War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Besondere Vorkommnisse in der Zeit des kalten Krieges

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 16:45

Ich habe ja benannt,dass es in einer Diktatur natürlich zu unangemessenen Reaktionen kommt. Dass ändert aber alles nichts an der Tatsache ,dass diese Angriffe der Demonstranten nicht zu rechtfertigen waren und gerne auch als Vorwand genutzt wurden um noch mal extra zuzuschlagen. So wie es heute Haue gebe wenn eine Gruppe unzufriedener meinen würde mal die Grünenzentrale stürmen zu müssen. [grin]
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 16:59

karnak hat geschrieben:Ich habe ja benannt,dass es in einer Diktatur natürlich zu unangemessenen Reaktionen kommt. Dass ändert aber alles nichts an der Tatsache ,dass diese Angriffe der Demonstranten nicht zu rechtfertigen waren und gerne auch als Vorwand genutzt wurden um noch mal extra zuzuschlagen. So wie es heute Haue gebe wenn eine Gruppe unzufriedener meinen würde mal die Grünenzentrale stürmen zu müssen. [grin]


Heute? Willst du ernsthaft behaupten, heute würden Panzer auffahren und auf Demonstranten feuern....? Von was für Angriffen damals schreibst du eigentlich? Wenn man ein Gefängnis stürmt um die politischen Gefangenen zu befreien, halte ich das bei einem Volksaufstand für durchaus legitim, im Kampf gegen eine Diktatur so wieso. Zusatzfrage: Wo war eigentlich die Legitimation der DDR Regierung?
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Edelknabe » 17. Juni 2023, 17:12

Irgendwo hier schonmal getextet. Ich habe in 2007 einmal mit Einem zusammen gearbeitet, der war als Junge Augenzeuge wie der Mob während dieser Unruhen im Juni 153 einen jungen Volkspolizisten die Hainstraße in Leipzig entlang gejagt hatte. Am Ende war wohl der junge Polizist mehr tot wie lebendig, ohne Uniform nur noch in Unterhose unterwegs.

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 17:22

Edelknabe hat geschrieben:Irgendwo hier schonmal getextet. Ich habe in 2007 einmal mit Einem zusammen gearbeitet, der war als Junge Augenzeuge wie der Mob während dieser Unruhen im Juni 153 einen jungen Volkspolizisten die Hainstraße in Leipzig entlang gejagt hatte. Am Ende war wohl der junge Polizist mehr tot wie lebendig, ohne Uniform nur noch in Unterhose unterwegs.

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Ja der Mob. Der wurde dann ja auch knallhart bestraft.
In Magdeburg machte der Militärkommandant durch Plakatanschlag bekannt, dass Alfred Dartsch und Herbert Stauch "wegen der aktiven provokatorischen Handlungen am 17. Juni 1953, die gegen die festgelegte Ordnung gerichtet waren, als auch wegen der Teilnahme an den banditischen Handlungen vom Gericht des Militärtribunals zum Tode durch Erschießen verurteilt worden sind". Zur Auflösung der Fußnote[12] Die Bekanntmachung schloss mit der Feststellung, dass das Urteil am 18. Juni vollstreckt worden sei. Der Transportarbeiter Alfred Dartsch wurde beschuldigt, einen Volkspolizisten erschossen zu haben. In einer Aktennotiz der Volkspolizei vom 17. Juni war vermerkt worden, dass er von der Staatssicherheit festgenommen und "den Freunden" übergeben worden sei. Die Ermittlungen seien über "eine kurze informatorische Vernehmung" nicht hinausgekommen. Zur Auflösung der Fußnote[13] Von der Militärhauptstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation ist Alfred Dartsch am 9. Dezember 1996 voll rehabilitiert worden. Zur Auflösung der Fußnote[14]

