Leipzig – Wenn sie über die Landstraße rollen, geht die Reise in die Vergangenheit. DDR-Wohnwagen waren nicht nur damals heiß begehrt. Sie erleben jetzt wieder einen Boom!
Der „Bastei“ war mit 33 000 Stück der meistgebaute Camper in der DDR. Vom „QEK Junior“ gingen 28 000 Exemplare vom Band. Vom „Intercamp“ wurden nur 5000 produziert – überwiegend für den Westen.
Denn das Problem der DDR-Reisenden war nicht nur das Reiseziel, sondern auch das leistungsstarke Auto zum Ziehen. „Wer heute damit auf dem Campingplatz vorfährt, wird gerne mal beklatscht. DDR-Wohnwagen haben Kultstatus“, sagt Ost-Autohändler Gerrit Crummenerl (49).
Ronald Hoth (50, Fliesenleger-Meister) und Andrea (48, Angestellte) aus Leipzig sind mit ihrem QEK Junior (Bj.89) am Bergwitzsee in Sachsen-Anhalt.
Ronald berichtet: „Schon als Kind war ich mit QEK und Lada jedes Jahr an der Müritz. Es war schön, ich traf immer die gleichen Freunde. Die Zelte waren kunterbunt und nicht so einheitlich wie heute. 1992 kauften wir uns einen West-Wohnwagen, aber vor 15 Jahren fing ich wieder mit der DDR an. Jetzt haben wir wieder einen QEK mit Original-Vorzelt, das immer noch diesen speziellen Baumwollgeruch hat, der sich mit dem Geruch aus Plaste mischt. Was uns auffällt: Im Osten freuen sich die Leute, wenn sie uns sehen. Als wir damit im letzten Jahr in Österreich waren, guckte man uns mitleidig an.
Marcel (36, Sozialpädagoge)und Susi (31, wissenschaftliche Mitarbeiterin) aus Bitterfeld-Wolfen haben einem QEK Junior und einem Lada 1200 Shiguli (Bj. 74).
Einen QEK und den Lada – mehr brauchen Marcel, Susi und Luise für den perfekten Urlaub nicht
Foto: Uwe Köhn
Marcel: „Zur Wende waren wir ja noch klein, aber wir haben einfach Lust auf diesen DDR-Retro-Charme, lieben das Design. Das passende Klapp-Mobiliar zum Wohnwagen habe ich meiner Oma aus dem Gartenhaus abgeschwatzt. In diesem Sommer bleibt der QEK auf dem Grundstück, weil wir Zwillinge bekommen haben. Für einen Ausflug zu zweit ist er aber weiter perfekt, es tut gut, wenn man sich auf Reisen reduziert. Innen haben wir den QEK selbst restauriert – war nicht schwer, weil alles so einfach verbaut war. Nur 1200 Euro haben wir in den QEK gesteckt ...“
„Das konnte sich damals jeder leisten“
Hubert Rein ist stolz auf seine Jawa und den passenden Camping-Anhänger
Foto: Marcus Scheidel/MAS Bildagentur
Rentner Hubert Rein (68) aus Wolkramshausen (Kreis Nordhausen) präsentiert seinen Campinganhänger Pav 40 (Bj. 1963) und seiner tschechischen Jawa 356 (Bj. 1958): „Das Motorrad kostete früher 2600 Ostmark, der Anhänger 1500. Das konnte sich damals jeder leisten. Ich liebe es, auf dem Motorrad mit bis zu 70 Sachen durch Thüringen zu knattern. Der Anhänger kann 30 Kilo transportieren – genug für ein Zweimann-Zelt, Geschirr, zwei Schlafsäcke. Dazu kommen mein Mini-Klapphocker und eine Campinglampe. Alles, was ich brauche. Anfang Oktober bin ich wieder auf Tour, fahre 450 Kilometer die Deutsche Alpenstraße vom Königs- bis zum Bodensee.“
Den vollständigen Bericht mit weiteren Fotos gibt es hier:
https://www.bild.de/regional/leipzig/le ... .bild.html
Gibt es User, welche diese Reisemöglichkeiten noch kennen oder gar besessen haben?