Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Aufarbeitung und Schlußfolgerungen

Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Nostalgiker » 7. Mai 2019, 07:14

Heute vor 30 Jahren, an einem Sonntag, fand in der der DDR die Kommunalwahl statt für die man damals natürlich wieder das bekannte Ergebniss von 99,+% Ja-Stimmen erwartete. Von Seitens der Regierung.

Wie viele Menschen damals nicht wählen gegangen sind, wie viele Menschen damals die Wahlkabinen benutzten um die Stimmzettel entweder ungültig zu machen oder so zu kennzeichnen das sie als "Nein"-Stimme gezählt werden kann weiß ich nicht.
Ich weiß nur das in den für "mich" zuständigen Wahlbüro bei der Stimmenauszählung eine für "DDR Verhältnisse" hohe Anzahl an Nichtwählern; also diejenigen die überhaupt nicht zur Wahl erschienen sind und Nein Stimmen sowie ungültige Stimmen ausgezählt wurden.
Die "Ja" Stimmen lagen ungefähr bei knapp 80%.
Umso erstaunter waren wir als wir ein paar Tage später bei der detaillierten Darstellung der Wahlergebnisse lasen das in diesem Wahlkreis das Ergebnis bei rund 98% Ja-Stimmen lag ......
Damalige spontane Reaktion war, es ist doch egal ob man wählen geht oder nicht, das Ergebnis steht sowieso fest und ist auf keinen Fall schlechter als das Ergebnis der letzten Wahl .......

Im laufe der nachfolgenden Monate sagte dann das Staatsvolk, nicht die Führer der führenden Partei; macht doch euren Mist allein; sondern die Menschen wandten sich nun endgültig ab und suchten für sich Alternativen.


Aus diesen damaligen unbegreiflichen Fehlern der Staatsführung hat zumindest ein Staatsführer der Gegenwart gelernt, er lässt einfach eine ihm nicht genehme Wahl zum Oberbürgermeister wegen des "schlechten" Wahlergebnisses annullieren und ließ Neuwahlen ansetzen ......
Vielleicht wird jetzt so lange gewählt bis das Ergebnis passt.


PS.: Übrigens zählte ich am 7.Mai 1989 zu den Nicht-Wählern und hatte laut Wahlunterlagen; welche ich eingesehen habe; aber gewählt. Meine Wahlbenachrichtigungskarte hatte ich aber noch nach dem 7.Mai .......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Grenzwolf62 » 7. Mai 2019, 08:20

Ich glaube diese Veranstaltung war so richtig der Anfang vom dann schnellen Ende.
Da merkte auch der letzte das man an der Eigen-Veralberei eisern festhalten will.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon karnak » 7. Mai 2019, 13:11

Nostalgiker hat geschrieben:

PS.: Übrigens zählte ich am 7.Mai 1989 zu den Nicht-Wählern und hatte laut Wahlunterlagen; welche ich eingesehen habe; aber gewählt. Meine Wahlbenachrichtigungskarte hatte ich aber noch nach dem 7.Mai .......

[flash] Also jetzt wird der Hund in der Pfanne verrückt, DU AUCH, bin ich denn hier nur von Widerständlern im Ruhestand umgeben? [flash]
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Dr. 213 » 7. Mai 2019, 15:30

Ich hoffe, die Wahlunterlagen sind alle komplett vernichtet worden.
Nicht auszudenken, wenn die ganzen Wahlverweigerer oder die mit dem Kreuz bei "hat Wahlkabine aufgesucht"
heute alle Opferrente dafür bekommen würden. [laugh]

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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon augenzeuge » 7. Mai 2019, 16:26

karnak hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:

PS.: Übrigens zählte ich am 7.Mai 1989 zu den Nicht-Wählern und hatte laut Wahlunterlagen; welche ich eingesehen habe; aber gewählt. Meine Wahlbenachrichtigungskarte hatte ich aber noch nach dem 7.Mai .......