Im Fall Stauch - in der Bekanntmachung irrtümlich "Strauch" geschrieben - sind die Gerichtsakten verfügbar. Sie dokumentieren nicht nur sowjetisches Justizunrecht, sondern auch den politischen Mut des Opfers. Der selbstständige Gewerbetreibende - er unterhielt einen Betrieb zur Herstellung von Teigwaren - hatte sich am 17. Juni in Magdeburg an der Protestdemonstration vor dem Polizeipräsidium beteiligt. Als Sprecher einer vierköpfigen Delegation war er im Polizeipräsidium für die Freilassung politischer Gefangener eingetreten. Nach seiner Festnahme noch in der Nacht wurde er den Russen überstellt. Der Prozess vor dem Militärtribunal des sowjetischen Truppenteils Nr. 92401 in Magdeburg begann um 13.05 Uhr. Das Gericht verhandelte nichtöffentlich. Ein Verteidiger war nicht zugegen. Um 13.45 Uhr zog sich das Gericht, das aus einem Oberstleutnant als Vorsitzendem und zwei Majoren als Beisitzern bestand, zur Beratung zurück und verkündete um 14 Uhr, also nach einer Viertelstunde, "im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken" das auf Todesstrafe durch Erschießung lautende Urteil. Die Begründung: "Stauch, Mitglied der CDU-Partei, war an der konterrevolutionären Kundgebung vom 17. Juni 1953 gegen das Besatzungsregime und die örtlichen Machtorgane aktiv beteiligt. Als Mitglied der vierköpfigen Delegation, gewählt von der Menschenmasse, drang er ins Polizeipräsidium ein, wo er die Gewährung der politischen und wirtschaftlichen Freiheiten für die Rebellen, die Freilassung der Staatsverbrecher, sowie die Regierungsablösung forderte." Zur Auflösung der Fußnote[15] Auch Herbert Stauch ist durch Entscheid der Militärhauptstaatsanwaltschaft in Moskau vom 14. März 1996 rehabilitiert worden. Zur Auflösung der Fußnote[16] Die Magdeburger Todesurteile wurden unverzüglich vollstreckt - durch drei namentlich bekannte Volkspolizisten, welche die Exekution durch Pistolenschüsse ins Genick im Gefängnis Magdeburg-Sudenburg vollzogen. Das in den neunziger Jahren gegen sie angestrengte Ermittlungsverfahren wurde eingestellt. Zur Auflösung der Fußnote[17]

Ein weiteres sowjetisches Todesurteil traf den Kraftfahrzeugschlosser Alfred Diener, der sich in Jena an den Unruhen beteiligt hatte. Der 26-Jährige war am 17. Juni von sowjetischen Soldaten im Gebäude der SED-Kreisleitung festgenommen worden, wo er gemeinsam mit zwei anderen Demonstranten den 1. Sekretär in dessen Büro zur Rede gestellt hatte. In den Vormittagsstunden des 18. Juni 1953 wurde Diener vom Militärtribunal des sowjetischen Truppenteils Nr. 07335 in Weimar wegen "konterrevolutionärer Handlungen" zum Tode verurteilt und noch am selben Tage im Gebäude der sowjetischen Kommandantur in Weimar erschossen. Heute trägt eine Straße in Jena seinen Namen, und in Weimar erinnert eine Gedenktafel der Stadt an Alfred Diener - auch er ist rehabilitiert worden.

...
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Spartacus » 17. Juni 2023, 17:23

Edelknabe hat geschrieben:Und bitte Sparta meinen Vater nicht beleidigen. Dieser rechtschaffene Mann kam so seine Erzählung am 17 Juni 1953 aus der Nachtschicht. Nur fuhr da keine Strassenbahn mehr weil seit der Nacht wohl an der Leipziger Angerbrücke ein sowjetischer Panzer auf dem Gleis stand. Also ist Vater von Lindenau durch den Klara- Zetkin Park bis in den Leipziger Osten gelaufen, heim zur jungen Familie.

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Ich hätte 100 gram Gold drauf verwetten können, dass so was kommt. Die einen standen hinterm Vorhang, die anderen waren auf Arbeit, oder kamen von der Arbeit, oder gingen in die Arbeit. Egal ob 1953 oder 1989. [flash]

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Spartacus » 17. Juni 2023, 17:28

karnak hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben: Und warum? Weil es ihnen noch sehr gut geht.

