Die Aktion "Krieg den Palästen"

Aufarbeitung und Schlußfolgerungen

Die Aktion "Krieg den Palästen"

Beitragvon pentium » 13. März 2014, 20:51

Die Zerstörung der Herrenhäuser in Ostdeutschland
Schlösser zu Steinbrüchen

Zitat:
Als sich der Generalkonservator des Instituts für Denkmalpflege der DDR, Ludwig Deiters, in einer Broschüre in den achtziger Jahren vorsichtig über die Beseitigung des Berliner Schlosses äußerte, mußte die betreffende Seite per Hand herausgetrennt werden. Eine bereinigte Fassung wurde auf Wunsch der Kulturabteilung des SED-Zentralkomitees hineingeklebt. Ein prominentes Beispiel, doch die systematische Zerstörung von Schlössern und Herrenhäusern in Ostdeutschland durfte in der DDR generell kein Thema sein. Die Aktion "Krieg den Palästen", so der inoffizielle Slogan, wurde bald zu einem Tabu-Thema. Unter dem Vorwand, Steine, Dachziegel, Holz und anderes Baumaterial für Neubauernstellen gewinnen zu wollen, hatten der Parteivorstand der SED und die Landesregierungen in den vierziger Jahren die Weisung herausgegeben, möglichst viele Gutshäuser und Schlösser zu schleifen. Offizielle Grundlage war bald der Befehl 209 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 9. September 1947. Doch es hätte wohl dieser Weisung nicht bedurft - es wurden auch schon zuvor Schlösser zerstört. Denn die deutschen Kommunisten waren entschlossen, die "Reste des Junkertums" auszurotten, was auch bedeutete, historische Bauten abzureißen oder abzufackeln. Harmloser Titel Unter dem harmlosen Titel "Maßnahmen zur Wirtschaftseinrichtung der Neubauernwirtschaften" hatte 1947 Marschall Sokolowski den ostdeutschen Landesregierungen den Bau von 37 000 Häusern in den Neubauernwirtschaften befohlen...]

http://www.berliner-zeitung.de/archiv/e ... 95626.html

Die Durchführung des Befehls 209 in Sachsen

Das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft in der Landesregierung Sachsen reagierte am 4. Oktober 1947 mit der Rundverfügung Nr. 11/47[3]. Darin wurde zum Punkt 6 des Befehls 209 festgelegt: „Der Abbruch von Gutsgebäuden zur Gewinnung von Material zur Erstellung von Höfen ist im verstärkten Maße in Anspruch zu nehmen.“ Die Gutsgebäude waren die landwirtschaftlichen Gebäude des Ritterguts wie Ställe und Scheunen, die für die Landwirtschaft dringend benötigt wurden. Es wurde schnell klar, dass die eigentlich „nutzlosen“ Herrenhäuser und Schlösser der enteigneten Rittergutsbesitzer dafür herhalten mussten. Deshalb hat die Landesbodenkommission Sachsen auf ihrer Sitzung vom 12. Dezember 1947 den für die sächsische Kulturlandschaft so verhängnisvollen Beschluss gefasst: „Die Kreisbodenkommissionen werden angewiesen, sofort mindestens 25 % der Herrenhäuser und Schlösser abzubrechen.“[4]. Das war der Todesstoß für mehr als 240 Schlösser und Herrenhäuser in Sachsen.

quelle:
wiki
http://de.wikipedia.org/wiki/SMAD-Befehl_Nr._209

Zerstörte Adelssitze

Sachsen

Arnsdorf, Ortsteil der Gemeinde Striegistal: Schloss Arnsdorf, teilweise nach 1945 abgerissen
Rödern, Ortsteil der Gemeinde Ebersbach, Schloss Rödern nach 1948 abgerissen
Linz, Ortsteil der Gemeinde Schönfeld, Schloss Linz 1948 abgerissen
Canitz, Schloss Canitz 1948 abgerissen
Ehrenberg, Ortsteil von Kriebstein, Schloss Ehrenberg 1948 größtenteils abgerissen, nur ein kleiner Teil des sogenannten Kapellenflügels blieb erhalten, Nikolaus Sahrer von Sahr

Graupzig, Schloss Graupzig 1948 abgerissen, Familie von Mayenburg
Grödel, Ortsteil von Nünchritz, Schloss Grödel nach 1945 abgerissen
Grünlichtenberg, Ortsteil von Kriebstein, Schloss Grünlichtenberg Mittelteil mit Vestibül und Dachreiter nach 1945 abgerissen
Lampertswalde, Ortsteil von Cavertitz: Wasserschloss 1948 abgerissen, Familie von Zeschau
Naundorf im Landkreis Nordsachsen: Schloss Naundorf nach 1945 ebgerissen
Rittmitz, Ortsteil von Ostrau, Landkreis Mittelsachsen: Schloss Rittmitz (auch als Herrenhaus Rittmitz bezeichnet) nach 1945 abgerissen

Schweta, Ortsteil der Stadt Döbeln, Landkreis Mittelsachsen, Schloss Schweta 1948 abgerissen
Seerhausen: Schloss Seerhausen 1949 gesprengt, Hugo Freiherr von Fritsch
Stauchitz: Schloss Stauchitz 1949 abgerissen
Stösitz, Ortsteil von Stauchitz: Schloss Stösitz 1949 abgerissen, Franz Kopp
Tiefenau, Ortsteil von Wülknitz: Schloss Tiefenau, einst zu den bedeutendsten barocken Landsitzen Sachsens zählend, 1948 abgerissen, Familie von Pflugk