Also jetzt wird der Hund in der Pfanne verrückt, DU AUCH, bin ich denn hier nur von Widerständlern im Ruhestand umgeben? [flash]


Dass versteh ich nun auch nicht. Nostalgiker hat doch echt in der DDR alles bekommen, was möglich war. Sogar in den Westen durfte er. Und er war immer noch nicht zufrieden. [shocked]
Möchte gar nicht wissen, was er bei meinen Erlebnissen getan hätte..... [angst]

AZ
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Nostalgiker » 7. Mai 2019, 16:43

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:
Nostalgiker hat geschrieben:

PS.: Übrigens zählte ich am 7.Mai 1989 zu den Nicht-Wählern und hatte laut Wahlunterlagen; welche ich eingesehen habe; aber gewählt. Meine Wahlbenachrichtigungskarte hatte ich aber noch nach dem 7.Mai .......

Also jetzt wird der Hund in der Pfanne verrückt, DU AUCH, bin ich denn hier nur von Widerständlern im Ruhestand umgeben? [flash]


Dass versteh ich nun auch nicht. Nostalgiker hat doch echt in der DDR alles bekommen, was möglich war. Sogar in den Westen durfte er. Und er war immer noch nicht zufrieden. [shocked]
Möchte gar nicht wissen, was er bei meinen Erlebnissen getan hätte..... [angst]

AZ


Du mußt nicht alles verstehen Augenzeuge. Allerdings berechtigt dich das noch lange nicht etwas was du nicht verstehst und nicht kennst ins lächerliche zu ziehen.

Ich möchte nicht wissen was du bei meinen Erlebnissen in einem bestimmten Zeitabschnitt meines DDR Lebens getan hättest, gib mal nicht so an Augenzeuge.

Übrigens war ich; eben nochmal nachgeschaut wann sie waren; das erste Mal 1981 nicht zu einer Wahl. In dem Jahr wurde die Volkskammer gewählt, genauso 1986 ebenso Volkskammerwahl. Und den Kommunalwahlen von 1984 und 1989 blieb ich als Wähler fern.

An den Wahlen 1971, 1974 und 1976 nahm ich umständehalber teil .......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Volker Zottmann » 7. Mai 2019, 16:52

"An den Wahlen 1971, 1974 und 1976 nahm ich umständehalber teil ......." [laugh]

Ich lache mich schlapp!
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Nostalgiker » 7. Mai 2019, 17:05

Volker Zottmann hat geschrieben:"An den Wahlen 1971, 1974 und 1976 nahm ich umständehalber teil ......." [laugh]

Ich lache mich schlapp!


Pass bloß auf das du nicht vor Entkräftung zusammenbrichst und ein Pflegefall wirst.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon augenzeuge » 8. Mai 2019, 18:46

Stasi mit Aktion „Symbol 89“ gegen DDR-Bürgerrechtler........ Der Staatsfeind und die Kommunalwahl 1989

Halle (Saale) -
Um sechs Uhr morgens besetzten die Genossen der Volkspolizei Kontrollpunkte an den Autobahnabfahrten. Auch in der Gaststätte „Grüne Tanne“ an der Einfallsstraße nach Halle bezogen zwei Mann Posten.

Mit Dienstbeginn gehen Stasileute und Kripo-Fahnder verstärkt Streife und in der Bezirksverwaltung des MfS trat Oberst Rolf Schöppe mit dem Einsatzstab zusammen.

Es ist Mai 1989. 24 Stunden vor Eröffnung der Wahllokale ist unbemerkt von den Bürgerinnen und Bürgern der DDR die „Aktion Symbol 89“ angelaufen.