AZ

Stimmt, wäre nur die Frage was passiert wenn sich das ändert, wenn wir in eine Situation geraten wie die USA, in eine tief gespaltene Gesellschaft.
Und um bei der Niederschlagung des Volksaufstandes zu bleiben, wie würde eigentlich unser demokratisches System, die wehrhafte Demokratie reagieren wenn sich eine politische Bewegung, eine politische Partei etabliert die demokratische Strukturen für nicht wirklich praktikabel hält, eher den starken Mann bevorzugt,wenigstens die Autokratie, und immer mehr Zustimmung beim Wählervolk dafür generiert,bei einer Wahl deren Sieg zu befürchten ist, größere Volksgruppen mit einer gewissen Gewaltbereitschaft gegenüber staatlichen Stellen Veränderungen mittels Massendemonstrationen einfordern, mit abenteuerlichen, immer weniger nachvollziehbaren Koalitionen nicht mehr einverstanden sind? Was würde die wehrhafte Demokratie im Gegensatz zur Diktatur eigentlich tun, akzeptieren, klein beigeben, aufgeben und mit hängendem Schwanz das Feld räumen?


Was hat die Weimarer Republik gemacht? Und die waren damals bestimmt nicht so zimperlich, wie heute. Den Schwanz eingezogen und sind abgetreten.

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 17:34

Spartacus hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben: Und warum? Weil es ihnen noch sehr gut geht.

AZ

Stimmt, wäre nur die Frage was passiert wenn sich das ändert, wenn wir in eine Situation geraten wie die USA, in eine tief gespaltene Gesellschaft.
Und um bei der Niederschlagung des Volksaufstandes zu bleiben, wie würde eigentlich unser demokratisches System, die wehrhafte Demokratie reagieren wenn sich eine politische Bewegung, eine politische Partei etabliert die demokratische Strukturen für nicht wirklich praktikabel hält, eher den starken Mann bevorzugt,wenigstens die Autokratie, und immer mehr Zustimmung beim Wählervolk dafür generiert,bei einer Wahl deren Sieg zu befürchten ist, größere Volksgruppen mit einer gewissen Gewaltbereitschaft gegenüber staatlichen Stellen Veränderungen mittels Massendemonstrationen einfordern, mit abenteuerlichen, immer weniger nachvollziehbaren Koalitionen nicht mehr einverstanden sind? Was würde die wehrhafte Demokratie im Gegensatz zur Diktatur eigentlich tun, akzeptieren, klein beigeben, aufgeben und mit hängendem Schwanz das Feld räumen?


Was hat die Weimarer Republik gemacht? Und die waren damals bestimmt nicht so zimperlich, wie heute. Den Schwanz eingezogen und sind abgetreten.

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Im konkreten Fall hier war es aber auch mit dem Wissen und den Maßstäben der 50er Jahre zu verurteilen, eine Arbeiterdemonstration mit Panzern platt zu machen.
Der 17. Juni wurde ja auch von den Zeitgenossen als klarer Widerspruch zu dem gesehen, was die SED in ihrer Propaganda behauptete, das ist keine Erkenntnis von heute.
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Edelknabe » 17. Juni 2023, 17:35

Und wo hättest du damals gestanden Sparta? Bestimmt wäre dein Urteil so O-Ton Pentium später auch rehabilitiert worden. Nur du dann dummerweise nicht mehr am Leben. Also der Rainer war 1989 auch arbeiten, während die Masse Montag Abends gen Leipziger Ring zog. Ein aufrechter Proletarier, besorgt für die eigene junge Familie somit.

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 17:51

pentium hat geschrieben:
Heute? Willst du ernsthaft behaupten, heute würden Panzer auffahren und auf Demonstranten feuern....? Von was für Angriffen damals schreibst du eigentlich? Wenn man ein Gefängnis stürmt um die politischen Gefangenen zu befreien, halte ich das bei einem Volksaufstand für durchaus legitim, im Kampf gegen eine Diktatur so wieso. Zusatzfrage: Wo war eigentlich die Legitimation der DDR Regierung?

