War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Besondere Vorkommnisse in der Zeit des kalten Krieges

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 16. Juni 2023, 09:44

16. Juni 2023, / Chemnitzer Zeitung
Kein 17. Juni 1953 in Karl-Marx-Stadt?

Anders als in anderen Gegenden der DDR kam es rund um das kurz zuvor umbenannte Chemnitz kaum zu offenen Erhebungen. Doch Arbeitsniederlegungen gab es hier schon weitaus früher als anderswo im Land. Dadurch erwiesen sich die Genossen als gut vorbereitet.

Von Michael Müller

Chemnitz - Arbeiter erheben sich gegen den selbst ernannten Arbeiterstaat: Als ein Tag des Aufstands sollte der 17. Juni 1953 in die Geschichte der DDR eingehen. Eine von der Regierung beschlossene Anhebung der Arbeitsnormen, die einer Lohnkürzung gleichkam, hatte das Fass der Unzufriedenheit zum Überlaufen gebracht. Überall gab es Streiks und Demonstrationen, nur das Eingreifen sowjetischer Truppen sicherte der SED den Machterhalt.

Rund um jene Stadt allerdings, die seit knapp sechs Wochen nun nicht mehr Chemnitz, sondern Karl-Marx-Stadt hieß, blieb es weitgehend ruhig. Eine Besonderheit, die bis heute rätselhaft erscheint. Immerhin schlug hier das Herz des am dichtesten besiedelten und am höchsten industrialisierten Bezirkes im ganzen Land.

Auf den Seiten der Zeitungen jener Tage ging alles seinen sozialistischen Gang. „Freudige Zustimmung unserer Werktätigen zu den Beschlüssen des ZK der SED“, meldete die „Volksstimme“ zum Wochenauftakt auf der Titelseite. Dass es hier – anders als in vielen anderen Gegenden der DDR – bereits seit Wochen immer wieder zu einzelnen Arbeitsniederlegungen gekommen war, im Schleifmaschinenwerk etwa, im VEB Textima und im Büromaschinenwerk, dazu kein Wort.

Die führenden Genossen aber hatten die bedrohliche Lage sehr wohl erkannt. Bereits Tage vor dem 17. Juni schickte die Staatssicherheit im Bezirk ihre geheimen Informanten in die Spur, schildert die Historikerin Heidi Roth, Autorin des Standardwerks „Der 17. Juni 1953 in Sachsen“. „Für die beiden anderen sächsischen Bezirke ist eine derartige Aktivierung zu diesem Zeitpunkt nicht nachweisbar“, verdeutlicht sie. Die SED entsandte am 17. Juni „Instrukteure“ in die Betriebe, die die Arbeiter von „wilden Aktionen“ abhalten sollten. Die Volkspolizei (VP) wurde bereits gegen 3.15 Uhr in Alarmbereitschaft versetzt, vollmotorisiert und mit Gummiknüppeln ausgerüstet.

Die Strategie ging offenbar auf. Anders als in Leipzig, Dresden, Görlitz kam es zwischen Freiberg und Vogtland kaum zu offenen Protesten. Zeitgenössischen Berichten zufolge gab es am 17. Juni nur in zwei Betrieben längere Streiks, in acht weiteren kurze Arbeitsniederlegungen. Fünf Personen wurden von der Volkspolizei, einige weitere von der Staatssicherheit und sowjetischen Dienststellen festgenommen. Zum Vergleich: Allein in der Stadt Leipzig sollen an diesem Tag mehr als 80 Betriebe mit fast 27.000 Arbeiterinnen und Arbeitern in den Streik getreten sein.

„Offensichtlich klappte die Abstimmung zwischen den Sicherheitskräften in Karl-Marx-Stadt besser als in Dresden und Leipzig“, resümiert Historikerin Roth. Aber auch die soziale Situation im Bezirk Karl-Marx-Stadt sei eine bessere gewesen, vor allem infolge der Sonderversorgung für Beschäftigte der Wismut, einem deutsch-sowjetischen Uran-Bergbauunternehmen, das wie ein Staat im Staate agierte. Viele Familien, so Roth, seien in den Genuss höherer Löhne und einer besseren Versorgung mit Lebensmitteln gekommen. Hinzu komme, dass durch die Wismut mit ihren Sperrbezirken und besonders gesicherten Objekten in der Region viel mehr Sicherheitskräfte stationiert und im Alltag präsent waren als andernorts.

Doch auch wenn es nach Einschätzung der Stasi „im wesentlichen ruhig“ geblieben war, dürfte spätestens am Morgen des 18. Juni jedem deutlich geworden sein, was die Stunde geschlagen hatte: Neben den obligatorischen Erfolgsmeldungen auf der Titelseite der Tageszeitung prangte ein Befehl des Kommandanten der sowjetischen Garnison. Über Karl-Marx-Stadt und den umliegenden Kreis war der Ausnahmezustand verhängt worden. Alle Versammlungen und Zusammenkünfte wurden verboten, nachts herrschte Ausgangssperre.

