Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Aufarbeitung und Schlußfolgerungen

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2012, 17:32

Volker Zottmann hat geschrieben:Ja Merkur, der Interessierte vermutet nur. Bestimmt hat man die Unterlagen für später woanders gelagert... [laugh]

Sag mal, ich weiß nicht wo Du 1989 warst. In Quedlinburg hat bei der Staatssicherheit jedenfalls der Schornstein ununterbrochen gequalmt. Und die "fleißigen" Helfer im Inneren werden nicht gefroren haben, auch Ihre Schredder hörte man sprichwörtlich bis auf die Straße...

Will sagen, Deine jetzigen Spitzfindigkeiten sind Pillepalle.

Gruß Volker


Im November 89 war ich in der Ethel- und Julius-Rosenberg Str. 24 und habe mit Lothar Schulze fleißig die Öfen geheizt. [grins]
Aber Deine Akte ist dem Feuer nicht zum Opfer gefallen und auch die Mordpläne gegen Eigendorf waren nich dabei. Sei also ganz beruhigt, war alles Pillepalle [hallo] .
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Juni 2012, 17:50

Ach Merkur, Du warst das! [super] Aha. Nur Lothar Schulze kenne ich nicht. [frown]

Aber wenn Du am Feuer standest, kannst Du ja nicht wissen, was am Schredder passierte .... [peinlich]

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Affi976 » 25. Juni 2012, 18:04

Zitat Volker Z.:...Aber wenn Du am Feuer standest, kannst Du ja nicht wissen, was am Schredder passierte ....

DAS wirst Du @Volker uns doch hoffentlich gleich erzählen, denn Du hast die Schredder ja sogar gehört!!!! [shocked]
VG Affi
Benutzeravatar
Affi976
          
          
 
Beiträge: 1689
Bilder: 492
Registriert: 22. April 2010, 15:39
Wohnort: Weimar - Thüringen

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Juni 2012, 18:13

Affi, es stimmt schon, dass Lesen bildet, aber man muss es auch können: Da steht sprichwörtlich.
Im Gegensatz zu Manchem, denke ich vor dem Schreiben.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2012, 18:17

Volker Zottmann hat geschrieben:Ach Merkur, Du warst das! [super] Aha. Nur Lothar Schulze kenne ich nicht. [frown]

Aber wenn Du am Feuer standest, kannst Du ja nicht wissen, was am Schredder passierte .... [peinlich]

Gruß Volker


Na Zotti, das mit dem Lothar Schulze klärst Du bestimmt noch auf.
Ja die Schredder und Feuer waren heiß damals. Was da alles reinwanderte, weil man es nicht mehr benötigte...Unterlagen vom Parteilehrjahr, alte Speisepläne und die geliebten Unterlagen von Feriendomizil "Habichtstein". Natürlich aber auch wichtige Dinge wie die Spionageabwehrkonzeptionen von militärischen Objekten im Kreis QLB, wie dem "Kajemotschka" auf der Viktorshöhe und und und.... Wenn ich Dir das alles erzähle... [mundzu] Ich hör lieber auf... [hallo]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Juni 2012, 18:29

Danke, Merkur, nur dass Du nichts erzählen willst, falls Du was weißt oder wüsstest, betrübt mich. Ich bin doch hier im Forum um was zu erfahren.
Speziell über QLB. Mein Opa war doch in den beginnenden 60ern dort in der Dienststelle. Hüllte sich aber immer in Schweigen.

Als junger angehender Meister leitete ich zeitweilig die Ferienheim-Baustelle des WBK in Friedrichsbrunn. Genau um 1972. Dem Jahr des großen Windbruchs. Die Baustelle war genau am Waldweg zur Viktorshöhe. Ich habe mir damals Gedanken gemacht, wo nur die vielen Betonlaster den Beton abkippten. Dort wurde ja auch unter der Erde gebaut. Nicht nur vom Bergbau her...

Für Infos bin ich dankbar. Volker [ich auch]
Volker Zottmann
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon manudave » 25. Juni 2012, 18:35

Merkur hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Ja Merkur, der Interessierte vermutet nur. Bestimmt hat man die Unterlagen für später woanders gelagert... [laugh]

Sag mal, ich weiß nicht wo Du 1989 warst. In Quedlinburg hat bei der Staatssicherheit jedenfalls der Schornstein ununterbrochen gequalmt. Und die "fleißigen" Helfer im Inneren werden nicht gefroren haben, auch Ihre Schredder hörte man sprichwörtlich bis auf die Straße...

