200 Kilometer von der ehemaligen Grenze entfernt sammelt ein Hesse Gegenstände aus dem Sozialismus
Bad Camberg – Die Pelzmütze ist sein ganzer Stolz. Luftdicht verpackt lagert das gute Stück in einer Box neben Uniformen und Ehrennadeln. Vorbesitzer: ein gewisser Erich Honecker.
„400 Mark hat die mich gekostet“, sagt Jürgen Schäufele (69). Er sammelt DDR-Geschichte, im Hintertaunus, 200 Kilometer von der ehemaligen Grenze entfernt. Mehr als 10 000 Gegenstände hat er angehäuft, vom Mitropa-Service über Grenzkontrollkoffer bis zum „Russentod“. Ein selbst gebaute Kanister, der die Störstrahlen der Sowjetarmee beseitigte, so den Genuss von Westfernsehen ermöglichte.
Woher rührt die Sammelleidenschaft?
„Nicht von meiner Herkunft“, so der gebürtige Wiesbadener. Im Wendejahr 1989 verschlug‘s den Rechtsanwalt in den Osten. Von Ostalgie war damals keine Spur. Im Gegenteil! Raus mit dem sozialistischen Plunder, lautete die Devise. Schäufele leckte Blut: „Für mich war das ja eine völlig fremde Welt.“
Die hat ihn bis heute nicht losgelassen. Kaum ein Gegenstand, zu dem der Hobby-Historiker nicht eine Geschichte auf Lager hat. „Wissen Sie, was das ist?“, fragt er und hält mir, dem BILD-Reporter, ein Einmachglas unter die Nase. Inhalt: ein kariertes Tuch. „Das gehörte der Stasi“, erklärt er. „Nach Verhören wurden die Stühle abgewischt, die Tücher konserviert – als Geruchsprobe.“
Ein paar Räume weiter ist dem DDR-Weltraumpionier Sigmund Jähn (†82) eine Ecke gewidmet. Helm und Astronautennahrung („Sächsischer Hefekringel mit Rosinen“) inklusive.
Nur von einer Kuriosität fehlt bei unserem Besuch jede Spur. Eine Gedenkmünze zum 50. Jahrestag der DDR (wäre 1999 gewesen), geprägt Ende der Achtziger. Wie es dazu kam? Unklar. Schäufele: „Vielleicht hatten sie einfach Material über.“
Fotos dazu - beispielsweise vom „Trinkbranntwein“ für die Bergleute - findet man hier:
https://www.bild.de/regional/frankfurt/ ... .bild.html