Der rätselhafte Tod der Herta Amm

Besondere Vorkommnisse in der Zeit des kalten Krieges

Der rätselhafte Tod der Herta Amm

Beitragvon Interessierter » 22. September 2016, 12:21

Herta Amm

Als Spionin verdächtigt wurde die 26-jährige Grenzgängerin Herta Meta Amm im Juli 1950 inhaftiert. Nach mehrtägigen zum Teil wohl auch gewalttätigen Verhören starb sie in einer Haftzelle an Herzversagen.
geboren am 17. Juni 1924
gestorben an Herzversagen nach Vernehmungen in Grenzhaft am 28. Juli 1950
Ort des Zwischenfalls: Grenzkommandantur Römhild (Thüringen)


Über den Tod von Herta Amm kursieren verschiedene Versionen. Staatlicherseits hieß es, sie habe in der Haft über Herzbeschwerden geklagt. Ein Vertragsarzt der Volkspolizei untersuchte sie deswegen am 26. Juli 1950. Bereits zuvor habe sie des Öfteren Herzanfälle gehabt, welche jeweils ein bis zwei Minuten dauerten. Der Arzt verordnete Herztropfen und erklärte sie für haftfähig. Nach Aussage eines Wachführers der Kommandantur habe Herta Amm in den ersten vier bis fünf Tagen ihrer Haft das Essen verweigert, auffällig viel Wasser getrunken und viel geraucht. Vielleicht wurden den nächtlichen Verhören aber auch durch Nahrungsentzug Nachdruck verliehen. Ein solches Vorgehen ist durch einen anderen Inhaftierten der Grenzkommandantur Römhild überliefert. Am Tage ihres plötzlichen Todes aß Herta Amm ausgiebig: Zum Frühstück bekam sie vier Scheiben Brot mit Marmelade und Kaffee, anschließend noch Schinken und Brot, die ihr Bruder ihr mitgebracht hatte, zu Mittag einen Teller Krautsuppe, gegen 19.30 Uhr noch zwei Teller davon. Dann bat sie um ein Messer, um von dem Schinken und Brot etwas abschneiden zu können.

Nach dem Abendessen erhielt sie ihre Herztropfen. Noch vor dem Verschließen der Zelle legte sie sich auf die Pritsche. Der Schließer sah noch, wie sie sich plötzlich krümmte, die Beine anzog, sich in ihre Schlafdecke krallte und vor Schmerzen hinein biss. Als man sie gegen 20.15 Uhr zur Vernehmung holen wollte, zeigte sie keine Lebenszeichen mehr. Da der sofort hinzugezogene Arzt die Todesursache nicht feststellen konnte, wurde die Mordkommission Meiningen verständigt. Am 29. Juli 1950, gegen 2.30 Uhr trafen Angehörige der Kripo Hildburghausen mit einer Ärztekommission ein. Doch man blieb ratlos. Die Untersuchung am gerichtlich-medizinischen Institut in Jena ergab Tage später: „Vergiftungserscheinungen und innere Blutungen am Hals“. Laut Obduktionsprotokoll hatte Herta Amm am Vortage ihres Todes über Herzbeschwerden geklagt, worauf ihr der Arzt ein neuartiges Mittel verabreichte. Dieses könnte zu Veränderungen im Blut geführt und damit ihren Tod verursacht haben. Eine chemische Untersuchung ergab schließlich: Aufgrund einer herdförmigen Entzündung und einzelnen Blutungen im Herzmuskel war der Tod sehr wahrscheinlich durch akutes Herzversagen infolge einer schubweise verlaufenden Herzmuskelentzündung eingetreten.