Die Quittung für die Machthaber gab es gut eine Woche später, als die SED die Einwohnerinnen und Einwohner von Karl-Marx-Stadt zu einer Jubelkundgebung für Partei und Regierung ans Rathaus aufrief. Statt der später vermeldeten 80.000 Teilnehmer waren laut Unterlagen der Staatssicherheit lediglich einige wenige Tausend erschienen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 16. Juni 2023, 10:45

Zum 70. Jahrestag hier eine kleine Zusammenstellung der Ereignisse rund um die Proteste und Demonstrationen in Leipzig und Umland ... ein überlieferter Schriftzug auf einem Straßenbahnwagen lautete damals : "SPITZBART, BAUCH und BRILLE" (Ulbricht, Pieck, Grotewohl) sind nicht des Volkes Wille ... heute belegt : in mehr als 560 Orten fanden Demonstrationen mit bis zu 1,5 Mio Menschen statt , Historiker sind sich einig das nicht "westl. Agenten und faschist. Provokateure" den Aufstand inszenierten ...

354217356_1704235513375090_8453494167436044067_n.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon augenzeuge » 16. Juni 2023, 13:11

Wo bleibt Edelknabes Beitrag?
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84920
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 16. Juni 2023, 13:24

augenzeuge hat geschrieben:Wo bleibt Edelknabes Beitrag?
AZ


Genau. Wo steckt der Knabe überhaupt?
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon augenzeuge » 16. Juni 2023, 18:12

[denken]
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84920
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Spartacus » 16. Juni 2023, 18:50

pentium hat geschrieben:Zum 70. Jahrestag hier eine kleine Zusammenstellung der Ereignisse rund um die Proteste und Demonstrationen in Leipzig und Umland ... ein überlieferter Schriftzug auf einem Straßenbahnwagen lautete damals : "SPITZBART, BAUCH und BRILLE" (Ulbricht, Pieck, Grotewohl) sind nicht des Volkes Wille ... heute belegt : in mehr als 560 Orten fanden Demonstrationen mit bis zu 1,5 Mio Menschen statt , Historiker sind sich einig das nicht "westl. Agenten und faschist. Provokateure" den Aufstand inszenierten ...



Schöne Wandtafel. [hallo]

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



Benutzeravatar
Spartacus
 
Beiträge: 25962
Bilder: 0
Registriert: 28. März 2013, 19:01
Wohnort: Bayern

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Spartacus » 16. Juni 2023, 18:53

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Wo bleibt Edelknabes Beitrag?
AZ


Genau. Wo steckt der Knabe überhaupt?


Der wird spätestens morgen mit erhobenem Zeigefinger um die Ecke biegen. Es war nicht alles schlecht und nein mein Vater war nicht dort, lag besoffen unterm Tresen..... [flash]

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



Benutzeravatar
Spartacus
 
Beiträge: 25962
Bilder: 0
Registriert: 28. März 2013, 19:01
Wohnort: Bayern

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 16. Juni 2023, 18:57

pentium hat geschrieben: Historiker sind sich einig das nicht "westl. Agenten und faschist. Provokateure" den Aufstand inszenierten ...

354217356_1704235513375090_8453494167436044067_n.jpg

Das mag stimmen, wäre nur die Frage in wie weit nach 8 Jahren der Geist des 3. Reiches aus den Köpfen gewichen war und die Verärgerung über die Niederlage gegenüber den östlichen Untermenschen AUCH eine gewisse Rolle gespielt hat. NATÜRLICH wird das kein Historiker mit in die Waagschale werfen wollen. [flash]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25130
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 16. Juni 2023, 19:29

karnak hat geschrieben:
pentium hat geschrieben: Historiker sind sich einig das nicht "westl. Agenten und faschist. Provokateure" den Aufstand inszenierten ...

354217356_1704235513375090_8453494167436044067_n.jpg

Das mag stimmen, wäre nur die Frage in wie weit nach 8 Jahren der Geist des 3. Reiches aus den Köpfen gewichen war und die Verärgerung über die Niederlage gegenüber den östlichen Untermenschen AUCH eine gewisse Rolle gespielt hat. NATÜRLICH wird das kein Historiker mit in die Waagschale werfen wollen. [flash]


Ja ja...es wirkt immer noch....selbst nach vielen, vielen Jahren.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 16. Juni 2023, 21:04

