"In Altona, da stand eine Fabrik. So mancher ging als Spießer hin und kam als Mensch zurück", reimte einst der Kabarettist Hans Scheibner. Er meint damit die Fabrik in Hamburg. Im Juni 1971 in einer ehemaligen Maschinen- und Munitionsfabrik eröffnet, ist sie das erste Kultur- und Kommunikationszentrum in Deutschland. "Kultur für alle" hat sich die Fabrik auf die Fahnen geschrieben. Ziel ist es, Kreativität, Kommunikation, Eigeninitiative und Selbstbewusstsein zu fördern. Das Kulturzentrum Kinder- und Jugendarbeit, veranstaltet Lesungen, Diskussionen, Theater und natürlich Live-Musik. Auf der Konzertbühne standen schon Größen aus den unterschiedlichsten Musik-Genres: von AC/DC über Miles Davis und Nina Simone bis John Zorn.
Hamburgs alternativ-kultureller Leuchtturm in den 70er-Jahren: Das Kultur-Projekt Fabrik im Bezirk Altona.
Kunst und Kultur für alle
Rückblende: Im Jahre zwei nach Woodstock wollen der Maler Horst Dietrich und der Architekt Friedhelm Zeuner eine Utopie umsetzen. Die beiden stört es, dass "Kunst eine elitäre Angelegenheit ist". Kultur nicht nur für Schlips- und Kragenträger, sondern für die "Zu-kurz-Gekommenen", das will der gebürtige Altonaer Dietrich. Für 3.200 Mark Erbpacht im Monat übernehmen Dietrich und Zeuner im Herzen von Ottensen einen leer stehenden Klinkerbau aus dem Jahr 1830. Für den Umbau der Industriehalle zeichnet Zeuner verantwortlich - später bekommt er dafür den Architekturpreis des Hamburger Senats. In dem sanierungsbedürftigen Arbeiterstadtteil gibt es viel Armut und Kriminalität. Aber gerade um Straßenkinder und Rocker wollen sich Dietrich und Zeuner kümmern. Am 25. Juni 1971 ist es so weit: Die Fabrik öffnet.
So sah die Fabrik früher aus. Das industrielle Flair blieb auch nach dem Umbau zum Kulturzentrum erhalten.
Im September 1971 kommt Mikis Theodorakis in die Fabrik. Der griechische Komponist wettert gegen die Militär-Junta in seiner Heimat. Das Konzert hat Signalwirkung. Die Hamburger kommen in Strömen in die alternative Trutzburg. Punker, Rocker, Hippies und auch Schlipsträger feiern in seltener Eintracht. Die Jugendkriminalität im Stadtteil sinkt. 1973 zeichnet die Bundesregierung die Fabrik für deren beispielhafte Umsetzung des neuen Kulturverständnisses und dessen Vermittlung aus. In ganz Deutschland entstehen Kulturzentren nach dem Vorbild der Fabrik.
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Wir sind dort einmal gewesen, um uns eine berühmte Oldtime - Jazz - Band anzuhören. Die Hütte war natürlich brechend voll. Als Sitzgelegenheiten waren damals anstatt Stuhlreihen, Eisenbahnschwellen installiert und als kleinen Imbiss gab es Erbsensuppe. Das war ein tolles Erlebnis, dass mir auch nach so vielen Jahrzehnten noch in Erinnerung geblieben ist.