Will sagen, Deine jetzigen Spitzfindigkeiten sind Pillepalle.

Gruß Volker


Im November 89 war ich in der Ethel- und Julius-Rosenberg Str. 24 und habe mit Lothar Schulze fleißig die Öfen geheizt. [grins]
Aber Deine Akte ist dem Feuer nicht zum Opfer gefallen und auch die Mordpläne gegen Eigendorf waren nich dabei. Sei also ganz beruhigt, war alles Pillepalle [hallo] .


...irgendwie hatte ich in Erinnerung, dass du rund um Berlin die Akten im Wasser versenkt hast...?
Meine ich absolut ernsthaft, aber vielleicht war das auch ein Verflossener deines damaligen Berufsstandes...
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
Benutzeravatar
manudave
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 4398
Bilder: 49
Registriert: 22. April 2010, 16:29
Wohnort: Hessen

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2012, 18:52

Volker Zottmann hat geschrieben:
Als junger angehender Meister leitete ich zeitweilig die Ferienheim-Baustelle des WBK in Friedrichsbrunn. Genau um 1972. Dem Jahr des großen Windbruchs. Die Baustelle war genau am Waldweg zur Viktorshöhe. Ich habe mir damals Gedanken gemacht, wo nur die vielen Betonlaster den Beton abkippten. Dort wurde ja auch unter der Erde gebaut. Nicht nur vom Bergbau her...

Für Infos bin ich dankbar. Volker [ich auch]


Dort waren mehrere Ferienobjekte, u. a. auch eines vom VEB Qualitäts- und Edelstahlkombinat Hennigsdorf und eine öffentliche Gaststätte. Das Objekt "Kajemotschka" lag am Weg von Friedrichsbrunn nach Viktorshöhe und war ein Nachrichtenobjekt der GSSD.
Zuletzt geändert von Merkur am 25. Juni 2012, 18:54, insgesamt 1-mal geändert.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Interessierter » 25. Juni 2012, 18:54

Merkur will was erzählen ?

Hoffentlich liest das nicht Alfred, nachher will der das auch noch ? Da fällt mir ein der Edelknabe fragt doch immer in seiner " zurückhaltenden Art " andere User nach persönlichen Dingen. Mensch Rainer, das wäre doch einmal eine Aufgabe für Dich bei den beiden das konstant anzumahnen?

Sollte es Dir gelingen ihnen etwas anderes als Inhalte von MfS - Insider oder The Marxist zu entlocken, gebe ich Dir beim nächsten Forentreffen ein großes Bier aus.

[grins] [hallo]
Interessierter
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2012, 19:00

Interessierter hat geschrieben:Merkur will was erzählen ?


Sollte es Dir gelingen ihnen etwas anderes als Inhalte von MfS - Insider oder The Marxist zu entlocken, gebe ich Dir beim nächsten Forentreffen ein großes Bier aus.

[grins] [hallo]


Okay, höre schon auf, es bringt nichts. Tut mir leid Zotti, aber mit einer bestimmten Klientel von Usern ist halt nicht zu reden.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Volker Zottmann » 25. Juni 2012, 19:10

Merkur ... das ist keine neue Erkenntnis, die hatte ich schon [wink]
Volker Zottmann
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2012, 19:14

Volker Zottmann hat geschrieben:Merkur ... das ist keine neue Erkenntnis, die hatte ich schon [wink]


Na dann wirst Du ja auf den Rest nicht angewiesen sein. [hallo]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Edelknabe » 25. Juni 2012, 19:42

Interessierter, nur für dich zum Mitschreiben und das meine ich mal heute ganz ohne Humor. Ich frage nicht andere User "nach sehr persönlichen Dingen", auch nicht in meiner zurückhaltenden Art. Ich frage sie genau nachdem, was ich bereits in über ...waren es 4000 Texten aus meinem normalen Alltags-Leben preisgegeben habe.

Es interessiert mich also nicht ob Einer in jungen Jahren seine Freundin dreinmal am Tag in sein Bett gezogen hatte um mit ihr 55 Anschäge in der Minute zu testen..entschuldige meine Direktheit, denn solchen tollen privaten Sexkram wirst du auch in meinen Texten nicht finden.Das ist mir übrigens sowas von schnuppe, weil ich glaube einmal...63 konnte...ha,ha,ha ist aber lange her , war wohl noch als junger Kerl.