[grin] Kannste ja gerne als Spätfolgen der Rotlichtbestrahlung hinstellen, für mich ist das völlige Auschließen derartiger Motivation genauso ideologisch motiviert wie die alte SED These, dass war alles vom Rias angezettelt und inszeniert. . Und eines wollen wir doch mal festhalten, Diktatur hin oder her, die drakonischen Strafen danach,und das Vorgehen dabei, natürlich völlig überzogen und nicht akzeptabel. Aber heute sind die Klimakleber mit ihrer bisschen Verkehrsbehinderung Verbrecher, Straftäter, Klima RAF, da gab es die Covidioten und Glühweinterroristen auf den Weihnachtsmärkten, da wurden Jugendliche mit Blaulicht durch die Parks gejagt wenn sie sich zu fünft zusammengerottet hatten. Aber bei den Freiheitskämpfern des 17. Juni empfindet man es als legitim wenn sie staatliche Institutionen und Parteizentralen stürmen, dort randalieren, Akten und Schreibmaschinen aus dem Fenster schmeißen. Staatliche Funktionäre an den Haaren auf die Straße zerren und in Worten diffamieren. Bei solchen Dingen kann und konnte man vor lauter Genugtuung und Freude darüber kaum an sich halten. Der richtige Begriff dafür wäre eigentlich marodierender Pöpel gegen den natürlich jede Staatsmacht vorgeht, mit Demokratie oder Diktatur hat das erstmal gar nichts zu tun. Wollen wir doch mal abwarten was heute passiert wenn irgendeine Wut des Volkes bahn brechen sollte, die Möglichkeiten dazu erscheinen ja im Augenblick immer mehr als dunkle Wolken am politischen Horizont wenn unsere ganzen Zeitenwenden und Sondervermögen einfach nicht mehr mit ständiger Schuldemmacherei verschleiert werden kann, und der Bürger diese" Notwendigkeiten" einfach bezahlen muß, so wie es sich eigentlich gehört. Wenn der Bürger immer weniger im Geldbeutel hat, ähnlich wie bei den Normerhöhungen als ursächlicher Auslöser im Vorfeld der UNFRIEDLICHEN Revolution des 17. Juni, und zwar von beiden Seiten dieses Konfliktes unfriedlich.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25130
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Edelknabe » 17. Juni 2023, 09:51

Na der Karnak hatte ja schon goldrichtig getextet, und zwar mit dem hier:

"Wollen wir doch mal abwarten was heute passiert wenn irgendeine Wut des Volkes bahn brechen sollte, die Möglichkeiten dazu erscheinen ja im Augenblick immer mehr als dunkle Wolken am politischen Horizont wenn unsere ganzen Zeitenwenden und Sondervermögen einfach nicht mehr mit ständiger Schuldemmacherei verschleiert werden kann, und der Bürger diese" Notwendigkeiten" einfach bezahlen muß, so wie es sich eigentlich gehört. " Textauszug ende.

Ich ergänze mal mit "wenn der Pöbel dann die Polizeireviere stürmt und die Rathäuser, Gemeindebüros, vielleicht noch die Schulen und Kaufhallen anzündet". Und bitte Sparta meinen Vater nicht beleidigen. Dieser rechtschaffene Mann kam so seine Erzählung am 17 Juni 1953 aus der Nachtschicht. Nur fuhr da keine Strassenbahn mehr weil seit der Nacht wohl an der Leipziger Angerbrücke ein sowjetischer Panzer auf dem Gleis stand. Also ist Vater von Lindenau durch den Klara- Zetkin Park bis in den Leipziger Osten gelaufen, heim zur jungen Familie.

Rainer Maria

PS: Köstlich nee, wo wir schon den anderen eingewanderten sich auf der Straße herum schlagenden Pöbel ...wars gestern nicht in Essen....nicht in den Griff bekommen. Was soll das da erst ....siehe oben werden?
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16748
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2023, 10:08

Ich glaube, ihr bringt da etwas durcheinander. Von einem 17. Juni ala DDR sind wir sowas von weit weg.... [denken]

Die Leute nehmen doch die geplanten Verteuerungen alle hin. Und warum? Weil es ihnen noch sehr gut geht.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84920
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 10:25

augenzeuge hat geschrieben: Und warum? Weil es ihnen noch sehr gut geht.

