Gardelegen am 10. März 1964. Sowjetische MiG-19 im Luftkampf über Gardelegen. Ein US-Bomber, der abstürzt. Drei US-Piloten, die an Fallschirmen vom Himmel fallen. Keine 20 Jahre nach Kriegsende sorgte ein militärischer Zwischenfall in Sachsen-Anhalt für Furore.
Das Bild der U.S. Air Force zeigt eine Douglas RB-66C, aufgenommen im Februar 1957 in der Nähe des Luftwaffenstützpunktes Edwards in Kalifornien. Eine Maschine dieses Typs wurden von den sowjetischen MiG-19 bei Gardelegen abgeschossen. Fotos (5): Archiv/privat/Schlicht
Gardelegen Ulrich Huse sitzt am Esstisch in seiner kleinen Plattenbauwohnung am Ortsrand von Pirna in Sachsen. Verheiratet ist er, 75 Jahre, 1990 bei Auflösung der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR Oberstleutnant der Luftstreitkräfte. Vor ihm ausgebreitet: Zeitungsartikel, Bücher, persönliche Aufzeichnungen. „Das war ein Spionageflug. Da bin ich mir ganz sicher“, beteuert er. Gemeint sind die Vorkommnisse vom 10. März 1964.
Eine NVA-Radarstation, wie sie im Februar 1964 bei Altensalzwedel zur Luftüberwachung eingesetzt wurde.
Ulrich Huse ist damals Leutnant und Zugführer einer Funkmessstation in einer Luftabwehrstellung bei Altensalzwedel, knapp 15 Kilometer südlich von Salzwedel. Seit früh um sieben Uhr läuft sein Dienst. Drei Soldaten, ein Unteroffi zier. Jetzt ist es 14 Uhr Ortszeit. Draußen scannt eine Radar-Messeinheit den Himmel ab. Die Daten werden in einen Gefechtsstand übertragen. Dort blickt ein Soldat auf das Rundsichtgerät. Neben ihm sitzt Leutnant Huse.
Zwischen 20 und 50 Flugkörper werden da auf dem Schirm gleichzeitig registriert. Zivile Luftfahrt, Agrarflieger, Militärmaschinen. Der Soldat hat die Aufgabe, in Sekundenschnelle Flugobjekte zu identifizieren, die verdächtig sind. Auch Flugzeuge der Alliierten, die im vereinbarten Korridor nach Westberlin unterwegs sind, hat er auf dem Schirm. In der Regel sind diese Flüge registriert.
Da meldet der Soldat plötzlich ein Flugobjekt von Südwest kommend – außerhalb des Korridors. „Wir richten die Antenne aus. Dann wird eine Höhe von 6500 Meter registriert. Das war über 3000 Meter zu hoch“, erinnert sich Huse. Er ruft den Kompaniechef aus dem Nebenzimmer und meldet den Flug als „Luftraumverletzer“ ins Luftverteidigungszentrum nach Neubrandenburg zu den Sowjettruppen. Die hatten 1964 im Westen der DDR die Befehlsgewalt über die Luftverteidigung. In Altensalzwedel blicken Offi - ziere und Soldaten gebannt auf das Radar-Rundsichtgerät.
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