten waren damals anstatt Stuhlreihen, Eisenbahnschwellen installiert und als kleinen Imbiss gab es Erbsensuppe. Das war ein tolles Erlebnis, dass mir auch nach so vielen Jahrzehnten noch in Erinnerung geblieben ist."Textauszug ende


Doch nicht etwa gebrauchte Bahn-Schwellen? Echt jetzt, der Rainer hatte mal zu tiefster DDR-Zeit so ne Reichsbahnschwelle in seinen Öfen(Küche, Wohnzimmer, Kinderzimmer) verfeuern wollen.Erst stank es im Keller mehr wie penetrant, dann in der Bude, am Ende habe ich den traurigen Rest im Aschenkübel entsorgt. Mit was, mit welchem giftigen Holzschutzmittel wurden die Dinger gleich nochmal getränkt? Wer kennt sich da aus?

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Re: "Kultur für alle" - die Hamburger Fabrik

Beitragvon augenzeuge » 10. Juli 2020, 16:19

Edelknabe hat geschrieben:der Rainer hatte mal zu tiefster DDR-Zeit so ne Reichsbahnschwelle in seinen Öfen(Küche, Wohnzimmer, Kinderzimmer) verfeuern wollen.Erst stank es im Keller mehr wie penetrant, dann in der Bude, am Ende habe ich den traurigen Rest im Aschenkübel entsorgt. Mit was, mit welchem giftigen Holzschutzmittel wurden die Dinger gleich nochmal getränkt? Wer kennt sich da aus?

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