Und mal ganz im Ernst weiter, du hast hier auch noch nichts erzählt und nein, Arbeitgeber mit Anschrift ist nun überhaupt nicht gefragt aber was ist mit Kinderzeit,Schule, Lehre, Armeezeit, Partner und Kindern und auch da sind nun überhaupt keine Namen gefragt?

Rainer-Maria und ich möchte dir ja nicht zumuten, alle meine bisherigen Texte nachzulesen aber von was "ganz Privaten" habe ich dort so denke ich nichts geschrieben. Gute Frage, wo fängt denn überhaupt das Private an, vielleicht ob ich Hämorriden habe oder Plattfüße oder dreimal pro Nacht pullern gehen muss oder? Erzähle du es mir, was der geborene Westdeutsche unter ganz Privatem versteht? Würde mich echt mal interessieren?

Noch besser, wir packen das jetzt in einen Extrafred damit hier nichts falsch herüberkommt, wir hier OT sind und das nicht untergeht...oder was meinst du?
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16633
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Interessierter » 25. Juni 2012, 21:21

Edelknabe ich habe Dir eine PN geschickt.
Nur einen Satz öffentlich dazu:

Wer gelesen hat wie man hier mit der Lebensgeschichte von Volker umgegangen ist, der müsste doch " mit dem Klammerbeutel gepudert sein " auch nur ein Wort aus seinem Leben hier einzustellen.
Obwohl der User Affi ja meint man könne seine Lebensgeschichte einstellen, der eine so und der andere so ?

Gruß
" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Edelknabe » 26. Juni 2012, 05:55

Habe dir auch netterweise eine PN geschickt Interessierter und mich darin gleich erklärt...bißchen aufgeklärt. Nicht das noch der falsche Eindruck entsteht, ich frage hier die Leutchen aus.

Rainer-Maria immer freundlich,höflich und nett
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16633
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Juni 2012, 13:26

Hallo Merkur,
das Objekt der Russen als Solches ist bekannt. Ganz wenig war ja auch damals sichtbar.
Vom VEB Flurschacht Straßberg her wurde ja fast das ganze Rambergmassiv unterhöhlt. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Gänge schon damals nicht mehr zum Bergbau gehörten...
An der B 242 unmittelbar am Uhlental sind ja auch Einstiege versiegelt. Und weiter unterhalb im Tal hat man sich vehement gegen den Bürgerdruck gestemmt, dort ein Hochwasserrückhaltebecken zu bauen. Das würde den Niederschlag von 25qkm aufnehmen, aber, so denke ich, vielleicht Objekte überfluten, wo der Normalbürger nicht mal vermutet, dass es die gab/gibt...

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Bergmensch » 26. Juni 2012, 13:37

Hallo Volker,
Vom Flourschacht bis zum Rammelsberg sind es Luftlinie so ca.10-15 km.
Da kann ich mir schwer vorstellen das es soch ein weit verzweigtes unterirdisches Stollensystem gab bzw.gibt, obwohl ich eine Bergmännische Null bin.
LG Reiner
Bergmensch
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Juni 2012, 15:32

Hallo Reiner, der Bergbau des Fluorschacht Straßberg geht auch nördlich und nordöstlich Richtung Friedrichsbrunn. Das gesamte Bergmassiv ist der Ramberg. Das Uhlenbachtal liegt östlich zwischen Selketal und B242, östlich Siptenfelde. Dort gibt es Mundlöcher. Von da aus sind es max. 5 oder 6 km bis zur Viktorshöhe. LKW- Bewegungen nicht unerheblichen Ausmaßes habe ich selbst im Jahr 1972 von Friedrichsbrunn aus und über die sogenannte Beckstraße (von 242 nach Friedrichsbrunn) beobachtet.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Juni 2012, 16:07

Berichtigung: Von da aus sind es max. 3 bis 4 km bis zur Viktorshöhe.

Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Bergmensch » 26. Juni 2012, 16:36

Ok, danke Volker.
Bergmensch
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Interessierter » 27. Juni 2012, 15:03

Um mal wieder auf das eigentliche Thema Eigendorf zurückzukommen hier nur ein kurzer Beitrag aus Horch und Guck dazu:

Ein Sonderfall bleibt das nach wie vor ungeklärte Schicksal des BFC Dynamo Spielers Lutz Eigendorf, der 1979 floh und bei Kaiserslautern, später bei Eintracht Braunschweig anheuerte. Bis heute ist nicht klar, inwieweit die Stasi bei Lutz Eigendorfs tödlichem Autounfall am 5. März 1983 die Hand im Spiel hatte.23 Auch das am 9. Februar 2010 erfolgte Geständnis eines ehemaligen Stasi-IM vor dem Düsseldorfer Landgericht, einen Mordauftrag in Bezug auf Eigendorf gehabt, diesen aber nicht ausgeführt zu haben, hat letztlich die Umstände von Eigendorfs Tod nicht erhellen können. Doch bleibt, unabhängig von der Unfallursache, das Unglück von tiefgreifender Wirkung. Die sechs Monate später desertierten BFC Dynamo-Kicker Falko Goetz und Dirk Schlegel wurden vom mittlerweile ebenfalls geflohenen Trainer Jörg Berger ermahnt, ja nicht wie Eigendorf öffentlich Interviews zu geben und die DDR zu kritisieren.

Eine diffuse Angst vor alten Netzwerken des Machtapparates der SED sitzt den Betroffenen vielfach bis heute in den Knochen, so dass sich einige weigern, offen über ihr Schicksal oder das ihrer Kollegen zu sprechen. In diesem Sinne erklärte Falko Goetz noch im Jahr 2004: "Lutz Eigendorf ist vor meiner Flucht verunglückt. Ich habe mich dazu nie öffentlich geäußert und möchte das auch weiterhin nicht tun. Ich denke, es gibt Seilschaften, die noch heute bestehen."

http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -68/06810/

In diesem Beitrag werden aber auch noch diverse andere interessante Beispiele von geflüchteten DDR - Sportlern angeführt und auch auf welche Art und Weise man versuchte wieder zurückzuholen. Die Schauprozesse werden ebenfalls nicht ausgespart, wie beispielsweise dieser:

In typischer Manier für eine Erziehungsdiktatur wurden darüber hinaus Schau­prozesse abgehalten, aus denen die Partei die entsprechenden "Lehren" für die ostdeutsche Bevölkerung zog. Nach der Flucht des Leichtathleten Manfred Steinbach wurde im Oktober 1958 ein Schauprozess gegen den Dozenten Dr. Gerhard Kirsten von der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) und den ehemaligen Leichtathletik-Trainer des SC Wissenschaft Halle, Walter Richter, inszeniert. Ihnen wurde vorgeworfen, die Flucht Steinbachs mit vorbereitet und eigene Fluchtpläne gehegt zu haben. Beide Angeklagte wurden zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.12 Das MfS hatte auf pünktliche Urteilsverkündung zum 10. Jahrestag der "demokratischen Sportbewegung" gedrängt13 – aber das war, wollte man zumindest den Schein eines ordentlichen Gerichtsverfahrens wahren, in den Augen der Staats­anwaltschaft nicht zu schaffen.

Dieser Schauprozess zeigt, dass trotz der demonstrativen deutsch-deutschen Gemeinsamkeit in den gesamtdeutschen Olympiamannschaften von 1956 bis 1964 unter der Oberfläche der Sportdiplomatie eine rigide Abgrenzungspolitik gegenüber dem Westen betrieben wurde. Die ideologische Kampfzone wurde hierbei auch auf die Athleten selbst ausgeweitet, die keinesfalls in die Hände des "Klassenfeindes" fallen durften. Ein "Sportler-Schauprozess" wie gegen Richter und Kirsten war keineswegs ein Einzelfall. Allerdings ist diese Kategorie der Justizmanipulation bislang sowohl von der ansonsten recht ausführlichen Justizforschung wie von der Sportgeschichte fast gänzlich vernachlässigt worden. Erst aufgrund jüngst angestoßener Forschungsvorhaben, etwa zu den Erfahrungen ehemaliger Häftlinge in der Potsdamer U-Haftanstalt "Lindenstraße",14 tritt ein Fall wie die Verfolgung der Olympionikin Lena Schuster15 wieder ins Bewusstsein. Die 24jährige ostdeutsche Meisterin im Pferdesprung und Olympiateilnehmerin beim Turn-Acht-Kampf der Frauen 1960 in Rom wurde am 1. November 1963 vom 1. Strafsenat des Bezirksgerichts Potsdam wegen angeblicher Informationsweitergabe über die Einzelheiten der ostdeutschen Olympiavorbereitungen an den BND zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Erst heute findet sich wieder Aufmerksamkeit für das Schicksal dieser Frau, die aufgrund der Spionagehysterie der SED-Sportführung unfreiwillig in die Mühlen der SED-Unrechtsjustiz geraten war.
Interessierter
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Merkur » 27. Juni 2012, 15:10

Interessierter hat geschrieben:Um mal wieder auf das eigentliche Thema Eigendorf zurückzukommen hier nur ein kurzer Beitrag

...der uns in der Kernfrage allerdings kein Stück weiter bringt.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4645
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Interessierter » 27. Juni 2012, 15:50

Völlig richtig Merkur und die Gründe dafür sind hinreichend geschildert worden. Selbst ein Falco Götz schweigt lieber, einmal unterstellt, er könnte sich zum Fall Eigendorf wesentlich äussern.