AZ

Stimmt, wäre nur die Frage was passiert wenn sich das ändert, wenn wir in eine Situation geraten wie die USA, in eine tief gespaltene Gesellschaft.
Und um bei der Niederschlagung des Volksaufstandes zu bleiben, wie würde eigentlich unser demokratisches System, die wehrhafte Demokratie reagieren wenn sich eine politische Bewegung, eine politische Partei etabliert die demokratische Strukturen für nicht wirklich praktikabel hält, eher den starken Mann bevorzugt,wenigstens die Autokratie, und immer mehr Zustimmung beim Wählervolk dafür generiert,bei einer Wahl deren Sieg zu befürchten ist, größere Volksgruppen mit einer gewissen Gewaltbereitschaft gegenüber staatlichen Stellen Veränderungen mittels Massendemonstrationen einfordern, mit abenteuerlichen, immer weniger nachvollziehbaren Koalitionen nicht mehr einverstanden sind? Was würde die wehrhafte Demokratie im Gegensatz zur Diktatur eigentlich tun, akzeptieren, klein beigeben, aufgeben und mit hängendem Schwanz das Feld räumen?
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25130
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Gerd Böhmer » 17. Juni 2023, 10:34

augenzeuge hat geschrieben:Ich glaube, ihr bringt da etwas durcheinander. Von einem 17. Juni ala DDR sind wir sowas von weit weg.... [denken]

Die Leute nehmen doch die geplanten Verteuerungen alle hin. Und warum? Weil es ihnen noch sehr gut geht.

AZ


Genau so isses ... wie war der Spruch schon vor 30 Jahren ? Erst wenn dem Deutschen sein Auto und sein Bier weggenommen werden, geht er auf die Barrikaden.

Zum Ursprungsthema in der Betreffzeile - weder, noch. Der 17.Juni 1953 war im Ursprung der Protest gegen Normerhöhungen, speziell auf dem Bau, der Baustelle an der Berliner Stalinallee der dann zu einem Volksaufstand eskalierte. Wobei es in Bezug auf die Ausführung - Historiker sind sich einig das nicht "westliche Agenten und faschistische Provokateure" den Aufstand inszenierten ... - von gewissen Kreisen für ihre Zwecke ausgenutzt wurde.

und ein angenehmes Wochenende,
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 2038
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 11:05

Ich war vor ein paar Wochen zu einer Jugendweihe in Sachsen, wohlgemerkt bei einer Polizistenfamilie, Du machst Dir keine Vorstellungen was dort beim Bier diskutiert wurde, angefangen bei kruden Verschwörungstheorien, über Asyl, bedingungslose Aufnahme von ukrainischen Kriegsflüchtlingen, wie man mit den Russen umgehen sollte. Mir ist völlig klar, dass dort dem Ministerpräsident der Arsch auf Grundeis geht für den Fall, dass dort ein politischer Damm bei der Landtagswahl bricht, was tut die wehrhafte Demokratie dann eigentlich mit dem, " mit denen niemals " mit den Russen nie wieder, jetzt ist die Zeit der Falken, völlig egal was das für das eigene Gemeinwesen bedeutet, wenn es 10 Jahre die Falken bedarf dann ist es eben so, wenn zu befürchten ist, dass das Schule macht und der politische Flächenbrand auf das ganze Land übergreift und man anderes einfordert, ein bisschen rumdemonstriert, umherkrakeelt der" kleinwüchsige Kanzler muß weg, die dicke Grüne, der Porschefahrer Lindner oder der Kinderbuchautor , so wie" der Spitzbart", man Partei und staatliche Stellen stürmt, alles sowas in der Art, was würde die wehrhafte Demokratie dann eigentlich machen? Wenn sich eine Wagenknecht wirklich entschließt eine Partei zu gründen und wohl so schlechte Chancen gar nicht hätte von links bis rechts unzufriedene Staatsbürger hinter sich zu scharen, wird die dann Bundeskanzler wie Macron Präsident mit einer schnell mal aus dem Boden gestampften" Bewegung" oder lässt sich die wehrhafte Demokratie dann etwas einfallen?
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25130
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 11:24

augenzeuge hat geschrieben:Ich glaube, ihr bringt da etwas durcheinander. Von einem 17. Juni ala DDR sind wir sowas von weit weg.... [denken]

Die Leute nehmen doch die geplanten Verteuerungen alle hin. Und warum? Weil es ihnen noch sehr gut geht.

AZ


Stimmt. Hier wird manches durcheinander gebracht...Wie würde ein bekannter ehemaliger Ostbeauftragter sagen:
"Diktatursozialisierung ist dicker als Blut"
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 11:33

[grin] Na sicher doch ,mit solch blöder Phrasendrescherei der Sieger kann man natürlich meine Fragen beantworten. Dann einfach mal hier, in Niedersachsen, mit Leuten von der Straße beim Bier sitzen und zuhören wenn die nach dem 5 Bier die Hemmungen verlieren. Es bleibt beim Thema Volksaufstand einfach die Frage offen, was tun politische Systeme wenn sie Gefahr laufen ihre Macht zu verlieren in eine Richtung die ihren eigenen Vorstellungen fundamental widersprechen. In dem heutigen System ist es nämlich letztlich völlig egal ob ich CDU ,SPD, FDP, oder Grüne wähle, grundsätzlich würde sich dadurch nichts ernsthaft ändern. Deswegen gehe ich auch schon lange nur noch aus Gewohnheit hin, mache irgendwo ein Kreuz und nehme das Ganze schon wieder nicht mehr wirklich ernst. [flash] Das könnte sich aber für das ,in Größenordnungen unzufriedene, Volk fundamental ändern wenn eine Mischung aus Heiland und Rattenfänger mit Charisma faktisch über Nacht auf der Bildfläche erscheint. Die Frage um die es hier geht, was würde die Staatsmacht heute tun wenn es dadurch für sie ans Eingemachte geht.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25130
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 11:48

