Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Aufarbeitung und Schlußfolgerungen

Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon augenzeuge » 30. April 2010, 20:55

Die Stasi hat von der Humboldt Universität in Ostberlin die Computer Datenbank Toxdat erstellen lassen, die die Verwendung von Giften und anderen Maßnahmen durch westliche, vor allem wohl westdeutsche Geheimdienste beschreibt. Ausgedruckt umfasst Toxdat mehr als 900 Seiten. Diese Datenbank sollte dann auch der Volkspolizei zugänglich gemacht werden, um Vergiftungsfälle besser aufklären zu können.

Zudem gibt es in Stasi-Akten Berichte über Methoden zur "Schädigung durch Beibringung radioaktiver Stoffe", etwa in Speisen und Getränken vermischt. Durch die Langzeitwirkung, heißt es etwa in der "Toxdat"-Studie von 1988, ergebe sich ein "hohes Verschleierungspotential". Bereits in den 70er Jahren wurden Stasi-Experten, so ein Dokument des Ministeriums für Staatssicherheit, im Umgang mit Radionukleiden und "nichtmedizinischer Röntgentechnik" ausgebildet. Sie arbeiteten auch an der "Anwendung radioaktiver Isotope".
http://tommoak.de/mord/toxdat.htm

Eine Reihe von Indizien spricht seiner Ansicht nach dafür, daß mit der Strahlenkanone mißliebige Häftlinge im Rahmen von "MfS-Zersetzungsmaßnahmen" unbemerkt verseucht wurden - um ihnen langfristig Schäden zuzufügen. Eine Theorie wie aus einem James-Bond-Film.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13395385.html

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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon karl143 » 30. April 2010, 21:29

Wenn mit der Strahlenkanone tatsächlich Häftlinge gesundheitlich geschädigt wurden, wäre das wirklich eine neue Dimension
bei dem Umgang mit Häftlingen, bzw. Festgenommenen durch die Stasi. Die Beibringung von Giften wird ja im Film
"Der Stich des Skorpion" von Wolfgang Welsch beschrieben. Ich bin aber der Meinung, das es der Stasi bei der Datenbank
garnicht mal so sehr auf die Aufklärung von Tötungsdelikten ankam, sondern darum, das eingenommenes Gift bei einer
Obduktion nicht nachgewiesen werden kann.
karl143
 

Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon augenzeuge » 1. Mai 2010, 08:59

Die Staatssicherheit der DDR steht im Verdacht, Regimegegner radioaktiv verseucht zu haben......

Ein Artikel von JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co

Zitat:".....Eine über 900 Seiten starke Studie der Humboldt-Universität unter dem Titel "Toxdat" führt jede erdenkliche Art auf, wie Menschen mit Gift umgebracht werden können. Die für die Stasi entstandene Ausarbeitung aus dem Jahr 1988 nennt mehr als 200 toxische und strahlende Substanzen und beschreibt detailliert, wie diese eingesetzt werden könnten. Im Kapitel "Schädigung durch Beibringung radioaktiver Stoffe" werden besonders gefährliche Radionuklide genannt: von Strontium-90 bis Plutonium-238, aber auch Mikromengen abgebrannter Brennstäbe aus Kernkraftwerken.

Aus den Papieren erfuhren die Geheimdienstler, welche Wirkung ein Einsatz dieser Stoffe beim Menschen hätte. Von einer kombinierten Schädigung war die Rede. Der biologische Effekt resultiere aus einem chemischen Gift und einer physikalischen Wirkung. Beigebracht in Speisen und Getränken könnten sie zu Siechtum führende Blut-/Knochenmarkschäden und Krebs bewirken. Das sei natürlich abhängig gewesen von der psycho-physischen Reaktion der Einzelperson, sagte Fuchs in einem Interview, in dem er die Möglichkeit einschloß, daß durch Strahlung gesundheitliche Schäden verursacht werden können, nicht bei allen Gefangenen, aber bei denen, von denen man glaubt, es machen zu müssen, zu sollen, zu dürfen, auf Befehl. Die Wissenschaftler der Humboldt-Uni nannten das eine Liquidationsmethode mit hohem Verschleierungspotential durch spät einsetzende unspezifische Initialsymptomatik."

http://www.jf-archiv.de/archiv00/160yy47.htm

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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Merkur » 29. Juni 2010, 12:07

Mir ist bekannt, dass es entsprechende Studien an der Sektion Kriminalistik der HUB gab. Da das MfS nach der StPO Untersuchungsorgan war, bestand seine Aufgabe auch darin, Tötungsdelikte zu untersuchen, oft in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei.
Da die Bearbeitung/Untersuchung unnatürlicher Todesfälle z. T. sehr schwierig war, gerade im Zusammenhang mit der Beibringung von Giften und es in einige Fällen zu Beweisschwierigkeiten kam, widmete man dem Thema entsprechende Aufmerksamkeit. Es ist auch zu erwähnen, dass es industrielle Vergiftungen gab, die untersucht werden mussten. Durch die Entwicklung der chemischen Industrie gelangten fast täglich neue Substanzen auf den Markt, die bei fälschlicher Anwendung eine starke Giftwirkung entfalten konnten. In diesem Zusammenhang erging durch das MfS 1987 ein entsprechender Forschungsauftrag an die HUB. Wie dessen Ergebnis heute dargestellt wird, ist den vorherigen Beiträgen zu entnehmen.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon augenzeuge » 29. Juni 2010, 16:28

Hat man sich auch mit den Giften beschäftigt, welche durch die chem. Industrie in die Umwelt kamen. Beispielsweise "Silbersee in Wolfen, Karbidstaub in Buna/ Merseburg? Man hatte nicht den Eindruck, denn als einige Umweltaktivisten hier Aktionen starteten, sah man den Feind doch nur in diesen Leuten, weniger in der Ursache der Aktion...oder?

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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Merkur » 29. Juni 2010, 18:10

augenzeuge hat geschrieben:Hat man sich auch mit den Giften beschäftigt, welche durch die chem. Industrie in die Umwelt kamen. Beispielsweise "Silbersee in Wolfen, Karbidstaub in Buna/ Merseburg? Man hatte nicht den Eindruck, denn als einige Umweltaktivisten hier Aktionen starteten, sah man den Feind doch nur in diesen Leuten, weniger in der Ursache der Aktion...oder?

AZ


AZ,

die entsprechende Untersuchung wurde von der Sektion Kriminalistik bezogen auf unnatürliche Todesfälle durchgeführt. Die Sektion war nicht für die Untersuchung ökologischer Fragen zuständig.
Zum ersten Punkt können wir gern weiter diskutieren. Zu ökologischen Fragen bin ich nicht im Detail informiert.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon augenzeuge » 29. Juni 2010, 18:35

ok, Merkur, wie ist es zu erklären, daß die Stasi überlegte, wie Menschen durch Strahlen geschädigt werden können - etwa durch eine Ausarbeitung, die 1988 in der "Sektion Kriminalistik" der Ost-Berliner Humboldt-Universität entstand?
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Alfred » 29. Juni 2010, 18:46

Zur "Strahlenkanone" schrieb einer der Insider :

"Strahlungsgeräte" des Ministeriums für Staatssicherheit und der Tod von J. Fuchs"


In der Nr. 4/99 des "Deutschland Archiv", im Teil Kommentare und aktuelle Beiträge kam auf S. 544 ff. Herr Hubertus Knabe von der Behörde des "Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR" mit einem Thema zu Wort, das wegen seiner Brisanz seit Monaten Gemüter erregt.