Welchen Geheimdiensten kann man schon ganz einfach etwas nachweisen? Aber wenn man einmal liest was Mielke und Kollegen so von sich gaben, dann reimt sich da schon einiges. Ich habe mir gerade den Thread " Liquidierung = Mord " ? ein 2. Mal durchgelesen.

Das ist schon sehr interessant und aufschlußreich. Die Bemerkung, daß es keine Erfindungen der DDR seien sind da wenig hilfreich, denn hier geht es um die DDR, nur schon einmal so vorab bemerkt.

Gruß
" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Interessierter » 28. Juni 2012, 16:33

"Wenn einer von euch abhauen will – denkt immer an Eigendorf!"

Stasi-Chef Erich Mielke nutzte den Todesfall des früheren Eintracht-Braunschweig-Spielers als Drohmittel


Erich Mielke, der allmächtige Chef des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, war ein brutaler und rachsüchtiger Mann. In kleinem Kreis vor SED-Funktionären nahm Mielke kein Blatt vor den Mund und machte deutlich, dass er die Liquidierung von Überläufern in den verhassten Westen für ein legitimes Mittel hielt.

Thomas Auerbach, Leiter der Außenstelle Schwerin der Berliner Stasi-Unterlagen-Behörde, zitiert in der Zeitschrift "Horch und Guck" aus einer Mielke-Rede von 1979 vor Mitarbeitern der Bezirksverwaltung Cottbus: "Man muss solche jungen Tschekisten heraussuchen, herausfinden und erziehen, dass man ihnen sagt, du gehst dorthin, den erschießt du dort im Feindesland. So muss es sein!"

Der Braunschweiger Oberstaatsanwalt Dr. Hans-Jürgen Grasemann nennt Beispiele, bei denen es definitiv Mordpläne gab bzw. ein Mord auch vollzogen wurde:

Der Fall Welsch

Der Schauspieler und Stasi-Gegner Wolfgang Welsch (geb. 5. März 1944) sitzt sieben Jahre in Haft; er wird isoliert und gefoltert. Die Regierung Brandt kauft ihn frei. Welsch baut eine Fluchthelfer-Organisation auf und hilft rund 200 Menschen bei der Flucht.

Mielke ordnet die "Operation Skorpion" an. Auf Welsch wird geschossen, er entgeht einem Anschlag. Stasi-Mitarbeiter "Alfons" erschleicht sich das Vertrauen Welschs. Es ist eine beinahe tödliche Freundschaft: IM "Alfons" vergiftet 1981 während eines gemeinsamen Israel-Urlaubs Buletten mit Thallium. Das Opfer überlebt.

Der Fall Thurow

Der Unteroffizier Rudi Thurow (geb. 16. August 1937) setzt sich 1962 während des Grenzdienstes nach Westberlin ab. Dabei verhilft er auch anderen zur Flucht; die Grenzer hält er mit Schüssen in Schach. Mielke kocht vor Wut.

Geheime Mitarbeiter (GM) der Stasi sollen Thurow töten. Laut Operations-Plan vom November 1963 soll Thurow in dem Park in der Nähe seines Hauses vom GM "Kurt Luft" von hinten lautlos überwältigt und liquidiert werden. Wörtlich heißt es in dem Stasi-Papier: "Hierbei wird vom GM ,Kurt Luft’ ein 1000-Gramm-Hammer benutzt." Und weiter: "Beide GM transportieren den liquidierten Th. ins Gebüsch und nehmen dort an Th. solche Handlungen wahr, die anschließend auf einen Raubmord schließen lassen." Der Plan wird nicht ausgeführt, weil einer der für den Mord vorgesehenen Täter ausfällt.

Alles hier:
http://www.braunschweiger-zeitung.de/ar ... 09294.html
Interessierter
 

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon augenzeuge » 28. Juni 2012, 18:30

Interessierter hat geschrieben:"Wenn einer von euch abhauen will – denkt immer an Eigendorf!"