karnak hat geschrieben:[grin] Na sicher doch ,mit solch blöder Phrasendrescherei der Sieger kann man natürlich meine Fragen beantworten. Dann einfach mal hier, in Niedersachsen, mit Leuten von der Straße beim Bier sitzen und zuhören wenn die nach dem 5 Bier die Hemmungen verlieren. Es bleibt beim Thema Volksaufstand einfach die Frage offen, was tun politische Systeme wenn sie Gefahr laufen ihre Macht zu verlieren in eine Richtung die ihren eigenen Vorstellungen fundamental widersprechen.


Klar. Nun ist es wieder blöde Phrasendrescherei. Als ob in der jetzigen BRD jemand an einen Volksaufstand denkt. Im übrigen, wer hat eigentlich diesen Volksaufstand damals in der DDR beendet? Die SED Regierung war doch längst abgetaucht...Aber wie gesagt, ich kann dich verstehen....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 11:56

pentium hat geschrieben:. Als ob in der jetzigen BRD jemand an einen Volksaufstand denkt. .

Als ob ich das behauptet habe, wenn es nach mir geht sollte alles so bleiben wie es die letzen 20 Jahre war. [flash] Wenn es geht ohne den Wahn des Westens UNSERE WERTE der ganzen Welt aufnötigen zu wollen und ich diesen Mist bezahlen soll.
Die Frage in diesem Thema ist, was würde die Staatsmacht in diesem System eigentlich tun wenn IHRE WERTE durch relevante Teile des eigenen Volkes weg demonstriert werden sollen und dafür auch Gewalt gegen Sachen und Personen eingesetzt werden würde?
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25130
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 12:03

karnak hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:. Als ob in der jetzigen BRD jemand an einen Volksaufstand denkt. .

Als ob ich das behauptet habe, wenn es nach mir geht sollte alles so bleiben wie es die letzen 20 Jahre war. [flash] Wenn es geht ohne den Wahn des Westens UNSERE WERTE der ganzen Welt aufnötigen zu wollen und ich diesen Mist bezahlen soll.
Die Frage in diesem Thema ist, was würde die Staatsmacht in diesem System eigentlich tun wenn IHRE WERTE durch relevante Teile des eigenen Volkes weg demonstriert werden sollen und dafür auch Gewalt gegen Sachen und Personen eingesetzt werden würde?


Die Staatsmacht hat am 17. Juni gar nichts getan....die Besatzungsmacht hat die Panzer rollen lassen. Was für Werte sollen damals weg demonstriert wurden sein?

Herr Hellmut Seidel aus Dresden hat den 17. Juni 1953 als Student miterlebt. Er weißt darauf hin, dass die Forderungen nach besseren Lebensbedingungen nicht gleichzusetzen sind mit politischen Forderungen:

Ich habe am 17.6.53, kurz nach dem Studium, in Dresden den Protestzug über den Pirnaischen Platz ziehen sehen, von Osten kommend, ruhig und ohne Geschrei. Fahnen und Transparente trugen sie, lesen konnte ich nichts (zu weit entfernt). Daher kenne ich auch nicht ihre Forderungen. Die habe ich erst jetzt aus der Zeitung gelesen. Der Operettenschauspieler Gustel Promper soll sie angeführt haben. Man soll Leute, die mehr Lohn fordern, nicht als politische Helden umfälschen (auch im VW-Werk "Gläserne Manufaktur" wird gestreikt), denn die gibt es überall auf der Welt, auch bei uns: Polizisten, Beamte, Manager z.B. auch! Keiner kriegt genug.

Die Zeiten waren natürlich schwer, alles war noch zerstört, Dresden lag in Trümmern (das war doch nicht die SED, sondern die Amis!), wir hatten Hunger. Mehr zu verlangen ist doch kein politischer Aufstand!
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon Nostalgiker » 17. Juni 2023, 12:06

Das es den Deutschen, also allen, sehr gut geht wie AZ meint, mag ich dahingehend relativieren; es geht dem überwiegenden Teil gut.