Will man der Wahrheit auch in Ihrer Zeitschrift näherkommen, darf das, was dort behauptet wird, nicht unwidersprochen bleiben.

Wieder einmal geht es um die "Röntgenkanonen", mit denen angeblich "Stasi"- Untersuchungshäftlinge bestrahlt wurden, die so langfristig zu Tode gekommen seien.

Genannt werden immer die "Regimekritiker" Jürgen Fuchs, Rudolf Bahro und Gerolf Pannach, die an einer sehr heimtückischen, seltenen Krebsart verstorben seien.

Der böse Verdacht gegen Mitarbeiter des MfS wurde - so weiß man - im Kreise der Länderbeauftragten der Gauck-Behörde, auch gegen den Willen von Zweiflern am Wahrheitsgehalt, losgetreten und vom "Spiegel" Nr. 20/99 vom 17. Mai 1999 in die Öffentlichkeit gebracht.

Sehr viele Medien, auch Funk und Fernsehen kolportierten dieses Thema in den verschiedensten Varianten. Grundtenor war immer: das MfS verursachte mit "Bestrahlungen" den Tod der drei Menschen.

Trotz gegenteiliger kompetenter Bekundungen wird nun auch im "Deutschland Archiv" dieses Thema erneut behandelt.

Deshalb sollte auch ein Wort ehemals kompetenter leitender Mitarbeiter des MfS, zu denen auch ich gehöre, angebracht sein.

Zuvor jedoch in aller Sachlichkeit ein Blick auf jene "Indizien", die für einen solchen Verdacht herangezogen wurden und sogar zum Teil recht locker, unkritisch und verantwortungslos als "Beweise" für die Behauptungen benutzt werden.



Bei der Auflösung der Bezirksverwaltung Gera des MfS im Jahre 1989 wurde im Fotoraum der dortigen Haftanstalt ein Durchleuchtungsgerät vorgefunden, über das auch eine - nicht öffentlich bekannte - Einschätzung eines "Physikers" vorliegt.

In einigen anderen Untersuchungshaftanstalten des MfS, auch in Berlin-Hohenschönhausen, wurden gleichartige Geräte an die Beauftragten für die Auflösung des MfS und die Bürgerrechtsgruppen übergeben.

Jürgen Fuchs, der ebenso wie Rudolf Bahro, zeitweilig in der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen untergebracht war, hatte im Kreise von Gleichgesinnten die Vermutung ausgesprochen, daß sein Krebsleiden ursächlich mit einer "Verstrahlung" mittels eines solchen Gerätes während seiner U-Haft zusammenhänge

Durch ehemalige Bürgerrechtler wurde mehrfach der Verdacht geäußert, daß auch Rudolf Bahro und Gerolf Pannach solchen "Verstrahlungen" ausgesetzt worden waren und deshalb verstarben.

Es meldeten sich einige Leute in der Öffentlichkeit als fragwürdige Zeugen, die, nachdem sie die Bilder in den Medien gesehen hatten, sogar mehrere Stunden einer solchen Verstrahlung ausgesetzt gewesen sein wollen.

Es wird eigentlich immer wieder - wie aus heiterem Himmel - behauptet, die "Stasi" habe in den Untersuchungs- Haftanstalten "Regimekritiker" verstrahlt, nicht etwa viel gefährlichere Spione oder Terroristen. Niemand käme jemals auf den Gedanken, daß die gleichartigen Geräte - bekannt seit 1974 - in den bundesdeutschen Haftanstalten jemals zur "Verstrahlung" von Menschen eingesetzt werden.

Emotionen werden mit diesem Thema immer wieder - mit oder ohne Gitarre - regelrecht hochgekocht. Jeder, der das hört oder liest spürt, das wäre eine Ungeheuerlichkeit, so heimtückisch und hinterhältig, daß man die Täter bestrafen müßte.

Kenner der Szene, auch aus den alten Bundesländern, die alle Verdächtigungen dieser Art als Phantastereien beurteilen, stellen die Frage: warum lassen sich das die Mitarbeiter des MfS gefallen, warum setzen sie sich nicht zur Wehr und gehen gegen diese Beleidigungen vor.

Das wollen wir - als ehemals Verantwortliche in Berlin-Hohenschönhausen - auch tun.

Deshalb haben wir öffentlich begrüßt, daß die mangels Beweisen vor Jahren schon eingestellten Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft wieder aufgenommen wurden.

Deshalb haben wir uns auch - das waren Generalmajor K. Coburger, Generalmajor G. Niebling und Oberst S. Rataizik - in der Presse angeboten, an der Aufklärung dieses ungeheuerlichen Verdachtes mitzuwirken.

Das taten wir in der noch immer währenden Überzeugung, daß sich ein solcher Verdacht niemals bestätigen wird.

Die Staatsanwaltschaft hat dieses Angebot auch angenommen und entsprechende Untersuchungshandlungen geführt.

Was gibt es nun aus der Sicht kompetenter ehemals leitender Mitarbeiter zu diesem Thema zu sagen ?

Anfang der 80ger Jahre entstand bei verantwortlichen Mitarbeitern der Untersuchung und des Untersuchungshaftvollzuges, nach positiven Erfahrungen bei der Zollverwaltung und in Strafvollzugsanstalten des Ministeriums des Innern, der Gedanke "Durchleuchtungsgeräte" zur intensiven Kontrolle von Effekten inhaftierter Personen anzuschaffen und einzusetzen.

Das erfolgte deshalb, weil zunehmend Beweismittel in Schuhen, anderen Bekleidungsgegenständen und Taschen usw. durch die Festgenommenen versteckt worden waren.

Das war häufig bei inhaftierten Spionen der Fall, die bestimmte nachrichtendienstliche Hilfsmittel auf diese Weise versteckt mit sich trugen.

Durch die Leitung des Untersuchungshaftvollzugs wurden solche Geräte für die Anstalt in Berlin-Hohenschönhausen und für einige weitere der insgesamt 15 Haftanstalten der Bezirksverwaltungen des MfS beschafft.

Das in der U-Haftanstalt Gera des MfS vorgefundene Gerät gehört sicher auch dazu.

Welche anderen Haftanstalten solche Geräte erhielten ist ohne die entsprechenden Dokumente für uns als Ehemalige nicht nachzuvollziehen.

Die Anschaffung und die Vorbereitung des Einsatzes geschah in enger Zusammenarbeit und ständiger Konsultation mit wissenschaftlich ausgebildeten Experten des zuständigen Operativ-Technischen Sektors (OTS) des MfS. Durch Spezialisten dieses Bereiches wurden auch - ähnlich wie bei den Zollorganen an den Grenzübergangsstellen - jene Mitarbeiter des Untersuchungshaftvollzugs ausgebildet, geschult und trainiert, die mit solchen Geräten zur Kontrolle der Effekten zu arbeiten hatten.

Diese Geräte bewährten sich jedoch nicht, oder deren Benutzung wurde zunehmend unnötig, so daß man die Arbeit damit wieder einstellte.

So wurden sie in Berlin- Hohenschönhausen z. B. neben der sogenannten Effektenkammer, in Gera eben im Fotoraum und anderenorts sicher auch an ähnlichen Stellen und Räumen stehen gelassen und aufbewahrt.

Es müßten also noch genügend derartige Geräte zur Verfügung stehen, die auf ihre Einsetzbarkeit begutachtet werden könnten.

