karnak hat geschrieben:Ich habe ja benannt,dass es in einer Diktatur natürlich zu unangemessenen Reaktionen kommt. Dass ändert aber alles nichts an der Tatsache ,dass diese Angriffe der Demonstranten nicht zu rechtfertigen waren und gerne auch als Vorwand genutzt wurden um noch mal extra zuzuschlagen. So wie es heute Haue gebe wenn eine Gruppe unzufriedener meinen würde mal die Grünenzentrale stürmen zu müssen.
Edelknabe hat geschrieben:Irgendwo hier schonmal getextet. Ich habe in 2007 einmal mit Einem zusammen gearbeitet, der war als Junge Augenzeuge wie der Mob während dieser Unruhen im Juni 153 einen jungen Volkspolizisten die Hainstraße in Leipzig entlang gejagt hatte. Am Ende war wohl der junge Polizist mehr tot wie lebendig, ohne Uniform nur noch in Unterhose unterwegs.
Rainer Maria
Edelknabe hat geschrieben:Und bitte Sparta meinen Vater nicht beleidigen. Dieser rechtschaffene Mann kam so seine Erzählung am 17 Juni 1953 aus der Nachtschicht. Nur fuhr da keine Strassenbahn mehr weil seit der Nacht wohl an der Leipziger Angerbrücke ein sowjetischer Panzer auf dem Gleis stand. Also ist Vater von Lindenau durch den Klara- Zetkin Park bis in den Leipziger Osten gelaufen, heim zur jungen Familie.
Rainer Maria
karnak hat geschrieben:augenzeuge hat geschrieben: Und warum? Weil es ihnen noch sehr gut geht.
AZ
Stimmt, wäre nur die Frage was passiert wenn sich das ändert, wenn wir in eine Situation geraten wie die USA, in eine tief gespaltene Gesellschaft.
Und um bei der Niederschlagung des Volksaufstandes zu bleiben, wie würde eigentlich unser demokratisches System, die wehrhafte Demokratie reagieren wenn sich eine politische Bewegung, eine politische Partei etabliert die demokratische Strukturen für nicht wirklich praktikabel hält, eher den starken Mann bevorzugt,wenigstens die Autokratie, und immer mehr Zustimmung beim Wählervolk dafür generiert,bei einer Wahl deren Sieg zu befürchten ist, größere Volksgruppen mit einer gewissen Gewaltbereitschaft gegenüber staatlichen Stellen Veränderungen mittels Massendemonstrationen einfordern, mit abenteuerlichen, immer weniger nachvollziehbaren Koalitionen nicht mehr einverstanden sind? Was würde die wehrhafte Demokratie im Gegensatz zur Diktatur eigentlich tun, akzeptieren, klein beigeben, aufgeben und mit hängendem Schwanz das Feld räumen?
Spartacus hat geschrieben:karnak hat geschrieben:augenzeuge hat geschrieben: Und warum? Weil es ihnen noch sehr gut geht.
AZ
Stimmt, wäre nur die Frage was passiert wenn sich das ändert, wenn wir in eine Situation geraten wie die USA, in eine tief gespaltene Gesellschaft.
Und um bei der Niederschlagung des Volksaufstandes zu bleiben, wie würde eigentlich unser demokratisches System, die wehrhafte Demokratie reagieren wenn sich eine politische Bewegung, eine politische Partei etabliert die demokratische Strukturen für nicht wirklich praktikabel hält, eher den starken Mann bevorzugt,wenigstens die Autokratie, und immer mehr Zustimmung beim Wählervolk dafür generiert,bei einer Wahl deren Sieg zu befürchten ist, größere Volksgruppen mit einer gewissen Gewaltbereitschaft gegenüber staatlichen Stellen Veränderungen mittels Massendemonstrationen einfordern, mit abenteuerlichen, immer weniger nachvollziehbaren Koalitionen nicht mehr einverstanden sind? Was würde die wehrhafte Demokratie im Gegensatz zur Diktatur eigentlich tun, akzeptieren, klein beigeben, aufgeben und mit hängendem Schwanz das Feld räumen?
Was hat die Weimarer Republik gemacht? Und die waren damals bestimmt nicht so zimperlich, wie heute. Den Schwanz eingezogen und sind abgetreten.
Sparta
pentium hat geschrieben:
Heute? Willst du ernsthaft behaupten, heute würden Panzer auffahren und auf Demonstranten feuern....? Von was für Angriffen damals schreibst du eigentlich? Wenn man ein Gefängnis stürmt um die politischen Gefangenen zu befreien, halte ich das bei einem Volksaufstand für durchaus legitim, im Kampf gegen eine Diktatur so wieso. Zusatzfrage: Wo war eigentlich die Legitimation der DDR Regierung?