Die Proteste um den 17.Juni hatten nicht ihren Ursprung in Arbeitsniederlegungen der Bauarbeiter in der Stalinallee sondern in spontanen Streiks/Arbeitsniederlegungen der Bauarbeiter der Baustelle Krankenhaus Friedrichshain am 15.Juni in deren Ergebnis eine Protestnote in der als Hauptforderung die Rücknahme der Normerhöhung gefordert wird zum Büro des Ministerpräsidenten Otto Grotewohl, ins Haus der Ministerien an der Wilhelmstraße/Leipziger Straße gebracht wird und diese auch übergeben wird.

Am 16.Juni kommt es zu weiteren Arbeitsniederlegungen auf weiteren Baustellen in Berlin und es formiert sich ein Demonstrationszug der zum Haus der Ministerien zieht.
Dort stellt sich Fritz Selbmann, Minister für Bergbau und Hüttenwesen, den rund 10.000 Demonstranten.
Inzwischen tauchen erste Forderungen nach den Rücktritt der Regierung und freie Wahlen auf.
Am Abend demonstrieren rund 20.000 Menschen an verschiedenen Orten in Ost-Berlin, es erfolgt der Ruf nach einem Generalstreik am nächsten Tag.

Seit dem späten Nachmittag berichtet der Rias (Rundfunk im Amerikanischen Sektor) ausführlich über die Ereignisse. Um 19.30 Uhr sendet er die Hauptforderungen der Streikenden: Auszahlung der Löhne nach den alten Normen, sofortige Senkung der Lebenshaltungskosten, freie und geheime Wahlen, keine Maßregelung der Streikenden und ihrer Sprecher.

Diese Berichterstattung des Rias wird erheblich dazu beitragen, dass die Arbeitererhebung in der Hauptstadt der DDR in weiten Teilen des Landes bekannt wird.

Aus den am 17.Juni morgens gestarteten Demonstrationszüge entwickelten sich am am Vormittag an verschiedenen Punkten Ost-Berlins Randale und Brandstiftungen, gegen 10 Uhr tauchen die ersten sowjetischen Panzer an zentralen Punkten der Stadt auf.
Demonstranten setzen Kioske, Wachhäuser und Autos in Brand, plündern Ladenzeilen.

Gegen 13:44 Uhr meldet der RIAS das Generalmajor Pawel Dibrowa, der Stadtkommandant, den Ausnahmezustand über den Sowjetischen Sektor verhängt hat.
Der Ausnahmezustand wird schließlich in 167 von 217 Stadt- und Landkreisen der DDR ausgerufen.

Um 14 Uhr: verliest der Rundfunk der DDR verliest Erklärung von Ministerpräsident Otto Grotewohl. Darin wird erklärt, man habe die Erhöhung der Arbeitsnormen zurückgenommen.
Darin wird auch erklärt das der Aufstand sei „das Werk von Provokateuren und faschistischen Agenten ausländischer Mächte und ihrer Helfershelfer aus deutschen kapitalistischen Monopolen“.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13714
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 12:15

Aber doch wohl nachdem Demonstranten Staatsfunktionäre auf die Straße gezerrt und verprügelt haben, Büros gestürmt und verwüstet haben und das in einem Teil eines Landes, dass ein paar Jahre vor einen Krieg krachend verloren hatte und zwar gegen die anwesenden Besatzer die von diesem als unwertes Leben ausgerottet und mit etwas Glück als Sklaven gehalten werden sollten. Was hätte man den von denen, dazu noch in einer Diktatur organisiert, eigentlich groß erhoffen sollen? Was wäre eigentlich in den Teilen der Westmächte passiert wenn es dort der KPD gelungen wäre eine Stimmung zu organisieren die ihnen hätte einen Wahlsieg bringen können und sie über Demonstrationen und Gewaltaktionen aufgerufen hätte die genehme Regierung der Besatzung zu stürzen?
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25130
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2023, 12:55

Was würde die wehrhafte Demokratie im Gegensatz zur Diktatur eigentlich tun, akzeptieren, klein beigeben, aufgeben und mit hängendem Schwanz das Feld räumen?


Ganz sicher nicht,wenn es großen Teilen des Volkes gut geht.
Dann würde man kämpfen.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84920
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 12:56

karnak hat geschrieben:Aber doch wohl nachdem Demonstranten Staatsfunktionäre auf die Straße gezerrt und verprügelt haben, Büros gestürmt und verwüstet haben und das in einem Teil eines Landes, dass ein paar Jahre vor einen Krieg krachend verloren hatte und zwar gegen die anwesenden Besatzer die von diesem als unwertes Leben ausgerottet und mit etwas Glück als Sklaven gehalten werden sollten. Was hätte man den von denen, dazu noch in einer Diktatur organisiert, eigentlich groß erhoffen sollen? Was wäre eigentlich in den Teilen der Westmächte passiert wenn es dort der KPD gelungen wäre eine Stimmung zu organisieren die ihnen hätte einen Wahlsieg bringen können und sie über Demonstrationen und Gewaltaktionen aufgerufen hätte die genehme Regierung der Besatzung zu stürzen?