In voller Verantwortung für unsere ehemalige Tätigkeit im MfS, Bereich Untersuchung und U-Haftvollzug erklären wir - natürlich in Übereinstimmung mit unseren Bekundungen gegenüber der Ermittlungsbehörde: Solche "Durchleuchtungs-Röntgengeräte" wurden in den Untersuchungshaftanstalten des MfS niemals gegen Menschen eingesetzt. Die Gründe dafür lassen sich wie folgt zusammenfassen:



Unsere politisch-moralische Auffassung und Haltung als Mitarbeiter des Untersuchungsorgans und des Untersuchungshaftvollzuges des MfS, unsere Erziehung zur Achtung der Würde des Menschen, zur Korrektheit und Anständigkeit auch gegenüber Inhaftierten, Gegnern und Feinden der DDR verbot es uns, über die Anwendung solcher Dinge gegen Menschen überhaupt nachzudenken geschweige denn solche anzuwenden.

Die sozialistische Gesetzlichkeit, die mit dem Völkerrecht in Übereinstimmung stehenden, für die Untersuchung bedeutenden Rechtsvorschriften der DDR, z. B. Artikel 4 des Allgemeinen Teils des STGB der DDR - ("Schutz der Würde und der Rechte des Menschen") sowie die auch für diesen Bereich in der Aktenbehörde nachlesbaren Befehle und Weisungen ließen derartige Dinge nicht zu und bedrohten sie natürlicherweise mit Strafe. Eben wie in jedem zivilisierten Staat.

Die im Zusammenhang mit den Beschuldigungen immer wieder angeführten technischen Geräte sind von ihrer Konstruktion, Beschaffenheit und Handhabung absolut ungeeignet, gegen Menschen eingesetzt zu werden. Die Strahlendosis ist nach Experteneinschätzung viel zu schwach, Schäden der beschriebenen Art bei Menschen herbeizuführen, ähnlich den auf Flughäfen gebräuchlichen "Durchleuchtungsgeräten".

Vielleicht erhellt das die ganze Unhaltbarkeit der Beschuldigungen gegen das MfS, wenn definitiv und - natürlich auch nachvollziehbar durch die Gauck-Behörde - festgestellt werden muß, daß es zu den Zeiten der Untersuchungshaft von

J. Fuchs (1976) und R. Bahro (1978) in der MfS-Haftanstalt Berlin-Hohenschönhausen überhaupt noch keine solchen Geräte gab.

Um diese Feststellungen der ehemaligen Mitarbeiter des MfS nicht einfach und allein gegen die aufgestellten Behauptungen zu setzen, sollen noch einige Dinge - überwiegend aus Medien - angeführt werden, die zumindest beachtenswert sind, ohne den Ermittlungsergebnissen vorgreifen zu können oder zu wollen.



Die Fotos im "Spiegel" Nr. 20/99 mit der vielsagenden Überschrift "In Kopfhöhe ausgerichtet" die ein solches Gerät zeigen sind - nach Eingeständnissen eines Einsenders - als gestellt gekennzeichnet. Das läßt die Schlußfolgerung zu, daß sie die Verstrahlung beim Betrachter suggerieren sollten.

Die Einschätzung eines " Physikers", die nach dem Auffinden des Gerätes 1989 in Gera gefertigt wurde, spielte in der öffentlichen Kampagne bisher noch keine Rolle. Sie wurde nicht zur Begründung der Argumentation benutzt.

Das Bundesamt für Strahlenschutz - zweifellos eine seriöse Einrichtung, die sicher nicht vom MfS unterwandert ist, hält die Behauptungen für "unwahrscheinlich" und ließ verlauten: Wir haben bisher keine Hinweise darauf, solche Diskussionen verlassen die sachliche Ebene.

Wir, die wir uns öffentlich gemeldet haben, wollen diese sachliche Ebene trotz der ungeheuerlichen Behauptung auch nicht verlassen, und sehen den Ergebnissen der Ermittlung mit Ruhe und Gelassenheit entgegen.

Es gibt, so hoffen wir sehr, genügend Beweise für unsere Darstellung einschließlich der Begutachtung der Geräte.

Will man dennoch weitere Informationen über die Untersuchungshaft des MfS, so soll man objektive Menschen befragen, die beispielsweise als Diplomaten bei ca 3500 Besuchen ihre Landsleute in den Haftanstalten des MfS sprachen oder man stütze sich auf Menschen, die sich unter den ca. 32000 freigekauften ehemaligen Häftlingen aus der DDR befinden, und ohne Voreingenommenheit bereit sind zur Wahrheit beizutragen.





Dr. Gerhard Niebling"
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Wosch » 30. Juni 2010, 10:07

Alfred hat geschrieben:


Unsere politisch-moralische Auffassung und Haltung als Mitarbeiter des Untersuchungsorgans und des Untersuchungshaftvollzuges des MfS, unsere Erziehung zur Achtung der Würde des Menschen, zur Korrektheit und Anständigkeit auch gegenüber Inhaftierten, Gegnern und Feinden der DDR verbot es uns, über die Anwendung solcher Dinge gegen Menschen überhaupt nachzudenken geschweige denn solche anzuwenden.

Die sozialistische Gesetzlichkeit, die mit dem Völkerrecht in Übereinstimmung stehenden, für die Untersuchung bedeutenden Rechtsvorschriften der DDR, z. B. Artikel 4 des Allgemeinen Teils des STGB der DDR - ("Schutz der Würde und der Rechte des Menschen") sowie die auch für diesen Bereich in der Aktenbehörde nachlesbaren Befehle und Weisungen ließen derartige Dinge nicht zu und bedrohten sie natürlicherweise mit Strafe. Eben wie in jedem zivilisierten Staat.

Dr. Gerhard Niebling"[/b][/i]



Na, zumindestens hatte nach der Einschätzung des Ex-Generals die Würde des Menschen einen hohen Stellenwert und gerade auch im Untersuchungshaftvollzug des MfS ließ die "Achtung der Würde" gegenüber dem inhaftierten "Gegnern und Feinden der DDR" demnach nichts zu wünschen übrig!! Der Hinweis auf die sozialistische Gesetzlichkeit, die mit dem Völkerrecht in Übereinstimmung gestanden haben sollte, mag (oder besser gesagt soll) dem unbedarften und (zu)spät geborenen Leser die U-Haft in den Einrichtungen des MfS als ein der Menschenwürde angepaßte Maßnahme erscheinen lassen und als Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung werden jedesmal die Verantwortlichen dieser Maßnahmen angeführt, auch wenn sie sich an ihren immer wieder zur Schau gestellten eigenen Ehrenkodex nicht gehalten haben!!
Alfred, Alfred, von was träumst Du eigentlich nachts?

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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon manudave » 30. Juni 2010, 11:37

Wenn Staatsdiener sich bewusst über eigene Gesetze hinweg setzen können oder sie zu ihren Gunsten auslegen, um die Würde des Menschen DOCH anzutasten - ja das nennt man dann...

...Diktatur

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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon SkinnyTrucky » 30. Juni 2010, 11:51

Jaja Alfred, selbst dein oberster Chef sagt ja, er hatte alles nur zum Wohle der Menschen getan..... [laugh]

Ich versteh es aber, das ihr euch wehement verteidigt....

groetjes

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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Alfred » 30. Juni 2010, 12:04

Wosch, Haft, ob West oder Ost ist kein Zuckerschlecken.