Eine schizophrene Situation. Während die DDR-Medien wie stets Siegesmeldungen verkünden, lauert der Staatsfeind überall. Dass bei der Rentnerin Charlotte Sch. im Halle-Neustädter Block 771, Erdgeschoss, „eine am Fenster befindliche Staatsflagge entwendet und in einen Müllcontainer geworfen“ (MfS-Bericht) wurde, erregt Verdacht. Die Abteilung XX - zuständig für die „Absicherung des Staatsapparates“ - nimmt die Verfolgung auf.
[flash]

Rund um die Uhr ist das „Schild und Schwert der Partei“ unterwegs, um „Wahlverweigerungs-Ankündiger zu disziplinieren“ und „den Differenzierungsprozess unter den Antragstellern zu forcieren“. 9000 Menschen im Bezirk Halle bekommen von der Stasi Besuch.


https://www.mz-web.de/politik/stasi-geg ... 9-32467500

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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Merkur » 8. Mai 2019, 18:51

augenzeuge hat geschrieben:9000 Menschen im Bezirk Halle bekommen von der Stasi Besuch.
AZ


Wie muss ich mir das vorstellen und wer soll die alle besucht haben?
Vielleicht kann ja der Volker zur Aufklärung beitragen.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Volker Zottmann » 8. Mai 2019, 18:58

Ergänzend zu dieser Wahl sei gesagt, dass hier in Harzgerode auch angekündigte Wahlverweigerer besucht wurden. Diese waren ja noch berechenbar. Schlimmer war es um jene bestellt, die nichts ankündigten und nachmittags immer noch nicht gewählt hatten. Für diese fuhr ein PKW ununterbrochen rum, um diese Personen ausfindig zu machen.
Einige uns bekannte Personen haben sich den ganzen Tag im Wald verkrümelt. Andere spürte man bei einem Bierchen in Alexisbad mit der fliegenden Wahlurne auf.
Ja, und die, die man nicht antraf, bekamen im Wählerverzeichnis den Vermerk, dass sie momentan im Ausland verweilen.

(Nicht gehört, erlebt!)

Der oberste Wahlleiter hieß Krenz.
Letztlich hatte er ja den Wahlbetrug auch bei den Auszählungen zu verantworten.



Gruß Volker
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Volker Zottmann » 8. Mai 2019, 19:03

Merkur, Du stellst als Stasispezialist äußert alberne Frage!

Die Wahlen waren ja akribisch vorbereitet. Und so waren wohl auch fast alle Pappenheimer der Orte (aus Sicht der SED) bekannt.
Die hat man genauso schnell besucht, wie am Stichtag X die etwa 86000 Problembürger interniert worden wären.
Das dies funktioniert hat, ist Dir sicherlich bekannt. Das Zweiteres nie mehr zum Tragen kam, war ein unglaubliches Glück für tausende Familien.

Gruß Volker
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon augenzeuge » 9. Mai 2019, 07:36

Volker Zottmann hat geschrieben:war ein unglaubliches Glück für tausende Familien.

Gruß Volker


Nicht zuletzt für Merkur selbst. Er kann sich vermutlich nicht vorstellen, wie unzufrieden er in dem System geworden wäre. [wink]
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Sperrbrecher » 9. Mai 2019, 08:09

Merkur hat geschrieben:Wie muss ich mir das vorstellen und wer soll die alle besucht haben?
Vielleicht kann ja der Volker zur Aufklärung beitragen.

Man machte sich sogar die Mühe, mich mit zwei Personen nebst Wahlurne
auf meiner Arbeitsstelle aufzusuchen, um mich zur Stimmenabgabe zu bewegen.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon augenzeuge » 9. Mai 2019, 10:18

Sperrbrecher hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:Wie muss ich mir das vorstellen und wer soll die alle besucht haben?
Vielleicht kann ja der Volker zur Aufklärung beitragen.

Man machte sich sogar die Mühe, mich mit zwei Personen nebst Wahlurne
auf meiner Arbeitsstelle aufzusuchen, um mich zur Stimmenabgabe zu bewegen.

Ja, diese Fälle kenne ich auch. [grins]

Komisch, warum sowas anderen nie in 30 Jahren bekannt wurde
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Nostalgiker » 9. Mai 2019, 10:58

Nun gehe ich davon aus das die zwei Menschen mit der Urne nicht unbedingt von der Stasi waren.
Es waren schlicht und einfach Wahlhelfer, davon gehe ich aus.