Heute nehmen wir es so widerspruchslos hin wie es nur geht und nicht auffällt wenn irgendwelche zwielichtige Figuren als eine Art Freischärler mit rechter Gesinnung und westlicher Technik bei den Russen rumoperieren und auch bei zivilen Zielen nicht ganz so empfindlich sind wie wir gleichzeitig empört sind wenn das die Russen andersherum tun. Und natürlich war die DDR Regierung nach demokratischen Gesichtspunkten nicht legitimiert aber wie schon erwähnt, Diktatur oder Demokratie, welches politische System fährt nicht seinen Machtapparat auf wenn es konkret pysisch bedroht wird und das System gestürzt werden soll. Und wir reden von den 50 igern, da hatte man natürlich in der Diktatur aber auch auf der demokratischen Seite noch ein paar andere Vorstellungen von Gewalt die der Staat einsetzen kann wenn es gegen Teile des Volkes nottut. Auf der Seite des Westens konnte der Lehrer noch eine tachteln wenn er es als notwendig erachtete und Vati konnte Mutti noch eine scheuern wenn sie nicht zum gewünschten Zeitpunkt die Beine breit gemacht hat. [flash] Was damit gesagt werden soll, die 50 iger waren hinsichtlich Gewalt immer noch etwas anders gestrickt als in den Jahrzehnten danach.
Und es ist nicht nur versucht worden politische Häftlinge zu befreien, wenn auch ein solches Vorhaben fragwürdig wäre und kein Staat der Welt das durchgehen lassen würde, man hat Randaliert und staatliche Funktionäre, sagen wir mal, gezüchtigt. [flash] Im wesentlichen danach hat der Staat bzw. die Besatzungsmacht zugeschlagen, ohne Frage völlig überzogen und Exempel statuierend , aber gleichzeitig den Ausgangspunkt der ganzen Kiste, die Normerhöhungen wieder zurückgenommen.
Alles in Allem, die Wahrheit zu dieser Geschichte dürfte neben dem Aspekt des Volksaufstandes auch noch einen anderen Aspekt haben. Und das der konsequent mit der berühmt- berüchtigten Kunst des Weglassens bedacht wird nervt, mich zumindest. Ansonsten dem echten Wessi geht dieser Gedenktag, seit er kein Feiertag und damit freier Tag ist,sowieso am Arsch vorbei. [flash] Deswegen hat man die Gedenkveranstaltung im Bundestag wohl auf den 16. verschoben, nicht dass man sich mit der Ehrung der Helden noch das Wochenende versaut.
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 17:53

Edelknabe hat geschrieben:Und wo hättest du damals gestanden Sparta? Bestimmt wäre dein Urteil so O-Ton Pentium später auch rehabilitiert worden. Nur du dann dummerweise nicht mehr am Leben. Also der Rainer war 1989 auch arbeiten, während die Masse Montag Abends gen Leipziger Ring zog. Ein aufrechter Proletarier, besorgt für die eigene junge Familie somit.

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Ja und nichts mitbekommen...der letzte aufrechte Proletarier.
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Spartacus » 17. Juni 2023, 18:00

Und es ist nicht nur versucht worden politische Häftlinge zu befreien, wenn auch ein solches Vorhaben fragwürdig wäre und kein Staat der Welt das durchgehen lassen würde


In einem normalen Staat gibt es keine politischen Häftlinge. Haste im Eifer des Gefechts wohl vergessen. [flash]

Ja und nichts mitbekommen...der letzte aufrechte Proletarier.


Hat sich auch nichts dran geändert. [grins]

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2023, 18:00

karnak hat geschrieben:Ich habe ja benannt,dass es in einer Diktatur natürlich zu unangemessenen Reaktionen kommt. Dass ändert aber alles nichts an der Tatsache ,dass diese Angriffe der Demonstranten nicht zu rechtfertigen waren und gerne auch als Vorwand genutzt wurden um noch mal extra zuzuschlagen. So wie es heute Haue gebe wenn eine Gruppe unzufriedener meinen würde mal die Grünenzentrale stürmen zu müssen. [grin]


Natürlich waren diese Angriffe aus der Notwendigkeit entstanden. Was hätte man sonst tun sollen? Warten auf demokratische Wahlen? [flash]
Und man hat ja auch schnell die Normen zurück genommen. Nicht ohne Grund.

Es ist keine Frage, hier entlud sich die Summe des Frusts über die Politik. Und hier gingen auch keine Gruppen auf Straße, die dem Reich hinterher trauernden. Damit hatte das nicht das Geringste zu tun.

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Edelknabe » 17. Juni 2023, 18:01

Es war die eigene Meinung Pentium. Und zwar den Anderen nicht hinterher zu laufen, besser formuliert "mit zu laufen." Das war für mich und die Familie nicht verkehrt, wir kamen gut damit gut zurecht.

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 18:02

pentium hat geschrieben:
Im konkreten Fall hier war es aber auch mit dem Wissen und den Maßstäben der 50er Jahre zu verurteilen, eine Arbeiterdemonstration mit Panzern platt zu machen.
.

Würde ich nicht bestreiten, nun gehen aber Diktaturen schneller etwas ruppiger vor [flash] . Und was soll man unter platt machen verstehen, man hat eher damit Angst gemacht, mehr war logisch nicht notwendig.
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 18:09

karnak hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
Im konkreten Fall hier war es aber auch mit dem Wissen und den Maßstäben der 50er Jahre zu verurteilen, eine Arbeiterdemonstration mit Panzern platt zu machen.
.

Würde ich nicht bestreiten, nun gehen aber Diktaturen schneller etwas ruppiger vor [flash] . Und was soll man unter platt machen verstehen, man hat eher damit Angst gemacht, mehr war logisch nicht notwendig.


Ja klar...
Ein von Justizministerin Hilde Benjamin und Generalstaatsanwalt Ernst Melsheimer entworfener Bericht "Zur Durchführung des neuen Kurses in der Justiz", der am 5. März 1954 Walter Ulbricht zugeleitet wurde und sich in seinem Nachlass fand, enthielt über "die Aburteilung der Provokateure des Putsches vom 17.6.1953" folgende Passage: "Von Anbeginn an wurden Staatsanwälte und Richter darauf hingewiesen, dass sie in ihrer Anklagepolitik und ihrer Urteilspraxis den grundlegenden Hinweis in der Entschließung des 14. Plenums zu befolgen hatten, nämlich zwischen ehrlichen Arbeitern und Provokateuren zu unterscheiden. ((...)) Von den 1526 Angeklagten, die verurteilt wurden, erhielten 2 Angeklagte die Todesstrafe, 3 Angeklagte lebenslänglich Zuchthaus, 13 Angeklagte Strafen von 10 - 15 Jahren, 99 Angeklagte Strafen von 5 - 10 Jahren, 824 Angeklagte Strafen von 1 - 5 Jahren und 546 Angeklagte Strafen bis zu einem Jahr." Zur Auflösung der Fußnote[19] Da zum Zeitpunkt der Untersuchung noch anhängige Strafverfahren ebenfalls mit Verurteilungen endeten, muss die Gesamtzahl der im Zusammenhang mit dem Juni-Aufstand von DDR-Gerichten Verurteilten auf mindestens 1 600 beziffert werden.

Die beiden Todesurteile gegen Akteure des 17. Juni, die in der Verantwortung der DDR-Strafjustiz ausgesprochen wurden, fällten das Bezirksgericht Halle/Saale in eintägiger Hauptverhandlung am 22. Juni 1953 gegen die 42-jährige Erna Dorn, Zur Auflösung der Fußnote[20] eine angebliche ehemalige Gestapo-Mitarbeiterin, die während des Aufstands aus dem Gefängnis befreit worden war, und das Bezirksgericht Magdeburg am 6. Oktober 1953 gegen den ebenfalls 42-jährigen Gärtner Ernst Jennrich. Zur Auflösung der Fußnote[21] Beide starben in Dresden unter der Guillotine. Während sich die hohen Strafen durchweg auf Artikel 6 Absatz 2 der DDR-Verfassung gründeten, eine rechtsstaatswidrige Generalklausel, beruhten die Gefängnisstrafen vorwiegend auf § 125 des damals geltenden Strafgesetzbuches, der Landfriedensbruch betraf. Kein Einziger der Verurteilten hatte am 17. Juni Aufträge West-Berliner "Agentenzentralen" ausgeführt.


Ein wenig ruppig...
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 18:13

augenzeuge hat geschrieben:
Natürlich waren diese Angriffe aus der Notwendigkeit entstanden.

AZ

Darum ging es mir doch gar nicht, mir ging es darum, dass man von keinem politischen System, ob nun Demokratie oder Diktatur, dass sie sich so einfach Gewalt antun lassen. Und natürlich hat man auf westlicher Seite gehofft und die Daumen gedrückt, zumindest unfassend die Demonstranten informiert, ich hätte auch schnell ein paar " Instrukteure" und Provokateure über die Grenze geschickt um die Stimmung anzuheizen und nicht zu schnell einschlafen zu lassen, was Geheimdienste halt so tun. In welchen Umfang ,es wird wie so vieles im Dunkeln bleiben.
Übrigens bei diesem gewaltigen Massenaufstand der so brutal mit Panzern niedergewalzt wurde gab es 50 Tote, um mal eine Zahl zu nennen.
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 18:19

karnak hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Natürlich waren diese Angriffe aus der Notwendigkeit entstanden.