Edelknabe hat geschrieben:Und wo hättest du damals gestanden Sparta? Bestimmt wäre dein Urteil so O-Ton Pentium später auch rehabilitiert worden. Nur du dann dummerweise nicht mehr am Leben. Also der Rainer war 1989 auch arbeiten, während die Masse Montag Abends gen Leipziger Ring zog. Ein aufrechter Proletarier, besorgt für die eigene junge Familie somit.
Rainer Maria
Und es ist nicht nur versucht worden politische Häftlinge zu befreien, wenn auch ein solches Vorhaben fragwürdig wäre und kein Staat der Welt das durchgehen lassen würde
Ja und nichts mitbekommen...der letzte aufrechte Proletarier.
karnak hat geschrieben:Ich habe ja benannt,dass es in einer Diktatur natürlich zu unangemessenen Reaktionen kommt. Dass ändert aber alles nichts an der Tatsache ,dass diese Angriffe der Demonstranten nicht zu rechtfertigen waren und gerne auch als Vorwand genutzt wurden um noch mal extra zuzuschlagen. So wie es heute Haue gebe wenn eine Gruppe unzufriedener meinen würde mal die Grünenzentrale stürmen zu müssen.
pentium hat geschrieben:
Im konkreten Fall hier war es aber auch mit dem Wissen und den Maßstäben der 50er Jahre zu verurteilen, eine Arbeiterdemonstration mit Panzern platt zu machen.
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karnak hat geschrieben:pentium hat geschrieben:
Im konkreten Fall hier war es aber auch mit dem Wissen und den Maßstäben der 50er Jahre zu verurteilen, eine Arbeiterdemonstration mit Panzern platt zu machen.
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Würde ich nicht bestreiten, nun gehen aber Diktaturen schneller etwas ruppiger vor . Und was soll man unter platt machen verstehen, man hat eher damit Angst gemacht, mehr war logisch nicht notwendig.
Ein von Justizministerin Hilde Benjamin und Generalstaatsanwalt Ernst Melsheimer entworfener Bericht "Zur Durchführung des neuen Kurses in der Justiz", der am 5. März 1954 Walter Ulbricht zugeleitet wurde und sich in seinem Nachlass fand, enthielt über "die Aburteilung der Provokateure des Putsches vom 17.6.1953" folgende Passage: "Von Anbeginn an wurden Staatsanwälte und Richter darauf hingewiesen, dass sie in ihrer Anklagepolitik und ihrer Urteilspraxis den grundlegenden Hinweis in der Entschließung des 14. Plenums zu befolgen hatten, nämlich zwischen ehrlichen Arbeitern und Provokateuren zu unterscheiden. ((...)) Von den 1526 Angeklagten, die verurteilt wurden, erhielten 2 Angeklagte die Todesstrafe, 3 Angeklagte lebenslänglich Zuchthaus, 13 Angeklagte Strafen von 10 - 15 Jahren, 99 Angeklagte Strafen von 5 - 10 Jahren, 824 Angeklagte Strafen von 1 - 5 Jahren und 546 Angeklagte Strafen bis zu einem Jahr." Zur Auflösung der Fußnote[19] Da zum Zeitpunkt der Untersuchung noch anhängige Strafverfahren ebenfalls mit Verurteilungen endeten, muss die Gesamtzahl der im Zusammenhang mit dem Juni-Aufstand von DDR-Gerichten Verurteilten auf mindestens 1 600 beziffert werden.
Die beiden Todesurteile gegen Akteure des 17. Juni, die in der Verantwortung der DDR-Strafjustiz ausgesprochen wurden, fällten das Bezirksgericht Halle/Saale in eintägiger Hauptverhandlung am 22. Juni 1953 gegen die 42-jährige Erna Dorn, Zur Auflösung der Fußnote[20] eine angebliche ehemalige Gestapo-Mitarbeiterin, die während des Aufstands aus dem Gefängnis befreit worden war, und das Bezirksgericht Magdeburg am 6. Oktober 1953 gegen den ebenfalls 42-jährigen Gärtner Ernst Jennrich. Zur Auflösung der Fußnote[21] Beide starben in Dresden unter der Guillotine. Während sich die hohen Strafen durchweg auf Artikel 6 Absatz 2 der DDR-Verfassung gründeten, eine rechtsstaatswidrige Generalklausel, beruhten die Gefängnisstrafen vorwiegend auf § 125 des damals geltenden Strafgesetzbuches, der Landfriedensbruch betraf. Kein Einziger der Verurteilten hatte am 17. Juni Aufträge West-Berliner "Agentenzentralen" ausgeführt.
augenzeuge hat geschrieben:
Natürlich waren diese Angriffe aus der Notwendigkeit entstanden.
