Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Aufarbeitung und Schlußfolgerungen

Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Interessierter » 30. August 2020, 08:49

Ein kleiner Ort mit ungewöhnlicher Geschichte: In Mestlin wollte man in der DDR Anfang der 1950er-Jahre zeigen, wie schön der Sozialismus sein kann. Die Regierung hatte ihren Bürgern einen Lebensstandard versprochen, der die kapitalistischen Länder des Westens übertrifft. Modernste Infrastruktur und gleiche Verhältnisse für alle als Gesamtkunstwerk des sozialistischen Realismus: Die gesamte DDR wollte man mit 200 solcher Siedlungen beglücken. Aber im real existierenden Sozialismus fehlte schlicht das Geld. Mestlin blieb einzigartig.

An nichts sollte es den Menschen fehlen in Mestlin, einem Dorf knapp 40 Kilometer östlich von Schwerin im heutigen Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, urkundlich erwähnt erstmals bereits im Jahr 1312: Krankenhaus, Restaurants, Post, Geschäfte, Oberschule, Kindergarten und moderne Wohnungen - all das wurde innerhalb weniger Jahre hochgezogen. Erwin Schulz zum Beispiel erlebte als Kind, wie sein Geburtsort im Rekordtempo zu einem Arbeiter- und Bauernparadies umgebaut wurde. Bis es losging, habe es nicht mal eine ordentliche Straße gegeben, durch Matsch und Modder habe man laufen müssen, am besten in Gummistiefeln. Dann sei aber plötzlich alles ruckzuck gegangen, erzählt er in der NDR Fernseh-Dokumentation "Das DDR-Musterdorf Mestlin". Höfe wurden abgerissen, im Eiltempo wuchs an ihrer Stelle ein neues Gebäude nach dem anderen aus dem Boden.

Bild
Opulenter Mittelpunkt des Dorfs: das Kulturhaus. 2017 bekam der Verein Denkmal Kultur Mestlin e.V. für seine Bemühungen um den Erhalt den Deutschen Preis für Denkmalschutz.

Bloß keine Mangelwirtschaft im Musterdorf

Fortan gab es hier alles, was anderswo fehlte. Denn Mangelwirtschaft durfte es im Musterdorf nicht geben. Allein im Jahr 1960 wurden fast 90 Fernseher, 30 Motorräder und 20 Kühlschränke von der Konsumgenossenschaft verkauft. Mestlin entwickelte sich zu einem Sehnsuchtsort in der DDR. "Eigentlich waren alle sehr zufrieden hier", erinnert sich Helga Schulz, die einst den Kindergarten geleitet und bis zu 160 Kinder betreut hat, in der Dokumentation: "Jeder hatte ein Bad. Und die meisten hatten auch noch ein Kinderzimmer, was man vorher ja gar nicht kannte". Allerdings habe sie selbst dort auf politisch korrekte Erziehung achten müssen. "Das war manchmal ein bisschen übertrieben", sagt sie rückblickend. "Ich muss sagen, die Kinder kannten ja Moskau bald besser als die nächste Kreisstadt." Mestlin wurde beliebt, zog die Menschen ob seiner für das flache Land hervorragenden Lebensbedingungen aus dem Umland an - bald zählte das Dorf 1.700 Einwohner.

Den interessanten, längeren Beitrag hier:
https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... in194.html
Interessierter
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 30. August 2020, 09:45

Danke Wilfried. Du erklärst mir gerade die DDR.
Ich habe davon noch nie gehört. Wosch sicher auch nicht, sonst hätte er sich 1962 statt mit dem Tanker nach Lübeck besser dorthin fahren lassen...

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon augenzeuge » 5. September 2020, 09:26

Nie gehört.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84717
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 5. September 2020, 10:06

Das Dorf war offensichtlich so bekannt, wie heute Schnöggersburg. Auch für Millionen Euro in den Heidesand gesetzt. Dahin kommen Normalsterbliche auch nicht.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Kumpel » 5. September 2020, 10:25

Na ja , offensichtlich hat man das Tempo ja nicht durchgehalten und somit dieses Dorf lieber leise vor sich hin existieren lassen.
Kumpel
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 5. September 2020, 10:39

Kumpel hat geschrieben:Na ja , offensichtlich hat man das Tempo ja nicht durchgehalten und somit dieses Dorf lieber leise vor sich hin existieren lassen.