AZ

Darum ging es mir doch gar nicht, mir ging es darum, dass man von keinem politischen System, ob nun Demokratie oder Diktatur, dass sie sich so einfach Gewalt antun lassen. Und natürlich hat man auf westlicher Seite gehofft und die Daumen gedrückt, zumindest unfassend die Demonstranten informiert, ich hätte auch schnell ein paar " Instrukteure" und Provokateure über die Grenze geschickt um die Stimmung anzuheizen und nicht zu schnell einschlafen zu lassen, was Geheimdienste halt so tun. In welchen Umfang ,es wird wie so vieles im Dunkeln bleiben.
Übrigens bei diesem gewaltigen Massenaufstand der so brutal mit Panzern niedergewalzt wurde gab es 50 Tote, um mal eine Zahl zu nennen.


Ja die Rotlichtlampe....Bei den Toten, sind da die dabei, die in der Sowjetunion zu Tode gekommen sind.
Als im Großen und Ganzen abgeschlossen kann die Forschung zur Strafverfolgung der Akteure des 17. Juni gelten. Zur Auflösung der Fußnote[9] Doch auch hier sind noch Defizite anzuzeigen, denn manches Schicksal von Aufständischen ist ungeklärt. Erst der Zugang zu den Akten in den Archiven des KGB in Moskau könnte hier für Klarheit sorgen, denn mit der Verhängung des Ausnahmezustands war die strafrechtliche Verfolgung von Streikenden und Demonstranten zu einer Angelegenheit der Besatzungsmacht geworden. Wieviele Juni-Aufständische von Sowjetischen Militärtribunalen (SMT) zum Tode verurteilt wurden, hat die Zeitgeschichtsforschung bis heute nicht genau klären können. Ferner wurden mehrere hundert Aufständische zu Freiheitsstrafen von (selten) drei bis (häufig) 25 Jahren in Zwangsarbeitslagern der Sowjetunion verurteilt. Im Gegensatz zu den Standgerichtsurteilen wurden diese SMT-Urteile seinerzeit geheim gehalten; selbst nächste Familienangehörige blieben monatelang ohne Nachricht. In ihrer Mehrheit blieben die Verurteilten zum Strafvollzug in DDR-Zuchthäusern und Arbeitslagern. Etwa ein Fünftel gelangte in den GULag, zumal nach Workuta in Sibirien.


...
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Spartacus » 17. Juni 2023, 18:21

karnak hat geschrieben:Übrigens bei diesem gewaltigen Massenaufstand der so brutal mit Panzern niedergewalzt wurde gab es 50 Tote, um mal eine Zahl zu nennen.


Die Zahlt ist erschreckend hoch, denn einem Panzer kann man als Einzelner ja mit Leichtigkeit ausweichen. Da das so ist, sind die Panzer wahrscheinlich in die Menschenmassen
direkt hinein gefahren. Daher dann die vielen Toten.

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2023, 18:23

Karnak, es lag nicht am Staat. Der war längst überfordert. Ohne Russen wärs gelaufen wie 1989.
Honecker und Co hatten nichts dazugelernt. Da nützte auch die große Armee nix.
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 18:31

Glaube ich nicht 1953 waren die Erinnerungen an den Krieg in der Welt noch zu frisch, dass wäre auch mit den Westalliierten und ihren Völkern nicht zu machen gewesen.
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 18:32

Spartacus hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:Übrigens bei diesem gewaltigen Massenaufstand der so brutal mit Panzern niedergewalzt wurde gab es 50 Tote, um mal eine Zahl zu nennen.


Die Zahlt ist erschreckend hoch, denn einem Panzer kann man als Einzelner ja mit Leichtigkeit ausweichen. Da das so ist, sind die Panzer wahrscheinlich in die Menschenmassen
direkt hinein gefahren. Daher dann die vielen Toten.

Sparta


Nein, nicht die nächste Legendenbildung.