Auch in U - Haftanstalten der BRD ist es möglich viele Monate in U - Haft zuzubringen, Punkt.

Manudave,

Postkontrolle gab es in Ost und West, da kannst du auch in den Unterlagen der Abt. M des MfS nachlesen.

Dieses alte Pferd wollen wir doch nun wirklich nicht reiten.


Mara,

für dich schalte ich meine Ignoriertaste ein.

Netten Tag
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon SkinnyTrucky » 30. Juni 2010, 12:25

Alfred hat geschrieben:für dich schalte ich meine Ignoriertaste ein.

Netten Tag


Damit kann ich leben....keiner verlangt, das wir uns gegenseitig mögen sollen..... [wink]

Solange ich eh nich weiß wer du bist oder wer du damals warst, kann ich dich ja eh nich richtig ernst nehmen....

Dir trotzalledem auch einen wunderschönen Tag...

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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Wosch » 30. Juni 2010, 20:02

Alfred hat geschrieben:Wosch, Haft, ob West oder Ost ist kein Zuckerschlecken.

Auch in U - Haftanstalten der BRD ist es möglich viele Monate in U - Haft zuzubringen, Punkt.


Alfred, Mit Deinem Hinweis, daß eine Haft auch im "Westen" kein Zuckerschlecken war und sicher auch heute noch ist, hast Du natürlich recht, jedoch der große Unterschied ist doch, daß man in den Genuß dieser staatlichen "Fürsorge" in der DDR kam, wenn man von Eurer Herrschaft als politischer Gegner angesehen wurde, ohne daß man im Sinne einer zivilisierten Rechtssprechung für irgendwas schuldig geworden war!! Über die unterschiedlichen Haftbedingungen streiten doch nur noch solche Leute wie Du, denn darüber hat die "Geschichte" schon längst ihr Urteil gesprochen!!
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Alfred » 30. Juni 2010, 20:20

Wosch,

richtig, in der U - Haft des MfS saßen nur Unschuldige.......
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon augenzeuge » 30. Juni 2010, 20:27

Alfred hat geschrieben:Wosch, Haft, ob West oder Ost ist kein Zuckerschlecken.


Ach, Alfred möchtest du wirklich die Möglichkeiten der Häftlinge in der West/ Ost -Haft gegenüberstellen?

Warum wollte Mielke von HSH nach Moabit gebracht werden? Du kennst die wahre Antwort.....

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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon S51 » 1. Juli 2010, 11:20

manudave hat geschrieben:Wenn Staatsdiener sich bewusst über eigene Gesetze hinweg setzen können oder sie zu ihren Gunsten auslegen, um die Würde des Menschen DOCH anzutasten - ja das nennt man dann...

...Diktatur

Ob die Gesetze nun irgendwo standen oder nicht - sie wurden hunderttausendfach selbst durch die DDR gebrochen.
Ein gutes Beispiel war das Briefgeheimnis - ein offener Gesetzesbruch durch den Staat selbst.


Na, na.
Da gab es erst unlängst ein Urteil über einen Polizeibeamten, der einem Kindermörder Folter angedroht (man könnte aber auch sagen, dass dies bereits eine Form der Folter war) hat. Er hat dies bewusst getan. Demzufolge also würden wir dann in einer Diktatur leben?
Meinst du wirklich, Dresche hat in bestimmten polizeilichen Bereichen einen Seltenheitswert? Obwohl verboten?
Da gab es erst unlängst ein Urteil über Punkte, in denen die bis dahin als Handlungsgrundlage dienende Rechtsauffassung von Finanzbehörden als grundgesetzwidrig eingestuft wurde. Die entsprechenden Gesetze und Verordnungen wurden von diesen Beamten bewusst gefasst obwohl das Grundgesetz zu dieser Zeit bereits galt. Nach deiner Definition ein weiterer Beleg dafür, dass wir in einer Diktatur leben?
Da gab es erst unlängst Belege dafür, dass noch bis weit nach der Wende Post von und in die DDR auch ohne richterliche Anordnung in großem Maßstab durch westliche Dienste gelesen wurde und wird. Ist das also...
Da gibt es die Echelon-Sache mit geradezu globaler Überwachung auch von e-mail. Auch was wir hier schreiben, wird automatisch gegengelesen. Im Normalfall vollkommen ohne richterliche Anordnung. Ist das dann auch ein Zeichen von Diktatur?
Oder hat Diktaur eher doch etwas mit der Art und Weise zu tun, wie Politik organisiert wird? Demokratie auch? Kann es sein, dass wir die Demokratie der alten Griechen als doch sehr diktatorisch empfinden würden. Auch, weil wir als Normalos gar kein Stimmrecht hätten? Ist es nicht eher so, dass Auswüchse gerade der Legislative (Politik) und Exekutive (Behörden) sowohl in der Demokratie wie auch jeder Diktatur reichlichst vorkommen, weil es sich nicht unwesentlich um Folgen nur zu menschlicher Schwächen handelt?
Der wesentliche Unterschied, den man hier anführen könnte, ist das Fehlen einer unabhängigen dritten Macht, der Judikative (Justiz), die solche Auswüchse in einer Diktatur genauso schwer angreifbar macht, wie in einer absoluten Monarchie und vielen Demokratien, die ihre Unabhängigkeit nach dem pekunären Prinzip regeln.
Könnte es also vielleicht doch sein, dass dir oder mir, wenn wir in das Zielraster passen, solche Dinge hüben wie drüben passieren?
Gerade Dienste wie der MI6, der Mossad, der CIA haben was die Nutzung für Opfer potentiell tödlicher Mittel betrifft, einen Ruf, mit dem unsere damals nicht ernsthaft konkurieren können. Gehören die also zu Diktaturen?
S51
 

Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon CaptnDelta » 1. Juli 2010, 12:32

S51 hat geschrieben:
manudave hat geschrieben:Wenn Staatsdiener sich bewusst über eigene Gesetze hinweg setzen können oder sie zu ihren Gunsten auslegen, um die Würde des Menschen DOCH anzutasten - ja das nennt man dann...

...Diktatur

Ob die Gesetze nun irgendwo standen oder nicht - sie wurden hunderttausendfach selbst durch die DDR gebrochen.
Ein gutes Beispiel war das Briefgeheimnis - ein offener Gesetzesbruch durch den Staat selbst.


Na, na.
Da gab es erst unlängst ein Urteil über einen Polizeibeamten, der einem Kindermörder Folter angedroht (man könnte aber auch sagen, dass dies bereits eine Form der Folter war) hat. Er hat dies bewusst getan. Demzufolge also würden wir dann in einer Diktatur leben?
Meinst du wirklich, Dresche hat in bestimmten polizeilichen Bereichen einen Seltenheitswert? Obwohl verboten?
Ja, in beiden Faellen. Das wussten auch schon die Baader-Meinhoff's, welche es darauf anlegten...

S51 hat geschrieben:Da gab es erst unlängst ein Urteil über Punkte, in denen die bis dahin als Handlungsgrundlage dienende Rechtsauffassung von Finanzbehörden als grundgesetzwidrig eingestuft wurde. Die entsprechenden Gesetze und Verordnungen wurden von diesen Beamten bewusst gefasst obwohl das Grundgesetz zu dieser Zeit bereits galt. Nach deiner Definition ein weiterer Beleg dafür, dass wir in einer Diktatur leben?
LOL, da gibst hier 'ne Sekte, die meinen ernsthaft, Steuern seien gegen die US-Verfassung (und diese Verfassung gibts schon 200+ Jahre laenger als das Grundgesetz). Bin ja auch voll fuer diese Leute. Allerdings wuerde ich mein Geld nicht auf so Urteile verwetten. Man sollte nicht jedes Richters Meinung als letztes Wort nehmen, genau als man ein Gesetz (vor allem in so temporalen Gegebenheiten wie dem obigen) einfach nur als zeitweise Regel, nicht als Gottgegeben hinnehmen, oder die Aenderung solcher als das finale Urteil des Scheiterns des Gesellschaftssystem interpretieren sollte.