Stasi-Chef Erich Mielke nutzte den Todesfall des früheren Eintracht-Braunschweig-Spielers als Drohmittel



Diese Aussage von Mielke lässt an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig. Das sich ein Minister auf diese Ebene herablässt, spricht Bände.....
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84413
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon SkinnyTrucky » 28. Juni 2012, 19:50

augenzeuge hat geschrieben:Das sich ein Minister auf diese Ebene herablässt, spricht Bände.....


Ich fürchte, das war eh seine Ebene Jörg.... [shocked]

Ich bin mir sicher, das er sich dachte, der Zweck heiligt die Mittel....er war so dermassen von überzeugt der grossen Sache zu dienen, da kann man schon glatt wieder Verständnis dafür aufbringen....

....nein, nicht falsch verstehen....ich wollte sagen, man kanns irgendwie nachvollziehen....wir alle wissen ja, das dieses Land nur durch harte Hand am k****n gehalten wurde....bzw, man war mit *faulem Obst* nicht zimperlich....

groetjes uit Ancona

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon augenzeuge » 29. September 2012, 21:03

Wenn jemand am 9.10. in Suhl ist.....
9. Oktober, 20 Uhr Oberrathausssaal, Eintritt frei

http://www.insuedthueringen.de/lokal/su ... 56,2132744

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84413
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon Sirius » 3. November 2012, 19:50

Alfred hat geschrieben:AZ,

nutze einfach eine Suchmaschine und Du wirst sehen, dass der 8. Februar der Gründungstag des MfS war. Und es war nun mal üblich sich mit den IMs in dieser Zeit zu treffen. Man bedankte sich für die Zusammenarbeit, es gab z.T. Prämien, Orden , einen Blumenstrauß und auch mal einen Wodka.


Alfred,

für die 1.000 Mark Prämie für den Führungsoffizier am Todestag Eigendorfs (5.März) fehlt aber die Erklärung.
Benutzeravatar
Sirius
 
Beiträge: 3915
Registriert: 21. September 2011, 10:01

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon manudave » 3. November 2012, 19:55

...der hatte sicherlich am 08.Februar Berufsschule und konnte da net... [wink]
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
Benutzeravatar
manudave
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 4398
Bilder: 49
Registriert: 22. April 2010, 16:29
Wohnort: Hessen

Re: Die Zerstörung der Fam. Eigendorf......

Beitragvon zonenhasser » 4. März 2013, 20:07

Der Fall Eigendorf und der Stasi-Romeo

Vor 30 Jahren verunglückte der Ex-DDR-Fußballnationalspieler Lutz Eigendorf, zwei Tage später starb er an den Unfallfolgen. Der Spieler des BFC Dynamo war 1979 in den Westen geflüchtet. Auf seine Frau setzte die Stasi einen Mitarbeiter mit besonderen Fähigkeiten an. Von Frank Müller

Seine Stimme am Telefon klingt leise. "Ich hatte nicht nur kaum eine Wahl, ich hatte überhaupt gar keine", beteuert Peter Hommann. Er meint damit den Start seiner Stasi-Karriere als "Informeller Mitarbeiter Peter", die er als sogenannter Romeo ausfüllte. Der Auftrag sei überraschend gekommen, sagt er. Unangenehm dürfte er aber keineswegs gewesen sein. Hommann wurde auf die Frau angesetzt, für die er ohnehin noch schwärmte. Es ging um seine Jugendliebe, die Ehefrau des prominenten "Republik-Flüchtlings" - so der offizielle Sprachgebrauch - Lutz Eigendorf. Der war am 21. März 1979 nach einem Spiel in Kaiserslautern im Westen geblieben. "Wooo ist denn der Eigendorf?", skandierten fortan gegnerische Fans genüsslich bei Spielen des BFC. Für das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) war sofort klar: "Maßnahmen" müssen ergriffen werden, der "Operativvorgang Rose" wurde gestartet. Der Image-Schaden für die DDR und den Stasi-Club sollte in Grenzen gehalten werden. Die bis ins Mark getroffenen Stasi-Granden um Club-Förderer und Stasi-Chef Erich Mielke wollten unter allen Umständen verhindern, dass Gabriele Eigendorf mit ihrer Tochter Sandy die DDR ebenfalls verlässt.
Gabriele Eigendorf wusste nach eigenem Bekunden nichts von den Fluchtabsichten ihres Mannes. Dennoch wurde sie ebenso wie Eigendorfs Eltern sofort bewacht und bespitzelt. Bei der jungen Frau wurde zu einer der perfidesten Formen geheimdienstlicher "Arbeit" gegriffen - wodurch Hommann ins teuflische Geschäft kam. Nach zwei Fehlversuchen, Kandidaten, bei denen Gabi Eigendorf nicht angebissen hatte, sollte nun Peter Hommann ihr Vertrauen erschleichen.