Nach Ergebnissen des Projekts Die Toten des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 sind 55 Todesopfer durch Quellen belegt. Etwa 20 weitere Todesfälle sind ungeklärt.[41]

Am 17. Juni und den Tagen danach wurden 34 Demonstranten und Zuschauer von Volkspolizisten und sowjetischen Soldaten erschossen oder starben an den Folgen von Schussverletzungen. Nach Todesurteilen von sowjetischen und DDR-Gerichten wurden sieben Menschen hingerichtet. Infolge der Haftbedingungen starben vier Personen, und vier Menschen töteten sich in der Haft. Beim Sturm auf ein Polizeirevier starb ein Demonstrant an Herzversagen. Zudem wurden fünf Angehörige der DDR-Sicherheitsorgane getötet. Bisher war im Westen von 507 und in der DDR von 25 Toten die Rede. Zufallsopfer wie den von einer verirrten Polizeikugel tödlich getroffenen 27-jährigen Doktoranden der Landwirtschaft Gerhard Schmidt aus Halle stilisierte die SED zum „antifaschistischen“ Märtyrer, obwohl dessen Familie ausdrücklich dagegen war.

Die sowjetischen Truppen setzten außerdem vom 17. bis zum 22. Juni 1953 Standgerichte ein, von denen 19 Aufständische zum Tode verurteilt und erschossen wurden, darunter Alfred Diener[42] aus Jena, der West-Berliner Willi Göttling[43] und die beiden Magdeburger Alfred Dartsch[44] und Herbert Stauch.[45] Hunderte wurden zu Zwangsarbeitslagerstrafen in Sibirien verurteilt.[46] Auch etwa 20 Rotarmisten, die sich geweigert haben sollen, auf die Aufständischen zu schießen, sollen hingerichtet worden sein.[47] Anderen Forschungen zufolge sprechen alle Indizien dagegen, dass diese Befehlsverweigerung und die Hinrichtungen stattgefunden haben.[48]

Nach Forschungen auf Basis der Stasi-Unterlagen veröffentlichte die Bundeszentrale für politische Bildung im Jahr 2004 folgende Aufstellung zu den Todesopfern vom 17. Juni 1953. Die Namensliste mit persönlichen Daten zu den Opfern ist online verfügbar[12] und wurde mit einem Buch geehrt.[49]



„Über viele Jahrzehnte waren viele Todesopfer des Volksaufstandes namenlos. Ihre Lebensgeschichten blieben der Öffentlichkeit ebenso verborgen wie die Umstände, unter denen sie ums Leben kamen. Selbst zuverlässige Angaben über die Anzahl der Todesopfer fehlten. Den Rechercheergebnissen einer Forschergruppe unter Leitung von Edda Ahrberg, Hans-Hermann Hertle und Tobias Hollitzer aus dem Jahr 2004 zufolge sind 55 Todesopfer durch Quellen belegt, unter ihnen vier Frauen:

34 Demonstranten, Passanten und Zuschauer wurden am 17. Juni und den Tagen danach (bis zum 23. Juni) von Volkspolizisten und sowjetischen Soldaten erschossen bzw. starben an den Folgen der ihnen zugefügten Schussverletzungen
fünf Männer wurden von Instanzen der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland zum Tode verurteilt und hingerichtet
zwei Todesurteile wurden von DDR-Gerichten verhängt und vollstreckt
vier Personen starben in Folge menschenunwürdiger Haftbedingungen
vier in Zusammenhang mit dem Juni-Aufstand Festgenommene begingen in der (Untersuchungs-)Haft Selbstmord, wobei zumindest in zwei Fällen Fremdeinwirkung nicht auszuschließen ist
ein Demonstrant verstarb beim Sturm auf ein Volkspolizei-Revier an Herzversagen
fünf Angehörige der DDR-Sicherheitsorgane wurden getötet: zwei Volkspolizisten und ein MfS-Mitarbeiter bei der Verteidigung eines Gefängnisses von Unbekannten erschossen, ein Mitarbeiter des Betriebsschutzes von einer wütenden Menge erschlagen und ein weiterer Volkspolizist versehentlich von sowjetischen Soldaten erschossen“[12]

quelle: wiki
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 18:36

karnak hat geschrieben:Glaube ich nicht 1953 waren die Erinnerungen an den Krieg in der Welt noch zu frisch, dass wäre auch mit den Westalliierten und ihren Völkern nicht zu machen gewesen.