Der Bruder – noch immer im Unklaren über die Todesumstände seiner Schwester – konnte sich lediglich aufgrund von Gerüchten aus der Gemeinde und Aussagen von Mithäftlingen ein ungefähres Bild machen. Das fiel, wie er nach seiner Flucht in die Bundesrepublik 1957 aussagte, ganz anders aus, als die kargen Mitteilungen von offizieller Seite. Eine Haftgefährtin berichtete, dass seine Schwester unter der Bezichtigung, eine amerikanische Agentin zu sein, harten Vernehmungen unterzogen wurde. Ihr wurden häufige Grenzpassagen über die Demarkationslinie in den Westen vorgehalten sowie angebliche Fragen nach dienstlichen Aufgaben und Personalien von in Behrungen stationierten Volkspolizisten und dass sie einem Volkspolizei-Wachtmeister aus Behrungen bei dessen Desertion behilflich gewesen sei. Aus diesen Gründen habe der sowjetische Überwachungsoffizier ihre „Festnahme und gründliche Vernehmung“ angeordnet. Sie sei dann auf der Kommandantur täglich unter Scheinwerferbestrahlung vernommen worden. Bei ihren Verhören habe sie in kaltem Wasser stehen müssen und sei Misshandlungen ausgesetzt gewesen. Deswegen habe sie den Herzschlag erlitten.

Der Spionageverdacht gegen Herta Amm bestätigte sich letztlich nicht. Inwieweit ihr Tod auf einer gesundheitlichen Vorbelastung beruhte, ob womöglich ein bislang unerkannter Herzfehler zu Tage trat, ob die Vernehmungen, die Haftumstände oder gar Folter eine Rolle spielten? Das überlieferte Schriftgut und die darin enthaltenen widerstreitenden Angaben lassen eine abschließende Beantwortung dieser Fragen nicht zu.

Das nach dem Ende der DDR zur Klärung der Todesumstände Herta Amms eingeleitete Ermittlungsverfahren wurde schließlich im September 1994 eingestellt, da Tatverdächtige trotz umfangreicher polizeilicher Nachforschungen nicht aufgefunden werden konnten.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das- ... index.html

Die Frage wieviele vertuschten Todesopfer, deren wahre Todesursachen nie in die Öffentlichkeit drangen bzw. nie aufgeklärt werden konnten, hat dieses Regime eigentlich wirklich auf dem Gewissen? [denken]
Interessierter
 

Re: Der rätselhafte Tod der Herta Amm

Beitragvon EMW-Mitarbeiter » 22. September 2016, 13:02

Zu viele "Vielleicht".

Ihr mag viel Unheil passiert sein, unbestritten. Aber daraus nun aus "vielleicht" etwas neues konstruieren ist schon etwas, sagen wir, daneben.
Ich lese nur noch.
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Aber weiterhin gegen ewige Betonköpfe diskutieren werde ich nicht.
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Re: Der rätselhafte Tod der Herta Amm

Beitragvon Interessierter » 22. September 2016, 17:58

Inwieweit ihr Tod auf einer gesundheitlichen Vorbelastung beruhte, ob womöglich ein bislang unerkannter Herzfehler zu Tage trat, ob die Vernehmungen, die Haftumstände oder gar Folter eine Rolle spielten? Das überlieferte Schriftgut und die darin enthaltenen widerstreitenden Angaben lassen eine abschließende Beantwortung dieser Fragen nicht zu.


Wenn man das oben Zitierte gelesen hat, finde ich es schon eher daneben, zu behaupten im Fall Herta Amm, wäre etwas konstruiert worden.
Interessierter
 

Re: Der rätselhafte Tod der Herta Amm

Beitragvon EMW-Mitarbeiter » 22. September 2016, 19:51

Interessierter hat geschrieben:
Inwieweit ihr Tod auf einer gesundheitlichen Vorbelastung beruhte, ob womöglich ein bislang unerkannter Herzfehler zu Tage trat, ob die Vernehmungen, die Haftumstände oder gar Folter eine Rolle spielten? Das überlieferte Schriftgut und die darin enthaltenen widerstreitenden Angaben lassen eine abschließende Beantwortung dieser Fragen nicht zu.


Wenn man das oben Zitierte gelesen hat, finde ich es schon eher daneben, zu behaupten im Fall Herta Amm, wäre etwas konstruiert worden.

Gerade eben ja. Aufgrund der Beweislage..........Du kennst ja den Grundsatz? Alles andere könnte man bestenfalls als "Verschwörungstheorie" abtun.

Ob Angaben nicht vorhanden sind, vernichtet sind oder nicht auffindbar sind: grundsätzlich gibt es keinen Beweis. Leider ist das so. Und das ist auch gut so.
Und aus nicht vorhadenem etwas ableiten, ist "konstruieren". Willkommen im Rechtsstaat.
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