AZ
karnak hat geschrieben:augenzeuge hat geschrieben:
Natürlich waren diese Angriffe aus der Notwendigkeit entstanden.
AZ
Darum ging es mir doch gar nicht, mir ging es darum, dass man von keinem politischen System, ob nun Demokratie oder Diktatur, dass sie sich so einfach Gewalt antun lassen. Und natürlich hat man auf westlicher Seite gehofft und die Daumen gedrückt, zumindest unfassend die Demonstranten informiert, ich hätte auch schnell ein paar " Instrukteure" und Provokateure über die Grenze geschickt um die Stimmung anzuheizen und nicht zu schnell einschlafen zu lassen, was Geheimdienste halt so tun. In welchen Umfang ,es wird wie so vieles im Dunkeln bleiben.
Übrigens bei diesem gewaltigen Massenaufstand der so brutal mit Panzern niedergewalzt wurde gab es 50 Tote, um mal eine Zahl zu nennen.
Als im Großen und Ganzen abgeschlossen kann die Forschung zur Strafverfolgung der Akteure des 17. Juni gelten. Zur Auflösung der Fußnote[9] Doch auch hier sind noch Defizite anzuzeigen, denn manches Schicksal von Aufständischen ist ungeklärt. Erst der Zugang zu den Akten in den Archiven des KGB in Moskau könnte hier für Klarheit sorgen, denn mit der Verhängung des Ausnahmezustands war die strafrechtliche Verfolgung von Streikenden und Demonstranten zu einer Angelegenheit der Besatzungsmacht geworden. Wieviele Juni-Aufständische von Sowjetischen Militärtribunalen (SMT) zum Tode verurteilt wurden, hat die Zeitgeschichtsforschung bis heute nicht genau klären können. Ferner wurden mehrere hundert Aufständische zu Freiheitsstrafen von (selten) drei bis (häufig) 25 Jahren in Zwangsarbeitslagern der Sowjetunion verurteilt. Im Gegensatz zu den Standgerichtsurteilen wurden diese SMT-Urteile seinerzeit geheim gehalten; selbst nächste Familienangehörige blieben monatelang ohne Nachricht. In ihrer Mehrheit blieben die Verurteilten zum Strafvollzug in DDR-Zuchthäusern und Arbeitslagern. Etwa ein Fünftel gelangte in den GULag, zumal nach Workuta in Sibirien.
karnak hat geschrieben:Übrigens bei diesem gewaltigen Massenaufstand der so brutal mit Panzern niedergewalzt wurde gab es 50 Tote, um mal eine Zahl zu nennen.
Spartacus hat geschrieben:karnak hat geschrieben:Übrigens bei diesem gewaltigen Massenaufstand der so brutal mit Panzern niedergewalzt wurde gab es 50 Tote, um mal eine Zahl zu nennen.
Die Zahlt ist erschreckend hoch, denn einem Panzer kann man als Einzelner ja mit Leichtigkeit ausweichen. Da das so ist, sind die Panzer wahrscheinlich in die Menschenmassen
direkt hinein gefahren. Daher dann die vielen Toten.
Sparta
karnak hat geschrieben:Glaube ich nicht 1953 waren die Erinnerungen an den Krieg in der Welt noch zu frisch, dass wäre auch mit den Westalliierten und ihren Völkern nicht zu machen gewesen.
karnak hat geschrieben:Also ich kann mich nur an diesen Zahlen orientieren, danach sind 35 Menschen im direkten Verlauf des Aufstands ums Leben gekommen. Der Rest ist über die bewährte Methode der Statistik des " in Verbindung mit Corona, ach nee Volksaufstand gestorben".
karnak hat geschrieben: Der Rest ist über die bewährte Methode der Statistik des " in Verbindung mit Corona, ach nee Volksaufstand gestorben".
Luchs hat geschrieben:War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?
Ari@D187 hat geschrieben:Luchs hat geschrieben:War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?
Als Folge des 17. Juni gab es u.a. die "Rücknahme der Arbeitsnormen" und materielle Zugeständnisse. Auf der anderen Seite baute der Staatsapparat die Überwachungs- und Unterdrückungsmassnahmen aus.
Zusammenfassend war der 17. Juni eine kleine Erhebung, letztlich ein Schuß der für die Bevölkerung nach hinten losging.
Ari
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