Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Besondere Vorkommnisse in der Zeit des kalten Krieges

Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon Sirius » 15. April 2013, 14:58

Legte BND die Bombe?
Ein Bundeswehr-Hauptmann soll das Attentat auf das Münchner Oktoberfest im Jahre 1980 organisiert haben – die Medien in Deutschland interessiert das wenig


Geht das Bombenattentat auf das Münchner Oktoberfest im Jahr 1980 auf das Konto des Bundesnachrichtendienstes (BND)? Sind deusche Staatsbedienstete verantwortlich für 13 Tote und 211 Verletzte?

Schon damals hatten zahlreiche Spuren auf die Verwicklung geheimer NATO-Truppen in die Mordtat hingewiesen – vielleicht gibt es jetzt auch handfeste Beweise: Der Duisburger Historiker Andreas Kramer hat in dieser Woche vor dem Luxemburger Kriminalgericht unter Eid ausgesagt, sein Vater habe dieses und andere Attentate eingefädelt. Details dazu beschreibt Kramer in einem Exklusiv-Interview mit der jW.

Kramer senior – ein Bundeswehr-Hauptmann, der auch für den BND gearbeitet haben soll –, hat demnach den aus US-Beständen stammenden Sprengstoff mit Hilfe des niederländischen Militärgeheimdienstes beschafft. Er habe auch den Bau der Bombe überwacht und den Attentäter Gundolf Köhler angeworben, sagte Kramer. Er habe in Deutschland etwa 50 geheime Waffenlager für die »Stay-behind«-Truppe der NATO angelegt und überwacht. Ihm hätten 350 Mann unterstanden, die vorwiegend in rechtextremen Kreisen rekrutiert worden seien.

Sein Vater sei im November gestorben, sagte Kramer weiter. Erst jetzt fühle er sich frei, sein Hintergrundwissen preiszugeben. Er werde dem Gericht Dokumente vorlegen, die seine Aussagen untermauern.

Auch bei den 18 Anschlägen, die es zwischen 1984 und 1986 in Luxemburg gab, sei sein Vater der Strippenzieher gewesen, sagte Kramer weiter. Wegen Beteiligung an dieser Bombenserie müssen sich zur Zeit zwei ehemalige Polizeibeamte vor dem Kriminalgericht verantworten. Kramer hatte davon erfahren und sich sofort als Zeuge zur Verfügung gestellt. Die Luxemburger Staatsanwaltschaft hat zusätzliche Kriminalisten angefordert, die den Vorwürfen nachgehen und auch den Nachlaß von Kramer senior sichten sollen.
(...)
Wie der Schweizer Wissenschaftler Daniele Ganser herausfand, gab es ähnliche Aktionen auch in anderen NATO-Staaten – strategisches Ziel sei es gewesen, diese Anschläge Linken in die Schuhe zu schieben und so einen Rechtsruck zu befördern. Sollte diese Strategie beim Oktoberfest-Attentat eine Rolle gespielt haben, so ist sie gründlich daneben gegangen: Acht Tage danach wurde der 9. Bundestag gewählt – Unions-Spitzenkandidat Franz Josef Strauß (CSU) fiel durch, Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) wurde wiedergewählt.

http://www.jungewelt.de/2013/04-13/061.php


Das Gladio, die paramilitärische Geheimorganisation der NATO, der CIA und des britischen MI6 während des Kalten Krieges, für das Attentat auf das Münchner Oktoberfest 1980 verantwortlich war, wurde schon immer vermutet. Jetzt gibt es eine eidestattliche Aussage vor einem Luxemburger Gericht, die diese These erhärtet.
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Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon Sirius » 15. April 2013, 15:36

ABV hat geschrieben:Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen! Welchen Nutzen sollten NATO und BND aus diesem furchtbaren Verbrechen ziehen? Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um eine der üblichen Verschwörungstheorien. Ok, Geheimdienste denken ja manchmal um die Ecke. Zum Beispiel wenn der Anschlag inszeniert und irgend einer´" östlichen Macht" in die Schuhe geschoben worden wäre. Dem war aber nicht so.

Gruß an alle
Uwe [hallo]


Lese Dir, wenn Du einmal Zeit hast, den Wiki-Artikel oder die dort verlinkten Artikel zu Gladio durch. Es wurden insbesondere in Italien schon mehrere Personen für diese Attentate rechtskräftig verurteilt, auch für den bekannten Anschlag auf den Bahnhof in Bologna. Nicht nur Italienische Politiker (Andreotti) haben nach 1990 die Existenz des Netzwerkes und der illegalen Operationen in Europa zugegeben. Es gab in mehreren westlichen Staaten solche Anschläge, auch in Belgien und Luxemburg, wo gerade ein Prozess stattfindet. Aber vor allem in Italien. Die Vorgehensweise zielte darauf ab, die öffentliche Meinung zu Ungunsten der traditionell starken italienischen Kommunistischen Partei (KPI) zu beeinflussen. Auf diese Weise sollte deren Beteiligung an einer Regierung und eine deswegen befürchtete „kommunistische Unterwanderung“ der NATO verhindert werden. In Italien hat man skrupellos bei zwei Operationen mindestens fünf Polizisten ermordet. Im deutschen Fernsehen war vor ein paar Wochen Giuseppe Gulotta, ein Unschuldiger, den man inzwischen rehabilitiert hat. Man hatte ihm den Mord an zwei Polizisten in die Schuhe geschoben. In den siebziger und achtziger Jahren waren die Kommunisten in Italien bei Wahlen sehr erfolgreich, zeitweise waren sie die stärkste Partei im italienischen Parlament.

http://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_ ... Italien%29

Die dunkle Seite des Westens

Von Latsch, Gunther

Neue historische Forschungen belegen: Im Kalten Krieg kooperierten Nato-Geheimtrupps in acht westeuropäischen Ländern mit rechtsextremen Terroristen und Verbrechern.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39997525.html
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Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon Sirius » 15. April 2013, 16:36

Hier ist die Kopie der eidesstattlichen Erklärung (ab Seite 3):

http://www.tageblatt.lu/lup/eidesstattl ... aerung.pdf

Man muss sich das einmal durchlesen. Das wird dort noch detaillierter beschrieben, als in dem von mir verlinkten Artikel. Auch die Angaben zu den Dienststellen und den involvierten Personen sind detailliert. Interessant ist auch, dass der KGB über Gladio wohl informiert war.

Warum sollte jemand vor einem Gericht eine solche eidesstattliche Erklärung abgeben, wenn das Geschilderte nicht stimmt und warum sollte er das Risiko eingehen, sich unnötig strafbar zu machen?
Zuletzt geändert von Sirius am 15. April 2013, 16:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon karnak » 15. April 2013, 16:40

Als Auslandsnachrichtendienst wäre sowas nun nicht gerade"Aufgabe" des BND.Das der BND einen Bundeswehr Hauptmann als V-Mann führt ist schon möglich und das ein Hauptmann der BW"sehr konservativ"denkt,es wäre nicht der Erste,ist auch möglich.Das er sich dann irgendeiner paramilitärischen Spinnertruppe anschließt ist auch nicht unmöglich.Dann hat aber der BND nicht unbedingt was mit zu tun.Welcher Dienst hat schon seine V-Leute immer und im vollen Umfang unter Kontrolle.Das die"junge Welt" nun diese Geschichte aufgreift,na ja,die besten Freunde der Bundesrepublik sind sie nun mal nicht. [grin]
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Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon Sirius » 15. April 2013, 16:46

karnak hat geschrieben:Als Auslandsnachrichtendienst wäre sowas nun nicht gerade"Aufgabe" des BND.Das der BND einen Bundeswehr Hauptmann als V-Mann führt ist schon möglich und das ein Hauptmann der BW"sehr konservativ"denkt,es wäre nicht der Erste,ist auch möglich.Das er sich dann irgendeiner paramilitärischen Spinnertruppe anschließt ist auch nicht unmöglich.Dann hat aber der BND nicht unbedingt was mit zu tun.Welcher Dienst hat schon seine V-Leute immer und im vollen Umfang unter Kontrolle.Das die"junge Welt" nun diese Geschichte aufgreift,na ja,die besten Freunde der Bundesrepublik sind sie nun mal nicht. [grin]


Deshalb habe ich ja in meinem letzten Beitrag noch die Kopie der eidesstattlichen Erklärung verlinkt. Lese Dir das einmal durch, es ist schnell gelesen. Wieso sollte sich jemand unnötigerweise strafbar machen, in dem er falsche Behauptungen aufstellt? Übrigens war der Bundeswehr-Hauptmann demnach auch Doppelagent, arbeitete auch für den KGB.

http://www.tageblatt.lu/lup/eidesstattl ... aerung.pdf (ab Seite 3)
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Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon HPA » 24. November 2014, 08:05

Terrorakt beim Oktoberfest 1980

Ermittler befassen sich wieder mit Wiesn-Attentat

Die Bundesanwaltschaft erwägt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, die Ermittlungen zum Oktoberfestattentat 32 Jahre nach Einstellung wieder aufzunehmen. Die Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen. "Wenn sich zureichende, tatsächliche Anhaltspunkte für weitere Tatbeteiligte ergeben sollten, werden wir die Ermittlungen wieder aufnehmen", sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft der SZ. Bei dem Anschlag starben am 26. September 1980 13 Menschen, 211 wurden verletzt. Es war der schwerste Anschlag in Deutschland seit dem Krieg.

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/terrorakt-beim-oktoberfest-ermittler-befassen-sich-wieder-mit-dem-wiesn-attentat-1.2233544

Man ist wohl von der Einzeltäterthese des Gundolf Köhler nicht mehr überzeugt.

Wiki schreibt:Kurz nach dem Anschlag fand die Polizei am Tatort den Personalausweis von Köhler. Ein Abgleich seiner Personalien mit dem Nachrichtendienstliches Informationssystem NADIS am nächsten Morgen ergab, dass Köhler Anhänger der Wehrsportgruppe Hoffmann sei. Laut NADIS und dem bei Karl-Heinz Hoffmann 1977 sichergestellten Material befand sich Köhler 1976 im Briefwechsel mit Hoffmann. In diesem Briefwechsel bekundete Köhler unter anderem in Donaueschingen eine Ortsgruppe der WSG aufzubauen. Die Informationen aus NADIS ergaben ferner, dass Köhler 1977 und 1979 in der WSG-Kartei als aktiver Anhänger erfasst wurde. Laut einer Notiz von Hoffmann auf der Kartei von 1979 hatte Köhler an zwei Übungen teilgenommen. Hoffmann empfahl Axel Heinzmann, Köhler beim Aufbau einer Wehrsportgruppe zu unterstützen.[2]

[url]de.wikipedia.org/wiki/Gundolf_Köhler[/url]
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Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon Interessierter » 11. Dezember 2014, 18:01

Die Zeugin, die 34 Jahre schwieg

Die Bundesanwaltschaft begibt sich 34 Jahre nach dem Oktoberfest-Attentat mit 13 Toten auf die Spur von weiteren Tätern - ausgelöst durch die Aussage einer Frau, der damals niemand glauben wollte.

Wie glaubwürdig ist eine Zeugin, die sich 34 Jahre nach der Tat plötzlich meldet, um zu sagen, ihr sei da noch was eingefallen? Gar nicht, möchte man antworten. Und fragen: Warum erst jetzt? Und: Wer weiß schon noch, was er vor 34 Jahren gesehen hat und an welchem Tag genau?

Trotzdem: Die Frau, die heute behauptet, sie habe im Zusammenhang mit dem Oktoberfest-Attentat am 26. September 1980 eine merkwürdige Entdeckung gemacht, hat die Bundesanwaltschaft beeindruckt. So sehr, dass man in Karlsruhe beschloss, die Ermittlungen zum schlimmsten Terrorakt in der Geschichte der Bundesrepublik wieder aufzunehmen. Das Landeskriminalamt in München wurde jetzt beauftragt, nach weiteren Tätern zu suchen.

Weiter hier:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/o ... 07917.html

Wieviel Pannen und Unfähigkeit bei Polizei und Geheimdiensten unseres Landes gibt es eigentlich noch?

" Der Interessierte "
Interessierter
 

Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon pentium » 11. Dezember 2014, 18:28

Einzeltäter?

Zitat:
Schließlich geben verschiedene Asservate Rätsel auf. In den Aschenbechern von Köhlers Auto, das 200 Meter vom Tatort entfernt parkte, fanden Ermittler 47 Zigarettenkippen sechs verschiedener Sorten. "Selbst wenn Köhler verschiedene Marken rauchte, so wohl kaum auf der Rückbank und teilweise mit oder ohne Filter", sagt Dietrich. Heute würden die Kippen dank neuer Labormethoden wohl Aufschluss geben über Mitfahrer und Kontakte Köhlers. Die Zigaretten wurden 1997 aber zusammen mit anderen Asservaten vernichtet, unter anderem mit Fragmenten einer bei der Explosion abgetrennten Hand. Dietrich sagt, dass die Hand nie zugeordnet werden konnte. "Wenn jemand eine Hand verliert und sich nicht meldet, spricht das ebenfalls gegen die Einzeltäterthese."

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/okt ... .2118985-2

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Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon pentium » 4. Februar 2015, 18:05

Neue Spur zum Oktoberfestattentat Gesucht wird der Mann ohne Hand

Zur Aufklärung des größten Attentats in der Geschichte der Bundesrepublik gibt es neue Hinweise. Das haben Recherchen von BR-Reporter Ulrich Chaussy ergeben. Die Aussage einer neuen Zeugin führt nach Hannover - möglicherweise zu einem beim Anschlag schwer verletzten Mittäter Köhlers.

http://www.br.de/nachrichten/oktoberfes ... t-182.html

Dazu heute Abend:
„Der blinde Fleck“, ARD, 20.15 Uhr; „Attentäter – Einzeltäter?“, ARD, 21.45 Uhr.

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Re: Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon pentium » 23. September 2020, 08:52

Vom rechten Terror - 40 Jahre nach dem Oktoberfestattentat
https://www.ardmediathek.de/br/video/na ... jJmZWQ3ZA/
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Re: Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon Olaf Sch. » 23. September 2020, 10:31

Die Rechten haben also einen Rechtsruck im Sinn gehabt...
Olaf Sch.
 

Re: Das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980

Beitragvon pentium » 23. September 2020, 18:05

Ermittlungen? Eingestellt. Das Oktoberfest-Attentat und der Doppelmord von Erlangen

heute, 23.09.2020
22:00 bis 22:45 Uhr BR Fernsehen

In "Ermittlungen? Eingestellt." hinterfragen die Autoren Ulrich Chaussy und Daniel Harrich die Einstellungsverfügung der Bundesanwaltschaft vom Juli 2020. Die Sonderkommission "26. September 1980" kam zwar unter anderem zu dem Schluss, dass die Tat des mutmaßlichen Einzeltäters Gundolf Köhler rechtsextremistisch motiviert war, jedoch konnte sie weitere Mittäter nicht ermitteln. Die SoKo konnte offenbar auch die Frage nicht klären, welche Rolle der Verfassungsschutz damals gespielt hatte – ob er die Spur "nach rechts" aktiv vertuscht hatte.

"Ermittlungen? Eingestellt." zeigt auf, wo auch die neuen Ermittlungen nach Meinung der Autoren versagt haben. Ulrich Chaussy und Daniel Harrich hinterfragen die Entscheidung, das Verfahren einzustellen, anhand ihrer langjährigen Recherche mit neuen Zeugen und Dokumenten.

Sie zeigen auch den bislang nicht beachteten Zusammenhang auf, der zwischen dem Oktoberfestattentat und dem ersten antisemitischen Mord in der deutschen Nachkriegsgeschichte besteht: Wenige Wochen nach dem Münchner Anschlag, bei dem Spuren auch zur rechtsextremistischen Wehrsportgruppe Hoffmann in Ermreuth bei Erlangen führten, wurden der Verleger, Rabbiner und ehemalige Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Shlomo Lewin, und dessen Lebensgefährtin Frida Poeschke ermordet.

Auch hier wurde die Verantwortung für die Tat – wie beim Attentat auf das Oktoberfest – einem toten "Einzeltäter" angelastet. Der mutmaßliche Mordschütze soll Uwe Behrendt gewesen sein, der engste Gefolgsmann von Wehrsportgruppen-Chef Karl-Heinz Hoffmann.

Wie im Fall des Wiesn-Attentats und später im Fall des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) wurde die Spur "nach rechts" zunächst ignoriert und der Tathintergrund im unpolitischen privaten Umfeld der Opfer gesucht. Die Dokumentation basiert auf bislang unveröffentlichten Informationen und exklusivem Material.

Regie: Daniel Harrich
Redaktion: Claudia Gladziejewski
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