Zottewitz, Ortsteil von Priestewitz: Schloss Zottewitz, 1948 gesprengt

In Dresden wurde der Plan verhindert, das nach dem Bombenangriff übriggebliebene Zentrum bis auf Zwinger und Hofkirche zu schleifen. Das stark beschädigte Schloß blieb stehen. In Berlin hingegen ließ SED-Chef Ulbricht die Schloßruine abreißen. Auf dem III. Parteitag der SED im Juli 1950 hatte er gefordert: "Das Zentrum unserer Hauptstadt, der Lustgarten und das Gebiet der jetzigen Schloßruine, müssen zu einem großen Demonstrationsplatz werden." Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, daß Ulbricht sein Staatsratsgebäude mit ausgebauten Architekturdetails vom sogenannten Liebknechtportal des Berliner Schlosses aufputzen ließ. Auch die historisch gewachsenen Dörfer sollten als solche nicht mehr zu erkennen sein. Daher wurden Architekten beauftragt, Straßen so zu planen, daß eine neue Siedlung entsteht. So geschehen beispielsweise in Nonnendorf bei Dahme und Ossendorf bei Neuzelle. Das gleiche Ziel hatte übrigens auch die Umgestaltung der Innenstadt von Potsdam. Unter der Begründung, man brauche Platz für eine großzügige Verkehrslösung, wurde in der Ulbricht-Zeit die Schloßruine abgerissen. Noch Jahrzehnte nach dem Beginn der architektonischen Kulturrevolution konnte das Thema in der DDR von Historikern kaum öffentlich diskutiert werden. So erwähnt das 1986 von der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED herausgegebene Buch "Die SED und das kulturelle Erbe" die Kampagne gegen Schlösser und Herrenhäuser eher unwillig.

quelle: noch mal BZ

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Re: Die Aktion "Krieg den Palästen"

Beitragvon augenzeuge » 13. März 2014, 22:45

Danke. Der Beitrag passt auch in "Meine Heimat-schonungslos".
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Re: Die Aktion "Krieg den Palästen"

Beitragvon pentium » 14. März 2014, 22:08

Zerstörte Adelssitze

Thüringen

Adelsborn: Herrenhaus, 1948, Sittig Wasmuth Freiherr von Wintzingerode-Knorr
Angelroda: Schloss, 1947, General Friedrich-Karl von Witzleben
Ballhausen: Grünes Schloss in Großballhausen nach Zweitem Weltkrieg abgerissen, Familie Lucius von Ballhausen
Behringen: Herrenhaus, nach Zweitem Weltkrieg abgerissen, Vredeber von Ketelhodt
Billmuthausen: Gutshaus, 1948, Hermann Ludloff[5]
Blankenberg: Veste Blankenberg, 1948, Familie Götze
Braunsdorf: Schloss, Familie von Seydewitz
Crispendorf: Barockschloss, 1948 gesprengt
Dornheim: Schloss, 1948, von Witzleben-Wurmb
Drackendorf Lobeda Jena: Familien von Ziegesar und von Helldorf, Herrenhaus des Ritterguts 1949 abgerissen
Dürrerhof: Herrensitz Dürrerhof nördlich Eisenach: Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg, Abriss 1947

Frauenprießnitz: Schloss, Domäne. Ende der 1940er Jahre bis auf den Hauptbau Abriss aller, auch wertvollen Gebäude.

Gangloffsömmern: Schloss Schilfa, Freiherr von Hagke
Griefstedt: Herrenhaus und Kapelle 1948/49, Staatsdomäne
Griesheim: Schloss Griesheim, Staatsdomäne des Landes Thüringen
Großfahner: Schieferschloss und Ziegelschloss, von Seebach
Großneuhausen: Schloss und Wirtschaftsgebäude, 1947, Elisabeth Gräfin Werthern
Günthersleben-Wechmar: Wasserschloss Günthersleben, bis 1952, Familie von Swaine

Heßberg bei Veilsdorf: Herrenhaus, 1948 abgerissen, Familie von Eichel-Streiber
Hildebrandshausen: Gut Keudelstein, 1948, von Keudel
Ingersleben: Schlossähnliche „Villa“ (19. Jahrhundert) des Gutes 1947/48 abgerissen, letzte Besitzer: von Skarzewski
Laucha: Weiher-Schloss, 1947/48
Krauthausen: Herrenhaus (genannt "Schloss"), erbaut durch Familie von Nesselrodt, um 1947 abgerissen, zuletzt Familie von Eichel-Streiber

Niederroßla: Schloss und Gesindewohnungen (Kernburg erhalten), 1947
Nöbdenitz: eines der zwei Herrenhäuser des Ritterguts 1948 abgerissen, Familie von Thümmel
Schloßvippach: Schloss Vippach, 1948, Collenbusch
Selka, Ortsteil von Schmölln: Schloss, 1948 gesprengt, Freiherr von Thuemmler
Sonneborn: Schieferschloss abgerissen, Familie von Wangenheim
Stedten an der Gera: Schloss Stedten, 1948/49, Grafen von Keller
Straußfurt: Schloss, bis 1948, Münchhausen-Waisenhausstiftung
Wehnde: Herrenhaus, 1948 gesprengt, Friedrich Wilhelm Freiherr von Wintzingerode-Knorr

noch gefunden Burg Keudelstein:
http://keudelstein.de/hauptseite/textar ... s_bienert/

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