Kann auch der simple Materialmangel gewesen sein, dass nichts darüber mehr propagiert wurde.
Als es keine Materialsicherstellung für die neu zu bauenden Rinderställe gab, hat man von den so genannten "Freunden" gelernt. Und die Kühe mussten frierend im Durchzug stehen. Rinderoffenställe waren auch mal kurz der Renner.
Heute gibt es teils gar keine Ställe mehr, dafür aber die dafür geeigneten Rinderrassen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon pentium » 5. September 2020, 10:45

Die Ortsgeschichte von Mestlin...
http://www.emecklenburg.de/Mestlin/gesc ... g1999.html

Eigentlich ein völlig normales Dorf...damals in der DDR
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45489
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Edelknabe » 5. September 2020, 10:51

Aus dem Eingangstext mit dem hier:

" Und die meisten hatten auch noch ein Kinderzimmer, was man vorher ja gar nicht kannte".Textauszug ende

Entschuldigt mal aber Wohnungen mit Kinderzimmer waren doch wohl nicht gerade Mangelware im Sozialismus? Wenn ich nur einmal das Wohnhaus(Gründerzeit)nehme, in dem ich als Kind aufgewachsen bin(Leipziger Osten), also da hatte jeder der Freunde ein Kinderzimmer(4 Etagen/9 Wohnungen).

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 5. September 2020, 11:06

pentium hat geschrieben:Die Ortsgeschichte von Mestlin...
http://www.emecklenburg.de/Mestlin/gesc ... g1999.html

Eigentlich ein völlig normales Dorf...damals in der DDR


Da will ich Dir beipflichten. Das Kulturhaus ist etwas pompöser als anderenorts, aber sonst? Wenn man die Zeitschiene abgeht, gab es vergleichbare Entwicklungen überall.


Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 5. September 2020, 11:18, insgesamt 1-mal geändert.
Volker Zottmann
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon pentium » 5. September 2020, 11:08

Edelknabe hat geschrieben:Aus dem Eingangstext mit dem hier:

" Und die meisten hatten auch noch ein Kinderzimmer, was man vorher ja gar nicht kannte".Textauszug ende

Entschuldigt mal aber Wohnungen mit Kinderzimmer waren doch wohl nicht gerade Mangelware im Sozialismus? Wenn ich nur einmal das Wohnhaus(Gründerzeit)nehme, in dem ich als Kind aufgewachsen bin(Leipziger Osten), also da hatte jeder der Freunde ein Kinderzimmer(4 Etagen/9 Wohnungen).

Rainer Maria


Auf dem Dorf! Besuche mal ein paar alte Bauernhöfe und suche mal die Kinderzimmer...Landwüst ist da zu empfehlen
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45489
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Kumpel » 5. September 2020, 11:11

Edelknabe hat geschrieben:Aus dem Eingangstext mit dem hier:

" Und die meisten hatten auch noch ein Kinderzimmer, was man vorher ja gar nicht kannte".Textauszug ende

Entschuldigt mal aber Wohnungen mit Kinderzimmer waren doch wohl nicht gerade Mangelware im Sozialismus? Wenn ich nur einmal das Wohnhaus(Gründerzeit)nehme, in dem ich als Kind aufgewachsen bin(Leipziger Osten), also da hatte jeder der Freunde ein Kinderzimmer(4 Etagen/9 Wohnungen).

Rainer Maria


Du kleiner sozialistischer Traumtänzer in deiner Gründerzeitwohnung.
Ich kenne noch in den 70ern Behausungen die wurden von dem früheren Grafen für die polnischen Erntearbeiter errichtet , da wohnten Familien mit Kindern die bei den Eltern schliefen.
Noch später hat ein Schulkamerad zum besten gegeben was er da alles so erlebt hat mit seinen Eltern.
Als kleine Stöpsel sind wir da immer ganz schnell vorbei gelaufen. Die Alten die da vor dem Haus saßen waren zum gruseln.
Zuletzt geändert von Kumpel am 5. September 2020, 11:20, insgesamt 1-mal geändert.
Kumpel
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Edelknabe » 5. September 2020, 11:19

Wusst ichs doch, Dörfler....Dorftrampel eben, so uns Kumpel. Die arme junge Sau bekam noch ohne Kinderzimmer dazu Berlinverbot, wohl in fieser Steigerung. Also nee kein Wunder das uns Kumpel dann irgendwann die Fliege machte, und zwar gen Westen.