Ein Armeefußballer verschwindet

Kamenz, Macherstraße 61, Mai 1979: Aus der Unterkunft der Armeefußballer der ASG Vorwärts verschwindet quasi über Nacht Mittelfeldspieler Peter Hommann. Dort leistet der 24-jährige, bei Union Berlin ausgebildete Kicker seinen "NVA-Ehrendienst". Relativ komfortabel, denn die Repräsentations-Truppe der DDR-Luftstreitkräfte dient eher unmilitärisch: Zwecks Prestigegewinn für die Volksarmee trainiert und spielt sie unter passablen Bedingungen Fußball. Doch Hommann hat seit Wochen einen hochbrisanten Zusatzauftrag, von dem keiner seiner Kameraden etwas ahnt.
Am 2. Mai 1979, sechs Wochen, nachdem sich Eigendorf abgesetzt hatte, stand Hommann mit einem Blumenstrauß vor Gabriele Eigendorfs Wohnung und bot seine Hilfe an. In wessen Auftrag, sagte er freilich nicht. Er kam offenbar im richtigen Moment, sie war verunsichert, mehrfach verhört worden und hatte die Bespitzelung in Teilen bemerkt. Die Bewachung ihrer Wohnung in der Zechliner Straße 3 war auch kaum zu übersehen. Hommann erwähnte ihr gegenüber sogar, dass er gute Kontakte zur Stasi habe, dass sie sich keine Sorgen machen solle. Er verneinte allerdings ihre Frage, ob er von der Stasi angesprochen worden sei, wie der Bericht vom 14. Mai 1979 an Führungsoffizier Werner Franke offenlegt. "Ich wusste, dass er mich liebt. Er war ein guter Bekannter", schilderte Gabi Eigendorf in einer Fernseh-Dokumentation von Heribert Schwan ihr damaliges Verhältnis zu Hommann und die Umstände seines "Comebacks". "Sie (Stasi-Mitarbeiter/Anm. d. A.) kamen täglich in meine Wohnung und machten Lutz schlecht. Sie wollten, dass ich mich von ihm trenne." Von ihrem Mann erreichte sie in dieser Zeit nur ein Brief, den Rest fing die Stasi ab.
Der Romeo hatte den Auftrag, sie von ihrem Mann zu entfremden. Er muss gute "Arbeit" geleistet haben, denn sie ließ sich von Lutz am 7. Juni 1979 scheiden, verlobte sich schon tags darauf mit Hommann, um ihn schließlich zu heiraten. Die Stasi organisierte im Juni 1979 einen gemeinsamen Ostsee-Urlaub für "IM Peter" und Gabi - Honeymoon in Binz.
Wenige Wochen nach dem Wiedersehen mit Gabi war Hommann für seine Kamenzer Mitspieler spurlos verschwunden. Selbst zu einem Berliner Kumpel unter den Vorwärts-Kickern brach der Kontakt ab. Die Stasi hatte Hommanns Versetzung eingefädelt, als sicher war, dass ihr Plan aufgeht - aus Tarngründen in eine andere Armeedienststelle, praktischerweise nach Berlin. Für die Stasi wurde er zum "IM Peter". Der letzte Spieler, der ihn in Kamenz sah, war der damals schon prominente Leipziger Wolfgang Altmann, der seine Armeezeit in der Oberlausitz "abkickte". "Hommel, wie wir ihn nannten, kam kurz nach seiner geheimnisvollen Versetzung nochmal in unser Quartier, um noch ein paar Sachen zu holen", schildert der ehemalige Oberliga-Lok-Spieler. "Die meisten von uns hatten ihn nicht mehr gesehen, sie waren schon zum Training. Da sagte er mir, dass er Kontakt zu Eigendorfs Frau aufgenommen hat. Dass er sie aus seiner Jugend kennt und viel für sie übrig habe, hatte er schon lange vorher einmal erzählt. Er sagte mir sogar, dass er bei ihr war und bemerkt habe, dass sie überwacht wird."
Wenngleich Hommanns "Offenherzigkeit" verwundert, erklärt sich doch, dass ihm dieser Auftrag sehr gelegen kam: Erstens hatte er sich um die Frau zu kümmern, die er ohnehin liebte. Zweitens war sein Armeedienst mit einem Schlag praktisch vorbei. Und drittens bekam er etliche Sonderzahlungen. Im Mai 1979 waren es laut Stasi-Unterlagen 600 Mark, im Juni 800 und in der zweiten Jahreshälfte 1979 insgesamt 2300 Mark* - für DDR-Verhältnisse stattliche Summen. Dies alles freilich um den Preis, seine große Liebe dem Geheimdienst auszuliefern. Nach und nach berichtete Hommann selbst über intimste Dinge. Zeitweise fuhr er direkt von Gabi in die konspirative Wohnung, welche die Stasi für Treffs mit seinem Führungsoffizier eingerichtet hatte, wie Heribert Schwan durch seine Sichtung von Stasi-Unterlagen aufdeckte.