Während meines Studium wurden wir für den Wahltag verdonnert in einem bestimmten Wahllokal als 'Wahlhelfer' zu fungieren.
Das traf auf die Volkskammerwahl am 14.11.1971 und auf die Kommunalwahl am 19.05.1974 zu.

Ab dem späten Vormittag bekamen wir Adresslisten in die Hand gedrückt von Bürgern die noch nicht wählen waren und wir hatten diese aufzusuchen und zur Wahl zu bitten .....
Zu Menschen von denen bekannt war das sie nicht aus eigener Kraft zum Wahllokal kommen konnten wurde das "mobile Wahllokal" geschickt. ebenfalls zwei Mann plus einer kleinen Wahlurne.

Traf man die "noch Nicht-Wähler" nicht unter ihrer Meldeadresse an so bestand die Aufgabe den vermutlichen Aufenthaltsort herauszufinden, dort vorstellig zu werden und zur Wahl zu bitten.
Das konnte der Kleingarten, das Freibad etc. sein im Mai, im November war es meist die Lieblingskneipe dieser Leute.

Da wir uns nicht unbedingt zum Affen machen wollten haben wir diese Leute nicht unbedingt bis in die Kleingartenanlage verfolgt, wir haben sie eben nicht angetroffen.

Es bestand durchaus zwischen den einzelnen Wahlbezirken eine Art "Wettbewerb" wer hat am schnellsten alle Wähler zusammen getrommelt, obwohl die Wahllokale in der Regel zwischen 6 Uhr und 18 Uhr geöffnet hatten.

Das wir Leute auf ihrer Arbeitsstelle besucht haben ist mir nicht erinnerlich.
Glaube kaum das Jemand am Sonntag durchgängig zwischen 6 und 18 Uhr gearbeitet hat.

Listen über die Leute welche nicht zur Wahl kamen wurden nicht gemacht.
Zuletzt geändert von Nostalgiker am 9. Mai 2019, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Mai 2019, 11:02

augenzeuge hat geschrieben:
Komisch, warum sowas anderen nie in 30 Jahren bekannt wurde
AZ

Ich glaube da eher, dass es nur von diesen Usern keiner eingestehen will, weil sie auch heute ihr "Nest" noch nicht beschmutzen wollen.
In einer Kleinstadt wie hier, fast ein Dorf, wo jeder jeden kennt, war soetwas allerdings auch eher zu beobachten. Anonym in einer Großstadt konnte man die "fliegende Wahlurne" mit Wohlwollen schon mal übersehen.

Hier aber strampelte der ABV und dessen Helferlein schon Tage im Vorfeld, um Problembürger zu besänftigen und zur Wahl zu bitten. Am Wahltag aber zeigte sich bei einigen Eingeborenen, dass vorherige Überredungsversuche ins Leere liefen.

Die fliegende Urne suchte schon in den frühen Morgenstunden alle gebrechlichen oder gehbehindeten Menschen zur heimischen Stimmabgabe auf. Der Nachmittag war dann eher dem Katz-und Mausspiel vorbehalten.
Was mich im Nachhinein wundert, ist dieser immense sinnlose Zeitaufwand, wo doch die Wahlergebnisse ohnehin in aller Regel passgerecht nach der Auszählung verfälscht wurden.

Wer nicht zur Wahl kam, war durch die Wahllisten im Wahlokal deutlich ersichtlich.
Diese Beobachtungen sind zu 99,9 % zutreffend. [laugh]

Gruß Volker
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Merkur » 9. Mai 2019, 19:43

Volker Zottmann hat geschrieben:Merkur, Du stellst als Stasispezialist äußert alberne Frage!


Die Frage ist nicht albern! Ich habe begründete Zweifel daran, dass 9000 Bürger des Bezirkes Halle Besuch vom MfS bekamen!
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Mai 2019, 20:58

Na Merkur,
an mich gerichtet war die Frage schon Unsinn. Letztendlich hat AZ von 9000 geschrieben, die von der Stasi besucht wurden und nicht ich!
Du machst den Fehler, dass an der Zahl fest zu machen. Ich habe die Frage prinzipiell beantwortet. Auch, dass im Vorfeld bekannte Wahlverweigerer grundsätzlich aufgesucht wurden, dies ist hinlänglich bekannt. Ob das in jedem Fall die Stasi war, oder "nur" IMs oder Parteimitglieder, Bürgermeister, Wahlhelfer waren, das ist dabei eigentlich für mich unerheblich.