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Kumpel » 5. September 2020, 11:23

Nö , ich hatte mit meinen Brüdern ein Zimmer . Später waren wir noch zu zweit. Warmes Wasser aus der Wand und Zentralheizung regulierbar über offenes Fenster.
Kumpel
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 5. September 2020, 11:26

Edelknabe hat geschrieben:Aus dem Eingangstext mit dem hier:

" Und die meisten hatten auch noch ein Kinderzimmer, was man vorher ja gar nicht kannte".Textauszug ende

Entschuldigt mal aber Wohnungen mit Kinderzimmer waren doch wohl nicht gerade Mangelware im Sozialismus? Wenn ich nur einmal das Wohnhaus(Gründerzeit)nehme, in dem ich als Kind aufgewachsen bin(Leipziger Osten), also da hatte jeder der Freunde ein Kinderzimmer(4 Etagen/9 Wohnungen).

Rainer Maria


Ahnung hast Du wirklich keine.
Damals schliefen die Kinder oft auf dem Heuboden oder in einem Kammerverschlag.
Anspruch auf Kinderzimmer hatten Eltern bei der Wohnraumlenkung frühestens wenn die Kinder eingeschult wurden. Und Kinderzimmer im Neubau, waren in der Regel die sogenannten halben Zimmer. Erst wenn ein 3. oder 4. Kind sich anbahnte gab es Aussicht auf ein weiteres Zimmer.
Ich schrieb es schon:
Wir hatten zwar immer schon eine komfortable Altneubauwohnung (die nannte sich wirklich so). Die war im Zuschnitt etwas größer, trotzdem musste ich mir mit meiner Schwester einen Raum teilen, so bis zu meiner Heirat.
Du und Dein wahrgenommener Sozialismus... Ein Traumpaar. [flash]

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Kumpel » 5. September 2020, 11:29

Der Edelknabe hat wirklich keine Ahnung. Auf dem Dorf oder in Kleinstädten hat man doch Jahrzehnte lang in der Substanz aus Vorkriegsjahren gelebt.
Große Häuser von Gütern oder ähnliches wurden voll gestopft bis unters Dach.
Ich kann mich sogar noch an die zwangsweise Eingewiesenen Flüchtlinge aus Schlesien im Haus meiner Großeltern erinnern. Das war so Mitte der 70er. Die hatten ein einziges Zimmer.
Kumpel
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 5. September 2020, 11:47

Volker Zottmann hat geschrieben:
Heute gibt es teils gar keine Ställe mehr, dafür aber die dafür geeigneten Rinderrassen.

Gruß Volker

Die gab es schon immer aber weniger in Mitteleuropa.
Da ging die Tendenz zur Hochleistungsmilchkuh und das war nun mal nicht ein Tier welches sich auf der Weide oder im Rinderoffenstall wohlfühlte......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13700
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 5. September 2020, 12:00

Kumpel hat geschrieben:Der Edelknabe hat wirklich keine Ahnung. Auf dem Dorf oder in Kleinstädten hat man doch Jahrzehnte lang in der Substanz aus Vorkriegsjahren gelebt.
Große Häuser von Gütern oder ähnliches wurden voll gestopft bis unters Dach.
Ich kann mich sogar noch an die zwangsweise Eingewiesenen Flüchtlinge aus Schlesien im Haus meiner Großeltern erinnern. Das war so Mitte der 70er. Die hatten ein einziges Zimmer.


Ist schon ziemlich albern dieses mit den Kinderzimmern .....
Auch Leipzig bestand nicht nur aus Gründerzeithäusern mit vielen Kinderzimmern.
Ich kann mich durchaus erinnern das während meiner Schulzeit 1957 bis 1967 Klassenkameraden mit ihren Eltern in Zweiraumwohnungen wohnten und sie mit ihren Eltern im Schlafzimmer schliefen.
Wenn mal ein Kinderzimmer vorhanden war dann gab es Klo auf halber Treppe .....