Verunsicherung bis zum Trainer

Die Art von Hommanns "Abgang" aus Kamenz war sehr ungewöhnlich für einen Luftwaffen-Kicker. "Erläutert wurde da nichts, wir bekamen einen Überstellungsbefehl, und da hat man dann nicht gefragt", erklärt Hans-Joachim Gürgen, damals im Dienstgrad Major militärischer Chef der kickenden Truppe. Was etwas stutzen lässt, denn die Kamenzer mussten in aller Regel keinen Spieler abgeben, wenn sie ihn behalten wollten. Sie hatten im Gegenteil Zugriff auf praktisch jeden Fußballer der Luftstreitkräfte. Dass die Stasi die Zahl der Mitwisser über diesen seltsamen Vorgang dennoch selbst unter "Genossen" minimal hielt, also Gründe für die Versetzung nicht genannt wurden, darf man freilich glauben. Eine gewisse Verunsicherung war den Kamenzer Chefs, zu denen auch Trainer und Major Martin Geisler gehörte, indes anzumerken. Das bestätigen Zeugen, denen die Tragweite damals allerdings nicht klar war. Geisler, der Bruder des Leipziger Ex-Nationalspielers Manfred, schien zumindest etwas zu ahnen, wirkte tagelang seltsam nachdenklich, wie Thorsten Hartwig, von 1978 bis 1981 Torwart bei Vorwärts, bestätigt.
Hommanns Vater war bei der Stasi-Hauptabteilung "Personenschutz" als Fahrer prominenter DDR-Größen im Einsatz. Doch er scheint am Sonderauftrag für seinen Sohnes keine Aktie gehabt zu haben. Hommann wurde anders ausgewählt: Gabi Eigendorfs Mutter Erika erinnerte sich an Hommann als Jugendfreund ihrer Tochter. Sie soll ihn der Stasi vorgeschlagen haben und drängte Gabi zur Scheidung vom "Verräter" Eigendorf.
Die Kamenzer Mitspieler Hommanns begriffen erst durch Schwans Fernseh-Dokumentation, welch schmutzige Teilgeschichte von ihrer Unterkunft aus begonnen hatte und wie nah sie dem brisanten Geschehen waren. Als Gabriele vom Treiben ihres zweiten Mannes erfuhr, trennte sie sich von ihm und nahm Eigendorfs Namen wieder an. Tochter Sandy, die Hommann bis dahin für ihren Vater gehalten hatte, distanzierte sich ebenso vom Spitzel im eigenen Heim. Der Romeo zeigt sich voller Selbstmitleid. "Was ich deshalb durchgemacht habe, kann sich wahrscheinlich keiner vorstellen. Ich will darüber nicht mehr reden." Er verweigert ein Treffen und beendet das Telefon-Gespräch. Noch heute arbeitet Hommann auf dem BFC-Gelände. Seinen Stasi-Vorgesetzten galt IM Peter als zuverlässig, deckten sich seine Berichte doch mit den Mitschnitten aus Gabi Eigendorfs gründlich verwanzter Wohnung. Hommel alias IM Peter stand am 28. April 1979 zum letzten Mal im Team von Vorwärts Kamenz. Seinen Auftrag in Berlin erfüllte er mit "Bravour", von Gabriele Eigendorf ging keine Gefahr mehr für die DDR aus.

© Leipziger Volkszeitung 4. 3. 13
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
Bert Brecht
Benutzeravatar
zonenhasser
 
Beiträge: 2315
Registriert: 19. Juli 2012, 23:25
Wohnort: Leipzig

VorherigeNächste

Zurück zu Die DDR aus heutiger Sicht

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

cron