Lenke nicht ab mit deiner KPD. Warum sind denn die Bürger der DDR in Maßen aus dem Lande in Richtung Westen? Was willst du eigentlich immer mit deinem verlorenen Krieg und irgendwelchen Sklaven? Deine SED Diktatur wollte man nicht....und was bitte hat das verwüsten von Büros mit dem verlorenem Krieg zu tun?
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2023, 13:45

In Moskau setzte sich die Meinung durch, dass die deutschen Genossen den deutschen Staat nicht führen können.

AZ
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84920
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 14:11

Über kaum ein Ereignis der jüngsten Geschichte gibt es so viel Literatur, wie über den 17. Juni 1953.
Alles zu finden unter:
http://www.ib.hu-berlin.de/~pbruhn/juni1953.htm
Die dortige Datenbank enthält weit über 6.500 Hinweise auf Schriften speziell über den Aufstand vom Juni 1953 in der DDR. Es handelt sich um die weltweit umfassendste Bibliographie zu diesem Thema. Sie enthält nicht nur Nachweise für deutsche Veröffentlichungen, sondern auch zahlreiche Hinweise auf ausländische Publikationen (aus Belgien, Canada, Dänemark, England, Estland, Frankreich, Irland, Italien, Japan, Kroatien, Mexiko, den Niederlanden, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, der Schweiz, Slowenien, Spanien, Tschechien, der Ukraine, Ungarn, den USA, Weissrussland und vielen anderen Ländern).
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 14:23

pentium hat geschrieben:
Lenke nicht ab mit deiner KPD. Warum sind denn die Bürger der DDR in Maßen aus dem Lande in Richtung Westen? Was willst du eigentlich immer mit deinem verlorenen Krieg und irgendwelchen Sklaven? Deine SED Diktatur wollte man nicht....und was bitte hat das verwüsten von Büros mit dem verlorenem Krieg zu tun?

[flash] Ich lenke überhaupt nicht ab und das bestreite ich alles auch überhaupt nicht, ich stelle lediglich fest, dass es sich kein Staatengebilde der Welt so einfach gefallen lässt wenn man seine Institutionen und Amtsträger angreift. Schon gar nicht eine Besatzungsmacht gegenüber den Besetzten die kurz vorher den Krieg verloren haben. Und diese ganzen Umstände sollten ideologiefrei und politisch ungebundene Historiker bei ihren Beurteilungen von Geschichte mit einfließen lassen,tun sie aber auftragsgemäß allen Anschein nach nicht. Was erzählt man mir den immer bei den Klimaklebern, darf alles nur Gewaltfrei abgehen, sonst Verbrechertum. [flash] Hier gibt es doch nun einige die der Meinung sind diese Terroristen hätten eigentlich 20 Jahre Lager verdient, wie soll denn da eine Diktatur bei echtem Landfriedensbruch reagieren? [flash]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25130
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 15:01

karnak hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
Lenke nicht ab mit deiner KPD. Warum sind denn die Bürger der DDR in Maßen aus dem Lande in Richtung Westen? Was willst du eigentlich immer mit deinem verlorenen Krieg und irgendwelchen Sklaven? Deine SED Diktatur wollte man nicht....und was bitte hat das verwüsten von Büros mit dem verlorenem Krieg zu tun?

[flash] Ich lenke überhaupt nicht ab und das bestreite ich alles auch überhaupt nicht, ich stelle lediglich fest, dass es sich kein Staatengebilde der Welt so einfach gefallen lässt wenn man seine Institutionen und Amtsträger angreift. Schon gar nicht eine Besatzungsmacht gegenüber den Besetzten die kurz vorher den Krieg verloren haben. Und diese ganzen Umstände sollten ideologiefrei und politisch ungebundene Historiker bei ihren Beurteilungen von Geschichte mit einfließen lassen,tun sie aber auftragsgemäß allen Anschein nach nicht. Was erzählt man mir den immer bei den Klimaklebern, darf alles nur Gewaltfrei abgehen, sonst Verbrechertum. [flash] Hier gibt es doch nun einige die der Meinung sind diese Terroristen hätten eigentlich 20 Jahre Lager verdient, wie soll denn da eine Diktatur bei echtem Landfriedensbruch reagieren? [flash]