Was die großen Gründerzeitwohnungen betrifft, jedenfalls in Leipzig, die hatten Wohnflächen von 200 bis 350qm und das wurde erbarmungslos in mehrere Wohnungen geteilt. Mit gemeinsamer Küchen und Badbenutzung. Bei den Russen hieß sowas Kommunalka. Mit dem Unterschied das in Osten eine Familie wenigsten zwei oder drei Zimmer erhielt, bei den Russen tummelten sich in solchen "Geründerzeitwohnungen" pro Zimmer eine Familie .....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13700
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Edelknabe » 5. September 2020, 16:26

Jetzt geht mir auch ein Licht auf, deswegen heute die ehemaligen DDR-Neubau Dreigeschosser auf die Dörfer. Also unser Dorf hat da schonmal Drei von. Damit das auch klappte mit ordentlichem Wohnraum.Wenn ich das ganze(euer geschildertes Mittelalter) alles so lese, also nee kein Wunder wenn die DDR in eurem Rückblick so beschissen daherkommt, ich sags doch, du musstest irgendwie das kleine Glück haben um heute sagen zu können..."Hast so gut wie nix falsch gemacht, warst doch auf dem richtigen sozialistischen Alltags-Dampfer."

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Edelknabe » 5. September 2020, 16:44

Nostalgiker mit dem hier:

"Was die großen Gründerzeitwohnungen betrifft, jedenfalls in Leipzig, die hatten Wohnflächen von 200 bis 350qm und das wurde erbarmungslos in mehrere Wohnungen geteilt."Textauszug ende

Da geht es mir wie Volker, ich kannte einfach Zuviele damals,in die Achtziger Jahre, mit genau den Größen(Wohnraum) in Leipzig, wo eben nix aufgeteilt wurde. Familien mit zwei bis drei Kinderlein zum Bsp.Nu was sagst du denn dazu Nostalgiker? Und nee, das interessiert mich auch nicht, weil, selbst erlebt, also stimmt das auch.(Jetzt Humor ein...."wie beim Volker").

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 5. September 2020, 16:52

Da kannst du so meinen Edelknabe, ich sprach; ohne es zu erwähnen von der Zeit um die 70ger Jahre ....
Übrigens wurden nach 1990 im Zuge der Sanierung und Modernisierung dieser Gründerzeithäuser in Leipzig aus einer solch großen Wohnung pro Etage entweder ei Büro (Anwaltskanzlei) oder mehrere kleinere, abgeschlossene Wohnungen gemacht.
Da meine Eltern nicht im proletenbehafteten Osten wohnten, sondern im Süden, da wo die Pferderennbahn war usw., konnten wir diese "Umbauarbeiten" genau beobachten ....
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13700
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Kumpel » 5. September 2020, 16:54

Gefällt mir dein Humor Edelknabe , sozialistische Errungenschaft und Gründerzeitwohnung und Nosti hat völlig Recht mit dem Teilen.
Ich habe in der Probshaidaer selber in so einer gewohnt . Im Flur war da eine Wand gezogen.
Kumpel
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Edelknabe » 5. September 2020, 17:07

Was soll das denn wieder heißen Nostalgiker, so dein "Proletenbehafteter Osten?" Nur gut das der Rainer damals sinngemäß eine entwickelte sozialistische Persönlichkeit wurde, sonst wüsste ich ja heute garnicht von was ich hier schreibe.Ja doch Kumpel, spring dem N. bei, damit der heute nicht so alleine mit den damals aufgeteilten Wohnungen da steht.

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Kumpel » 5. September 2020, 17:09

Sorry Edelknabe , du warst alles , aber keine entwickelte sozialistische Persönlichkeit.
Mehr möchte ich dazu nicht schreiben.
Kumpel
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon pentium » 5. September 2020, 17:26

Um mal zum sozialistischen Musterdorf zurück zu kommen:

Auf der 2. Parteikonferenz der SED verkündete Generalsekretär Walter Ulbricht den "planmäßigen Aufbau des Sozialismus" im von Moskau vorgegebenen Sinne. Dazu gehörte, dass in der Landwirtschaft ähnliche Produktionsmethoden geschaffen werden sollten wie in der Industrie. Bauernhöfe wurden dafür in den Folgejahren zwangskollektiviert und in Genossenschaften zusammengeführt. Um diesem erneuten Umbruch zu entgehen, verließen viele Bauern ihre Höfe und flüchteten in den Westen. Vermeintliche Vorzüge wie Rentenanspruch und geregelte Arbeitszeit überzeugten sie nicht, ihr selbstbestimmtes Leben aufzugeben.
Die neugewonnene Freizeit der Bauern in den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) galt es, im Sinne des Systems zu gestalten. Die "Vergesellschaftung der Lebensweise", so ist im Lehrbuch "Wissenschaftlicher Kommunismus" zu lesen, "die vollkommene Organisation der gesellschaftlichen Versorgung befreit die Menschen von den mühevollen Alltagssorgen, die sie von der schöpferischen Tätigkeit abhalten". Einen entscheidenden Beitrag zu dieser Versorgung sollten neue Musterdörfer leisten. 1951 gab das Ministerium für Aufbau Richtlinien heraus, welche Standorte für die sogenannten Beispieldörfer geeignet seien, was sie vorweisen müssten und wie sie zu gestalten seien. Ihnen sollte die Rolle von politischen, sozialen und kulturellen Zentren zufallen. Daher war es wichtig, dass sie an Verkehrsknotenpunkten lagen, deren Einzugsbereich mindestens 1.500 Menschen erfasste.

https://www.monumente-online.de/de/ausg ... ferenz.php

Das passt sicher nicht hierher, aber die meisten Dörfer (selbst die fernabgelegenen Erzgebirgsdörfchen) wurden in den 20er Jahren - spätestens beim alten Adolf - mit fließend Wasser versorgt. Ebenso mit Strom. Das war also nicht unbedingt eine Errungenschaft des Sozialismus.
Richtig ist, daß sich unsere Partei- und Staatsführung gern solche Musterdörfer und -Einrichtungen vorführen ließ, um sich wieder einmal ihre Meinung über den Sieg- und segensreichen Weg des Sozialismus bestätigen zu lassen. Ich bin geneigt zu glauben, daß die von dem, was sie sahen und was ihnen als angebliche Realität vorgeführt wurde, fest überzeugt waren. Insgesamt 197 solcher Musterdörfer waren allein für das heutige Mecklenburg-Vorpommern avisiert. Verwirklicht wurde nur Mestlin...berichten meine Quellen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45489
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Edelknabe » 5. September 2020, 17:33

Das Problem(dein Problem Kumpel), du hast den Sozialismus irgendwie nie verstanden. Sonst wärst du eventuell in der DDR geblieben.Denn genau den damaligen S. musste man sinngemäß nehmen, für sich richtig schön übers Knie zurechtbiegen, und zwar solange bis Sozialismus für sich persönlich passte und dann klappte das auch, mit dem drin zurecht kommen. Das Schönste noch, der dankte das einem, diese Treue, indem der dich einfach nur machen, in Ruhe ließ.

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon augenzeuge » 5. September 2020, 18:06

Edelknabe hat geschrieben:Denn genau den damaligen S. musste man sinngemäß nehmen, für sich richtig schön übers Knie zurechtbiegen, und zwar solange bis Sozialismus für sich persönlich passte und dann klappte das auch, mit dem drin zurecht kommen. Das Schönste noch, der dankte das einem, diese Treue, indem der dich einfach nur machen, in Ruhe ließ.

Rainer Maria


Die das geschafft haben, denen kamen sicher am 9.11.89 die Tränen, weil diese Zeit vorbei war. Endlich hab ichs begriffen. [flash]
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84717
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon pentium » 5. September 2020, 18:13

augenzeuge hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Denn genau den damaligen S. musste man sinngemäß nehmen, für sich richtig schön übers Knie zurechtbiegen, und zwar solange bis Sozialismus für sich persönlich passte und dann klappte das auch, mit dem drin zurecht kommen. Das Schönste noch, der dankte das einem, diese Treue, indem der dich einfach nur machen, in Ruhe ließ.

Rainer Maria


Die das geschafft haben, denen kamen sicher am 9.11.89 die Tränen, weil diese Zeit vorbei war. Endlich hab ichs begriffen. [flash]
AZ


Was soll so schön gewesen sein in der DDR? Das sozialistische Musterdorf und der persönliche Sozialismus der Edelknaben....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45489
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 5. September 2020, 19:06

Wie kann ein "erwachsener Opa" wie der Edelknabe nur solchen Stuss zusammenschreiben.
Wenn das mal seine Enkel lesen, später, die müssen doch überzeugt sein, dass der Opa gaga war.
Der Edelknabe hatte in "seinem Sozialismus" nur Glück, dass ihm nie die Kripo oder Stasi auf die Pelle rückte.

Was meinst Du, Edelknabe, denn, wäre geworden, wenn es einen Herbst 1989 in dieser Form nie gegeben hätte?

Garantiert wären wir heute Bettler, Vagabunden, in einer runtergekommenen, sich nicht mehr reproduzierenden DDR. Arbeitslos wären wir, wie schon abertausende Werktätige seit spätestens 1983 bis 89, die allerdings immer noch untätigen Unterschlupf in ihren Betrieben hatten. Mir ging das so, fast allen eigentlich arbeitslosen Technologen ebenso. Die vertrieben sich als letztes Aufgebot täglich ihre Arbeitszeit mit ersten Ping-Pong-Männchen-Spielen in schwarz/weiß auf den Robotroncomputern.
Neues wurde nicht mehr geschaffen und Altes verschliss schneller, als man die Schichten beenden konnte.
Du Edelknabe, spinnst aber immer noch treudoof vom Sozialismus. Na dann, nur zu!

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Edelknabe » 6. September 2020, 07:12

Jörg mit dem hier:

"Die das geschafft haben, denen kamen sicher am 9.11.89 die Tränen, weil diese Zeit vorbei war. Endlich hab ichs begriffen."Textauszug ende

Mir kamen doch keine Tränen Jörg,in der Wendedemozeit um 1989 herum, ganz im Gegenteil,denn dann ging das locker weiter. Der Rainer war zum Bsp. der Erste der in der Strasse nen MB fuhr.So richtig herrlich jung und abgehoben.Also die Augen der Leute, und zwar die, die da Abends immer zur Demo gelaufen sind, die sprachen sinngemäß Bände über mich jungen Wilden. Und wenn ich so zurück denke, das war wie "und jetzt her mit der Welt und was kostet Sie denn gerade?"

Ich glaube der Volker hat das irgendwie auch nicht verstanden, das mit "Diesen Sozialismus nutzen können, ja sogar diesen nutzen müssen", der mauerte sich weiter ein an seinen Schornsteinen, hielt sich dabei krampfhaft am Sicherungsseil fest und und schaute dabei sehnsüchtig nach Westen, nur der Berg war irgendwie davor.Also wenn ich Eines meinen Enkeln fast jeden Tag verklickere dann ist es sinngemäß dies: "Keine Angst Mädels vor Irgendwas oder Irgendwem, weder vor nem Staat,der Schule noch einer irgendeiner Person nur achtet mir die Leute, den Gegenüber und urteilt in Ruhe, bevor ihr was tut."

Alter Mießmacher Volker Zottman, mensch eine damals überarbeitetete DDR, so wenn die runden Tische es denn geschafft hätten weiter zu machen, also die wäre ähnlich der Schweiz aufgeblüht im kleinen und eben nicht ins überlebte der alten BRD dann abgetriftet.Sieht man doch jetzt in der Coronazeit so schön, völlig unfähig der Staat plus Kapital zu grundlegenden Änderungen, hängen an ihrem Scheiß Wachstum fest wie Einer der an den lieben Gott glaubt.

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16718
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Mestlin: Das sozialistische Musterdorf der DDR

Beitragvon Olaf Sch. » 6. September 2020, 08:19

ja ein edler Knabe wie Du Rainer, der würde einen Staat lenken können! Wie noch keiner zu vor. Der hätte aus der DDR eine kleine flache Schweiz gemacht... ja da erzähl uns mal wie. Aber ich kann es mir denken: mit Vollgas in den Abgrund. Komplexe Systeme sind nicht Deins - einfache Lösungen für einfache Menschen. Ein Bewunderer Stalins, ein Organisierer, der sozialistisch umlagerte, auch mal gern private Sachen anderer Mitbürger. 1989 warst du sicher kein junger Bursche mehr. Den Wert eines Menschen mache ich nicht an dem Auto fest, welches er fährt... Die Menschen die du verachtest am runden Tisch haben dir das Fahren mit dem MB erst ermöglicht. Ohne sie hättest du heute nicht mal ein Fahrrad, also ein gekauftes.
Olaf Sch.
 

Nächste

Zurück zu Die DDR aus heutiger Sicht

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

cron