Wichtiger ist doch die Feststellung, dass kein Bürger so frei war, einfach nicht zur Wahlveralberung zu gehen.

Gruß Volker
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon augenzeuge » 9. Mai 2019, 21:27

Merkur, du solltest den Text der Zeitung lesen, und die Aussagen darin verfizieren. Dann klappts.

Seit Februar schon hatte eine von Halles Stasi-Chef Heinz Schmidt angeführte „Koordinierungsgruppe“ dazu die „Absicherung“ der Kommunalwahlen vorbereitet.

In penibler Puzzlearbeit werden Listen von „Eingabenverfassern“, „Symbolträgern“ und „Ausreise-Antragstellern“ erarbeitet, die Überwachung von „negativen Kräften“ wird intensiviert und die als „gefährlich“ erfassten Personen aufgenommen.

Das wird die Stasi nicht zulassen. Jürgen R. bekommt noch vor dem Wahltag Besuch. Und wie ihm geht es in diesen Maitagen 1989 rund 9.000 anderen Menschen allein im Bezirk Halle. Rund um die Uhr ist das „Schild und Schwert der Partei“ unterwegs, um „Wahlverweigerungs-Ankündiger zu disziplinieren“ und „den Differenzierungsprozess unter den Antragstellern zu forcieren“.


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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Sperrbrecher » 9. Mai 2019, 21:46

Nostalgiker hat geschrieben:Das wir Leute auf ihrer Arbeitsstelle besucht haben ist mir nicht erinnerlich.

In meinem Fall war es aber so.
Glaube kaum das Jemand am Sonntag durchgängig zwischen 6 und 18 Uhr gearbeitet hat.

Das hat doch auch niemand behauptet.
Aber wenn es Dir auch anscheinend unverständlich zu sein scheint. Es soll auch in
der DDR Personen gegeben haben, die ganz bewusst nicht zur Wahl gegangen sind,
weil es eben keine richtige Wahl war.

Meines Wissens gab es in der DDR keine gesetzlich vorgeschriebene Wahlpflicht,
wie es in manchen Länder der Fall ist. In etlichen Länder gibt es eine gesetzlich vorgegeben Wahlpflicht. Da wird die Nichtteilnahme an Wahlen bestraft.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wahlpflicht
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Dr. 213 » 10. Mai 2019, 00:54

Keine Wahlpflicht in der DDR ist gut gesagt Sperrbrecher.
Wenn ich Stasi gewesen wäre, ich hätte mir nach der Wahl die Teilnahmelisten geben lassen.
Damit hätte man schon mal eine prima Arbeitsgrundlage um Feinde des Sozialismus "herauszuarbeiten"

Warum nur glaube ich, auch besonders durch die nach der Wende bekannt gewordenen Überwachungsparanoia,
daß die Stasifritzen das auch wirklich gemacht haben?

Wenn die Kommunalwahlen sogar geheimdienstlich "abzusichern" waren, dann interessierte die Schnüffler
bestimmt auch, aus welcher Motivation es diese Wahlverweigerer gegeben hat sowie deren Name und Adresse.

Man darf nicht vergessen, die Stasi war ja auch ein eifriger Sammler und Aufbereiter für Statistiken aus vielen
Bereichen wie Sport, Kultur und Wirtschaft und eben auch so etwas wie ein Meinungsforschungs- Institut in der DDR.
Von mir ganz wertfrei gesagt, das Thema Wahlverweigerer hatte die Stasi von daher unbedingt zu interessieren.

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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Merkur » 10. Mai 2019, 03:52

augenzeuge hat geschrieben:Merkur, du solltest den Text der Zeitung lesen, und die Aussagen darin verfizieren. Dann klappts.
Jürgen R. bekommt noch vor dem Wahltag Besuch. Und wie ihm geht es in diesen Maitagen 1989 rund 9.000 anderen Menschen allein im Bezirk Halle.
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Ich gehöre nun mal nicht zu den Leuten die alles glauben was in der Zeitung steht. Und ich halte es weiterhin für nicht glaubhaft, dass das MfS im Bezirk Halle Anfang Mai 1989 insgesamt 9000 Menschen aufgesucht hat.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon augenzeuge » 10. Mai 2019, 06:58

Und ich denke nicht, dass man die Zahl 9000 erfunden hat. Dann hätte man auch auf 10000 runden können. Heinz Schmidt weiß es
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Merkur » 10. Mai 2019, 07:10

augenzeuge hat geschrieben:Und ich denke nicht, dass man die Zahl 9000 erfunden hat. Dann hätte man auch auf 10000 runden können. Heinz Schmidt weiß es
AZ


Wenn, dann hätte er es gewusst....
Ich habe ja mit der Zahl 9000 an sich gar kein Problem. Wenn man geschrieben hätte, diese wurden durch Mitarbeiter der Staatsapparates (SED-Kreisleitungen oder SED-Gliederungen in den Wohnbezirken), staatliche Organe (Räte der Kreise/Stadtbezirke) oder gesellschaftliche Organisationen, die Nationale Front und meinetwegen auch der ABV aufgesucht und bei hartnäckigen Nichtwählern auch durch das MfS. Alles nun aber dem MfS zuzuschreiben, halte ich für unglaubwürdig. Mit ein wenig Kenntnis der Arbeitsweise des MfS kann man auch selbst dahinter kommen.
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon augenzeuge » 10. Mai 2019, 07:36

Okay, das kann natürlich sein, dass hier Aufgaben vom MfS delegiert wurden. Passierte ja sonst auch oft.

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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Volker Zottmann » 10. Mai 2019, 09:24

Ja wo glaubst Du denn, Merkur, gingen all die Erkenntnisse denn hin?
Im kleinen Harzgerode wurde direkt nach den Wahlen stets geredet, wer wieder nicht gewählt hat, es schaffte, sich abzuducken.... Offen wurde darüber gemosert und die betreffenden Bürger durch den Dreck gezogen.
Es ärgerte einen SED-Bürgermeister sehr, wenn solche Mitbürger seine "schöne Statistik" versauten. Da blieb auch nichts geheim.
Dienstags war stets Leitungssitzung im Rathaus. Meine Frau hatte die Ehre als Wohnungstante daran mehrmals teilzunehmen.
Das war in den späten 1970ern. Sie hörte, wie über Abtrünnige gezetert wurde. Datenschutz? dDen gab es dort nie!
Zu bedenken ist, dass auf Grund seines Amtes jeder ABV, Bürgermeister, BGL-Chef, Kaderleiter ein Rädchen der Stasi war. Auch wenn sie nicht offiziell oder als IM geführt wurden. das Spinnennetz Stasi hat doch kein Haus in der DDR ausgeklammert.
Da ist es völlig begreiflich, dass 9000 Personen überprüft wurden.

Gruß Volker
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Merkur » 10. Mai 2019, 09:48

Volker Zottmann hat geschrieben:Ja wo glaubst Du denn, Merkur, gingen all die Erkenntnisse denn hin?


Das ist nicht die Frage. Mir ging es ausschließlich um den Punkt, dass das MfS im Bezirk Halle Anfang Mai 1989 insgesamt 9000 Personen besucht haben soll.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon augenzeuge » 10. Mai 2019, 10:15

Und warum das MfS sich überhaupt damit beschäftigen musste, die Frage stellt sich dir nicht?
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„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
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augenzeuge
Flucht und Ausreise
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Re: Heute vor 30 Jahren, 7.Mai 1989

Beitragvon Merkur » 10. Mai 2019, 10:29

augenzeuge hat geschrieben:Und warum das MfS sich überhaupt damit beschäftigen musste, die Frage stellt sich dir nicht?
AZ


Habe ich für mich längst geklärt.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
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