S51 hat geschrieben:Da gab es erst unlängst Belege dafür, dass noch bis weit nach der Wende Post von und in die DDR auch ohne richterliche Anordnung in großem Maßstab durch westliche Dienste gelesen wurde und wird. Ist das also...
Lies nochmal, war schon mal da, inclusive Begruendung, hatten wir schon alles mal abgehandelt, stand auch in der Westpresse (Spiegel) inclusive Urteil 1978. Hab dagegen schon 1984 demonstriert, bis mir mein rechtsgelehrter Onkel die Rechtslage klargemacht hat.
Sorry, Dein 3ter Rohrkrepieer fuer heute...

S51 hat geschrieben:Da gibt es die Echelon-Sache mit geradezu globaler Überwachung auch von e-mail. Auch was wir hier schreiben, wird automatisch gegengelesen. Im Normalfall vollkommen ohne richterliche Anordnung. Ist das dann auch ein Zeichen von Diktatur?
Was wir hier schreiben ist oeffentlich, jeder kann das "gegen-lesen" oder einfach nur lesen, ob mit oder ohne "richterliche Anordnung". Zur "Echelon-Sache": Koennteste da Deine Vorwuerfe konkretisieren? Oder ist das wieder nur ein bisserl Stocherei in der Suppe? Hat man da vielleicht nur etwas in den (sonst so verpoenten) Bild-Medien genascht?

S51 hat geschrieben:Oder hat Diktaur eher doch etwas mit der Art und Weise zu tun, wie Politik organisiert wird? Demokratie auch? Kann es sein, dass wir die Demokratie der alten Griechen als doch sehr diktatorisch empfinden würden. Auch, weil wir als Normalos gar kein Stimmrecht hätten? Ist es nicht eher so, dass Auswüchse gerade der Legislative (Politik) und Exekutive (Behörden) sowohl in der Demokratie wie auch jeder Diktatur reichlichst vorkommen, weil es sich nicht unwesentlich um Folgen nur zu menschlicher Schwächen handelt?
Der Unterschied: in 'ner Demokratie gibts ein 3tes (und auch ein 4tes) Standbein. Eben deswegen koennen wir hier sogar relativ gut informiert drueber schreiben. Crazy!
S51 hat geschrieben:Der wesentliche Unterschied, den man hier anführen könnte, ist das Fehlen einer unabhängigen dritten Macht, der Judikative (Justiz), die solche Auswüchse in einer Diktatur genauso schwer angreifbar macht, wie in einer absoluten Monarchie und vielen Demokratien, die ihre Unabhängigkeit nach dem pekunären Prinzip regeln.
Könnte es also vielleicht doch sein, dass dir oder mir, wenn wir in das Zielraster passen, solche Dinge hüben wie drüben passieren?
Gerade Dienste wie der MI6, der Mossad, der CIA haben was die Nutzung für Opfer potentiell tödlicher Mittel betrifft, einen Ruf, mit dem unsere damals nicht ernsthaft konkurieren können. Gehören die also zu Diktaturen?
Sagen wir mal so: Im Ostdeutschland unserer Zeit waere das schon vor 2-3 Foren passiert - wenn es sowas gegeben haette. Insoweit sind wir immer noch da und schreiben heute noch drueber wer uns alles moeglicherweise irgendwie etwas wirklich boeses haette sein koenne duerfen wollen. Allerdings, da bin ich mir sicher, als Unterschied zu vor 25 Jahren, kannste dich auch morgen noch in diesen Forum einloggen, und es droht Dir keiner mit "wir koennen auch anders". Ich kenne -heute- genuegend Leute die leider immer noch in so 'nem verflossenen System leben muessen, und welche ernsthaft innere Organe spendieren wuerden, nur um mal ein paar Wochen in Foren wie diesem diskutieren zu koennen.

Interessant allerdings das die 4te Macht in der Aufzaehlung fehlt. Inzwischen gibts sogar 'ne 5te...

-Th

PS: Zu den wirklich toetlichen Geheimdiensten dieser Zeit - anstatts pseudo-gebabbel - mal dieser link.
..Totalitarianism does not mean that such regimes in fact exercise total control over their people, it means rather that such control is in their aspiration.
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon S51 » 1. Juli 2010, 15:22

Einverstanden, wenn ich das Zitieren hier mal weglasse, wird sonst zu unübersichtlich.

Nein, die Verletzung des Brief- oder auch Postgeheimnisses ist kein Merkmal der DDR-Diktatur. Das hat die Bundesrepublik genauso drauf wie andere auch. Egal, ob Demokratien, Dikaturen, Monarchien und und...
Einige Beispiele unter vielen:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/996645/
oder: http://de.wikipedia.org/wiki/Postgeheimnis
oder: http://www.telemedicus.info/urteile/Tel ... -G-10.html
oder: http://www.freidok.uni-freiburg.de/voll ... haefer.pdf

Entscheidend ist lediglich, dass die Eingriffe in Grundrechte durch Gesetz oder gesetzeskraft erhaltende Verordnungen legitimiert werden. Oder einfacher: Heilige Kühe gibt es nur, wenn man deren Erlegung nicht begründen kann.
Hüben wie drüben.

Bei dem Fall mit dem Polizeibeamten, der hier bewußt gegen Grundrechte verstoßen hat, ging es um folgenden Fall:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0 ... 94,00.html
Doch wer wie ich jahrelang in beiden Gesellschaftssystemen im Polizeidienst gearbeitet hat, kennt so manche Sache, wo gegen Kriminelle, Ruhestörer, Demonstranten innerhalb oder ausserhalb des gesetzlichen Rahmens vorgegangen wurde und kann beurteilen, ob es da wirklich wesentliche Unterschiede zwischen Dikataur und Demokratie gab. Eher nein. Früher war die Technik nicht so gut...
Was immer geschah oder geschieht, ein Merkmal ob nur demokratisch oder diktatorisch ist es nicht. Da handelt es sich lediglich um menschliche Glanzleistungen oder Vorgänge, die weniger glänzend sind.

Bei der Frage, ob Papa Staat seine Gesetze auch mal bewußt gegen geltendes Recht schreiben kann, ging es als ein Beispiel um folgendes: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,595467,00.html
Mir ist nicht bekannt, dass auch nur ein Politiker oder ein Beamter für diesen Mist bestraft wurde oder so etwas zu fürchten hat. Obwohl der Schaden in die Milliarden geht. Entweder für den Bürger oder den Staat. Und Gutes kann der Bürger wohl eher nicht erwarten...
Wenn aber jetzt die Politik gegen ihre eigenen Regeln vorgeht, warum soll das besser sein, als zu DDR-Zeiten?

Echelon habe ich als ein Beispiel gewählt, weil relativ offen, belegt und Allgemeingut.
Siehe bitte: http://de.wikipedia.org/wiki/Echelon
Genug andere Grauzonen gäbe es auch.

Ich habe bewußt Hr. Litwinenko ausgeklammert. Den FSB bzw. KGB auch. Ersteren, weil er zum Dunsttkreis um Hr. Beresowski gehörte. Da weiß man im Falle des Falles nie, wer da wem in die Quere kam, mal schnell etwas organisierte oder dort aus dem Wege ging, wo er hätte sein sollen. Die Russen werden es nie ensthaft dementieren, weil es ihnen über den Faktor Angst in die Hände spielt aber es kann genauso gut auch eine ganz persönliche Abrechnung gewesen sein oder er war den Briten zu klammernd.
Den KGB/FSB habe ich rausgelassen, weil er von westlicher Seite doch sowieso präsentiert wird. Ich wollte halt die netten Gegenüber von der westlichen, demokratischen Seite nicht unberücksichtigt wissen.

Ich mache Demokratie oder Diktatur nicht an menschlichen Glanzleistungen fest, sondern am dem Recht auf meine Meinung und dem Recht diese zu äußern. An der Möglichkeit, die Politik meines Landes mit demokratischen Mitteln zu beeinflussen.
Da hatte die DDR, da hatte die ganze östliche Seite ihr wesentliches Manko. Aber so ein bischen ist der demokratische Westen auch nicht besser, denn poltische Verfolgung gibt es eben auch.
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Merkur » 1. Juli 2010, 16:02

Ich dachte wir diskutieren noch ein wenig über Toxdat oder kriminalistische Ermittlungen bei unnatürlichen Todesfällen durch Gift. Aber nein, wird sind mal wieder bei der üblichen Schwarz-Weiss Malerei angelangt. Alles was die westlichen Geheimdienste taten war natürlich demokratisch in Ordnung, beim MfS agierten dagegen nur böse Buben ohne jegliche gesetzliche Grundlage.
Übrigens lese ich gerade die Geschichte des MI 5 von Christopher Andrew. Als MI 5 bereits die Post kontrollierte war Erich Mielke noch im Kindesalter. [laugh]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon S51 » 1. Juli 2010, 16:17

augenzeuge hat geschrieben:Die Stasi hat von der Humboldt Universität in Ostberlin die Computer Datenbank Toxdat erstellen lassen, die die Verwendung von Giften und anderen Maßnahmen durch westliche, vor allem wohl westdeutsche Geheimdienste beschreibt. Ausgedruckt umfasst Toxdat mehr als 900 Seiten. Diese Datenbank sollte dann auch der Volkspolizei zugänglich gemacht werden, um Vergiftungsfälle besser aufklären zu können.

Zudem gibt es in Stasi-Akten Berichte über Methoden zur "Schädigung durch Beibringung radioaktiver Stoffe", etwa in Speisen und Getränken vermischt. Durch die Langzeitwirkung, heißt es etwa in der "Toxdat"-Studie von 1988, ergebe sich ein "hohes Verschleierungspotential". Bereits in den 70er Jahren wurden Stasi-Experten, so ein Dokument des Ministeriums für Staatssicherheit, im Umgang mit Radionukleiden und "nichtmedizinischer Röntgentechnik" ausgebildet. Sie arbeiteten auch an der "Anwendung radioaktiver Isotope".
http://tommoak.de/mord/toxdat.htm

...
AZ


Ich kenne von der Offiziersschule her Fachbücher über Gifte, ihre Wirkungen und Möglichkeiten der Erkennung bei der kriminalistischen Tatortarbeit. Da handelt es sich noch nicht um Analysen im Labor.
Die gehen schon sehr in´s Detail, auch was die Abstimmung betrifft. Anders als hier aber handelt es sich um offiziell verlegte Lehrbücher.
Wenn man auf solche Fälle treffen kann, gehört es meiner Meinung nach dazu, wenigstens soweit Bescheid zu wissen, dass man die Untersuchung nachher in die richtige Bahn lenken kann. Denn wenn es beim ersten Angriff vor Ort übersehen wird, dann könnte ein Mord als natürlicher Todesfall im Krematorium landen.
S51
 

Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon augenzeuge » 1. Juli 2010, 17:21

S51 hat geschrieben:Nein, die Verletzung des Brief- oder auch Postgeheimnisses ist kein Merkmal der DDR-Diktatur. Das hat die Bundesrepublik genauso drauf wie andere auch. Egal, ob Demokratien, Dikaturen, Monarchien und und...


Ist sicher alles richtig. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, alle bei mir verschwundenen Briefe fand ich später in meiner Akte wieder.... [grins]
Auch wenn man im Westen angeblich mitgelesen hat, es muss wahnsinnig schnell gegangen sein, und weggenommen hatte man nicht einen Brief.
Dies nur mal so zur Praxis.....
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon SkinnyTrucky » 19. Juni 2011, 17:04

Zwar nich Toxdat....aber Erkenntnisse über die Anwendung radioaktiver Substanzen durch das MfS:

„Einsatz von Röntgenstrahlen und radioaktiven Stoffen…“

Kurzdarstellung des Berichtes der Projektgruppe „Strahlen“ beim BStU zum Thema: „Einsatz von Röntgenstrahlen und radioaktiven Stoffen durch das MfS gegen Oppositionelle - Fiktion oder Realität?“

Der Bericht beschreibt die Ausgangslage, das methodische Vorgehen, gewonnene Erkenntnisse und Ergebnisse sowie offene Fragen und weitergehende Schlussfolgerungen. Ihm lagen im Wesentlichen drei Fragestellungen zu Grunde:

Welche Untersuchungshaftanstalten des MfS wurden bzw. waren mit welchen Röntgen- bzw. anderen Strahlengeräten ausgestattet?

Lassen Standort und/ oder Funktionen dieser Geräte auf einen Missbrauch im Sinne eines zielgerichteten bzw. vorsätzlichen Angriffs auf die Gesundheit politischer Häftlinge schließen?

Gibt es Hinweise, die über den Rahmen von Untersuchungshaftanstalten des MfS hinaus den Einsatz von Strahlern oder radioaktiven Substanzen zur zielgerichteten Ausschaltung von Systemgegnern durch das MfS belegen?

Ausgangslage

Nachdem 1997 mit Rudolf Bahro und 1998 mit Gerulf Pannach bereits zwei prominente Oppositionelle der DDR an einem Krebsleiden starben und 1999 der Tod von Jürgen Fuchs zu beklagen war, wurden mehr und mehr Stimmen laut, die meinten, dass da „menschliche Hände“ im Spiel gewesen sein müssen. Unter Hinweis auf das Ende 1989 im Fotoraum der Untersuchungshaftanstalt des MfS in Gera vorgefundene Röntgengerät wurde der Verdacht geäußert, dass das MfS durch Röntgenstrahlen eine zielgerichtete gesundheitliche Schädigung inhaftierter DDR-Oppositioneller betrieben haben könnte.

Infolge der öffentlichen Diskussion meldeten sich weitere Betroffene und/ oder deren Angehörige zu Wort, die von unerklärbaren Vorgängen im Rahmen der erkennungsdienstlichen Erfassung durch das MfS im Fotoraum von Untersuchungshaftanstalten berichteten und auf Todesfälle ehemaliger politischer Häftlinge wegen Krebserkrankungen hinwiesen. Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR wurde von vielen Seiten gebeten, zur schnellen Aufklärung der Sachlage beizutragen. Zu diesem Zweck wurde in der Abteilung Bildung und Forschung eine Projektgruppe (Bernd Eisenfeld - Leiter -, Thomas Auerbach, Gudrun Weber und als externer Fachgutachter Dr. Sebastian Pflugbeil) gebildet.

Erkenntnisse und Ergebnisse

Die gewonnenen Erkenntnisse werfen neue Fragen auf, liefern aber auch eine Reihe von Antworten. Sie führen zu beruhigenden, aber auch zu beunruhigenden Nachrichten.

Die beruhigende Nachricht lautet:

Auf der Grundlage der vorgefundenen Akten muss die Frage, ob das MfS zielgerichtet bzw. vorsätzlich mit Hilfe von Röntgengeräten, anderen radioaktiven Strahlern oder auch radioaktiven Substanzen gegen Oppositionelle vorging, verneint werden.

Dieses Ergebnis stützt sich zum einen auf gewonnene Erkenntnisse über die Gründe, die Art und die Funktion der in den Untersuchungshaftanstalten des MfS benutzten Röntgengeräte. Zum anderen trägt es dem Tatbestand Rechnung, dass bisher nicht ein einziges Dokument gefunden wurde, aus dem geschlossen werden könnte, dass das MfS zielgerichtet bzw. vorsätzlich mit Hilfe radioaktiver Strahlen eine gesundheitliche Schädigung von Menschen herbeiführen wollte.

Die beunruhigende Nachricht lautet:

Das MfS besaß Freiräume in der Handhabung und im Umgang mit radioaktiven Strahlern und Substanzen, die auch in hohem Maße ausgeschöpft wurden. Im Umgang und Einsatz radioaktiver Substanzen nahm das MfS die gesundheitliche Gefährdung von Menschen in Kauf. Diese Nachricht stützt sich auf eine ganze Reihe gewonnener Erkenntnisse:

Die erste und vergleichsweise harmlose betraf das Röntgen der Häftlinge in den Untersuchungshaftanstalten des MfS. In der Regel wurden die Häftlinge während der Untersuchungshaft zweimal durchleuchtet (Thorax). Festgestellt wurde, dass teilweise alte, nicht ordnungsgemäß eingestellte und gelegentlich auch defekte Geräte zum Einsatz kamen. Zugleich wurden MfS-interne Ausnahmegenehmigungen erteilt (u.a. hinsichtlich geeigneter Räumlichkeiten) mit denen die Strahlenschutzbestimmungen der DDR umgangen worden sind. Schließlich gab es Unzulänglichkeiten in der Anleitung des Bedienungspersonals von Röntgengeräten. Es kann also durchaus auf einen teilweise fahrlässigen Umgang mit Röntgengeräten bei der Behandlung politischer Häftlinge geschlossen werden. […] Sie waren hohen psychischen, teils auch physischen Belastungen, großer Bewegungsarmut, geringem Tageslicht und vitaminarmer Kost ausgesetzt. Das alles musste ihr Immunsystem erheblich schwächen. Unter diesen Bedingungen konnte selbst bei der Verabreichung gesetzlich zulässiger Strahlendosen eine gesundheitliche Gefährdung der Häftlinge durch Röntgenaufnahmen nicht ausgeschlossen bleiben.

Die zweite Erkenntnis

ist gravierender. Sie betraf den konspirativen Charakter der Beschaffung und des Umganges von radioaktiven Strahlern und Substanzen durch das MfS für operative Zwecke. Auf der Basis bilateraler Verträge fungierte als „Versorger“ und „Entsorger“ das Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf (ZfK) der Akademie der Wissenschaften der DDR. Zwei der zuständigen Mitarbeiter arbeiteten als Spitzel mit dem MfS zusammen. Die einzelnen Schritte (Anforderung, Bezug, Transport, Abrechnung und Entsorgung) wurden höchst konspirativ abgewickelt. Die Auftragserteilung erfolgte in Form einer persönlichen Übergabe. Die bereitgestellten radioaktiven Strahlenquellen wurden vom MfS direkt abgeholt. Die Fahrer des MfS, die die Substanzen im ZfK übernahmen und zu transportieren hatten, bekamen Dienstausweise des ZfK und mussten das Berliner Autonummernschild gegen ein Dresdner Nummernschild austauschen. Interne Regelungen des MfS sorgten dafür, dass der Transport dieser hochgefährlichen Stoffe auf öffentlichen Straßen geheim blieb. Demzufolge wurden diese Transportfahrzeuge auch nicht kenntlich gemacht und mit den erforderlichen Warnzeichen versehen. Begründet wurde das mit dem Argument, dass eine solche Kennzeichnung sowohl die „inoffiziellen Beschaffungen“ derartigen Materials als auch das Arbeitsvorhaben dem zivilen Bereich hätte offen legen können. Selbst bei der Verwicklung in einen Verkehrsunfall durfte nicht einmal die Polizei über das Transportgut etwas erfahren. Eine mögliche Kontamination von öffentlichen Straßen und Plätzen sollten unter strengster Geheimhaltung durch MfS-eigene Kräfte „bereinigt“ werden. […]

Die dritte Erkenntnis

besaß einen nahezu kriminellen und zugleich höchst bedrohlichen sowie letztlich menschenverachtenden Charakter: Auf der Suche nach größerer Effizienz bei der Aufklärung und Überführung des „Feindes“ schreckte das MfS seit den siebziger Jahren nicht davor zurück, radioaktive Markierungen einzusetzen. Sie wurden unter dem Begriff „Wolke“ und durch Kennzahlen legendiert.

Radioaktive Markierungen besaßen für das MfS im Vergleich zu anderen Mitteln und Methoden insofern einen Vorteil, als mit ihnen operativ relevante Handlungen sofort und nicht erst nachträglich feststellbar waren. Je nach „Trägermaterial“ und Ziel verfügte das MfS über die verschiedensten Markierungsmethoden.

Flüssige Substanzen waren vornehmlich zur Markierung von Papier bzw. Dokumenten und Geldscheinen gedacht. Sie sollten helfen, „feindliche“ Verbindungen oder Gelddiebstähle aufzudecken. Zur „Kennzeichnung“ von Personen standen mehrere Varianten zur Auswahl. So verfügte das MfS über Stecknadeln, die handelsüblich aussahen, aber die Besonderheit besaßen, radioaktiv zu strahlen. Sie wurden dafür im Rossendorfer Forschungsreaktor präpariert. Danach brauchten diese Stecknadeln nur noch konspirativ „an den Mann“ gebracht werden. Das gleiche traf zu für radioaktiv präparierte Folien, die zum Anheften vorgesehen waren.

Schließlich standen flüssige Substanzen bereit, die mit speziell präparierten Spritzkanonen oder Gummibällen auf die „Zielobjekte“ übertragen werden konnten.

Um Kraftfahrzeuge verfolgen und kontrollieren zu können, gab es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Der Einsatz radioaktiv präparierter Magneten oder die Markierung der Autoreifen mittels eines Geschosses. Für das Letztere stand ein mit einem Zielfernrohr bestücktes Luftdruckgewehr und ein radioaktiv präpariertes Bleidiabolo bereit. Das Diabolo sollte nach dem Aufprall seine in der Spitze angebrachte radioaktive Substanz auf den Reifen übertragen. Das MfS bezog in seine Überlegungen auch die radioaktive Markierung von Fußböden in Räumlichkeiten ein. Mit dieser Maßnahme konnten anwesende Teilnehmer eines Treffens an den Schuhsohlen markiert und festgestellt werden. Fragmentarisches Material des MfS verweist auf jährlich etwa 100 radioaktive Markierungsvorgänge in den siebziger und auf 30 bis 50 Vorgänge jährlich in den achtziger Jahren. […]

Das praktische Beispiel ist durch einen Fall belegt, bei dem es um die Aufklärung gestohlenen Geldes aus Postsendungen ging. Zu diesem Zweck präparierten Mitarbeiter des OTS am 4. Mai 1988 20 Fünfmark-Scheine mit dem „Wolke“-Mittel 113 für Papiermarkierungen (jeweils belastet mit einer Aktivität von 60 uCI), verpackten sie in Briefe und schickten sie einen Tag später, wie es heißt, „operativ in den Postkanal“. Tatsächlich konnte durch diese Maßnahme ein Mitarbeiter der Post des Diebstahls überführt und festgenommen werden. Doch konnten lediglich acht der zwanzig präparierten Geldscheine sichergestellt werden. Zwölf der kontaminierten 5-DM-Scheine blieben verschwunden. Den Berechnungen des MfS zufolge führt das Tragen auch nur eines Scheines über einen Zeitraum von drei Monaten, täglich 5 Stunden Dauer, zu einer Teilkörperbestrahlung „zwischen 200 Rem und 20 Rem, was insbesondere im Gonadenbereich spätere Wirkungen bei Jugendlichen verursachen könnte“. Diese Dosis würde jedoch, so heißt es, innerhalb eines Jahres infolge der Zerfallszeit auf 16 Rem sinken und wäre danach „aus unserer Sicht ungefährlich.“ Andererseits musste eingestanden werden, dass das Ausmaß der Schädigung auch davon abhängen würde, wie die betreffenden Personen mit den Scheinen umgehen. Würde eine Person mehrere dieser Scheine am Körper tragen, so bestünde die Gefahr einer „vervielfachten“ Belastung und „von Spätschäden an begrenzten Körperteilen.“ […]

Der Fall Rudolf Bahro - ein neuer Verdacht

Welche Möglichkeiten das MfS nutzte, um mit Hilfe radioaktiver Markierungen Systemgegner und ihre Verbindungen aufzuspüren, wird beispielhaft am Fall Rudolf Bahro deutlich. Aus einer Arbeit der Juristischen Hochschule des MfS über die weitere Qualifizierung der vorbeugenden Bekämpfung der sogenannten politischen Untergrundtätigkeit (PUT) aus dem Jahre 1979 geht hervor, dass mehrere Exemplare einer 300seitigen Konzeption radioaktiv markiert wurden, um den zu erwartenden Versand und gleichzeitig die Adressaten aufzuspüren. […]

Der Fall Jürgen Fuchs in einem neuen Licht?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit darf angenommen werden, dass diese gegen Rudolf Bahro mit Erfolg abgeschlossene Methode kein Einzelfall blieb, zumal in Vorgängen des MfS, die sich 1987 gegen Jürgen Fuchs richteten, ein allgemein formulierter Markierungsauftrag der Hauptabteilung VIII des MfS (Ermittlungen/ Observationen) auftaucht. Auch wenn dieser Auftrag gegenüber dem Westberliner Spitzel „Genua“ zurückgezogen wurde und das bisher vorgefundene Material keinerlei Anhaltspunkte über Art und Ziel dieses Markierungsauftrages bietet, dürfte die Versuchung des MfS groß gewesen sein, die Methode auch gegen Jürgen Fuchs anzuwenden. Durch die radioaktive Markierung seiner Schriften hätte die Möglichkeit bestanden, alle östlichen Verbindungswege und Gesinnungsfreunde von Jürgen Fuchs „aufzuklären“ und auf diesem Wege gleichzeitig den immer wieder herbeigeredeten, herbeigewünschten und gesuchten Nachweis zu liefern, dass die innere Opposition letztlich vom Westen inszeniert und gesteuert würde.

Quelle: Presseinformation der BStU vom 17. März 2000.

groetjes

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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon SkinnyTrucky » 4. Juni 2012, 22:42

Ein bisken zum Fredthema fiel mir grad dieser Tatort auf....

viel Spass beim anschauen....

Mara
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Habicht-3 » 5. Juni 2012, 05:57

augenzeuge hat geschrieben:Hat man sich auch mit den Giften beschäftigt, welche durch die chem. Industrie in die Umwelt kamen. Beispielsweise "Silbersee in Wolfen, Karbidstaub in Buna/ Merseburg? Man hatte nicht den Eindruck, denn als einige Umweltaktivisten hier Aktionen starteten, sah man den Feind doch nur in diesen Leuten, weniger in der Ursache der Aktion...oder?

AZ

Ups!

Hier gehts um ein Forscheungsauftrag von vielen. und da werden dann Fragen gestellt über andere, den Forschungsauftrag nicht betreffebnde Dinge. Warum fragt man hier immer sugestierend?
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Habicht-3 » 5. Juni 2012, 06:05

manudave hat geschrieben:Wenn Staatsdiener sich bewusst über eigene Gesetze hinweg setzen können oder sie zu ihren Gunsten auslegen, um die Würde des Menschen DOCH anzutasten - ja das nennt man dann...

...Diktatur

Ob die Gesetze nun irgendwo standen oder nicht - sie wurden hunderttausendfach selbst durch die DDR gebrochen.
Ein gutes Beispiel war das Briefgeheimnis - ein offener Gesetzesbruch durch den Staat selbst.

DAmals hatten Geheimdienste hüben wie drüben drauf Zugriff. Heute viele Dienstleister, weil Arbeitsamt und andere Behörden dort drucken lassen. Briefgeheimnis? Heute? Vergiss es.
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon Habicht-3 » 5. Juni 2012, 06:07

augenzeuge hat geschrieben:
Alfred hat geschrieben:Wosch, Haft, ob West oder Ost ist kein Zuckerschlecken.


Ach, Alfred möchtest du wirklich die Möglichkeiten der Häftlinge in der West/ Ost -Haft gegenüberstellen?

Warum wollte Mielke von HSH nach Moabit gebracht werden? Du kennst die wahre Antwort.....

AZ

Stimmt! Heute ist das meist sehr läpisch, wenn es nicht gegen den Staat geht. Da dürfen sogar mehrfache Mörder und Vergewaltiger in den Hafturlaub.....
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon augenzeuge » 5. Juni 2012, 07:13

SkinnyTrucky hat geschrieben:Ein bisken zum Fredthema fiel mir grad dieser Tatort auf....

viel Spass beim anschauen....

Mara


Der Tatort war spannend. Aber wenn ich sehe, wie verbohrt der Stasi-Reservist agierte, kam ich doch manchmal zum Schmunzeln. Da hat der doch im Kühlschrank gleich mehrere Ampullen eines Giftes, was man heute im screening nicht nachweisen kann..... Oder ist das doch gar nicht so unrealistisch?

Allerdings, die Story des Bunkers unter dem Kleingartenhäuschen entspringt der Realität, das gabs wirklich.
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon SkinnyTrucky » 5. Juni 2012, 07:37

....shit, ich bin bei eingeschlafen Jörg....aber naja, hoffendlich hab ich heut Abend wieder gutes Internet, dann kuck ich einfach da weiter, wo mir die Augen zugefallen sind....[wink]

groetjes uit Faenza

Mara
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Re: Die Toxdat-Studie der Staatssicherheit

Beitragvon manudave » 5. Juni 2012, 18:33

Wenn demnächst der Til Schweiger ermittelt, schläft die gute Mara bestimmt nicht mehr ein. [grins]
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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