Was hat das mit den Erinnerungen an den Krieg zu tun? Sicher ist das alles spekulativ, aber ohne die Rote Armee und Ulbricht in Karlshorst....Freie Wahlen...? Ja ist mir zu spekulativ...
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 18:42

Also ich kann mich nur an diesen Zahlen orientieren, danach sind 35 Menschen im direkten Verlauf des Aufstands ums Leben gekommen. Der Rest ist über die bewährte Methode der Statistik des " in Verbindung mit Corona, ach nee Volksaufstand gestorben".
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 18:49

karnak hat geschrieben:Also ich kann mich nur an diesen Zahlen orientieren, danach sind 35 Menschen im direkten Verlauf des Aufstands ums Leben gekommen. Der Rest ist über die bewährte Methode der Statistik des " in Verbindung mit Corona, ach nee Volksaufstand gestorben".


Steht doch alles bei Wiki. Was willst du mit deinem 35 Menschen? Einfach mal besser informieren....
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Spartacus » 17. Juni 2023, 18:49

karnak hat geschrieben: Der Rest ist über die bewährte Methode der Statistik des " in Verbindung mit Corona, ach nee Volksaufstand gestorben".


Ja klar. Der zum Tode Veruteilte überlebt den Henker nicht, oder wie. [shocked]

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 19:11

Wie gesagt, mir geht es um die Toten im Verlauf der Niederschlagung des Aufstands auf der Straße durch die Behörden und Russen, und da finde ich die Zahl 35. Einer wäre noch bei einer Erstürmung von irgendwas an Herzinfarkt gestorben.
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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Nostalgiker » 17. Juni 2023, 19:27

Es ist einfach nur peinlich und entwürdigend wie sich hier darüber gestritten wird wieviel Tote es am 17.Juni gab und wie sie zu Tode gekommen sind.

Fakt ist jedenfalls das nicht wie behauptet wurde Menschen von Panzern zu Tode gewalzt wurden. Jedenfalls steht davon nicht in den Forschungsberichten.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon Ari@D187 » 17. Juni 2023, 20:57

Luchs hat geschrieben:War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Als Folge des 17. Juni gab es u.a. die "Rücknahme der Arbeitsnormen" und materielle Zugeständnisse. Auf der anderen Seite baute der Staatsapparat die Überwachungs- und Unterdrückungsmassnahmen aus.

Zusammenfassend war der 17. Juni eine kleine Erhebung, letztlich ein Schuß der für die Bevölkerung nach hinten losging.

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Re: 17. Juni 1953

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2023, 21:40

Ari@D187 hat geschrieben:
Luchs hat geschrieben:War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Als Folge des 17. Juni gab es u.a. die "Rücknahme der Arbeitsnormen" und materielle Zugeständnisse. Auf der anderen Seite baute der Staatsapparat die Überwachungs- und Unterdrückungsmassnahmen aus.

Zusammenfassend war der 17. Juni eine kleine Erhebung, letztlich ein Schuß der für die Bevölkerung nach hinten losging.

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Er war eine so deutliche und starke Erhebung, dass diese in den Köpfen der SED nie verschwand. Trotz jeglicher Perfektionierung des gesamten Unterdrückungsapparates war ihr bis zuletzt klar, dass sie ohne die Sowjets keine Macht über ihr Volk haben können. Auch deshalb lief es 1989 so, wie es lief.

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Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Nostalgiker » 18. Juni 2023, 06:12

Noch ein Nachtrag zu den Toten.

34 Demonstranten, Passanten und Zuschauer starben an Schussverletzungen.

Fünf Männer wurden von sowjetischen Instanzen zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Zwei Todesurteile verhängten und vollstreckten DDR-Gerichte.

Ein Demonstrant erlitt beim Sturm auf ein Volkspolizei-Revier einen tödlichen Herzinfarkt.

Vier Personen starben infolge der Haftbedingungen.

Vier nahmen sich im Gefängnis das Leben.

Zwei Volkspolizisten und ein Mitarbeiter der Staatssicherheit wurden von Unbekannten erschossen.

Ein weiterer Polizist wurde von einem sowjetischen Soldaten versehentlich getötet.

Ein Mitarbeiter des Betriebsschutzes wurde von einer wütenden Menschenmenge erschlagen.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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