Natürlich lenkst du schon wieder ab. Fang mal an dieses Staatsgebilde DDR zu analysieren und was soll das schon wieder mit der Bevölkerung die den Krieg verloren hat? In der BRD hat man auch den Krieg verloren...Ich denke dein Fehler ist die Situation von damals mit unserer heutigen Situation zu vermengen. Noch ein kleines Zitat:
Nachdem die historische Wahrheit über den 17. Juni schon im Staat der SED bis zu seiner Endzeit nicht zur Sprache gebracht werden durfte, sondern Zerrbilder, Legenden und Unwahrheiten von Ideologen und Historikern im Parteiauftrag kolportiert wurden, mehren sich im geeinten Deutschland Versuche, den 17. Juni 1953 als Eskalation sozialer Massenproteste darzustellen, in deren Verlauf es zu "Randale" und "Gewalttätigkeiten" kam. "DDR-Fahnen wurden herabgerissen und verbrannt, Kioske angezündet. Läden und öffentliche Gebäude gestürmt, geplündert und gebrandschatzt. Es kam zu tätlichen Angriffen auf Mitglieder der SED und der FDJ." Zur Auflösung der Fußnote[1] So zu lesen in einer mit über zwei Dutzend Unterschriften versehenen Erklärung zum 50. Jahrestag des Aufstands, die ein "Berliner Alternatives Geschichtsforum" veröffentlicht hat. Zu den Unterzeichnern gehören Hans Modrow, Manfred Gerlach und Wolfgang Schwanitz, und so kann es nicht überraschen, dass historische Deutungsmuster angeboten werden, die einst das Geschichtsbild der SED vom 17. Juni prägten.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon karnak » 17. Juni 2023, 16:15

Wenn es zu diesen Übergriffe kam, und das ist völlig zweifelsfrei, dazu gibt es sogar Fotos, erfüllt das den Tatbestand des Landfriedensbruch und das wird nirgendwo toleriert, staatliche Ordnungsorgane schlagen dann zurück, Besatzungsmächte sowieso, dass ist überall auf der Welt so, völlig egal ob Diktatur oder Demokratie, natürlich in einer Diktatur durchaus in unangemessen Umfang. Nur darum geht es und das ist im Rahmen von Aufarbeitung von Geschichte auch zu benennen, und zwar als das was es ist, nämllich marodierendes Verhalten einzelner Personengruppen die keinesfalls unter heldenhaften Freiheitskämpfer zu führen sind.Um was für Personengruppen es sich dabei gehandelt haben dürfte könnte ich Dir sagen, aber das kann ich letztendlich nicht beweisen und Du unterstellst mir lang nachhängende Rotlichtbestrahlung. 1953 dürfte es von diesen Personengruppen noch reichlich mehr gegeben haben als in heutiger Zeit. Trotzdem verfährt man heute wie damals gerne nach dem Prinzip" Der Feind meines Feindes ist mein Freund" .
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 25130
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: War der 17. Juni 1953 eine Erhebung oder eine Revolution?

Beitragvon pentium » 17. Juni 2023, 16:35

karnak hat geschrieben:Wenn es zu diesen Übergriffe kam, und das ist völlig zweifelsfrei, dazu gibt es sogar Fotos, erfüllt das den Tatbestand des Landfriedensbruch und das wird nirgendwo toleriert, staatliche Ordnungsorgane schlagen dann zurück, Besatzungsmächte sowieso, dass ist überall auf der Welt so, völlig egal ob Diktatur oder Demokratie, natürlich in einer Diktatur durchaus in unangemessen Umfang. Nur darum geht es und das ist im Rahmen von Aufarbeitung von Geschichte auch zu benennen, und zwar als das was es ist, nämllich marodierendes Verhalten einzelner Personengruppen die keinesfalls unter heldenhaften Freiheitskämpfer zu führen sind.Um was für Personengruppen es sich dabei gehandelt haben dürfte könnte ich Dir sagen, aber das kann ich letztendlich nicht beweisen und Du unterstellst mir lang nachhängende Rotlichtbestrahlung. 1953 dürfte es von diesen Personengruppen noch reichlich mehr gegeben haben als in heutiger Zeit. Trotzdem verfährt man heute wie damals gerne nach dem Prinzip" Der Feind meines Feindes ist mein Fein".


Landfriedensbruch? Klar und da setzt man dann Panzer ein...! Schau dir mal die Liste der Opfer an und die Urteile für deinen Landfriedensbruch. Wobei, gab es den Paragraphen eigentlich überhaupt in der DDR? Und ja diese Mythen und Märchen halten sich heute noch, also was die Genossen der SED so im laufe der Jahre erzählt haben, sieht man übrigens an deinen Ausführungen. Wobei ich nicht in Frage stelle, das hier und dort mal ein Feuer gelegt wurde und ein Zeitungskiosk in Flammen aufging...ja es wurden auch Papiere verbrannt, aber die SED Propaganda hat dann wieder die feindlichen Agenten daraus gemacht....
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45591
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

VorherigeNächste

Zurück zu Besondere Vorkommnisse

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste