Die Stasi-Akte des Adlon-Bunkers

Aufarbeitung und Schlußfolgerungen

Die Stasi-Akte des Adlon-Bunkers

Beitragvon Interessierter » 28. Februar 2019, 18:37

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Um 1950: Das Adlon ist eine zum Großteil ausgebrannte Ruine Foto: picture alliance / akg-images

B.Z. entdeckte sie auf einem Dachboden. Wichtigste Erkenntnis damals: Keine Verbindung nach West-Berlin.

Diese Woche faszinierte der ZDF-Dreiteiler über Aufstieg, Glamour und Tragödien der Berliner Familie Adlon. Im Film tauchte auch der vergessene Bunker des Luxus-Hotels auf, der den Gästen während der Bombennächte im II. Weltkrieg Schutz bot. B.Z. fand die Stasi-Akte des unterirdischen Baus.

Pforzheim, Baden-Württemberg: Der Gründer des DDR-Museums in der Hagenschießstraße, Klaus Knabe, sammelte über Jahrzehnte Exponate und Dokumente aus der ehemaligen DDR: Ehrendolche von Stasi-Größen, ein Zaunfragment von der innerdeutschen Grenze, Propaganda-Transparente. Seit seinem Tod 2012 lagerten viele der Dokumente auf einem Dachboden.

Die Witwe des Bundesverdienstkreuz-Trägers erlaubt B.Z. die Durchsicht. In einer verstaubten Kiste liegt ein blauer Schnellhefter aus DDR-Produktion, fettig und abgegriffen. Drinnen steht: „Bunkeranlage Pariser Platz“, Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Berlin. Die Stasi-Akte des Adlon-Bunkers. Wer diese Kopie gemacht hat und warum, ist nicht mehr herauszufinden.

Im Bunker gab es Wein, Klimaanlage und Parkett

1943 gebaut, sollte der Adlon-Bunker, westlich vom Hotel gelegen, die Gäste schützen. Mit direktem Zugang zum Adlon und zwei Notausstiegen in Richtung Brandenburger Tor. Der Bunker war zweigeschossig, in mehr als 20 Räume aufgeteilt. Beim Bombenalarm fanden hier die noblen Gäste des Adlon und Berliner Prominenz mit Zugangskarte (z. B. der Mediziner Ferdinand Sauerbruch) Zuflucht. Dort unten wurde mit weißen Handschuhen serviert, gab es Wein, eine Klimaanlage, Parkettfußboden, getäfelte Türen.

Nach dem Krieg geriet der Schutzkeller in Vergessenheit. Nach dem 13. August 1961 befand er sich plötzlich im Grenzgebiet, ganz nah an der Mauer.

„Doch das bekam die Stasi erst Jahre später durch Presseberichte aus dem Westen mit“, berichtet Stephan Wolf (50), Sachgebietsleiter bei der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen (BStU), der drei Meter Stasi-Akten zu den Bunkern in Mauernähe untersucht hat. „Mielkes Männer waren total überrascht und in heller Aufregung, dass es ausgerechnet an diesem wichtigen Ort unterirdische Verbindungen nach West-Berlin geben könnte.“

Sofort wurden Nachforschungen befohlen und der Bunker vom 20. Februar bis zum 19. April 1969 eingehend untersucht. Das Ergebnis ist die vorliegende Stasi-Akte: 30 Seiten mit Vermessungen, Fotos, Bewertungen und einer großen Karte.

Fazit: Bunker-Sprengung nicht möglich


Das Fazit damals: Eine Bunker-Sprengung sei nicht möglich, da er direkt am Tunnel der Nord-Süd-Bahn liegt. Ein Abbau: zu teuer und würde „sich ungünstig auf den dort vor sich gehenden Delegationsverkehr auswirken“.

Das Wichtigste dieser Erkundung aus Sicht der Stasi: „Es bestehen keine Verbindungsgänge nach West-Berlin.“ Bunker zu und Akte am 28. April 1972 geschlossen!

Nach der Wiedervereinigung erinnerte sich Berlin an den ungesprengten Bunker. Dietmar Arnold, Chef der Berliner Unterwelten, stieg 1992 und 1995 in den mittlerweile überfluteten Bunker hinab. „Wir haben den Bau fotografiert, gefilmt und vermessen.“. Dann wurde er wieder dichtgemacht, und oben bekam der Pariser Platz ein neues Gesicht.

„Doch nach etwa zehn Jahren sollte man ihn öffnen, um die Statik zu kontrollieren“, sagt Arnold. Carsten Spallek (CDU), zuständiger Baustadtrat von Mitte: „Wir lassen prüfen, ob eine Öffnung und Untersuchung des Bunkers möglich ist.“ Bis dahin wächst weiter Gras über den Bunker. Über ihm liegt eine Grünfläche des Pariser Platzes.

Weitere Fotos findet man hier:
https://www.bz-berlin.de/artikel-archiv ... on-bunkers
Interessierter
 

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